Erstaunlicherweise ist es mal nicht mein Handy, sondern das meiner Mutter.
„Hallo?" geht sie immer noch leicht neben der Spur ran „Ja genau, Anke Nacht hier... genau... hm... nein, ja, wir kommen sofort... unsere Tochter und ich, unsere Jungs sind noch in der Schule... Okay, bis dann."
Sie legt dann ihr Handy auf den Tisch und muss sich erstmal setzen...
„Mama? Was ist los?"
„Papa ist wach" murmelt sie und sieht dann zu mir hoch.
„Warum sitzen wir hier dann noch so blöd rum? Komm, hoch mit dir und ins Auto, ich fahre."
Noch wie in Trance steht meine Mutter auf, während ich schon in den Flur gehüpft bin, in meine Schuhe schlüpfe und meine Sachen zusammensuche. Zusammen setzen wir uns dann in mein Auto und ich fahre uns -wie eigentlich jeden Tag sowieso- ins Krankenhaus. Den Weg zu seinem Zimmer kennen wir ja sowieso schon und als ich die Tür öffne, lächelt er uns schon schwach an.
Seufzend gehe ich auf ihn zu und setze mich direkt neben sein Bett. Ich greife sachte nach seiner Hand und hauche ihm vorsichtig einen Kuss auf die Stirn.
„Hey, Kleines" flüstert er mit sehr rauer Stimme.
„Hey" murmle ich und sehe dann, wie er zu Mama schaut.
Sie setzt sich ebenfalls langsam auf einen Stuhl und sieht ihn einfach an. Es ist manchmal echt unglaublich, fast ausschließlich nehmen sich die beiden einfach nur Hops und dann kommt so ein Moment, in dem sie sich einfach nur anschauen.
„Wehe du machst so nen scheiß nochmal" murmelt sie dann.
„Ich geb mir Mühe... Was ist mit den Jungs?"
„Nils schreibt heute Deutsch Abi und Alex und Toby sind auch noch in der Schule, ich hol sie dann gleich alle drei ab und komme mit ihnen her."
„Ruhig, ruhig, ruhig" schmunzelt er mich dann an „Bleib noch etwas hier."
Es kommt dann auch nochmal ein Arzt rein, der uns vieles erklärt und dann auch nochmal mit Mama ein bisschen was besprechen muss, wofür die beiden rausgehen.
„Mama sieht nicht gut aus" murmelt er.
„Es ging ihr auch nicht gut, heute früh hatte ich komplett die Schnauze voll und hab sie aus dem Bett gezerrt. Ich hoffe, dass es jetzt, wo es mit dir immer mehr bergauf geht, besser wird."
„Was ist mit dir?"
„Was soll mit mir sein? Ich hab den Jungs einfach geholfen."
„Oder eher gesagt, alles gemacht, dich um die beiden gekümmert, oder?"
„Mama war ja zu kaum was im Stande."
„Leo, du hast ein Leben in München, das kannst du doch nicht einfach pausieren."
„Hab ich nicht, zumindest nicht komplett. Gearbeitet hab ich von hier aus, auch wenn das eher semi gut funktioniert hat. Mama hat mich aber gebraucht, oder eher gesagt meine Brüder haben mich gebraucht."
„Was ist mit dem Jungen, den du kennengelernt hast?"Wie ein Stich ins Herz trifft es mich, eben noch hab ich mich meiner Mutter, was Wincent angeht, komplett geöffnet, und dann kam der Anruf und ich hab ihn beinahe total vergessen. Naja, ich hab ihn vergessen...
„Leo?"
„Hm? Ähm... Ich weiß nicht, wie es läuft... ich... Ich hab seit anderthalb Wochen nicht mehr mit ihm gesprochen."
„Leo... das..."
„Ich weiß, dass das so nicht geht, aber ich konnte in den letzten Tagen echt an nichts denken."
„Fahr nach Hause" flüstert er.
„Noch nicht, erst, wenn du entlassen wirst."
„Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen."
„Doch, mache ich. Und zwar mit Recht. Ich werde wieder nach München fahren, aber nicht heute und auch noch nicht morgen."
„Na schön... aber schreib ihm oder so. Zumindest wenn das mit euch was werden soll."
„Ich werd ihm alles erklären, aber persönlich."Auch wenn ich eigentlich dachte, dass es jetzt wieder einfacher wird, war die letzte Woche nochmal der absolute Horror. Ja, mit Frank geht es wirklich wieder bergauf, aber dafür hab ich jetzt auf der Arbeit den Stress meines Lebens. Somit habe ich jetzt gerade auch keine andere Wahl, als wieder nach Hause zu fahren.
„Du passt gefälligst auf dich auf, ja?" richte ich mich an meinen Papa.
„Verstanden" schmunzelt er leicht „Du aber wie immer auch auf dich. Bis bald."
„Bis dann und achte nebenbei noch etwas auf Mum, sie hat noch ziemlich dran zu knabbern."
„Immer... und du kümmerst dich jetzt um dein Leben."
„Werd' ich."
Und ich hoffe, dass es noch nicht zu spät ist und ich Wincent noch nicht verloren habe. Trotzdem steht im Vordergrund jetzt erstmal mein Job.
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Lauf nicht weg
Fanfiction7. September 2019 Leona ist 24... nein... seit heute 25 Jahre alt und hat eigentlich nur einen schönen Tag mit ihrer besten Freundin seit der 1. Klasse und ihrer besten Studienfreundin geplant, bevor es abends mit ihrem Freund und noch ein paar wei...