26. Kapitel

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Ryan warf seine Tasche achtlos in eine Ecke des Hotelzimmers und ging am Bett vorbei direkt zu der großen Schiebtür, die auf den Balkon führte. Er blickte nach draußen, bevor er sich wieder umwandte und das Zimmer musterte.

Gegenüber des Bettes war direkt ein Fernseher an der Wand befestigt. Ein großer Kleiderschrank zierte die andere Seite des Raumes, daneben ging eine Tür ab in das separate Bad. So ließ es sich durchaus leben, stellte er fest und ließ sich auf das große, weiche Doppelbett fallen.

Er war mit dem Auto nach Houston gekommen und nach der siebenstündigen Fahrt hatte er jetzt immer noch den halben Tag Zeit. Erst übermorgen hatte er sein erstes Treffen mit Suárez und seinen Leuten.

Schon vor seiner Verhaftung hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, zu irgendwelchen Treffen in anderen Städten mindestens zwei Tage vorher anzukommen.

Er hielt sich nicht gerne irgendwo auf, wo er sich nicht auskannte und so auch nicht um mögliche Fluchtwege, sowohl innerhalb der Stadt, als auch daraus heraus, wusste.

Als sein Handy klingelte, warf er einen Blick auf das Display und nahm den Anruf an, ohne sich aufzurichten.

„Hallo, Brooke." Eine kurze Pause folgte, als wäre sie irritiert von der Art, wie er sich gemeldet hatte, deshalb fügte er mit ironischem Unterton hinzu: „Es gibt sowas wie Anruferkennung. Neumodische Erfindung, solltest du dir auch zulegen."

„Danke für den Hinweis, wird ich mir merken."

Ryan musste bei ihrer Antwort grinsen, wurde jedoch schnell wieder ernst. „Weshalb rufst du an?"

„Ich wollte wissen, ob du gut angekommen bist."

„Falls du deshalb fragst: Ich bin schon mit mehr Alkohol im Blut Auto gefahren."

Eine Flasche Bier während der Fahrt würde er jetzt nicht als wirklichen Alkoholkonsum bezeichnen. Hatte er auch dem Polizisten erklärt, der ihn unterwegs angehalten hatte, um die Fahrzeugpapiere zu überprüfen und die Flasche zwischen Fahrer- und Beifahrersitz stehen sehen hatte.

„Ryan!" Brooklyn klang verärgert. „Pass gefälligst auf dich auf, ich will dich nicht von einer Leitplanke kratzen müssen!"

Er lachte leise. „Sag bloß, du hast dir Sorgen gemacht."

„Natürlich, ohne dich geht unser Plan nicht auf!"

„Wenn das alles ist..."

„Sicher, dass es dir gut geht?"

„Ein Bier, Brooke, ein einziges Bier. Selbst die Polizei hat mich weiterfahren lassen."

„Ich sollte mich mit deren Leitstelle in Verbindung setzen und über Inkonsequenz beschweren. Du hast nicht zufällig die Namen der Polizisten?"

„Nein." Ryan verfolgte mit seinen Augen die verschnörkelten Linien einer Musterung an der Decke. Falls das irgendein Muster ergeben sollte, erkannte er keines. „Also, ich bin gut angekommen, im Hotel eingecheckt und werde mit gleich was zum Mittagessen suchen. Ist noch was?"

„Ja. Der Name, den du uns gegeben hast, Jesse Sherman."

„Was ist mit ihm?"

„Wir finden ihn nirgendwo. Keine Datenbank, weder national noch international, hat irgendetwas über ihn. Es wäre aber gut, Hintergrundwissen über ihn zu haben, um ihn glaubwürdig als Verräter darstellen zu können."

„Reicht das nicht, was ich Josh gegeben habe?"

„Nicht wirklich. Wir müssen mehr über ihn wissen. War er früher schon kriminell? Wo kommt er her? Wer ist er? Hat er Familie? Wer sind seine Kontakte? Sowas."

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt