Kapitel 82

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Ich atme nochmal tief durch und schlucke einfach -naja mehr oder weniger einfach- alles runter, um jetzt die Zeit mit Shayenne und meiner Mum richtig zu nutzen. Es geht jetzt nicht um mich, sondern um die beiden. Wenn ich schon so selten zuhause bin, sollte ich vielleicht nicht unbedingt so mies drauf sein, wenn ich's mal bin. Mein Handy lasse ich also einfach hier oben liegen und gehe dann wieder runter, wo meine Mum und Shayenne in der Küche stehen und kochen.
„Hm... das riecht lecker" komme ich dann in die Küche.
„Dauert aber noch nen bisschen, bis es fertig ist" lächelt Shay mich leicht an.
„Kann ich was helfen?"
„Nah, du bleibst weit weg vom Herd" lacht meine Mum."
„Ey!" grinse ich und gehe langsam auf sie zu, um ihr einen kurzen Kuss auf die Wange zu hauchen, immerhin hab ich sie heute noch nicht wirklich begrüßt.
„Ich freu mich, dass du wieder zuhause bist" flüstert sie und lächelt mich an „Also, was gibt's Neues bei dir?"
„Das übliche, ich fahr dann übermorgen nochmal nach Köln für nen Interview und dann wieder München."
„Wozu hast du eigentlich die Wohnung in Berlin, wenn du trotzdem deutlich mehr in München bist?"
„München ist eben Studio, Berlin ist praktisch wegen Arbeit und Terminen bei der Plattenfirma und so, aber ich fühl mich in München auch wohler als in Berlin. Nicht so wohl wie hier zuhause, aber deutlich wohler als in Berlin."
„Oder liegt es an einer Frau in München?"
„Was?"
„Wincent, ich bin alt, nicht dumm und blind. Aber du willst anscheinend nicht drüber reden, also müssen wir das auch nicht."
„Danke Mum... Was gibt's hier neues?"
„Bald sind die Abschlussprüfungen und dann geht's Ende des Jahres mit meiner Ausbildung los."
„Ich bin stolz auf dich" schmunzle ich leicht.
Ja, bin ich einfach.

Den Abend verbringen wir dann entspannt auf dem Sofa, wobei Shayenne sich schon ein wenig früher ins Bett verabschiedet, immerhin hat sie morgen Schule. Somit sitze ich noch ziemlich lange nur mit meiner Mum auf dem Sofa und wir reden einfach über alles mögliche.
„Wincent, ich weiß, dass du da nicht drüber reden willst, aber ich würde mich sehr für dich freuen, wenn du wieder jemanden an deiner Seite hast."
Leicht seufzend falle ich wieder etwas nach hinten in die Sofapolster und schließe kurz die Augen.
„Ich werd' grade einfach nicht schlau aus ihr" murmle ich.
„Ich bin auch eine Frau, vielleicht kann ich dir helfen."
„Mum..."
„Ich will, dass du glücklich bist und wenn ich dir dabei helfen kann, will ich das tun."
„Ich liebe sie, wirklich, und ich dachte, dass es ihr auch so geht. Es hat immer so gewirkt, als würde sie mit meinem Job klarkommen, wenn ich weg war, haben wir den Kontakt halten können, und als ich in München war, waren wir einfach immer wir. Sie meldet sich gerade aber einfach nicht bei mir, sie antwortet auf keine Anrufe und keine Nachricht."
„Ist bei euch vielleicht etwas vorgefallen, was dir gar nicht so aufgefallen ist?"
„Es hat, laut ihrer besten Freundin, wirklich nichts mit mir zutun. Ich soll mit ihr Geduld haben, ich weiß nur nicht, ob ich noch genug davon hab."
„Ach Wincent" seufzt sie und streicht mir kurz durch die Haare „Frauen sind nunmal nicht immer einfach, aber wenn du sie liebst, so wie du sagst, verspreche ich dir, dass du genug Geduld hast."
„Mag sein, aber warum redet sie nicht mit mir?"
„Wincent, das kann ich dir nicht beantworten. Wenn ihre beste Freundin dir rät, ihr etwas Zeit zu geben, dann gib ihr etwas Zeit und wenn du wieder in München bist: Geh zu ihr und rede mit ihr. Mach das, nur so bekommst du Gewissheit."
„Danke Mum" flüstere ich und sehe ihr in die Augen.
„Immer... Ich hoffe wirklich, dass du es mit ihr hinbekommst, in den letzten Wochen warst du so gut drauf wie schon lange nicht mehr."

Inzwischen bin ich schon wieder in München, beziehungsweise bin ich die Nacht angekommen. In den letzten Monaten hab ich eigentlich immer bei Leo gepennt, aber gerade liege ich bei Fabi auf dem Sofa. Nachher will ich zu Leo fahren, sie sollte eigentlich schon wieder zuhause sein, und je nachdem wie's mit ihr läuft, werde ich mir für die paar Tage entweder nen Hotel nehmen müssen, oder ich schlafe wieder bei ihr -hoffentlich zweites.

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