96. Kapitel

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Es war eindeutig zu schnell und zu unsicher. Kendra klammerte sich an Ryan fest, der tatsächlich auch noch Spaß an dem Ganzen zu haben schien. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie motorisierte Geräte Männer wieder in Kinder verwandeln konnten.

Aber irgendwie war Kendra stolz darauf, dass Ryan ihr auch diese Seite von sich zeigte. Sie liebte es einfach, immer mehr von ihm zu entdecken.

Außerdem konnte sie so die Zeit nutzen, sich einfach an ihn zu kuscheln und nichts anderes zu tun und das nutzte sie schamlos aus. Die Hände um seine Taille geschlungen schmiegte sie ihren Oberkörper an ihn und rechtfertigte sich selbst damit, dass sie sich einfach nicht merken konnte, wann sie ihr Gewicht wie weit in welche Richtung zu verlagern hatte.

Statt den anderthalb Stunden, die mit dem Auto eingeplant gewesen waren, brauchten sie mit einer kurzen Pause zwischendurch zweieinhalb Stunden, bis sie endlich die Stadtgrenze von Cairo durchfuhren. Kendra spürte kribbelnde Aufregung in sich. Bald würde sie endlich ihre Geschwister wiedersehen!

Vor einer Gaststätte hielt Ryan das Motorrad an und ließ sie als erstes absteigen, bevor er ebenfalls sein Bein über die Maschine schwang, während Kendra bereits ihren Helm vom Kopf nahm.

„Du hattest ganz schön Angst, was?" Unter seinem Helm kam nun auch sein Grinsen zum Vorschein. Er nahm ihr ihren Helm ab und verstaute beide unter dem Sitz, auf dem sie gesessen hatte. Sie hatte nicht gewusst, dass darunter ein Hohlraum gewesen war, sonst hätte sie sich beim Fahren vermutlich noch unsicherer gefühlt.

„Ich und Angst? Niemals." Sie schüttelte betont den Kopf. „Aber bei deinem Tempo musste ich mich ja irgendwo festhalten."

Ryan ging darauf ein, obwohl er die Wahrheit wusste. „Ich bin extra nicht so schnell gefahren, wie normalerweise. Außerdem gibt es Griffe, Süße", fügte er grinsend hinzu.

Kendra spürte, wie sie wieder einmal rot wurde. Die Griffe hatte sie nicht bemerkt. „Also was machen wir jetzt?"

Ihr mehr als auffälliger Themenwechsel wurde von ihm mit einem Lachen quittiert. Jedoch wurde er schnell wieder ernst. „Wir gehen runter zum Wasser", erklärte er, was ihm sein Bruder mitgeteilt haben musste, und deutete auf einen breiten Fluss, der gute zweihundert Meter von ihnen entfernt vorbeifloss.

„Lassen wir das Motorrad hier?"

„Es wird schon niemand stehlen."

„Dir ist aber schon bewusst, wie wir daran gekommen sind?" Zweifelnd sah sie ihn an.

Ryan zuckte lässig mit den Schultern. „Wir brauchen es nicht mehr und so schnell wird niemand das als vermisst melden und ausgerechnet hier danach suchen."

Kendra hob die Augenbrauen. „Wie du meinst."

„Yep." Er legte einen Arm um ihre Schultern, als sie gemeinsam in Richtung des Flusses schlenderten. Sie folgten einem Weg, der aus der Stadt hinaus und dahinter auf eine Brücke führte und je näher sie dem Holzkonstrukt kamen, desto greifbarer wurde Ryans Anspannung.

„Glaubst du, er ist schon hier?", wagte Kendra irgendwann leise zu fragen.

„Ich weiß es nicht." Besorgt runzelte Ryan die Stirn. Als sie die Brücke betraten, legte er seine Hand auf ihren Rücken und führte sie zur Mitte. „Ich kann ihn gerade nicht einschätzen. Er wollte uns mit der Sache mit Luke in den Nachrichten in Bedrängnis bringen, uns zum Zug zwingen, aber wozu? Wenn er uns die ganze Zeit verfolgt, müsste er sowieso immer in der Nähe sein, dazu muss er nicht die Scotts einschalten."

Kendra fiel auf, dass er ihr gegenüber zum ersten Mal Chris und Lukes Nachnamen erwähnte. Er schaffte damit eine gewisse Distanz zwischen ihm und ihnen,m ob bewusst oder unbewusst. „Vielleicht arbeiten sie zusammen?"

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt