Kendras Lippen kribbelten von den vielen Küssen, während sie Hand in Hand mit Luke am Chicago River entlanglief. Ihr Kopf schwirrte von den ganzen Komplimenten und Liebesbekundungen, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte, sodass es unmöglich war, klare Gedanken zu fassen. Aber das war auch nicht nötig, immerhin hatte sie Luke bei sich. Er wusste schon, wo sie waren und wohin sie gingen und würde sie auch sicher wieder nach Hause bringen.
„Kenny, ich muss mit dir reden", sagte er schließlich, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander her geschlendert waren.
„Was ist?"
Er blieb stehen. „Wir können nicht offiziell zusammen sein."
Sie hatte es beinahe erwartet, dennoch trafen seine Worte sie hart. „Wieso?"
Sein Blick wanderte von ihren Augen zu ihren Lippen und wieder zurück, während er scheinbar nach Worten suchte.
„Ist es wegen Ryan?"
„Nicht wirklich. Auch. Vielleicht. Ich weiß nicht." Luke stieß Luft aus. „Es ist so, dass ich einen gewissen Ruf habe..."
„... den du nicht verlieren willst?" Autsch.
„Nein." Er schüttelte entschieden den Kopf. „Darum geht nicht."
„Sondern?"
„Ich möchte deinen Ruf nicht ruinieren, indem du mit mir zusammen bist. Ich möchte nicht, dass die anderen von dir denken, du wärst nur... eine von vielen." Er senkte den Blick.
Kendra, die sowieso schon viele ihrer Prinzipien über Bord geworfen hatte, was das Daten von Nicht-Christen anging, trat so nahe an ihn heran, dass ihre Körper sich berührten. „Kein Problem." Sie legte ihre Arme in seinen Nacken, zog seinen Kopf zu sich herunter und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Es fühlte sich so natürlich an und dennoch ungewohnt.
„Mein Gott, Kenny, hast du eine Ahnung, was du mit mir machst?", stöhnte Luke und legte seine Stirn an ihre.
Ein glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. War es nicht das, was jede Frau sich insgeheim wünschte, zu hören?
„Ich liebe dich." Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie dann an der Hand ein Stück die Straße entlang.
„Wohin gehen wir?" Sie lachte, auch wenn es dazu eigentlich keinen Grund gab. Aber es war einfach berauschend, mit ihm unterwegs zu sein. „Wie spät ist es eigentlich?", fiel ihr ein, dass sie völlig die Zeit vergessen hatte. „Immerhin sollten wir wieder Zuhause sein, wenn Ryan zurückkommt. Wenn der uns so sehen würde." Sie lachte wieder.
Luke lächelte nur. „Elf Uhr."
„Phew, dann muss ich ja bald ins Bett, um morgen wieder früh aufstehen zu können. Mrs. Hawkins braucht wirklich meine Hilfe. Ich frage mich, wie sie das alle die Jahre alleine geschafft hat und das mit ihrem Rücken."
Sie wusste gar nicht, warum sie Luke das alles erzählte, aber irgendwie war ihr gerade danach, viel zu reden. Was ja auch nicht schlimm war, obwohl sie eigentlich schon den ganzen Abend geredet hatte.
Luke führte sie einige Schritte in eine kleine, leere Seitengasse hinein, wo er sie mit dem Rücken sanft an die Wand drückte.
Kendra fuhr mit ihrer Hand über seinen Brustkorb und kicherte, als er sich mit der Hand an der Hauswand neben ihr abstützte und sich zu ihr nach vorne lehnte.
„Was ist so witzig?", fragte er und legte eine Hand an ihre Wange.
„Ich weiß nicht. Das hier. Wir beide. Einfach alles."
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Never Too Far
Teen FictionAls Kendra O'Ryan im Rahmen ihres Studiums einen Praktikumsplatz als investigative Journalistin in Houston angeboten bekommt, beschließt sie, anzunehmen - egal, wo es hinführt. Doch wer hätte gedacht, dass sie dort ausgerechnet Ryan Tucker wiedertre...