Kapitel 42

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Ich checkte mein Handy. 14. August. Wie die Zeit vergeht. Heute ist der erste Spieltag der Saison 2015/2016. Ich hatte gerade Pause. Nur noch vier stunden bis ich nach hause darf. Und dann ins Stadion um meinen Freund bei seinem ersten Saisonspiel zu unterstützen. Mein letztes Spiel bzw das erste bei dem ich überhaupt war ist ja schon ein paar wochen her. Wuhu. Um ehrlich  zu sein habe ich nicht die geringste Lust meinen Abend im Stadion zu verbringen aber was tut man nicht alles. 

Top ist dass ich mir meine Haare hoch gemacht habe, Flop allerdings dass ich mir eine Strickjacke angezogen habe. Klar mein Outfit mag ganz schön aussehen aber ich weiß genau sobald ich diese blöde jacke aus gezogen habe, verliere ich sie irgendwo. Wäre es praktischer in Trikot gewesen ? Oh ja! Hatte ich mit meinem Freund einen streit weil ich sein Trikot nicht tragen wollte? Auch ja. Gut wahrscheinlich habe ich deshalb keine Lust darauf jetzt hier zu sein und das Spiel zu sehen. In meinen Augen ist es völlig unwichtig ein Trikot mit irgend einem Namen zu tragen aber er meint ja ich muss. Unser erster richtiger streit seit fast 5 Monaten Beziehung. Wegen so einem Müll. In Gedanken verloren verbringe ich die Zeit bis zum Anstoß. Ich konnte das ganze Spiel über komplett abschalten. Ich habe keine Sekunde das Spiel mit den Augen der Freundin einer der Spieler gesehen. Manu war nie ein Thema in meinen Gedanken. Die vollen 90 Minuten habe ich mit gefiebert wie ein richtiger Fußballfan. Könnte auch daran liegen dass ich nicht in der VIP Tribüne war. Unfassbar. Auch deshalb gab es bei Manu und mir streit. Okay anscheinend ist es doch etwas größeres zwischen uns. Scheiße. 
Nach Abpfiff nahm ich meine Tasche und ging Schnurstraks zu meinem Auto zurück und fuhr zu mir nachhause. Ohne auch nur eine Nachricht an Manu ging ich ins Bett. Ist das der Anfang von unserem Ende?

"Lena kann ich dich kurz Sprechen?" ich legte den Karton den ich gerade verräumte weg und nickte unserer Chefin zu und folgte ihr in unseren Privatbereich. Sie ging in ihrem Büro zum großen Ledersessel und forderte mich mit einer Handbewegung dazu auf mich ihr gegenüber zu setzten. "Du hast wahrscheinlich nicht den geringsten Schimmer warum ich dich sprechen will oder?" "Wenn es ist weil ich heute ein bisschen abwesend bin, dann tut mir das schrecklich leid. Ich bin privat ein bisschen überfordert aber ich kann das sofort ausschalten." "Nein, oh Maus. Mir wäre das nicht mal aufgefallen. Du arbeitest mit so großer Professionalität. Dass ist übrigens auch einer der Gründe wieso wir jetzt hier sind." ich sah sie nur mit gerunzelter Stirn an. Okay geistiger ausstieg in 3, 2, .... "Lena du bist die erste hier mit der ich darüber rede. Ich werde meine Stelle als Geschäftsleitung in den nächsten 3 Monaten aufgeben." "Aber was, wieso das denn? Was ist passiert?" sie grinst mich an. "Ich mache eine kleine berufliche Pause. Ich bin schwanger Leni." mir blieb der Mund offen Stehen. "Du...Du bist...schwanger?! Oh mein Gott Alina, ich freu mich ja so führ dich. Wow ich weis gar nicht was ich sagen soll." ich war den Tränen nah und konnte ihr ansehen wie glücklich sie ist. Was ja kein wunder ist. "Ich hab natürlich schon die Vorgesetzten Informiert. Wir müssen uns ja schließlich über alles weitere rechtzeitig Gedanken machen. Und ich will, dass DU meinen Posten übernimmst. Du hast die benötigte Weiterbildung, bist Feuer und Flamme, die Kunden lieben dich, unsre Mädels lieben dich und du hast schon so oft unter beweis gestellt dass du das zeug dazu hast. Mir ist bewusst dass das jetzt sehr viel verlangt ist auf ein mal, aber ich wünsche es mir von ganzem Herzen. Die Zentrale hat mir dieses Anliegen bereits abgesegnet." Uff. Mein Kopf rattert und mein Mund brachte keinen Ton heraus. "Ich weis auch jetzt ehrlich gesagt nicht was ich dazu sagen soll. Natürlich will ich das machen wenn es dein Wunsch ist. Allerdings bin ich mir trotzdem nicht ganz sicher ob ich dem ganzen gewachsen bin und ich brauchen ein bisschen zeit um mich damit zu befassen." sie nickte erleichtert und schaute mich verständnissvoll an, kramte ein großes braunes Couvert heraus und reichte es mir über den Tisch. "Lies dir alles in ruhe durch und lass es dir übers Wochenende durch den Kopf gehen. Bis Mittwoch bräuchte ich dann eine Entscheidung damit wir wissen ob wir uns anderweitig umschauen müssen." Ich nahm den umschlag danken an und stellte mich wieder hin. "Danke. Alina. Und herzlichen Glückwunsch nochmal." sie kam zu mir und ich nahm sie in den Arm. "Und dir jetzt ein schönes Wochenende, bitte lass es mich den anderen im laufe der nächsten Woche selbst sagen okay? Wir sehen uns." ich nickte ihr zu und wir verließen beide ihr Büro. Möglichst unauffällig ging ich zu meinem Spind und kramte meine Sachen zusammen. Ich nahm mir mein Handy Aus meiner Handtasche und verstaute den umschlag darin. Ein blick auf mein Handy verriet mir das ich 20 Minuten vor dem eigentlichen Ende meiner Schicht gehe. Ungewöhnlich. Normal sind es immer 20 Minuten danach. Erst jetzt wird mir klar dass ich 8 verpasste anrufe von Manu habe. Ach du heilige scheiße hab ich es gestern so übertrieben? Gerade als ich ihn zurück rufen wollte entschied ich mich doch dagegen. Wäre ungünstig ihn hier anzurufen. Im Auto bin ich nicht so abgelenkt. Ich stecke mir das Handy in die Gesäßtasche und  machte mich auf in den Verkaufsraum und zum Verlassen der Arbeit. Als ich durch die großen scheiben schaute, konnte ich sehen wie Manu mit sehr schnellen schritten direkt darauf zu kam. Meine Kehle schnürte sich zu. Oh Gott was hab ich getan. Am liebsten würde ich sofort umdrehen, weglaufen und mich verstecken. Wie kindisch eigentlich. Stattdessen gehe ich mit selbstsicheren Schritten auf ihn zu. Anscheinend hatte er noch nicht mit mir hier gerechnet, den er runzelte die Stirn und sah mich fragend an. Hey immerhin war der erste Blick schon mal nicht sauer oder so. "Manu was machst du denn..." "Wir müssen sofort ins Krankenhaus. Dein Bruder hat mich angerufen." Von der einen auf die Andere Sekunde war meine kleine Welt in Flammen. Ich brachte kein wort heraus, konnte nicht reagieren und mein Hirn schaltete auf durchzug. "Manu was ist passiert?!" er sagte nichts, nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Ich spürte die angst, kälte und dass nass meiner Tränen auf den Wangen.

Don't play with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt