Kapitel 23

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Sicht Leo
Irgendwie freu ich mich auf morgen, aber irgendwie bin ich auch super aufgeregt. Ich meine, ich bin da doch bestimmt total fehl am Platz, beziehungsweise überflüssig. Nur hat Wincent echt drauf bestanden, dass ich komme, wenn wir uns schon in den letzten Wochen nicht sehen konnten und seinem kleinen Hundeblick konnte ich dann echt nicht absagen. Levi hat mich auch nochmal mehr ermutigt und so muss ich, bevor ich Wincent morgen wiedersehe, eigentlich nichts mehr tun.
Inzwischen hab ich meiner engeren Familie schon gesagt, dass Jonas und ich nicht mehr zusammen sind. Naja, Mama, Nils, Alex und Toby sind der Meinung, dass es nur eine kleine Pause sei, wohingegen Frank das schon richtig verstanden hat. Irgendwie war die Beziehung zu ihm schon immer einfach super, er ist einfach der beste ‚Papa-Ersatz' beziehungsweise eigentlich kann man das Ersatz auch direkt weglassen. Zwar hab ich auch Kontakt zu meinem leiblichen Vater, aber naja, eigentlich ist Kontakt schon übertrieben. Ich gratuliere ihm aus Höflichkeit mal zum Geburtstag und Weihnachten und er mir auch, gesehen hab ich ihn das letzte Mal zu meiner Konfirmation, wobei ich auch da drauf hätte verzichten können. In meinem ganzen Leben hab ich ihn zweimal getroffen, aber seit ich fünf war, hat mich das noch weniger gekümmert als vorher, immerhin gab es dann Lars, der einfach ein echter Papa für mich ist.

Während ich so durch den Park jogge, stelle ich meine Gedanken an alles mögliche einfach ab und lasse mich von meiner Playlist, einfach meine Lieblingssongs und Künstler gemixt, beschallen. Als Liam dann von einem Anruf unterbrochen wird, seufze ich leicht und gehe dann an den Anruf von meinem kleinen Bruder ran.
„Hey" bringe ich etwas atemlos hervor und spaziere jetzt einfach nur noch durch den Park.
„Na, was geht, was machst du grade?"
„Ich war laufen, beziehungsweise bin immer noch laufen. Wie kann ich dir helfen?"
„Darf ich mein Schwesterchen nicht einfach mal anrufen?"
„Nils, ich kenn dich, wahrscheinlich besser als jeder andere, du willst irgendwas. Vor allem, wenn du mir mit Schwesterchen kommst."
„Na schön... du und Jonas seid ja über Silvester nicht da, können nen paar Freunde und ich bei euch in der Wohnung pennen?"
„Nils, ich hab dir doch schon gesagt, dass wir uns getrennt haben und ich in ein paar Wochen in ne neue Wohnung ziehe."
„Das mit der Trennung ist dir wirklich ernst, oder?"
„Ja, Nils, wir werden nicht mehr zusammenfinden."
„Ja, okay... können wir dann wenigstens in deiner Wohnung pennen?"
„Was sagen Mama und Papa?"
„Ich bin 18!... Sie erlauben es."
„Wer ist mit ‚nen paar Freunde' gemeint?"
„Nicht viele, nur Max, Lara, Jenny und Matteo. Max kennst du ja und die anderen drei sind auch echt cool drauf."
„Nils, ich weiß nicht... ja, ich kenne dich und weiß, dass ich dir bei sowas vertrauen kann, aber ich wohne da ja jetzt noch nichtmal und wenn die Nachbarn direkt denken, dass ich da irgendwelche Teenager feiern lasse."
„Wir feiern da doch nicht, wir pennen da nur, feiern tun wir in Clubs."
„Nils, du weißt, wie ich das meine. Warum wollt ihr überhaupt in München feiern?"
„Weil Lübeck langweilig is."
„Warum nicht Hamburg?"
„Ist Plan B."
„Nils, ich überleg's mir, aber stellt euch eher auf B ein."
„Im Ernst? Wozu hab ich ne große Schwester?"
„Mal sehen, wer nimmt dich vor Mama und Papa in Schutz, hat dich immer überall hingefahren, bevor du selber fahren durftest, hat dir immer-"
„Ja okay, hab's ja verstanden... Wann kommst du eigentlich?"
„Fahre am 21. früh los und bin dann auf den Nachmittag da."
„Ich freu mich, wenn du wieder mal da bist, hier geht grade irgendwie schon wieder alles drunter und drüber."
„Was ist los?"
„Ich bin gestresst wegen Abschlussjahr, Mum und Dad wegen der Arbeit und Alex und Toby sind auch genervt von der Schule."
„Ach man, mach einfach mal nen Tag Pause vom lernen, du bist super gut in der Schule und lernst jetzt schon fürs Abi, als würde es in einer Woche mit den schriftlichen Prüfungen losgehen."
„Ja, hast wahrscheinlich recht... Oh, warte mal, Toby und Alex kommen grade rein... Können wir auf Video switchen?"
„Ähm, ich bin zwar grade super verschwitzt und auf der Straße unterwegs, aber ja okay."
Wir switchen also und dann tauchen meine drei kleinen Brüder auf meinem Handy auf, wie sie alle bei Nils im Zimmer auf dem Bett hocken.
„Boah siehst du grad scheiße aus" lacht Alex dann.
„Charmant wie immer" verdrehe ich die Augen „Mir ist schon klar, warum du keine Freundin hast."
„Hey!"
Wir quatschen noch ne ganze Weile, bis die drei los zum Abendessen müssen und ich auch langsam super durchgefroren bin.

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt