Dezember 2014. Zehn Wochen später.
Mit ihren Schuhen in der Hand lief Kendra durch das seichte Wasser am Strand von Honolulu. Es waren milde zwanzig Grad, Temperaturen, die sie von einem Winter in Texas nicht gewohnt war. Aber das hier war immerhin Hawaii, hier war seit den anderthalb Wochen, die Kendra nun hier lebte, beinahe ständig gutes Wetter mit angenehmen milden Temperaturen. Auch wenn ihr jeder versicherte, dass das im Sommer noch ganz anders aussehen würde und Ryan ihr versichert hatte, dass sie hier ganz sicher keinen Schnee zu Gesicht bekommen würde.
Ryan.
Mit einem verträumten Lächeln sah Kendra auf den Ehering an ihrer Hand. Bereits drei Wochen, nachdem Ryan und sie von jeder Schuld freigesprochen worden waren, hatte er ihr einen Antrag gemacht. Nachdem sie spontan vier Tage später einen Termin beim Standesamt bekommen hatten, hatten sie beschlossen, die Hochzeitsfeier auf nach dem Umzug zu verschieben, aber trotzdem schon einmal zu heiraten.
Und jetzt waren sie hier, auf Hawaii. Nachdem ihre Namen in Texas durch die Presse gegangen waren, waren nicht nur Kendra und Ryan umgezogen, sondern auch ihre Eltern und ihre Geschwister waren ihnen gefolgt. Lediglich Rebekka war in Whitingham wohnen geblieben, ebenso Josh, der gemeint hatte, ein wenig Abstand würde ihm fürs Erste vielleicht doch ganz gut tun.
Die beiden würde Kendra genauso sehr vermissen wie ihre Freunde, allen voran natürlich Bailey. Aber gleichzeitig war Hawaii der ersehnte Neuanfang – mit Ryan an ihrer Seite.
Kendra hob den Blick und sah, dass sie beinahe wieder bei dem rot-blau leuchtenden Sonnenschirm ihrer Familie angekommen war. Ihre Eltern, Henry und Kate, Neela, Mark und Ryan saßen alle gemeinsam dort und beobachteten Andrew und Kaylee beim Spielen, unterhielten sich und lachten gemeinsam. Ihrer Familie hatte der Umzug und Neuanfang wirklich gut getan, auch wenn sie alle Rebekka und auch Josh vermissten. Besonders Mark tat sich damit schwer. Aber irgendwann nahm wohl alles ein Ende.
Kendra schlenderte über den warmen Sand zu ihnen und ließ sich neben Ryan auf die Picknickdecke fallen, die nur zum Teil im Schatten des Schirms lag.
„An die Sonne musst du dich auch noch gewöhnen", neckte Ryan und fuhr mit seinem Zeigefinger über ihren Nacken. „Du bekommst Sonnenbrand."
„Oh oh, pass bloß auf. Das erhöht das Hautkrebsrisiko", mahnte Kate, die gerade gemeinsam mit Neela das Essen auf der Picknickdecke verteilte.
„Ich find es wirklich gut, dass wir erst essen und dann ins Wasser gehen", verkündete Kendras Vater. „Essen ist eine gute Priorität."
Ihre Mutter lachte. „Davon könntest du aber langsam ein bisschen weniger vertragen."
Gespielt beleidigt strich Samuel über seinen Bauch. „Nicht nett."
„Du hättest die Steilvorlage nutzen und Moms Kochkünste loben können", neckte Henry.
„Du hättest erwähnen können, dass alle Frauen deiner Familie so gut kochen können, dann hätte ich dich schon eher geheiratet." Ryan legte einen Arm um ihre Schultern.
Kendra musste lachen. „Natürlich hast du mich nur wegen des Essens geheiratet."
„Und weil du mit Sonnenbrand im Gesicht einfach unfassbar heiß aussiehst." Ein Grinsen begann um seine Lippen zu spielen.
Kendra knuffte ihn in die Seite. „Auch ohne Sonnenbrand hoffe ich."
„Aber mit bist du einfach unwiderstehlich." Ryan küsste sie auf die Schläfe.
„Wer möchte Wassermelone?", unterbrach Kate ihr Gespräch.
„Definitiv." Kendra lehnte sich gegen Ryan. „Ich muss ja jemanden voll klecksen." So wie sie es bei ihrer Hochzeit getan hatte. Erst hatte sie sich ein wenig dafür geschämt, seinen Anzug dreckig gemacht zu haben, aber mittlerweile war sie darüber hinaus, dass ihr vor ihm etwas peinlich wäre. Dafür kannten sie sich einfach zu gut.
DU LIEST GERADE
Never Too Far
Teen FictionAls Kendra O'Ryan im Rahmen ihres Studiums einen Praktikumsplatz als investigative Journalistin in Houston angeboten bekommt, beschließt sie, anzunehmen - egal, wo es hinführt. Doch wer hätte gedacht, dass sie dort ausgerechnet Ryan Tucker wiedertre...