Kapitel 70

88 3 0
                                    




Wie jeden morgen schaute ich zuerst auf mein Handy. Aber anders als jeden morgen hatte ich unzählige WhatsApp Nachrichten. Verschlafen runzelte ich die Stirn und las einige durch. Und siehe da, so ziemlich alle hatten den selben Inhalt. "Heimliche Hochzeit bei Manuel Neuer" lautete eine Überschrift der mir zugesendeten Artikel der Klatsch Magazinen. Zwei Drei davon lies ich mir durch. Die intimsten Details wurden Preisgegeben. Details von einer Hochzeit die es nie gab. Schon amüsant diese Presse und so kreativ. Manu hatte mir auch einige belustigten Kommentare dazu geschickt. Schon klar, ein Bild in klassisch schwarz weißen Outfits vor einer Kirche ist vielleicht ein bisschen Provokant. Aber bedauerlicherweise merke ich erst jetzt wie die Bilder unter umständen auf die Öffentlichkeit gewirkt haben könnten. An sowas hatte ich vorher nicht im geringsten Gedacht. Wieso auch? Es war ja schließlich so abwegig. Naja wie auch immer, jetzt ist es sowieso zu spät. Von Manus Seite wird ein öffentliches Statement kommen und somit ist für mich nichts mehr zu tun.

Heilig Abend. Juhuuu! Bis Mittag war ich noch arbeiten und jetzt schleifte ich Manu duch einen Supermarkt um noch alles für unser Familienessen heute abend einzukaufen. Er hatte mich von der arbeit geholt und naja jetzt stehen wir hier. Zwischen mehl und weiteren Backzutaten. Und er war, wie so oft am Handy. Die Unterarme entspannt auf den EInkaufswagen gelehnt. Ich verdrehte die augen und arbeitete den Rest meiner Einkaufsliste ab. "Brauchen wir noch was für den Urlaub?" er schaute von seinem Smartphone hoch. Kurz überlegte er aber schüttelte dann den Kopf. "Nein, da haben wir alles. Und im Flugzeug haben wir auch alles. Entspann dich, ich hab gesagt ich Kümmere mich um alles. Und genau so mein ich es auch. Inklusive Koffer, buchungen und Verpflegung okay? Haben wir dann alles? Wenn wir noch 2 stunden hier sind ist der Laden zu bevor wir raus sind." Ich verdrehte erneut die Augen. Dieser Mann treibt mich noch in den Wahnsinn.

Gegen 19:00 trafen alle bei Manu zuhause ein. Wir hatten uns lange nicht einigen können ob wir den Abend bei ihm oder bei mir verbringen. Irgendwann wurde es mir zu blöd ihm dagegen zu reden und ich gab schließlich nach. Also stehe ich jetzt mit hektischen Bewegungen unf total gestresst, aber schon in meinem Weihnachtsoutfit, in seiner Küche und gab unserem Festtagsessen den letzten Schliff. Ich hatte mich für ein dunkelrotes samtkleid entschieden. Manu begrüßte währenddessen unsere Gäste und unterhielt sie ein wenig. Nach ca 10 Minuten lies sich meine Mutter in der Küche blicken. Gehört hatte ich sie sofort als sie durch die Haustüre kam. Mütter. Oder besser gesagt, meine Mutter. Aber ich liebe sie und all ihre Macken. „Na mein fleißiges Kochmäuschen! Wie gehts dir? Kann ich dir helfen?" sie küsste mich auf die Wange und strich mir leicht über den Rücken. „Hei Mama, ich bin eigentlich soweit durch. Muss nur noch alles ins Esszimmer bringen und dann können wir auch schon loslegen. Endlich." „Na komm. Ich helf dir." sie klatschte in die Hände. Gesagt, getan. Innerhalb von wenigen Minuten stand alles auf dem Tisch. Unsre Familien nahmen Platz und unser Weihnachtsabend begann.

Aufgrund des Paris Vorfalls, der Tatsache dass sich die hälfte der Leute nicht kennt und dass es ins unermessliche gehen würde haben wir abgemacht dass wir dieses Jahr keine Bescherung machen. Damit waren alle einverstanden. Ich hatte auch nicht das Gefühl dass es irgend jemand vermisst hat Geschenke zu bekommen. Wir sind keine Kinder mehr. Alles erwachsene. Was sind schon Materielle Geschenke. Was haben sie schon groß für einen Wert für uns? Als wir alle zusammen im Wohnzimmer Saßen und jeder Geschichten aus der Vergangenheit erzählte wurde mir mal wieder klar was wir alle für ein Glück haben. Gesund, ein Dach über dem Haus, Geliebt. Mehr Geschenk geht nicht. Wir machten die ein oder andere Flasche Wein leer und genossen das Beisammensein bis spät in die Nacht.
Als alle weg waren räumte ich gleich noch die Spülmaschine ein, das Wohnzimmer auf und machte mich dann endlich bettfertig. In weniger als 7 stunden geht unser Flug. Gott bin ich aufgeregt. Das wird unser erster gemeinsamer, wenn auch nur kurzer, Urlaub. Was hat er wohl geplant? Wie sieht das Hotel aus? Wie ist es dort generell? Zwingt er mich Ski zu fahren? Manu lag schon friedlich schlafend im Bett. Wenn ich doch nur ein mal so schnell und fest wie er schlafen könnte. Ich hob die Bettdecke an, schlüpfte drunter und kuschelte mich in mein Kissen. Hoffentlich höre ich meinen Wecker. Ich ließ den Tag Revue passieren und schlief bald darauf ein.

Schwer atmend lies ich mich in meinen Sitz fallen. Wir haben es gerade noch rechtzeitig in unseren Flieger geschafft. Eigentlich war das völlig anders geplant. Unser Flug sollte um 10:20 gehen. Wir hatten uns darauf geeinigt zwei stunden vorher da zu sein. Ich wollte eigentlich noch früher sein aber mein Freund fand das wäre übertrieben. Naja wie dem auch sei.
Mein Wecker war auf 6:00 gestellt, ich bin auch aufgewacht, war im bad und hatte Kaffee gemacht. Allerdings scheiterte mein gut durchdachter Plan an Manu. Als ich ihn wecken wollte hat er es irgendwie geschafft mich mit ins Bett zu ziehen und ich bin aufgrund seiner Körperwärme und ruhe wirklich nochmal eingeschlafen. 20 Minuten bevor wir los fahren wollten bin ich wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen, hab Manu die decke weg gerissen, wirr durch die Gegend gerufen und bin planlos rum gelaufen. Zu meiner Verwunderung ist er tatsächlich sofort auf gesprungen und ins bad gesprintet. Ich hatte meine innere Bestätigung dass es eben doch eine gute Idee die Koffer vollständig gepackt und schon im auto liegen zu haben. In der Küche entdeckte ich meinen mittlerweile kalten Kaffee. Ich kippte ihn schnell runter, schlüpfte in meine bereit gelegten Klamotten und packte die letzten Kleinigkeiten in meine Handtasche. Relativ zeitgleich standen wir beide im Hausflur und zogen uns an. Keiner redete großartig mehr außer zu klären ob wir an alles gedacht hatten.

Mit den 2 Stunden vorher konnten wir zwar nicht mehr dienen aber immerhin waren wir noch pünktlich. Und so sitzen wir jetzt erleichtert und erledigt in unserem Flieger nach Salzburg. Auf ins Abenteuer. Auf in den ersten gemeinsamen Urlaub.

Don't play with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt