Kapitel 98

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Um kurz nach halb 9 war ich zurück in meinem Hotelzimmer und grübelte ob und wo ich noch etwas essen soll. Im Stadion hatte ich mir nichts gekauft somit war der Kuchen den ich bei Manus Eltern gegessen hatte das letzte was mein Magen heute gesehen hatte. Schnell tauschte ich meine Shorts gegen eine zerrissene schwarze Jeans da es kalt geworden ist. Als es an meiner Tür Klopfte war es kurz vor neun. Hatte ich versehentlich beim einchecken roomservice gebucht? Der Türspion war einen ticken zu weit oben für mich um durchsehen zu können also öffnete ich die Tür in der Hoffnung nicht umgebracht zu werden. Meine Gesichtszüge entgleisten als Manu in Trainingsanzug mit Cap und Koffer neben sich und Tasche über seiner Schulter  vor mir stand. Regungslos stand ich da und starrte ihn an. Er schmunzelte. "Ich dachte ja du würdest dich mehr freuen mich zu sehen." stichelte er. Erst jetzt setzte mein Hirn wieder ein und holte mich zurück ins hier und jetzt. Sofort sprang ich ihm in die arme und drückte mich an sich. Meinen Kopf vergrub ich ihn seiner Halsbeuge und saugte seinen Duft auf. Langsam ging er mit mir im arm in mein Zimmer und setzt mich dort ab, holte seinen Koffer vom Flur und schloss die Tür hinter sich. Kaum dass er das getan hatte kam er wieder zu mir, zog mich an sich und lies seine Lippen ewig mit meinen Verschmelzen. Hatte mir das gefehlt. Hatte er mir gefehlt. Meine Hände machten sich selbstständig und fuhren in seine Nacken hinauf um ihn näher zu mir zu ziehen. Ich konnte gar nicht genug davon kriegen ihn zu küssen. "Was machst du hier? Ich dachte wir würden uns erst morgen mittag sehen?" fragte ich als er sich wieder aufrecht und somit unerreichbar für mich hin stellte. "Ich habe hart verhandelt und Jogi klar gemacht dass es völliger Schwachsinn ist noch die Nacht in Gefangenschaft zu verbringen. Die Pflicht ist erfüllt wieso sollte ich also noch eine Nacht länger von dir getrennt sein?" "Wie... aber du... und das geht einfach so?" er zuckte mit den Schultern und lies sich rückwärts aufs Bett fallen. "Siehst du doch. Ich kann aber auch wieder gehen wenn du Willst." Ich kletterte auf ihn und setzte mich rittlings auf seine Körpermitte und legte die Hände auf seine Brust. "Wehe. Du bleibst bei mir. Du verlässt mich sowieso bald wieder." "Berufsrisiko schätze ich." Ich verdrehte die Augen. Immer wenn er solche dummen aussagen von sich gab wusste ich nicht ob ich ihn dafür hassen oder lieben sollte. "Ich muss aber dringend noch was essen. Ich bin nachdem ich meine Sachen gepackt hatte direkt zu dir gekommen. Hopp Hopp, aufstehen." Ruckartig setzte er sich auf und warf mich fast hinten um. Ich kletterte wieder von ihm herunter und stand auf. "Was willst du denn essen? Und wo? Meinst du es hat noch was auf? Glaubst du wir bekommen hier noch irgendwo was? Er stellte sich neben mich und fing an zu lachen. "Schatz wir sind hier in meiner Heimat. Wir bekommen auf jeden fall noch was. Ich zeig dir mein zuhause mal bei Nacht und die besten Plätze. Zieh dir eine Jacke an. Wir werden eine Weile weg sein." wie konnte ich das nur vergessen. Er ist hier aufgewachsen. Für ihn ist hier zuhause und nicht wie für mich irgend eine völlig fremde Stadt. Ich tat wie mir befohlen und wartete geduldig bis er sich umgezogen hatte. Ein Anblick den ich absolut genoss. Verdammt ist dieser Mann heiß. Zum Glück gibt es nicht allzu viele Bilder von ihm oben ohne im Internet. Meine Eifersucht wäre dann um ein Vielfaches höher.

"Schatz wir kommen wirklich wenn du das möchtest." Marita versuchte zum 100. mal Manu zu überzeugen sie und Peter nach Frankreich kommen zu lassen. Nicht mal ich hatte bis jetzt geplant ein EM Spiel live anzusehen. Zum Teil weil ich selbst Termine hatte und zum andern weil es verdammt schwer war karten zu bekommen. Manu selber meinte er kann sich besser konzentrieren wenn er weiß wir sind alle sicher zuhause. Weder Lisa noch Ann flogen nach Frankreich. Was mich beruhigte. Klar sollten wir ins Finale kommen werden wir selbstverständlich alle versuchen da zu sein. Aber bis dahin ist noch Zeit. Mein Herz zog sich jedes mal zusammen wenn ich daran dachte dass uns eigentlich nur noch stunden blieben die wir zusammen hatten. Manu und ich liefen Hand in Hand neben seinen Eltern, ebenfalls Händchen haltend, einen schotterweg entlang. Wir hatten den Tag ganz entspannt gestartet und uns kurz nach Mittag mit seinen Eltern getroffen. Spaziergänge haben etwas überraschend beruhigendes. Wieso machen wir das nicht öfter? "Mom ihr braucht nicht zu kommen. Ihr seid nur länger unterwegs als ihr da wärt. Und ihr versteht da kein Wort. Es ist besser wenn ihr hier bleibt. Ich bin doch bald wieder da. Stellt euch einfach vor ich würde urlaub machen." Seine Eltern mussten lachen. Wir waren bestimmt schon anderthalb stunden unterwegs. "Wollen wir uns ein wenig hin setzten und einen Kaffee trinken?" fragte Marita, ruhig wie immer. Diese Frau war die ruhe in Person und ein Engel wie es keinen Zweiten gibt. Sie war ein wenig älter als meine Mutter, hatte schulterlange Blonde haare und eine Brille. Mit Ihrem Sohn allerdings hatte sie nicht sonderlich viel Ähnlichkeit. Manu sah seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Sein Bruder kam definitiv nach seiner Mutter. Sie waren eine Bilderbuchfamilie. "Kaffee klingt gut." beantwortete ich ihre Frage. Ich wusste dass keiner der Männer geantwortet hätte. Sind ja Männer. Peter sprach kaum ein Wort. Er war immer sehr zurückhaltend. Mit meinem Papa allerdings quatschte er ohne ende. Je größer die Gruppe desto zurückhaltender sind Väter könnte man meinen. Jetzt war es außer mir aber nur seine Familie. Wir suchten uns einen Platz am nächsten Café an dem wir vorbei kamen und bestellten. Später wollten wir noch zusammen Abendessen gehen und dann verziehen Manu und ich uns wieder ins Hotel. So gern ich seine Eltern auch hatte und verstand dass sie auch Zeit mit ihm verbringen wollen, ich sehnte mich danach wieder mit ihm alleine zu sein. 

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