Kapitel 5

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Den Vormittag verbringen Zola und ich entspannt im Bett, bevor ich sie zum Bahnhof bringe.
„Du schreibst mir wie es mit Jonas weiter geht, okay?"
„Ja klar" lächle ich und drücke sie nochmal ganz fest.
„Komm mal wieder hoch in den Norden."
„Ich komm spätestens zu Weihnachten hoch, weißt du doch."
„Jaaa, aber wir haben grade mal Anfang September. Bis Weihnachten ist's noch so lange."
„Irgendwann ziehe ich wieder zurück, aber grade ist noch nicht der richtige Zeitpunkt."
„Ich weiß, aber du fehlst einfach."
„Ich vermisse es auch..."
„Okay, das wird mir hier jetzt zu depri, du kümmerst dich hier um deine berufliche Karriere und dann ist immer noch Zeit."
Wir umarmen uns nochmal feste und in dem Moment kommt auch schon Zolas Zug.
„Hab dich lieb" murmle ich.
„Ich dich auch, bis ganz bald."
Sie verschwindet im Zug und ich mache mich dann auch wieder auf den Weg nach Hause. Hier finde ich Jonas vor, der sich gerade etwas aufsetzt und übers Gesicht streicht.
„Ich will kuscheln" brummt er, als er mich wahrnimmt.
„Jonas, nach der Aktion gestern echt nicht."
„Warum bist du so gemein?"
Ich lasse das erstmal so stehen und gebe ihm einfach Aspirin und eine Flasche Wasser, bevor ich mich wieder ins Schlafzimmer zurückziehe. Auf dem Tablet mache ich mit Netflix an und packe schonmal meinen Rucksack für die Arbeit morgen.

„Leo, können wir reden? Das gestern tut mir leid" steht Jonas dann plötzlich in der Tür zum Schlafzimmer.
„Bist du wieder bei Sinnen?"
„Leo, es tut mir wirklich leid, ich hab keine Ahnung, was mit mir los war. Du weißt, ich würde dich nie anfassen, wenn du es nicht willst."
„Hast du aber gestern. Jonas, wir kennen uns nicht mehr, wir leben uns immer weiter auseinander."
„Was? Engel, das war ein Fehler gestern und jetzt beziehst du das auf unsere ganze Beziehung?"
„Jonas, es ist doch nichtmal das gestern Abend. Seit Monaten leben wir nur aneinander vorbei, wir führen keine richtige Beziehung mehr."
„Ich liebe dich!"
„Manchmal reicht Liebe allein nicht. Ich werde dich immer lieben, aber ich bin nicht mehr verliebt in dich."
„Machst du grade Schluss mit mir?"
„Jonas..."
„Nein! Du machst das nicht, du servierst mich jetzt nicht ab!"
Zuerst habe ich ja noch Traurigkeit in seinem Gesicht erkannt, aber den Blick jetzt gerade hab ich noch nie bei ihm gesehen. Klar hatten wir in den letzten Jahren den ein oder anderen Streit, wo auch einige heftigere dabei waren, aber so hat er mich noch nie angesehen. Der Blick ist nicht hasserfüllt, aber auch alles andere als traurig, geschweige denn liebevoll.
Langsam kommt er auf mich zu und lässt mich dabei für nichtmal einen Moment aus den Augen. Grob packt er mich an den Handgelenken und stößt mich aufs Bett, um sich über mich zu legen.
„Jonas! Runter von mir!"
„Du hörst mir jetzt mal zu, du trennst dich nicht von mir, verstanden?"
„Lass mich los, Jonas! Du tust mir weh."
„Das is mir scheiß egal grade! Hast du's verstanden? Du trennst dich nicht von mir! Ist es wegen diesem Typen?" fragt er dann und steht auf.
„Welcher Typ?" stelle ich die Gegenfrage und setze mich etwas auf.
„Der von gestern, im Club!"
„Spinnst du?"
„Verkauf mich nicht für dumm!" brüllt er mich an.
„Jonas, da war nichts... aber ich empfinde einfach nicht mehr das, was ich früher empfunden habe. Wir leben nur noch aneinander vorbei, wir führen keine Beziehung mehr" versuche ich ruhig zu bleiben.
„Verarsch mich nicht!" brüllt er und im nächsten Augenblick spüre ich einen brennenden Schmerz an meiner Wange.
Als ich meine Augen das nächste Mal öffne, schaut Jonas mich mit großen Augen geschockt an.
„Leo, ich... es... Ich... scheiße! Fuck, Es tut mir leid, Engel."
„Raus" bring ich nur über die Lippen.
„Leona..."
„Nein, bitte... Jonas, es ist Schluss."
Wieder ändert sich seine Mimik, nur dieses Mal von einem Blick voller Reue zu einem emotionslosen Blick. Bis jetzt hat er vor mir gehockt, steht jetzt aber auf und verlässt das Schlafzimmer, kurz darauf höre ich die Wohnungstür ins Schloss fallen.
„Kann ich nen paar Tage bei dir pennen?🥺" tippe ich leicht zitternd eine Nachricht an Levi und bekomme nur wenig später einen Daumen hoch.
Ich packe also mal schnell alles wichtige, ein paar Klamotten und so zusammen, bevor ich die Wohnung mit allem drum und dran verlasse, einmal gefühlt durch die halbe Stadt fahre und dann bei Levi ankomme.
„Hey, was ist los?" fragt er sofort und nimmt mich erstmal in den Arm.
„Ich hab mich von Jonas getrennt" murmle ich, während mir eine Träne über die Wange läuft.
Natürlich nimmt mich das ganze mit, Jonas und ich waren fast sieben Jahre lang zusammen und das ist jetzt vorbei. Vor allem aber nimmt es mich mit, dass er mich geschlagen hat, dass ich ihn so in Erinnerung behalten muss...

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