53. Kapitel

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„Kaylee, Süße, das Essen ist in fünf Minuten fertig", beruhigte Kate O'Ryan ihre dreijährige Tochter, die auf dem Teppich im Wohnzimmer saß und einen Wutanfall hatte. „Mal doch so lange das Bild für mich aus, ja?" Sie schob eine Box mit Stiften zu Kaylee und schlug das Malbuch auf einer beliebigen Seite auf. „Hier, schau mal. Ein Pferd, und ein Hund, und da ist auch eine Katze."

Sie versuchte, begeistert zu klingen, auch wenn sie unter Stress stand. Ihre Kinder hatten Hunger, Henry war immer noch nicht Zuhause und hatte angekündigt, seine Schwester Rebekka zum Abendessen mitzubringen.

„Ich will nicht malen!", maulte Kaylee und verschränkte trotzig ihre kleinen Arme.

Kate seufzte. Sie liebte es, Mutter zu sein, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass es so anstrengend sein würde. Wenigstens schlief Andrew endlich. Ihr kleiner Junge hatte zurzeit Probleme, ein- und durchzuschlafen, die sich auch auf seine Eltern auswirkten.

Jetzt, wo Kendra bis auf unabsehbare Zeit nicht mehr auf ihre beiden Kinder aufpassen würde können, hatten Henry und Kate beschlossen, sich bei Au-pair-Agenturen umzusehen.

Ihr gefiel der Gedanke, wie eine große Tochter oder einen großen Sohn aus einem anderen Land zu haben. Bis dahin könnte es allerdings noch mehrere Monate dauern und solange würde Kate weiter nur halbtags arbeiten, während ihre Kinder im einzigen Kindergarten der Stadt waren.

„Sag bloß, du willst auch nicht mit Mr. Bunny spielen." Kate griff nach dem Stoffhasen, dem Lieblingskuscheltier ihrer Tochter und spielte ihr damit solange etwas vor, bis Kaylee es ihr aus der Hand nahm und selbst damit zu spielen begann.

Kate richtete sich auf und streckte ihren Rücken durch, mit dem sie seit ihrer letzten Schwangerschaft immer wieder Probleme hatte. Dann ging sie endlich wieder in die Küche, um den einfachen Nudelauflauf fertigzustellen, den sie für den Abend geplant hatte.

Kaum hatte sie begonnen, den Tisch zu decken, klingelte das Telefon. „Kate O'Ryan?", meldete sie sich und klemmte sich das Gerät zwischen Ohr und Schulter, um dabei die Servietten falten zu können.

„Kate?" Starkes Rauschen machte weitere Worte unverstehbar.

„Hallo?", fragte sie lauter. „Wer ist da?" Es war eine weibliche Stimme gewesen, aber viel mehr hatte sie nicht verstanden.

„Kate? Hier ist Abigail", klang Kendras Stimme auf einmal klarer durch den Hörer, den Kate vor Schreck beinahe fallen gelassen hatte.

„Ken... Abby!", erinnerte sie sich im letzten Augenblick, dass Mark ihr mitgeteilt hatte, Kendra würde sich immer mit ihrem Zweitnamen melden. „Wo seid ihr? Geht es euch gut?", wollte sie wissen, ließ die Servietten liegen und ging ins Wohnzimmer, wo Kaylee glücklicherweise noch immer mit Mr. Bunny spielte.

„Ja, uns geht es gut. Ich bin an einer großen Straße, deswegen rauscht es wahrscheinlich ziemlich", erklärte sie. „Wir haben das nächste Ziel erreicht, es gab keine Schwierigkeiten."

„Das ist gut, das erleichtert mich." Es war schön, die Stimme ihrer Schwägerin zu hören. Bei der Familienkonferenz vor drei Tagen hatte Mark erklärt, dass Kendra oder Ryan jeden von ihnen mal anrufen könnten, um durchzugeben, ob es ihnen gut ging, aber Kate hätte eher damit gerechnet, dass Kendra ihre Geschwister auf deren Handys anrufen würde, nicht hier zuhause auf dem Festnetz. Nach dem was Mark erzählt hatte, war es anscheinend gut möglich, dass ihr Telefon abgehört wurde.

Seitdem sie das wusste, fühlte sie sich nicht mehr wirklich wohl. Erinnerungen an Situationen vor anderthalb Jahren, wo sie verfolgt worden war, stiegen seit drei Tagen immer wieder in ihr auf.

Sie hörte, wie ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde und kurz darauf vernahm sie die Stimmen von Rebekka und Henry. „Hey, Abby, wie lange hast du Zeit? Bekky und Henry sind gerade gekommen."

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt