49. Kapitel

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Kendra drehte sich nach hinten um. „Sie sind immer noch hinter uns."

„Das war zu erwarten", knurrte Ryan mit zusammengebissenen Zähnen.

Kendra wusste nicht mehr, wie Ryan es auf den Freeway geschafft hatte, aber jetzt fuhren sie in Schlangenlinien viel zu schnell durch den Verkehr, das FBI-Fahrzeug mit Blaulicht hinter sich.

„Wie haben die uns gefunden?" Ryans Tonfall machte deutlich, dass er keine Antwort erwartete.

Aber diese Frage stellte Kendra sich selbst auch. Außer Mark, Josh, Neela, Officer Hayes und Ash wusste niemand, wo lang sie fuhren und welche Straßen sie nehmen würden wussten nur Mark, Josh und die Polizistin, die Ryan betreute.

Wieder wandte Kendra sich um und sah den schwarzen SUV nur noch zwei Reihen hinter sich, wie er sich durch die Reihen der langsamer gewordener PKWs schlängelte.

„Was machen wir jetzt?" Panik hatte die Aufregung abgelöst. Die Art, wie Ryan fuhr, würde ihnen entweder helfen zu fliehen oder sie direkt auf die Krankenhausstation des nächsten Gefängnisses befördern. Oder in Leichensäcke.

„Fliehen", antwortete Ryan konzentriert. Er war sichtbar angespannt, während er mit sicheren, aber schnellen Bewegungen um das nächste Auto vor ihnen herum lenkte. „Wir müssen vom Freeway runter."

„Wieso das?" Waren sie hier oben nicht viel sicherer?

„Es ist zu gefährlich. In einer Kleinstadt, in der sie sich nicht auskennen, kann ich sie leichter loswerden."

„Da kennen wir uns aber auch nicht aus."

„Deswegen ist jetzt der Zeitpunkt, wo du den Straßenatlas rausholen darfst."

„Ich kann den nicht lesen."

„Dann lernst du es jetzt." Ryan fuhr knapp vor einen dunkelgrünen Jeep und erntete dafür heftiges Hupen. „Wir müssten kurz vor Piper sein, noch maximal eine halbe Stunde. Schau im Inhaltsverzeichnis nach und schlag die Seite auf. Dann suchst du nach dem Freeway auf dem wir fahren."

Kendra nickte und tat, was er gesagt hatte. Tatsächlich fand sie den Freeway recht schnell, auf dem sie sich befinden mussten. „Was ist die nächste Abfahrt?"

„Nach Topeka. Damit würden wir wieder ein Stück zurückfahren."

„Weit?"

„Halbe Stunde."

„Ich finde, das ist akzeptabel. Was denkst du?"

„Meinetwegen."

Das Straßennetz um Kansas City war komplizierter, als sie erwartet hatte, deswegen war sie froh, wenn sie morgen nicht durch diese Stadt fahren müssten, sondern darum herum.

„Ist dein Handy aus?"

Kendra runzelte die Stirn. „Ja, ich denke schon."

„Nicht denken, wissen! Wenn nein, schalte es sofort aus. Und am besten nie wieder an." Ryan riss das Lenkrad ruckartig zur Seite und bremste scharf ab, als sie sich zu schnell einem anderen Auto näherten.

Kendra wurde in ihren Sitz gedrückt und klammerte sich mit beiden Händen an dem Haltegriff über sich fest. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Es fiel ihr schwer, zu vertrauen, dass Ryan keinen Unfall bauen würde, immerhin hatte sie davor schon Angst, wenn er normal fuhr – und das hier war kein Vergleich dazu.

Zum Glück hatten sie bei der Raststätte getankt – auch wenn es Kendra ein Rätsel war, wie Ryan das wohl geschafft hatte, ohne von den Sicherheitskameras erfasst zu werden.

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt