Kapitel 140

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Sicht Zola
„Und wirst du zur Hochzeit gehen?"
„Wahrscheinlich nicht. Ich meine, ich hab nichts gegen ihn, aber ich brauche auch keine Beziehung zu ihm. Ich bin 26 Jahre lang sehr gut ohne ausgekommen, das wird sich in den nächsten Jahren auch nicht ändern."
„Was sagt Wincent dazu?" frage ich meine beste Freundin.
„Ich hab das ja selber irgendwie verdrängt, es ist mir grade erst wieder eingefallen, als du mich drauf angesprochen hast. Ich hab's ihm gegenüber also noch gar nicht erwähnt."
„Ach man Leo... Wie kann man das vergessen?"
„Andreas war mir halt nie wirklich wichtig. Er war da, aber irgendwie auch nicht. Du kennst das alles doch, seit 20 Jahren vermisse ich ihn auch nichtmal mehr."
„Hast du ihm schon abgesagt?"
„Nein, noch nicht, aber das mache ich noch. Du musst mich gar nicht so ansehen und ich brauche auch keine Moralpredigt. Ich muss ihm nur noch ne Absage schicken, dann ist alles schick."
„Wie du meinst, ich gehe nochmal kurz auf Klo und dann gehen wir in die Stadt, okay?"
Weiter über dieses Thema reden würde eh nichts bringen, also können wir uns auch einfach endlich einen schönen Tag machen. Ich mache mich also schnell etwas frisch und dann gehen wir auch schon los.

Den Tag über versuche ich, Leo noch ein bisschen über Wincent auszuquetschen, immerhin hatten wir in letzter Zeit ziemlich wenig Zeit zum Quatschen. Im Gegenzug dazu, versucht sie natürlich auch, mich bezüglich Jan auszufragen. Auch wenn es da im Moment immer noch nicht viel zu sagen gibt. Mein Vertrauen zu ihm hat nen Knacks und dass er so viel jünger ist als ich, finde ich immer noch nicht so krass prickelnd. Natürlich merkt auch meine beste Freundin, dass ich da gar nicht drüber sprechen will und dann haben wir einfach nur noch einen schönen Tag zu zweit. Am frühen Abend geht's dann aber auch nochmal los zu Leo nach Hause, wo wir uns fertig machen. Wir lachen viel, reden über alles mögliche und warten einfach, bis wir abgeholt werden.
„Weißt du eigentlich, wie heiß du heute aussiehst?" grinse ich Leo an „Wincent wird nicht lange die Finger von dir lassen können."
„Das war mein Plan" zwinkert sie nur und tippt weiter auf ihrem Handy „Marie und Marlon sind in 20 Minuten da, sollen wir schonmal zu Simon runter?"
„Ja, lass das so machen" lächle ich.
Wir ziehen uns also noch schnell Schuhe an, bevor wir runter gehen, Simon einsammeln und dann rausgehen. Wenig später werden wir eingesammelt und fahren zu irgendeiner Bar oder so, wo auch schon ein paar andere warten. Unter anderem Sara, die bei mir ja sowieso unten durch ist. Wer steigt mit dem Ex seiner Freundin in die Kiste? Bedeutet, dass ich definitiv ein Auge mehr auf sie haben werde, ich traue ihr nicht mehr und kann auch nicht verstehen, wieso Leo ihr verziehen hat. Sie ist zwar manchmal ein klein wenig naiv, vor allem wenn es um langjährige Freunde geht... aber das?
„Is Wincent noch gar nicht da?" fragt Marie dann.
„Die sind grade erst losgefahren, kommen also erst in ner halben Stunde circa an" lächelt meine beste Freundin.
Hilfe bin ich froh, dass die beiden es endlich hingekriegt haben, das war ja auch nicht mehr mit anzusehen. Ich merke, wie glücklich sie mit ihm ist und das macht auch mich glücklich. Schon krass, vor einem Jahr war sie nicht glücklich in ihrer Beziehung und -es tut immer noch ziemlich weh- ich wusste davon nichts und jetzt ist sie mehr als glücklich vergeben. Es tut so gut, sie so zu sehen.

Als wir schon etwas am Feiern sind, kommt auch Wincent mit seinem Kumpel an und wie letztes Jahr, als sich die beiden kennengelernt haben, hat er nur Augen für Leo. Allerdings macht mich ein Blick zu Sara ein klein bisschen stutzig. Die muss ich eindeutig im Auge behalten.
„Was wirdn hier so grimmig geschaut, magst das Geburtstagskind doch nicht so?" steht dann plötzlich Wincents Kumpel, ich glaube Fabi, neben mir.
„Gegenteil, Leo ist meine unbiologische Schwester, die nur sehr naiv sein kann und deswegen muss ich ein Auge auf die Schlange da hinten haben."
„Wow... was hat sie denn angestellt?"
„Mir wurde verboten, da vor allem heute drüber zu sprechen" zucke ich mit den Schultern und nehme mir einen neuen Drink.
Ich wende meinen Blick dann trotzdem nochmal von Sara ab und mustere Fabi nochmal etwas genauer. Süß is er ja schon.

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