Agent Tony Greene sah sich nachdenklich in dem Hotelzimmer um. „Was sagte die Angestellte, wie Tucker und O'Ryan hier rausgekommen sind?"
„Mallory Hudson." Sein Partner, Derreck Teasly, trat zu ihm. "Sie sagte, die beiden wären gegangen, kurz bevor wir hier angekommen sind."
Tony hockte sich auf den Boden, um einen anderen Blickwinkel auf das Zimmer zu bekommen. „Das glaube ich nicht." Er deutete auf einen Haargummi auf dem Bett, dessen Decke nur flüchtig zurückgeschlagen war. „Das hier ist Tuckers Zimmer?"
„Ja." Derreck trat zum Bett, nahm den Zopfgummi in die Hand und betrachtete ihn nachdenklich. „Sind Ryan und Kendra ein Paar?"
„Das wäre natürlich möglich. Dann würde es auch Sinn ergeben, warum sie zusammen geflohen sind."
Derreck zog eine Plastiktüte aus einem kleinen Fach an seinem Gürtel und tütete den Haargummi ein. „Da sind Haare dran. Wenn das einen Treffer für Kendra O'Ryan ergibt, hat sie anscheinend die Nacht hier oben bei Tucker verbracht."
„Aber wozu dann zwei Zimmer buchen? Wenn sie auf der Flucht sind, müssen sie eigentlich sparen, wo sie können, denn an mehr Geld als sie momentan haben, kommen sie nicht mehr ran. Ihre Konten haben wir ja einfrieren lassen."
„Gute Frage." Derreck kratzte sich an seinem Kopf, den noch vor einigen Jahren eine helle Lockenmähne geziert hatte, bis ihm die Haare nach und nach ausgefallen waren. Mittlerweile trug er stolz eine Glatze, auf deren Kosten Tony sich nur zu gerne lustig machte. Dabei war er mit seinen siebenundvierzig Jahren nur wenig jünger als sein Partner beim FBI.
„Wir sollten uns auch eine DNA-Probe von der Angestellten besorgen", merkte Tony an.
„Mallory Hudson." Derreck war ein Meister wenn es darum ging, sich Namen zu merken. Das konnte Tony nicht gerade von sich behaupten. „Du glaubst sie hatte was mit Tucker? Auf dessen Flucht?"
„Möglich wäre es, oder nicht?" Tony zuckte die Schultern. „Was man so von ihm gehört hat scheint er ja bei jeder Gelegenheit ein Mädchen abzugreifen."
„Das hier zu tun wäre unvorsichtig von ihm." Derreck hob die Augenbrauen. „Aber ich stimme dir zu, unmöglich ist es nicht. Diese Mallory hat mir sowieso nicht so ganz gefallen. Sie wirkte unsicher in ihren Antworten."
„Sie könnte Ryan und Kendra zur Flucht verholfen haben. Das wäre auch ein Grund, warum sie uns im Foyer abgefangen und behauptet hat, die beiden wären schon weg."
„Wir sollten noch mal mit ihr reden." Derreck sah sich im Zimmer um. „Ansonsten hat er nichts hiergelassen?"
„Ich habe nichts gefunden." Tony richtete sich auf. „Die Dusche war noch nass, genau wie ein Handtuch. Aber das hilft uns nicht weiter. Das Mädchen wird die beste Spur sein."
„Mallory Hudson."
„Sage ich doch."
Tony und Derreck verließen den Raum. An der Rezeption ließen sie sich Mallorys Adresse geben, da die junge Frau nach ihrer Nachtschicht wohl bereits nach Hause gegangen war.
„So fluchtartig", murmelte Tony, während sein Partner und er zu ihrem Auto gingen, das vor dem Eingang des Hotels parkte.
„Das macht sie verdächtig. Vielleicht weiß sie doch mehr über die beiden? Eine alte Freundin? Oder eine Ex-Freundin von Ryan? Eine Verwandte von den O'Ryans?", schlug Derreck vor und schloss das Auto auf.
Tony legte seine Unterarme auf das Dach des Wagens und sah Derreck nachdenklich an. „Das passt aber irgendwie nicht. Ich würde auf Fluchthilfe tippen."
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Never Too Far
Teen FictionAls Kendra O'Ryan im Rahmen ihres Studiums einen Praktikumsplatz als investigative Journalistin in Houston angeboten bekommt, beschließt sie, anzunehmen - egal, wo es hinführt. Doch wer hätte gedacht, dass sie dort ausgerechnet Ryan Tucker wiedertre...