47. Kapitel

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Beim Frühstück war er Kendra nicht über den Weg gelaufen, so wie es gestern Abend der Fall gewesen war, und darüber war Ryan erleichtert.

Er hasste sie nicht mehr, wie er es früher getan hatte, aber je weniger Zeit sie miteinander verbrachten, desto besser. Und wenn sie dachte, er würde sie meiden, als Rache dafür, dass sie gestern im Auto kein Gespräch mit ihm hatte führen wollen, dann war ihm das auch recht.

Ryan duschte sich und zog sich an. Er würde ein paar Minuten zu spät unten im Foyer sein, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Kendra selbst pünktlich sein würde.

Seine Sachen waren schnell wieder zusammengesammelt, da er sowieso kaum etwas ausgepackt hatte. Er trocknete sich gerade mit einem Handtuch die noch feuchten Haare ab, als es an der Tür klopfte. Gut, Kendra schien doch schneller gewesen zu sein, als er vermutet hatte.

Ryan ging zur Tür und öffnete sie. „Mallory", grüßte er überrascht die junge Dame von der Rezeption, mit der er gestern zu Abend gegessen hatte. „Hast du schon wieder Dienst?"

„Ich hatte Nachtdienst und hab jetzt Schluss." Mallory trug eine sehr knappe Jeans und ein luftiges Top, das Teile ihres Sport-BHs zeigte. „Ich dachte, ich sage tschüss."

Ryan lehnte sich an den Türrahmen, die Hand an die Tür gestützt. „Tschüss."

Sie war nett, aber er glaubte zu erahnen, weshalb sie wirklich hier war und das musste er verhindern.

Auch wenn er zugeben musste, dass sie wirklich gut aussah und...

Aber diese Zeiten hatte er hinter sich gelassen. Hoffte er zumindest.

„Kann ich kurz reinkommen?", fragte sie auch schon.

„Keine gute Idee." Sogar eine ziemlich dumme Idee. „Ich muss gleich wieder fahren."

„Ich brauche nicht lange."

Etwas an ihrem Blick veranlasste ihn, die Tür weiter aufzustoßen, sodass sie eintreten konnte, ohne weiter zu fragen, worum es sich handelte.

„Es haben unten Männer nach euch beiden gefragt", erklärte sie wie nebenbei.

„Was? Wann?", fragte Ryan alarmiert und schloss die Tür. Das FBI? Blake? Das Suárez-Kartell? Ash? Wie hatten sie sie so schnell gefunden? Er hatte nicht einmal unter ihrem richtigen Namen gebucht sondern den Ausweis vorgezeigt, den Brooklyn ihm zu Beginn seiner Undercover-Arbeit gegeben hatte und laut dem er nicht Tucker sondern Smith hieß.

„Gerade eben. Aber ich habe gesagt, dass ihr schon weg seid." Mallory trat einen Schritt auf ihn zu und begann an seinem Oberteil zu zupfen. „Sie wirkten nicht begeistert davon."

„Das kann ich mir vorstellen", murmelte Ryan und rieb sich mit der Hand den Nacken. „Sind sie weg?"

„Ja." Sie begann, Muster auf sein weißes T-Shirt zu malen und wirkte nicht mehr sonderlich auf das Gespräch konzentriert.

Ryans Gedanken arbeiteten hingegen auf Hochtouren. „Haben sie gesehen, wohin du gegangen bist?"

„Nein."

„Wie sahen sie aus?"

Mallory rümpfte die Nase. „Normal."

Eine Beschreibung, die keine der Möglichkeiten ausschloss. Er konnte nur hoffen...

Mallory legte ihre Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn. „Ihr müsst nicht sofort gehen", legte sie fest.

„Eigentlich schon." Er wusste selbst nicht so genau, warum er so viel zuließ was ihre Berührungen anging. Hatte er nicht erst vor gut zwei Wochen mit Sawyer über genau so etwas geredet? Und beschlossen, das ab jetzt nicht mehr zu tun?

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt