Kapitel 35

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„Shay! Ich lüge nicht, okay! Sie ist nicht mehr, als EINE Freundin, auch wenn ich nicht weiß, ob ich nicht doch mehr für sie empfinde. Sie aber definitiv nicht für mich" unterbreche ich sie nun auch etwas lauter.
„Hä?"
„Als ich sie kennengelernt hab, hatte sie immerhin noch einen Freund und ich weiß, dass sie definitiv noch nicht bereit für etwas Neues ist. Auch wenn sie mehr für mich empfinden würde, das spielt im Moment keine Rolle. Sie ist nur eine Freundin."
„Nicht für dich."
„Shayenne!"
„Was denn? Für dich ist da mehr und ich bin abgeschrieben, wenn sie doch mehr von dir will."
„Shayenne, du wirst bei mir nie abgeschrieben sein, du bist meine Schwester und daran kann niemand etwas ändern. Ohne dich bin ich doch gar nicht ich selbst, also denk das nicht."
Eine Weile schweigen wir uns einfach an und ich sehe, wie sich das schlechte Gewissen in ihr breit macht.
„Ich war echt blöd, oder?" murmelt sie dann und vergräbt ihr Gesicht an ihren Knien.
„Hm... Ich glaube, Leo war ziemlich verwirrt, vor allem, weil ich ihr schon die Ohren voll geschwärmt hab von dir" schmunzle ich und nun sieht sie mich einfach mit großen Augen an.
„Was?"
„Shay, ich hab übertrieben" lache ich „Ich hab nur gesagt, dass du mein Ein und Alles bist."
„Sie ist nett, oder?"
„Ja, sehr... Wincent Weiß der Musiker interessiert sie gar nicht so, eher der, der ich bin" gerate ich grade vielleicht ein wenig ins Schwärmen.
„Wincent?" unterbricht sie mich schmunzelnd „Sie hat dir den Kopf verdreht."
„Ach auf einmal kannst du drüber lachen, aber eben die Dramaqueen raushängen lassen?"
„Man, es tut mir leid, okay? Ich hab mich echt benommen wie irgend so ne Göre... Aber mir sind irgendwie die Sicherungen durchgebrannt, es tut mir echt leid."
„Is schon okay, Leo ist wie gesagt super entspannt drauf."
„Nein, is nich okay... Ich will nicht so gesehen werden, als kleine Göre, die ihren Bruder nicht teilen will."
„Shayenne, alles cool, okay? Und kommst du jetzt bitte mal her?" grinse ich leicht und ziehe sie zurück in meine Arme „Ich hab dich lieb."
„Ich dich auch... und ich will ja auch, dass du wieder glücklich wirst, also was Liebe angeht..."
„Irgendwann" murmle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfen „Und wenn es irgendwann soweit ist und ich das dann hoffentlich auch checke, wirst du eine der Ersten sein, die es erfahren und ich kann auch nur glücklich werden, wenn du dich mit meiner zukünftigen Partnerin zumindest verstehst."
„Du wirst es schon checken, wenn es die Richtige ist, und wenn es die Richtige ist und du glücklich bist, werd ich auch klarkommen."
„Ich will nicht, dass du klarkommst, sondern dass du auch glücklich damit bist."
„Werd ich, wenn es soweit ist" lächelt sie mich ehrlich an.

Eine Weile liegen wir einfach Arm in Arm in Shays Bett und schweigen uns an, bis Mum vorsichtig ins Zimmer kommt.
„Ach Gott... ihr könnt echt nicht lange ohne einander, oder?"
„Nope" schmunzle ich und drehe meinen Kopf in ihre Richtung.
„Alles geklärt?"
„Ja, denk schon" lächle ich.
„Wie auch immer, Essen ist fertig" schmunzelt sie leicht und verschwindet dann wieder nach unten.
„Ich hab Hunger" murmelt meine kleine Schwester dann und setzt sich etwas auf.
„Ich auch" schmunzle ich und stütze mich ebenfalls etwas hoch.
Wir gehen dann zusammen runter, wo Mum schon den Tisch gedeckt hat und auf uns wartet. Während des Essens unterhalten wir uns über belangloses Zeug und danach räumen Shay und Mum ab, während ich schonmal nen Film raussuche und auch Leo schnell schreibe.
„Hey, sorry wegen vorhin, Shayenne geht's im Moment nicht so gut, ihr ist das grade schon wieder super peinlich und es tut ihr leid" tippe ich einfach ohne nachzudenken ein und schicke sie ab.
Gerade noch rechtzeitig, Shay reißt mir dann mein Handy aus der Hand, schaltet es aus, packt es weit weg und kuschelt sich an mich ran.
„Welchen Film hast du ausgesucht?"
„Iron Man" schmunzle ich.
Ja, der is echt alt, kann man aber immer schauen.

Gegen ein Uhr liege ich dann auch mal im Bett und denke irgendwie automatisch nach... natürlich auch über die Nachricht an Leo. Und je mehr ich grüble, desto unangenehmer wird sie mir irgendwie. Ich grüble tatsächlich so lange, bis ich wie von der Tarantel gestochen aufspringe und nach meinem Handy suche. Als mir dann auffällt, dass ich es unten vergessen haben muss, lege ich nen kleinen Sprint ein und falle natürlich einmal fast auf die Fresse. Im Wohnzimmer brauche ich dann nochmal nen bisschen, bis ich mein Handy endlich gefunden hab. Okay, grade hasse ich meine kleine Schwester ein wenig, sie hat das Teil einfach echt ausgeschaltet. Seufzend gehe ich dann nach oben und als ich mich im Bett meiner kleinen Schwester fallen lasse, muss ich auch nur noch meine PIN eingeben, bevor mir direkt eine Nachricht von Leo angezeigt wird.

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