91. Kapitel

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„Schon klar. Es kann genauso gut noch eine Woche dauern."

„Oder länger."

„Glaubst du wirklich?"

Ryan zuckte die Schultern. „Eigentlich nicht, aber man weiß ja nie."

Obwohl er sie nicht berührte, spürte sie seine Nähe wie tausend prickelnde Nadelstiche auf ihrer Haut und sein Blick, der immer wieder von ihren Augen über ihren ganzen Körper glitt, verpasste ihr eine Dusche aus lauter kleinen Funken, die sich in ihrem Bauch versammelten und ein nicht zu beruhigendes Kribbeln verursachten.

Nach diesem Gefühl könnte sie süchtig werden, stellte sie mit einem Grinsen fest.

„Warum lächelst du?" Ein wenig skeptisch und zugleich neugierig sah er sie an.

„Ach, nichts."

„Ich tue mal so, als würde ich dir das glauben."

Kendra griff nach einem Handtuch, tauchte unter den aufgehängten Laken hindurch und ging zur nächsten Wäscheleine dahinter. „Vielleicht bist du gar nicht so ein arroganter, gefühlloser Idiot, wie manche behaupten", stellte sie im Weggehen stichelnd fest.

Sein sarkastisches „Dankeschön", entlockte ihr ein Lächeln, das sie erfolglos zu unterdrücken versuchte.

„Wieso genau eigentlich Cairo?", wechselte sie das Thema.

Ryan folgte ihr durch die Laken. Mit dem unaufhörlichen, aufgeregten Kribbeln, das ihren Körper erobert hatte, stellte Kendra fest, dass man vom Gebäude aus nur noch ihre Füße und maximal ihre Silhouette würde sehen können. Auch wenn es nichts Ungewohntes war, mit Ryan alleine zu sein, fühlte es ich gerade noch eine Spur intensiver an. Konnte es daran liegen, dass sie mittlerweile wusste, dass sie einen von ihm initiierten Kuss definitiv erwidern würde?

„Du hast doch keine Ahnung, wo Cairo liegt", spottete er, aber nicht mehr mit dem gehässigen, verletzenden Tonfall, den er zu Beginn ihrer Reise öfters verwendet hatte.

Orientierungssinn eines Eichhörnchens", zitierte sie, was er in Houston zu ihr gesagt hatte. Warum auch immer sie sich das gemerkt hatte, aber irgendwie war diese Bezeichnung schon damals in ihrem Gedächtnis haften geblieben.

„Du hast es erfasst." Sie war nicht sicher, ob er sich daran erinnerte, das zu ihr gesagt zu haben, bis sie das winzige Lächeln in seinem Mundwinkel entdeckte. „Cairo ist die südlichste Stadt von Illinois. Weit genug weg von Chicago, dass Chris und Luke uns nicht so schnell finden, aber noch nahe genug, damit Ash keine Problem haben sollte, uns zu folgen."

„Vorausgesetzt, er ist nicht wieder so betrunken wie neulich", warf Kendra ein.

Ryan schüttelte den Kopf. „Ich kenne ihn. Er macht sowas nicht oft, weil er es danach jedes Mal bereut, die Kontrolle über sich verloren zu haben."

Kendra zuckte die Schultern. Er musste es ja wissen.

„Cairo ist auf drei Seiten von den Flüssen Mississippi und Ohio eingeschlossen, die am Südende der Stadt zusammentreffen. Das heißt, wenn man einmal in der Stadt drin ist, kann recht gut kontrolliert werden, wann man wieder raus will, weil nur eine Strecke von nicht einmal fünf Kilometern überwacht werden muss. Außerdem gibt es nicht allzu viele Einwohner, was die Gefahr, dass Zivilisten verletzt werden, reduziert."

„Und das wusstest du natürlich alles einfach so?"

Manchmal, wenn er sie ansah, hatte sie das Gefühl, er lache sie an, auch wenn nicht der Hauch eines Lächelns auf seinem Gesicht zu sehen war. „Stand in der E-Mail", gab er zu.

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt