Jisung;
Ich versuchte Minho auszublenden. Den ganzen Abend.
Es hätte ganz einfach ablaufen können. Ich hätte ganz cool zu ihm rüber gehen und mit ihm über die Sache reden können. Das was zwischen uns lag war ein eindeutiges Kommunikationsproblem. Wir sprachen nicht über das was vorgefallen war, wir schwiegen es so lange tot, bis die Wut verflogen und wir uns wieder um den Hals fielen. Es war nicht richtig und das wusste ich auch irgendwo. Dennoch konnte ich es mir nicht eingestehen und mochte es nicht den ersten Schritt zu gehen.
So tat ich es auch nicht und ignorierte meinen festen Freund, wie ein stures Kind, das ich nun mal war.
Ich versuchte nicht meine Blicke auf Minho zu richten als er anfing mit Hyunjin und Chan rum zu albern. Sie lachten laut und das Lachen hallte sogar von hier hinten in meinen Ohren. Ich liebte sein verdammtes Lachen und ich wurde sofort wütend als ich es hörte. Wütend auf ihn, wütend auf mich, wütend auf alle Menschen auf diesem blöden Planeten! Sei doch alles verflucht!
Mir war nicht entgangen was Minho für einen Pullover trug und was er für einen Duft aufgelegt hatte. Er wollte mich herausfordern aber ich war ein stures Ding. Auch wenn er mir wahnsinnig fehlte, selbst in dieser Nacht als ich völlig betrunken war. Als ich am nächsten Morgen aufwachte vermisste ich sofort diese Wärme, die er mir stets schenkte. Minho hüllte mich immer in eine unglaubliche Wärme ein, so dass ich mich sicher und geliebt fühlte. Mein Haus war leer als ich aufwachte und das war nie schön. Es ließ mich jedes Mal aufs Neue seufzen wenn ich daran dachte. Ich konnte es meinen Eltern nicht mal verübeln, dass sie ständig weg waren.
Sie wollten ihr Leben eben noch leben und viele Orte bereisen. So flogen sie ständig weg und einen 16 Jährigen, der zur Schule gehen musste, konnten sie ja schlecht mitschleppen. Sie wollten für sich alleine sein und hatten mich viel zu früh bekommen. Meine Mutter sagte es mir zwar nie aber ich war der festen Überzeugung nur ein Unfall gewesen zu sein. Sie wollten gar keine Kinder haben sondern lieber die Welt zusammen erkunden und Spaß dabei haben. Als sie gemerkt hatten, dass ich ein paar Monate schon alleine zurecht käme, fing das reisen an und so ließen sie mich zurück.
Auch wenn ich oft sauer darüber war und Angst in diesem Haus alleine hatte, müsste ich mich irgendwann damit abfinden doch im Moment tat ich das noch nicht. Mir brachten dann auch nie die Geschenke etwas, die mein Vater mir stets mit brachte wenn sie für ein paar Wochen wieder da waren, eh sie wieder für Monate verschwanden. Der ganze Keller war mit den Geschenken voll, die sie mir aus den verschiedenen Ländern mitbrachten und das Land repräsentierten. Jedes Geschenk landete allerdings im Keller weil ich so wütend auf sie war. Aber hey, ich war schon wieder abgedriftet mit meinen Gedanken.
Ich quälte mich selbst mit meiner Sehnsucht zu Minho nur um nicht selbst bei ihm angekrochen zu kommen. Stets ließ ich ihn den Vernünftigen sein und das war er auch stets. Bis auf jetzt wo er mir nicht mal einen Blick gewürdigt hatte. Er wusste genau wie sehr ich das hasste. Er provozierte mich und ich wollte dann erst Recht nicht einknicken. Nicht wenn er das mit Absicht machte.
Der Abend verlief ansonsten ziemlich gut und wir hatten alle Spaß. Wir tranken natürlich wieder einiges auch wenn wir nur Bier tranken und die Flasche köpften, die Minho mitgebracht hatte. Als wir alle zusammen in einer Runde saßen und uns Geschichten erzählten, lehnte ich mich gegen unseren Jüngsten und mein Blick fiel dabei leider wieder auf meinen Freund, welcher genau gegenüber von mir saß und die Geschichte von Hyunjin in Frage stellte. Je doch bemerkte er meinen Blick und erwiderte ihn. Er schaute mir ebenfalls in die Augen und sofort bekam ich das Verlangen mich auf seinen Schoß zu setzen und mich an ihn zu kuscheln. Es wurde kühl im Moment. Und auch wenn mir das mit Minho nah ging, zeigte ich keine Regung so wie immer.
Eigentlich wollte ich den Blickkontakt beenden doch eh ich einfach stur zur Seite schauen konnte, guckte Minho weg und fing über den Kommentar von Changbin an zu lachen.
Sofort verdrehte ich die Augen und konnte es nicht fassen.
Wieso verdammt bewegte er seinen Arsch nicht her zur mir? Das tat er sonst jedes Mal!
Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum und fing an mir Sorgen zu machen. Was war, wenn er jetzt die Schnauze voll von mir hatte? Von mir und meinen Zickereien? Das würde ich niemals ertragen. Niemals!
Ich fing an mir Gedanken zu machen und irgendwann hielt ich das alles nicht mehr aus.
Gerade als Felix und Changbin eine Wette machten, weil sie sich immer miteinander anlegen mussten, standen alle auf und wollten sich mit ansehen, ob es einer wagte wirklich in den Fluss zu springen. Das hatten wir schon so oft gemacht aber nun war es dunkel und kalt.
Jedoch hielt ich das alles nicht mehr aus und der Alkohol vernebelte mir wie immer ein wenig zu sehr die Birne. Ich vertrug nicht so viel wie die anderen.
Also ging ich einfach rüber zu Minho und schnappte mir sein Handgelenk. Ohne irgendetwas zu sagen zog ich ihn hinter mir her und zu meiner Überraschung sagte er dazu nichts. Erst als ich ihn ein Stückchen in den Wald entführte, fing er mit seinen Kommentaren an.
„Wenn du mich jetzt hier ermorden willst dann muss ich dich enttäuschen Ji denn.." ich ließ ihn nicht ausreden. Lieber hing ich mich an ihn, nahm sein Gesicht in meine Hände und drückte ihm unüberlegt und mal wieder impulsiv meine Lippen auf seine. Ich musste ihn einfach küssen auch wenn es keine Entschuldigung oder sonstiges war. Mit Worten konnte ich nicht so gut umgehen und ich bekam langsam ein wenig Sorge. Minho kam sonst gleich zu mir am nächsten Tag aber jetzt zeigte er mir die kalte Schulter. Damit konnte ich nicht umgehen.
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𝐓𝐄𝐄𝐍𝐀𝐆𝐄 𝐃𝐑𝐄𝐀𝐌┊𝙼𝚒𝚗𝚜𝚞𝚗𝚐✓
FanfictionManchmal erdrückt einen das Erwachsen sein. Manchmal sehnt man sich zurück in die Zeit, in der man ein Teenager war. oder; Jisung ist zerbrochen. -Es war so viel einfacher als sie noch Kinder waren. MinhoxJisung 18+