Kendra saß auf ihrem Bett und las in einem Buch, als Ryan das Zimmer betrat.
„Hi", begrüßte sie ihn, verunsichert, wie er wohl reagieren würde.
„Hi." Er warf seine Jacke über einen der beiden Stühle und schloss die Tür hinter sich. „Alles gut?"
„Ja." Was sollte sie auch sagen? Der erste Schreck war überwunden, aber ihre Gedanken konnte sie einfach nicht zur Ruhe bringen.
„Dein Handgelenk?" Er machte eine Kopfbewegung in Richtung ihres Armes.
„Verstaucht, sagt Mrs. Hawkins." Die ältere Frau war mit einem Arzt verheiratet gewesen, dem sie oft in seiner Praxis zur Hand gegangen war, bis sie nach dessen Tod zu den Scotts gekommen war. Sie hatte ihr eine Salbe aufgetragen und einen stabilisierenden Verband um ihr Handgelenk gewickelt.
Er nickte und wechselte das Thema. „Ich hab mit Chris und Luke gesprochen." Er setzte sich seitlich auf einen Stuhl und sah sie abwartend an, als erhoffte er sich eine bestimmte Reaktion.
„Und?"
„Sie werden sich was für Mike ausdenken. Allesdings unter einer Bedingung."
Kendra runzelte die Stirn. „Was für eine?"
Ryans Zögern verriet, dass es etwas war, was ihr nicht gefallen würde. „Damit sie ihn dafür bestrafen können, was er vorhatte brauchen sie einen Grund. Den habe ich ihnen gegeben, indem ich gesagt habe, wir wären zusammen."
Kendra schnappte nach Luft. „Du hast was getan?"
„Wir sind jetzt offiziell zusammen. Das dient zu deinem Schutz, Kendra."
„Schon klar!" Das konnte doch nicht sein Ernst sein! „Was hat Luke dazu gesagt?"
„Nichts."
Na toll. Da war sie einmal auf gutem Weg, sich zu verlieben und was passierte? Sie fand sich gegen ihren Willen in einer Beziehung mit dem arrogantesten Idioten wieder, den sie kannte! Es war ihr egal, worüber sie die letzten Tage geredet oder was sie zusammen erlebt hatten, egal, dass er sich verändert hatte. Sie wusste nur, dass sie das nicht wollte! „Du hattest kein Recht dazu, das einfach so über meinen Kopf hinweg zu entscheiden!", fauchte sie aufgebracht.
„Wenn es dir um Luke geht, er weiß, dass das nicht wahr ist. Er..."
„Du hast doch keine Ahnung von nichts!" Sie stand auf und warf das Buch wütend auf ihr Bett zurück. „Warum mischst du dich ständig in mein Leben ein? Hör auf damit!"
Ryan hob abwehrend die Hände. „Meine Güte, Kendra! Würdest du mich einen Satz aussprechen lassen, ohne mir gleich den Kopf umzudrehen? Ich steh auf deiner Seite, siehst du das denn nicht? Lass uns bitte reden wie Erwachsene!"
Sie schnaubte aufgebracht. Was bildete er sich eigentlich ein? „Ich könnte jetzt immer noch in Houston sein und ein für mich sehr wichtiges Praktikum absolvieren. Stattdessen bin ich alleine mit dir in Chicago, der mich auf einmal auch noch in eine Beziehung zwingen will. Schönen Dank, aber nein!"
Ryan stand nun ebenfalls auf und trat dicht vor sie. „Du glaubst, dass ich dich zwingen will? Wieso?"
„Du hast das einfach so festgelegt! Aber ich will das nicht! Ich kann auf mich selbst aufpassen!"
„Das hat man ja gesehen."
Sie machte einen verärgerten Zischlaut. „Es bleibt dabei, Ryan. Keine Beziehung!"
„Ich will dir nur helfen, damit so etwas nicht noch einmal passiert."
Als ob sie nicht auf sich selbst aufpassen könnte! Und eine Beziehung mit Ryan vorzuspielen würde bedeuten, sich vor anderen Leuten zu küssen oder zu berühren und das wollte sie definitiv nicht! Wollte er sie am Ende nur ausnutzen, so wie er es schon mit vielen jungen Frauen vor ihr getan hatte?
„Nein."
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Never Too Far
Teen FictionAls Kendra O'Ryan im Rahmen ihres Studiums einen Praktikumsplatz als investigative Journalistin in Houston angeboten bekommt, beschließt sie, anzunehmen - egal, wo es hinführt. Doch wer hätte gedacht, dass sie dort ausgerechnet Ryan Tucker wiedertre...