8. Kapitel

73 13 11
                                    

„Bitte sag, dass Bailey gekocht hat!" Bittend sah Josh Kendra an, kaum dass seine Freundin die Tür geöffnet hatte.

Sie blickte ihn einen Moment irritiert an, dann begann sie zu lachen. „Auch hallo, Josh. Es ist wundervoll, dich zu sehen."

„Das ist ein Notfall, Kenny, ich bin am Verhungern!" Er hatte heute keine Mittagspause auf der Wache gemacht, weil ihn seine Arbeit so sehr beschäftigt hatte, und das rächte sich jetzt.

Kendra hielt ihm die Tür auf und ließ ihn eintreten. „Sie hat zwar gekocht, aber heute Morgen meintest du, du willst nichts essen, deswegen haben wir dir nichts übrig gelassen."

„Kenny!" Übertrieben verzweifelt sah Josh sie an.

„Josh!", machte Kendra ihn nach. „Du kannst Müsli haben."

„Egal was, Hauptsache Essen!" Josh streifte sich die Schuhe von den Füßen und umarmte Kendra überschwänglich. „Du rettest mir gerade das Leben."

„Dann sind wir nach vier Jahren ja endlich quitt", erwiderte Kendra und ging ihm voraus in die Küche.

Wenn Josh ehrlich war, wusste er nicht mehr, was von seinen Erinnerungen an den Gebäudebrand vor vier Jahren wirklich geschehen war oder was er vergessen und im Nachhinein dazu gedichtet hatte.

Er hatte einige Wochen danach noch unter temporärer Amnesie gelitten und wusste immer noch nicht, ob er seinen Erinnerungen wirklich trauen konnte, deren Bilder größtenteils Kendras Erzählungen in seinen Kopf gemalt hatten.

Es war kaum zu glauben, dass dieser Tag der Anfang seiner Freundschaft mit Kendra gewesen war. Irgendwie war aus dem bis dahin schrecklichsten Tag in seinem Leben doch noch etwas Gutes entstanden.

Damals hatte er mehr oder weniger Kendras Leben gerettet, indem er sie vor sich aus dem Fenster hatte klettern lassen. Sie war die kleine Schwester seines besten Freundes gewesen, für die er sich verantwortlich gefühlt hatte, doch danach war sie immer mehr zu einer sehr guten Freundin geworden. Und das alles nur, damit er im letzten halben Jahr immer mehr feststellte, dass Kendra für ihn mehr als nur eine Freundin war.

Sie war sein Lichtblick, mit ihrem Lachen und ihrer ansteckenden Fröhlichkeit, obwohl auch sie häufig verletzt worden war, am schlimmsten vermutlich von ihrem Pflegebruder Landon.

Er liebte ihre Gegenwart, ihren Charakter, ihre Schönheit und nicht zuletzt ihre Berührungen.
Dummerweise nur war seine Zuneigung von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Sie empfand nichts für ihn, da war er sich ziemlich sicher. Besonders nach ihrer Reaktion auf die Worte ihrer Großmutter gestern.

Er wünschte, er hätte jemanden, mit dem er darüber reden könnte, aber sein bester Freund Mark würde ihm den Kopf abreißen, wenn er ihm erzählte, dass er sich in dessen kleine Schwester verliebt hatte.

„Hier." Kendra reichte ihm eine Schüssel und holte Milch aus dem Kühlschrank. „Welches Müsli hättest du denn gerne?"

„Egal." Josh zuckte die Schultern, nahm ihr die Milch aus der Hand und setzte sich damit an den Küchentisch.

Die Wohngemeinschaft von Kendra, ihrer besten Freundin Bailey Pennington und der Medizinstudentin Amber Craig war fast wie sein zweites Zuhause geworden, so oft, wie er sich hier aufhielt. Und es würde bestimmt noch häufiger werden, jetzt, wo er selbst alleine lebte und nicht mehr ständig Mark um ihn herum wuselte.

Er vermisste seinen besten Freund schon jetzt, auch wenn er sich für ihn und Neela freute, dass sie endlich verheiratet waren. Es war dennoch ungewohnt, auf einmal völlig alleine zu leben.

„Hier." Kendra stellte eine Müslipackung auf den Tisch und setzte sich auf einen Stuhl neben ihm.

„Das sieht ziemlich gesund aus", stellte Josh skeptisch fest, als er sich das Müsli in die Schüssel kippte.

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt