Kapitel 77

1.3K 51 0
                                    

„Stellst du mir deine neue Freundin jetzt auch endlich mal vor?" ertönt hinter mir die Stimme meines besten Freundes.
Ich drehe mich um und da steht er einfach wirklich.
„Digga! Was?"
„Moin" grinst er weiter und kommt auf uns zu, um mich einmal fest in den Arm zu nehmen.
„Alter, was machst du hier?"
„Deinen Release feiern und ich will endlich die Frau kennenlernen, von der ich schon so viel gehört habe."
„Hier ist sie" grinse ich und deute auf Leo.
„Also, du bist die ‚wohl schönste und absolut coolste Frau' die meinem besten Freund den Kopf komplett verdreht hat" grinst er sie einfach an.
Hat das Schwein grade einfach meine Beschreibung wiederholt? Hat er ihr ernsthaft gesagt, was ich zu ihm über sie gesagt hab? Der is dran!
„Ich schätze schon" schmunzelt sie und wirft mir einen süßen Blick zu.
„Wince? Stellst du sie mir jetzt nochmal offiziell vor, bitte?" macht er einen auf eingeschnappt.
Ich hab's heute schon zehntausend mal gesagt, also warum nicht noch einmal?
„Marco, das ist Leo, meine Freundin."
„Und ich soll raten?" schmunzelt Leo mich nun frech an.
„Die mag ich" grinst mein bester Freund.
„Leo, das ist Marco, mein bester Freund... Alle zufrieden?"
„Joa, is aber eigentlich schon ziemlich lange fällig, dass wir uns mal kennenlernen."
„Leute, früher ging's halt nicht und wenn wir den Fakt mit einbeziehen, dass noch nichtmal unsere Familien von unserer Beziehung wissen, ist es noch akzeptabel, würd ich sagen" werfe ich ein.
Wir stehen hier gerade sowieso nur zu fünft, die anderen fünfzehn Leute sind mit sich selber beschäftigt. Marco und Leo verstehen sich wirklich auf Anhieb gut, was mich einfach nur glücklich macht. Sie ist nunmal die Frau, in die ich mich verliebt habe. Ich liebe sie. Und ja, sie hat es nicht direkt erwidert, aber ihre Augen haben es mir gesagt.

Irgendwann, gegen drei Uhr oder so sind wir wieder bei Leo angekommen und sind praktisch direkt ins Bett gefallen. Ich hab Leo fest in meine Arme gezogen und bin mit ihrem Duft in der Nase eingeschlafen.
Morgens wache ich schon vor Leo auf und beobachte sie einfach ein wenig, wie sie friedlich schläft. Ihre Haare sind etwas zerzaust und lächelt leicht, was wirklich süß aussieht. Ich genieße diesen Anblick, immerhin muss ich in ein paar Stunden wieder los nach Hamburg, dann nach Berlin, dann kurz nach Hause, dann nach Köln, nochmal Berlin und nochmal kurz Hamburg und erst dann komm ich wieder nach München und zu meiner Freundin.
„Ich liebe dich" flüstere ich kaum hörbar, während ich ihr durch die Haare streiche „Das war gestern mein voller Ernst. Ich will nicht mehr ohne dich sein."
Es dauert noch eine ganze Weile, bis endlich etwas Leben in den Körper meiner Freundin kommt, somit glaube ich auch nicht, dass sie irgendwas von dem, was ich gerade gesagt habe, verstanden hat.
Ich beuge mich dann etwas vor und lege meine Lippen sanft auf ihre.
„Guten Morgen" murmelt sie leise.
„Morgen" grinse ich und küsse sie nochmal.

Wir kuscheln einfach noch eine Weile, bevor wir doch aufstehen und zusammen eine Kleinigkeit frühstücken. Als wir dann im Hausflur stehen, halte ich sie fest im Arm und hauche immer wieder Küsse auf ihre Lippen.
„Wince, du bist nicht aus der Welt und jetzt triffst du dich erstmal mit Marco und fährst mit ihm zusammen hoch in den Norden. Wir schreiben und telefonieren und ich muss übrigens auch arbeiten."
„Trotzdem wär ich lieber bei dir."
„Wir kriegen das hin" lächelt sie sanft und küsst mich nochmal zärtlich.
Ich lasse dann von ihr ab und präge mir noch ein letztes Mal ihr wunderschönes Lächeln ein. Diese sanften Gesichtskonturen, ihre strahlenden Augen... Dann drehe ich mich endgültig um und gehe runter. Ich werfe meine Tasche in den Kofferraum und steige dann ins Auto, um erstmal zu Marcos Hotel zu fahren.
„Na, wie heiß war die Nacht?" grinst er mich an, als er einsteigt.
„Gar nicht heiß" erwidere ich nur.
„Im Ernst? Ich hätte gedacht, dass da noch was läuft."
„Is aber nicht... Keine Ahnung, vielleicht hab ich sie gestern auch etwas überrumpelt mit den ganzen Eindrücken und meinem kleinen Gefühlausbruch."
„Also sie wirkte jetzt nicht wirklich überfordert gestern, sie war doch eigentlich echt locker. Klar kenne ich sie nicht so, wie du, aber ich mag sie schonmal. Aber welcher Gefühlsausbruch?"
„Ich hab ihr gesagt, dass ich sie liebe."
„Bevor oder nachdem ich sie kennengelernt hab?"
„Kurz davor."
„Hat sie es erwidert?"
„Sie hat es noch nicht gesagt, aber ihre Augen als ich ihr das gesagt hab..."
„Wince, ich kann mich bestimmt nicht in ihren Kopf schauen, ich kann nicht wissen, was genau sie für dich empfindet, aber so wie ich das sehe, hast du dich endlich mal wieder so richtig verliebt. Bleib da dran, verliere sie nicht."
„Hab ich nicht vor" lache ich.

Ja, ich habe gelacht, aber wenn ich jetzt so dran denke... ich hätte in München bleiben sollen... seit unserem Abschied im Flur habe ich nichts mehr von ihr gehört. Sie antwortet nicht auf meine Nachrichten, geht nicht an meine Anrufe ran.

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt