42. Kapitel

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Josh breitete eine große Landkarte der Vereinigten Staaten auf dem Esstisch der O'Ryans aus. „Was sagte Ryan, wo sie sich befinden?"

Officer Hayes trat zu ihm und legte ihren Finger auf die Karte. „Lubbock. Sie müssten in zwei Stunden hier sein."

„Okay." Josh fuhr sich mit beiden Händen über sein Gesicht. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, seit er erfahren hatte, dass nicht nur sein Bruder sondern auch Kendra auf der Flucht war. „Was hat er sonst noch gesagt?", erkundigte er sich nach dem letzten Telefonat, dass Brooklyn Hayes mit Ryan geführt hatte.

„Nicht viel. Er hat bis jetzt zwei Stunden unterwegs geschlafen und trinkt einen Kaffee nach dem anderen, um wach zu bleiben."

Josh stöhnte. Das klang nicht gut. „Könnten wir sie nicht unterwegs irgendwo treffen, damit er so nicht weiterfahren muss?" Überrascht stellte er fest, dass er sich um Kendra mehr Sorgen machte, als um Ryan. Wie hatte sie es nur geschafft, so sehr sein Herz zu erobern?

„Wir brauchen die Zeit hier." Brooklyn ging um den Tisch herum. „Sagen Sie, wieso wollte Ryan sich hier treffen?"

Josh stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab, vor dem er stand. „Samuel und Lucy sind Kendras Eltern. Mein Bruder und ich haben vor einigen Jahren für kurze Zeit auf dem Nachbargrundstück gelebt."

Samuel und Lucy waren überrascht gewesen, als Josh und wenig später Brooklyn Hayes vor ihrer Tür gestanden und erklärt hatten, dass sie eine Einsatzbesprechung hätten. Aber da Josh im Prinzip Teil ihrer Familie war, hatten sie nichts dagegen gehabt und ihnen ihre Unterstützung angeboten. Josh hatte Lucy gebeten, Mark zu verständigen, der mittlerweile auf dem Weg hierher sein müsste.

Officer Hayes schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich fass es nicht, dass Ryan dieses Risiko auf sich nimmt, hierher zu kommen. Wir sind nur eine dreiviertel Stunde von Whitingham entfernt, wo Melvin Blake gerade seine Leute um sich schart, um seinen Rachefeldzug zu starten!"

„Vielleicht ist es gar kein so großes Risiko", murmelte Josh.

„Wie meinen Sie das?"

„Ryan kennt Blake und seine Leute, und Ash Cooper noch besser. Glauben Sie nicht, er kann deren Verhalten einschätzen? Niemand würde damit rechnen, dass er ausgerechnet zu den O'Ryans in Brendshire flieht. Außerdem zweifle ich daran, dass wirklich eine große Gefahr von Blake ausgeht. Er ist ein kleiner Drogenboss, der um jeden Preis groß werden will und jetzt aufgebracht ist, weil er verraten wurde und alles, was er sich aufgebaut hat, nun den Bach runter gehen sieht."

Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr. „Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass die wirkliche Gefahr momentan von Ash Cooper, dem Suárez-Kartell und Ihren Kollegen vom FBI ausgeht."

„Es sind nicht meine Kollegen", verbesserte Officer Hayes. „Aber ja."

„In Ordnung." Josh fixierte die Landkarte.

Wie hatte bloß so viel schief laufen können? Ob die ganzen Morde alle auf Ash Cooper zurückzuführen waren? Er hatte den jungen Mann damals verhaftet und kannte ihn ein wenig aus den gerichtlichen Anhörungen.

So wie er Ash einschätzte, wollte der sich an Ryan dafür rächen, dass dieser sein Leben ruiniert hatte. Aber wer konnte das schon mit Sicherheit sagen?

„Kann ich euch etwas zu essen oder zu trinken bringen?" Lucy betrat das Esszimmer.

Josh richtete sich auf. „Wasser wäre fantastisch. Danke dir."

„Sehr gerne. Officer Hayes, möchten Sie auch etwas?"

„Nein, vielen Dank", lehnte die Polizistin ab.

Never Too FarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt