„Das kannst du vergessen!" Kendra stemmte die Hände in die Seiten. „Ich werde ganz bestimmt nirgendwo mit dir hinfahren!"
Ryans genervter Blick brachte sie nur noch mehr auf. „Du scheinst zu vergessen, dass wir hier neben einer Leiche stehen."
„So leid es mir tut, aber das ist dein Problem. Ich werde jetzt in mein Hotel fahren und vergessen, dass ich dir jemals über den Weg gelaufen bin!" Kendra machte einen Schritt auf die Tür zu, aber Ryan trat ihr in den Weg.
„Ich halte das für keine gute Idee." Er verschränkte die Arme und blickte sie von oben herab an, obwohl er gar nicht so viel größer war als sie.
„Weil?"
„Es gefährlich da draußen ist und dieses Mädchen aus dem Red Mary..."
„Micah", betonte Kendra ihren Namen. Für Ryan mochte eine Frau wie die andere sein, aber ihr war es wichtig, zu zeigen, dass hinter jeder von ihnen eine Persönlichkeit steckte, die es wert war, beachtet, respektiert und geliebt zu werden und das fing damit an, ihren Namen zu kennen.
Dass ihre Ambitionen im Moment vielleicht etwas unangebracht erscheinen konnten, fiel ihr zu spät ein.
„Micah, meinetwegen." Er verdrehte die Augen. „Sie hat uns zusammen gesehen. Und da ich im Red Mary angeblich schon fünf Morde begangen habe, wird man dort nach mir fragen und schnell auf dich kommen. Du hast für die letzte Stunde kein anderes Alibi, als mit mir zusammen gewesen zu sein." Er deutete auf den toten Körper der Frau auf seinem Bett. „Mit mir, einem Mörder. Jetzt stellt sich die Frage: Bist du ein weiteres Opfer, oder vielleicht eine Komplizin? Man wird von letzterem ausgehen, da ich im Red Mary nach dir gefragt habe und wir uns augenscheinlich kannten, du außerdem noch nicht lange dort arbeitest und im ersten Stock warst, nur wenige Stunden, bevor ich dort fünf Menschen umgebracht haben soll."
Kendra bekam eine Gänsehaut. So wie Ryan das sagte, schwebte sie in Gefahr, und das nur, weil er darauf bestanden hatte, dass sie nicht alleine nach Hause ging und sich in ihre Angelegenheiten hatte einmischen müssen!
„Ich kann das der Polizei erklären!" Oder dem Geheimdienst oder wer immer hinter Ryan her war. „Die haben nichts gegen mich in der Hand, die suchen dich! Und sobald du weg bist, habe ich keine Ahnung mehr, wo du bist und das werde ich denen auch sagen. Ich beende mein Praktikum hier und werde dann mein normales Leben in Whitingham wieder aufnehmen!"
Was bildete er sich eigentlich ein, über sie bestimmen zu können? Sie hatte ihr Leben im Griff, da musste er sich ganz bestimmt nicht noch mehr einmischen!
„Das glaubst auch nur du, dass das so einfach wird." Spöttisch verzog Ryan das Gesicht. „Ich kann dir versprechen, so leicht wird es lange nicht. Du kannst froh sein, wenn du noch eine Woche von deinem Praktikum hast, wenn sie mit dir fertig sind."
Kendra runzelte die Stirn. Wie meinte er das? „Wozu sollte ich mit dir sonst wohin fahren? Ich kann dich nicht ausstehen, du magst mich nicht. Warum sollten wir es uns schwerer machen als es ist? Unsere Wege werden sich hier unweigerlich trennen, Ryan", erklärte sie kühl und reckte das Kinn in die Höhe, um ihre Ablehnung zu unterstreichen.
Ryan schüttelte den Kopf und sah sie ungläubig und verständnislos an. „Du verstehst wirklich gar nichts, oder? Du bist Mordverdächtige!"
„Wohl eher du! Außerdem hat es einem Unschuldigen noch nie geholfen, wegzulaufen."
„Du hast ja keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast!"
„Aber du, oder was?"
„Ja." Abschätzig sah er sie an. „Ich würde ja sagen, mach was du willst, aber ich habe meinem Bruder versprochen, auf dich aufzupassen."
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Never Too Far
Teen FictionAls Kendra O'Ryan im Rahmen ihres Studiums einen Praktikumsplatz als investigative Journalistin in Houston angeboten bekommt, beschließt sie, anzunehmen - egal, wo es hinführt. Doch wer hätte gedacht, dass sie dort ausgerechnet Ryan Tucker wiedertre...