Kapitel 34

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Sicht Wincent
Was is denn jetzt mit Shay los? Sie funkelt Leo richtig an...
„Ich werd mich dann wieder losmachen, mal sehen, was meine drei schon wieder angestellt haben" schmunzelt sie mich süß an.
„Äh ja, wie sehen uns" lächle ich und umarme Leo kurz, bevor sie mit den vier Bechern verschwindet.
„So und du erklärst mir jetzt mal bitte, was das gerade war" sehe ich meine kleine Schwester auffordernd an.
„Was was war?" fragt sie unschuldig.
„Bitte, selbst ich hab gerade die Blicke gesehen, die du Leo zugeworfen hast."
„Wiwi, ich weiß wirklich nicht, was du meinst. Aber wer war sie?"
„Eine Freundin, die ich vor drei Monaten in München kennengelernt hab."
„In München. Was macht sie dann hier?"
„Ihre Family wohnt hier im Norden, sie ist von hier. Warum interessiert dich das so?"
„Weil du mich offensichtlich anlügst."
„Bitte wie? Warum lüg ich dich an?"
„Weil sie offensichtlich nicht nur EINE Freundin is."
„Wie kommst du da drauf?"
„Ich bin nicht dumm" meint sie trocken und sieht mich dann einfach schweigend an.
„Shayenne, ich schwöre es dir, Leo und ich sind nur Freunde."
„Aber du willst, dass da mehr ist, oder?" murmelt sie und senkt den Blick etwas.
„Können wir bitte nicht in aller Öffentlichkeit über mein nicht vorhandenes Liebesleben reden?"
Brummend dreht sie sich um und will gerade wieder abhauen, als ich sie am Handgelenk zu greifen bekomme und in meine Arme ziehe.
„Hey, was ist los?" flüstere ich und streiche ihr über den Rücken.
„Nicht hier" kommt es nur leise von ihr, bevor sie sich von mir löst.
„Wir reden später" stelle ich nochmal klar, bevor wir zusammen zurück zur Familie gehen.
„Alles okay?" flüstert meine Mum mir zu.
„Keine Ahnung ehrlich gesagt, wir reden später nochmal" murmle ich und trinke etwas.
„Nehmt euch dann einfach ein paar Minuten zu zweit."
Ich lächle sie nur kurz an und konzentriere mich dann wieder auf die Gespräche meiner Familie. Immer wieder erwische ich mich zwar auch dabei, wie ich meine kleine Schwester etwas beobachte. Sie scheint immer noch teilweise etwas in Gedanken zu sein, beteiligt sich dann aber auch ein wenig am Gespräch.

Als wir wieder zuhause sind, verschanzt Shay sich sofort in ihrem Zimmer und ich bleibe komplett ratlos im Flur stehen.
„Na komm, gib ihr mal zwei Minuten und red dann mit ihr" lächelt meine Mum.
„Vorhin war doch alles mehr als gut, warum macht sie jetzt einen auf Dramaqueen?" murmle ich und setze mich mit meiner Mum ins Wohnzimmer.
„Was ist denn passiert?"
„Ich hab ne gute Freundin getroffen und mich kurz mit ihr unterhalten, Shay kam dann plötzlich an und hat sie regelrecht verscheucht. Sie ist wirklich nicht mehr, als eine gute Freundin."
„Shayenne hatte es eben nicht sonderlich einfach in letzter Zeit und den Gedanke von dir mit einer neuen Partnerin an deiner Seite, macht ihr glaub ein wenig Angst."
„Sowas hätte ich mir ja schon denken" murmle ich.
„Geh mal hoch und rede mit ihr. Sag ihr, dass das Mädel nur eine einfache Freundin ist."
„Ich will sie nur nicht anlügen" murmle ich und sehe meiner Mum einfach kurz ins Gesicht.
„Warte, du hast doch gesagt, dass sie nur ne Freundin ist."
„Ist sie auch, aber... Ach es ist kompliziert und wahrscheinlich kann ich mir sowieso abschminken, dass da je mehr wird."
„Jetzt machst du mich neugierig."
„Da is nichts, das is albern."
„Pass auf dich auf, okay? Ich will nicht, dass du verletzt wirst."
Ich hauche ihr nur einen kurzen Kuss auf die Wange und gehe dann hoch.
Vorsichtig klopfe ich an Shayennes Zimmertür, aber da keine Antwort kommt, trete ich einfach ein und was ich sehe, verschlägt mir komplett die Sprache.
Meine kleine Schwester liegt zusammengerollt in ihrem Bett, mit dem Rücken zur Tür. Zwar weint sie nicht, aber es ist alleine die Tatsache, wie sie da liegt.
Leise schließe ich die Tür hinter mir, lege mich neben sie und lege zögerlich einen Arm um ihren Körper.
„Shayenne, was ist los? Ja, du hast es im Moment nicht einfach und ich bin an der Situation nicht ganz unschuldig, aber selbst wenn da zwischen Leo und mir mehr wäre, was... was nicht so ist... wärst du immer noch meine kleine Schwester, du bist alles für mich. Ich bin immer für dich da, du kannst immer auf mich zählen, das weißt du doch."
„Ich hab doch gesehen, wie ihr euch vorhin angesehen habt" murmelt sie, schaut aber immer noch in ihr Kissen.
„Was? Shayenne, ich habe Leo Anfang September getroffen und so richtig kennengelernt haben wir uns erst zwei Wochen später... ich kenne sie noch nichtmal richtig."
„Trotzdem hast du sie so angesehen... so sieht man niemanden an, mit dem man NUR befreundet ist... sie dich genauso."
„Wirklich?"
„Boah bist du bescheuert! Ich wusste es! Warum lüg-" dreht sie sich sauer um und löst sich von mir.

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