Lauf nicht weg

Kapitel 178

Sicht Wincent
Nachdem wir unsere Schlüssel bekommen haben, falle ich in dem kleinen Appartement direkt ins Bett.
„Babe, es ist kurz nach elf" lacht Leo hinter mir.
„Nur eine Stunde... Komm, leg dich zu mir" murmle ich und strecke die Hand nach hinten aus.
Leo legt sich also neben mich und beginnt, mir sanft durch die Haare zu streicheln und meinen Nacken und die Schultern zu massieren.
„Einschlafen wollte ich jetzt auch nicht, sonst schlaf ich länger" murmle ich in mein Kissen.
Ich drehe mich auf die Seite, um meine Freundin in meine Arme zu ziehen.
„Im Bett liegen könnten wir auch zuhause, ich will die Stadt sehen, ich war noch nie in Nizza."
„Wir haben noch die nächsten paar Tage Zeit und es ist grade mal Mittag, lass uns erstmal ein wenig ausruhen, wir sind die ganze Nacht gefahren... lass uns ne Stunde chillen und dann in die Stadt gehen, okay?"
„Na schön" schmunzelt sie und kuschelt sich etwas an mich ran.

Okay, eigentlich wollte ich nicht einschlafen, aber ich bin echt erschöpft gewesen und somit hat mich am Ende doch die Müdigkeit übermannt. Als ich aufwache, liegt Leo jedoch nicht mehr neben mir, dafür höre ich im Badezimmer die Dusche. Ich angle nach meinem Handy und stelle erschrocken fest, dass es anscheinend doch nicht nur eine Stunde, sondern beinahe drei waren. Im Bad wird das Wasser ausgeschalten und wenig später kommt Leo wieder ins Zimmer.
„Ah ausgeschlafen?"
„Sorry, ich wollte echt nicht einschlafen."
„Schon gut, ich bin auch etwas weggenickt."
Leo beugt sich etwas zu mir runter, um mir einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Ich versuche, den Kuss noch etwas zu vertiefen, aber Leo löst sich breit grinsend von mir
„Nope, ich will den Abend mit dir in der Stadt verbringen."
„Na schön, ich steh auf."
Ich strecke mich etwas und schlurfe dann ins Badezimmer. Etwas kaltes Wasser ins Gesicht und ich bin wach. Im Schlafzimmer wühle ich dann in meiner Tasche nach frischen Klamotten. Leo verschwindet derweil, inzwischen angezogen, wieder ins Badezimmer, von wo ich sie jetzt fluchen höre.
Ich gehe schnell zu ihr und finde meine Freundin vor, wie sie ihre Kulturtasche durchwühlt.
„Hey, alles okay?"
„Nein, ich hab meine Pillen vergessen" seufzt sie.
„Hm?"
„Pille, die Pille?"
„Oh..."
„Ich hatte sie eingepackt, da bin ich mir sicher!"
„Vielleicht hast du sie bei meiner Mum zuhause vergessen, da lagen sie doch im Schubfach neben dem Bett."
„Fuck, ja..."
„Wie dramatisch ist das?"
„Naja, vorerst müssen wir mit Kondom verhüten" seufzt sie „Ich hab die Pille seit zwei Tagen nicht genommen, ich hab's einfach verpeilt. Ich fang mit dem nächsten Zyklus wieder an."
„Dann ist das jetzt so und wir verhüten mit Kondom, muss ich nur besorgen, ich bestimmt keine dabei."
Ich ziehe sie an meine Brust und hauche ihr einen Kuss auf den Kopf. Wenigstens hatten wir jetzt keinen Sex ohne verhütet zu haben, ich meine, wir sind noch nicht bereit für Kinder. Ich weiß, dass ich das irgendwann, vielleicht in zwei Jahren oder so, je nachdem wie sich unsere Beziehung entwickelt, sein werde. Wir ziehen am selben Strang, wollen beide in Zukunft das gleiche haben. Eine Familie gründen, im Norden leben. Wir wollen das beide und wir wollen es zusammen, also irgendwann, aber nicht heute, werden wir Kinder haben und dafür auch bereit sein.
„Komm, lass uns endlich in die Stadt gehen, außerdem hab ich Hunger, wir haben heute noch nichts gegessen."
Leo lächelt mich leicht an und streckt sich zu mir hoch, um sich einen Kuss abzuholen.
„Lass mich mich nur noch schnell fertig machen."
„Ich muss mich ja auch noch fertig anziehen" lache ich leicht und gebe ihr einen Kuss, bevor ich das Bad verlasse.
Ich ziehe mich fertig an und pflanze mich dann nochmal mit meinem Handy aufs Bett. Irgendwann kommt auch meine Freundin aus dem Badezimmer. Jetzt schon wieder etwas besser gelaunt als eben, zieht sie mich aus dem Bett. Beide ziehen wir uns Jacken und Schuhe an, außerdem versteckt Leo sich in ihrem überdimensional großen Schal. Hand in Hand machen wir uns dann auf den Weg in die Stadt, mit dem Hauptziel, etwas zu essen zu finden und einzukaufen. Ich genieße den restlichen Tag mit meiner Freundin, auch wenn's echt verdammt kalt ist. Demnach gehen wir abends nur noch schnell in einen Supermarkt in der Nähe unseres AirBnBs, wo wir unter anderem ziemlich viel Schokolade und anderen Süßkram kaufen.