Kapitel 84

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„Leo, bitte wach auf" höre ich es neben mir und komme somit langsam wieder zu mir.
„Hm?" murmle ich und öffne langsam meine Augen.
Ich sehe direkt in die leicht verquollenen Augen meiner Mum, während sie mir sachte über den Rücken streichelt. Ist sie wirklich aufgestanden? Ich richte mich dann etwas auf und mein Blick fällt direkt auf meinen Laptop.
„Oh scheiße! Ich bin einfach eingeschlafen, scheiße!" fluche ich direkt los und widme mich wieder den Designs.
„Leo, beruhige dich" sagt sie leise.
„Mum, ich muss das um neun abgeschickt haben, also hab ich nichtmal mehr eine halbe Stunde um das fertig zu bekommen, das schaff ich nie im Leben."
Ich kann dann gar nicht mehr wirklich mit ihr reden, sondern konzentriere mich einfach auf meinen Laptop, um mich herum bewegt sich immer mal wieder etwas, was ich ebenfalls komplett ignoriere, so dass ich -mit fast zwei Stunden Verspätung- alles abschicken kann. Seufzend schließe ich dann meinen Laptop und stehe endlich wieder auf, um mich nach meiner Mum umzusehen. Hab ich mir nur eingebildet, dass sie neben mir saß? Okay scheiße! Ich brauch definitiv mal ne Dusche... oder doch lieber ins Bett? Dusche? Bett? Was essen? Es ist elf Uhr, also ist schlafen eher weniger schlau, Hunger habe ich auch nicht wirklich und so fällt meine Entscheidung dann doch aufs Duschen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr so richtig, wann ich das das letzte Mal so richtig gemacht habe.

Als ich dann endlich das Bad wieder verlasse, fühle ich mich wieder wie ein Mensch und Balu sieht mich schon abwartend an.
„Ach Großer, kannst du nicht noch warten, bis einer der Jungs nach Hause kommt?" schmunzle ich leicht und streiche ihm einmal über den Kopf, bevor ich hoch in mein Zimmer gehe um meine Haare etwas zu föhnen, mich dann umzuziehen und dann endlich mal nach meiner Mum zu suchen.
Finden tu ich sie -wer hätte es gedacht?- im Schlafzimmer. Hab ich mir das wirklich nur eingebildet?
Es tut einfach weh, wie sie da im Dunkeln im Bett sitzt und ins Nichts starrt. Kurzentschlossen mache ich einfach erstmal die Rollläden hoch, öffne die Fenster und ziehe ihr die Decke weg. Zola hat Recht, das geht so wirklich nicht mehr weiter.
„Leona" murrt sie einfach nur unverständlich und versucht sich zu verstecken.
„Nein, ich kann das nicht mehr. Ich kann nicht mehr, ich bin 25 und spiele die Mutti für meine Brüder und dich. Du bist hier die Mutter und du bist eine fantastische Mutter, aber gerade benimmst du dich nicht wie eine Mutter. Das klingt hart, aber so is es. Also verdammt nochmal bewegt deinen Hintern endlich hoch, davon, dass du hier nur rumliegst, wacht Papa auch nicht auf. Aber deinen Kindern wird es mit dir besser gehen. Ich mache mir auch Sorgen um Papa, ich habe auch Angst, aber nicht nur um Papa sondern auch um dich" rede ich einfach drauf los und suche ein paar Klamotten aus ihrem Schrank.
„Leona, ich bin nicht in der Stimmung."
„Bist du seit über einer Woche nicht, interessiert mich jetzt aber auch nicht. Komm, aufstehen. Ich hatte lange genug Nachsicht mit dir, jetzt musst du endlich aufwachen."
Ich rede einfach weiter, rede mir alles von der Seele, alles was sich die letzten Tage so angestaut hat, sprudelt einfach aus mir raus. Ja, teilweise ist das alles ziemlich hart, aber anders komme ich wie's aussieht gerade nicht an sie heran.
Am Ende schaffe ich es dann auch tatsächlich, sie ins Badezimmer zu schieben und dann erstmal Kaffee zu kochen.

„Leo... ich... ich kann nicht mehr" höre ich es dann hinter mir.
„Ich doch auch nicht! Er ist mein Papa, der Einzige den ich hab. trotzdem verkrieche ich mich nicht in meinem Zimmer und vegetiere vor mich hin. Ich kümmere mich um meine Brüder und ruiniere mir nebenbei wahrscheinlich alles, was ich mir aufgebaut habe. Meinen Job bleibt auf der Strecke liegen. Meine Beziehung... Ich hab die letzten Tage kaum einen Gedanken an ihn verschwendet, er hat Zola anschreiben müssen, weil er sich Sorgen macht und ich schaffe es noch nichtmal, seine Nachrichten überhaupt zu lesen. Von seinen Anrufen, die ich gerade auf Stumm gestellt habe, mal ganz abgesehen. Verdammt ich liebe ihn und er denkt wahrscheinlich gerade, dass ich doch nichts von ihm will oder schlimmer, dass ich ihn nur mit ihm spielen würde, er nur ein kleines Abenteuer gewesen wäre oder ich ihn angelogen habe, als ich gesagt habe, dass ich mit seinem Job und dem ganzen drum und dran klarkommen würde. Aber ich liebe ihn. Er ist ein unglaublich toller Mann und ich versaue das gerade alles!"
Ich rede mir alles von der Seele, bis wir von einem klingelnden Handy unterbrochen werden.

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