67. Kapitel

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Gegen drei Uhr nachts kehrte Ryan zurück. Er parkte die Limousine im Hinterhof von Mikes Haus. Es waren seine Mädchen, die Ryan in den nächsten Tagen herumfahren würde.

Er fühlte sich schon jetzt unwohl mit dem Job, den Chris ihm gegeben hatte, aber irgendwie musste er Geld verdienen und es war gleichzeitig ein Möglichkeit, Chris zu besänftigen.

Sie hatten heute Mittag einige Zeit geredet, inwiefern Ryan sich Geld verdienen könnte und als Chris die Arbeit als Chauffeur vorgeschlagen hatte, hatte Ryan ein seltsames Drängen verspürt, das ihn dazu gebracht hatte, diese Alternative zu wählen, ohne dass er genau wusste, weshalb. Aber zurück in den Drogenhandel hätte sowieso nicht mehr gewollt.

Ryan lief zur Veranda und sah eine Silhouette in der Dunkelheit auf den Treppenstufen sitzen. Es war Chris.

„Wie war die erste Schicht?"

Ryan ließ sich neben seinen ehemaligen Freund nieder. „Nichts besonderes, nehme ich an."

„Du hast Kelsey gefahren?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Ja."

„Wie kommst du mit ihr klar?"

„Ganz gut. Sie ist verschlossen, aber was anderes hatte ich nicht erwartet."

„Sie ist sowas wie Mikes Problemkind." Chris griff in seine Jackentasche und zog eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug heraus. „Du auch?"

„Nein, danke."

Chris hob die Augenbrauen. „Das überrascht mich." Er schob die Zigarette zwischen seine Lippen, zündete sie an und ließ das Feuerzeug und die Zigarettenpackung wieder in seiner Jackentasche verschwinden.

„Ich hab mehr oder weniger aufgehört." Wenn man von der einen Zigarette vorhin absah, hatte er seit seiner Verhaftung nicht mehr geraucht.

„Menschen können sich also doch noch verändern, ja?"

„Ja."

Chris nahm einen Zug seiner Zigarette und blies den Rauch in die dunkle Nacht hinaus, die nur von den wenigen Straßenlaternen erhellt wurde. „Wie viel Geld hast du heute bekommen?"

„Was?"

„Trinkgeld. Von den Kunden. Geht traditionell an mich." Chris hielt ihm die offene Hand entgegen.

„Ich hab es Kelsey gegeben."

Chris schnaubte. „Hat sie das von dir verlangt?"

„Nein", beeilte Ryan sich zu sagen. „Es hat sich nicht richtig angefühlt, das Geld zu nehmen, obwohl sie..."

Chris nickte und nahm einen erneuten Zug von seiner Zigarette. „Du musst dein Gewissen ausschalten, Mann, sonst kommst du nicht weit. Ab morgen bringst du mir das Trinkgeld mit. Sieh es als Bezahlung, damit du weiter hier arbeiten kannst." Chris klopfte ihm auf die Schulter.

Ryan unterdrückte einen bissigen Kommentar. Er hatte es noch nie ausstehen können, wenn Menschen sich für etwas Besseres hielten oder sich selbst zu Autoritäten machten, die sie nicht waren. „In Ordnung."

Chris nickte zufrieden. „Das wollte ich hören."

Das war ihm klar. „Ich geh jetzt rein, oder ist noch was?" Seine Müdigkeit hielt sich mittlerweile wieder in Grenzen, aber er wollte seinen Schlafrhythmus nicht komplett ruinieren.

„Nope." Chris warf seine Zigarette auf die Treppenstufe, stand auf und trat sie dabei aus. „Ich gehe auch ins Bett. Wir wollen ja nicht die Nacht durchmachen, nicht wahr?"

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt