Kapitel 77

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Nach einer fast schlaflosen nacht stand ich in meinem Ankleidezimmer und versuchte mich für ein Outfit zu entscheiden. Ich wollte heute auf jeden fall professionell wirken. Auch wenn ich weiß dass ich mich sonst auch so kleide, irgendwie machte ich mir mehr druck als sonst und nichts schien gut genug dafür zu sein was heute auf mich zu kommen wird oder könnte. Letztendlich entschied ich mich für ein klassisches schwarzes Oberteil mit einer engen beschichteten schwarzen Hose und einen oversized geschnittenen Karoblazer. Nichts besonderes aber trotzdem chic. Ich verzichtete auf zu viel Make up und hielt es sehr neutral. Vorsichtshalber benutzte ich wasserfeste Mascara. Nach 3 Tassen Kaffee und sämtlichen versuchen mich selbst zu beruhigen, die aber vergebens waren, machte ich mich auf den Weg in die Arbeit. Die ersten paar stunden verliefen wie immer, mit der zeit verschwand dann meine Nervosität. Erst als ich in Pause gehen wollte und mein Vorgesetzter auftauchte kam alles wieder hoch. Er bat mich in mein Büro, da ich ja nach wie vor für diesen Standort verantwortlich war. Es fühlte sich auf ein mal wie ein Fremder Raum an. "Frau Capristo, setzen Sie sich doch." Sagte er und deutete auf den Stuhl der vor mir stand. Den Bürostuhl belegte er. 

Mittlerweile regnete es. Ich stand an die Motorhaube meines Autos gelehnt im regen in Manus Hof und wartete dass er heim kam. Ich hatte ihm heute noch nicht geschrieben. Er sollte aber bald nach hause kommen da das Training heute eigentlich nicht so lange geht. Gute 10 Minuten später kam er dann auch. Ich konnte sein besorgtes Gesicht durch die verregneten Scheiben seines Audis sehen. Nachdem er schneller als sonst in der Garage parkte lief er sofort zu mir. "Was machst du hier im regen? Wieso bist du nicht rein gegangen du hast doch einen Schlüssel. Und müsstest du nicht eigentlich arbeiten gehen?" schoss er los bevor er überhaupt vor mir stand. Als er dann unmittelbar vor mir war sah ich nach oben und sah mit meinem Tränen übersätem Gesicht in sein immer besorgter werdendes. "Schatz was ist passiert? Wieso weinst du? Gehts dir gut?" Er strich mir mit den Daumen über die Wangen und drückte mich dann an sich. "Komm wir gehen rein." Ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten schob er mich vor sich her bis zur Haustüre die er aufschoss und mir den weg frei machte vor ihm rein zu gehen. Ich zog wortlos meine Schuhe und den Blazer aus und ging ins wohnzimmer wo ich mich schluchzend auf das Sofa setzte. Manu zog sich ebenfalls Schuhe und Jacke aus und verschwand dann in der Küche. Kurz darauf kam er zu mir und ging vor mir in die Hocke und legte seine Hände auf meine knie. "Ich mach dir Tee und hole dir etwas zum umziehen okay?" ich schniefte nur und antwortete ihm nicht. Nach ein paar Minuten kam er mit einem seiner pullis und meiner Leggins und einem Handtuch wieder und legte es neben mich. Dann ging er wieder in die Küche. Ich stand auf und wechselte die Sachen und hängte das nasse zeug über den Heizkörper im Wohnzimmer. Dann setzte ich mich wieder auf die selbe stelle und wickelte mir das Handtuch um die Haare. Manu kam mit einer Tasse zu mir und hielt sie mir hin. Ich nuschelte ein Dankeschön und nahm die Tasse in meine Hände. Allmählich beruhigte ich mich. "Lena, bitte erzähl mir was passiert ist. Sprich mit mir. Bitte." "Ich wurde gekündigt." unterbrach ich ihn. Einen Moment suchte er nach den passenden Worten. Auch wenn ich genau weis dass es sie nicht gab. "Wieso? Wie kommen die dazu? Du bist doch die beste die man kriegen kann?" "Manu lass es einfach. Es ist so und ende. Nichts könnte das ändern. Und Gründe auch nicht." "War die Kündigung nicht rechtens? Haben sie dich verarscht? Wir können dagegen vorgehen..." wieder musste ich ihn unterbrechen. "Wegen dir Manu! Wegen dir! Wegen uns!" schrie ich ihn an und begann wieder zu weinen. Ich wollte das nicht sagen. Zu groß war meine angst ihn verletzen zu können. Er brachte keinen Ton raus. Ich atmete tief durch und richtete mich auf. "Ich muss kurz an die Frische Luft." meinte ich und ging an ihm vorbei. Er Nickte nur. Meine Hände zitterten. Ich öffnete die Balkontüre und ging nach draußen. Es hatte aufgehört zu regnen. Die Luft war kalt und klar. Sie tat mir gut, es fühlte sich an wie eine Reinigung meines Hirns, meiner Atemwege, einfach meines ganzen Körpers. Doch schon bald wurde aus der Frische eine Kälte. Ich Umschlung meinen Oberkörper mit meinen Armen. Auf meiner Hüfte platzierten sich 2 große Hände und zogen mich ein stück nach hinten so dass ich mich anlehnen konnte. Manus harte Brust strahlte unfassbare wärme aus und ich fror tatsächlich ein bisschen weniger. "Sag doch was." flüsterte er. "Was soll ich denn sagen?" antwortet ich ohne meinen starren blick nach vorne auch nur einen Millimeter zu bewegen. "Keine Ahnung irgend was. Ich weis auch nicht was ich sagen soll. Willst du vielleicht... willst du abstand? Hast du jetzt vielleicht genug von mir da ich dir ja anscheinen dein Leben zerstöre?" ruckartig drehte ich mich um. Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn ungläubig an. "Manu sag mal spinnst du? Klar ich bin stinkwütend auf dich weil du Idiot keinen Normalen Beruf wie jeder andere Mensch auf dieser Welt haben kannst. Aber ich bin noch viel mehr wütend auf die Menschen die so entschieden haben. Die beschlossen haben dass ich zu viel aufsehen errege und dadurch die Arbeit unzumutbar für meine Kollegen und das Unternehmen mache. Ich meine hallo? Ich bin eine stink normale Frau die ihren Beruf liebt und nunmal arbeiten gehen muss um sich über Wasser zu halten. Ich hatte nie das Gefühl irgend jemandem zu schaden. Aber hey anscheinend ist es so und dass muss ich hin nehmen. Irgendwie und irgendwo wird sich schon etwas ergeben. Ich bin ja schließlich nicht die erste die Gekündigt wurde. Und du machst mich gerade so sauer. Du bist der Grund wieso ich meine Arbeit verloren habe. Heute schon! Ich wurde beurlaubt. Und jetzt kommst du mir noch damit ob ich abstand will? Du Willst dass ich dich auch noch verliere? Bist du noch ganz dicht?" Das hat gesessen. Ein weiteres Mal an diesem Tag Stand er wortlos vor mir. 

Don't play with meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt