Kapitel 7

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Während Kevin grade am schneiden ist, hocke ich zusammen mit Lino wie nen Sack auf der Couch und tippe auf meinem Handy rum.
„Ey, Wincent!" kommt es plötzlich von ihm gebrüllt, wodurch ich leicht hoch schrecke.
„Ja? Was?"
„Die Line hier, was du meinst? Ist immerhin dein Song, den wir hier grade schneiden."
„Ja, sorry, war abgelenkt."
Ich lege also mein Handy weg und setze mich neben Kevin, damit wir 'Kein Lied' langsam mal fertig bekommen. Das mit der Konzentration funktioniert auch wirklich gut, bis Lino, der bis eben auf dem Sofa gepennt hat, plötzlich wieder angetappst kommt.
„Ach man, wär ja auch zu schön gewesen, wenn du dich trotz Lino konzentrieren könntest" lacht Kevin.
„Wenn Lino zwischen uns rum hüpft, kannst du dich auch nicht konzentrieren" schmunzle ich und setze mich mit dem kleinen Fellknäul auf den Boden.
Während Kevin also weiter schneidet, sitze ich mit Lino auf dem Boden, helfe meinem Produzenten aber natürlich trotzdem so gut es von hier unten eben geht.

„Okay, wie wär's, wenn du ne Runde mit Lino gehst und ich mache in der Zeit mal Abendessen. Fabi kommt ja auch demnächst."
„Mach ich gern" lächle ich leicht und schnappe mir Linos Halsband und die Leine, bevor ich mir noch mein Handy einstecke und dann mit Lino zusammen verschwinde.
Schon auf dem Weg nach unten schaue ich mal wieder auf mein Handy und muss kurz die Stirn runzeln... Ein verpasster Anruf von meiner Schwester und drei verpasste Anrufe und eine Nachricht von meiner Mum.
„Ruf mich bitte schnellstmöglich zurück" lautet die Nachricht, weswegen ich sie sofort anrufe.
„Wincent, ist Shayenne bei dir? Oh Bitte sag mir, dass sie bei dir ist" geht sie sofort leicht panisch ran.
„Was? Mum, beruhig dich erstmal etwas. Ich bin in München, wieso sollte sie hier sein? Außerdem ist Montag, was ist mit der Schule? Aber sie hat auch versucht mich anzurufen. Ich war im Studio."
„Scheiße!"
„Mum, was ist los?"
„Sie war nicht in der Schule, ich weiß nicht, was grade los ist" schluchzt sie.
„Mum, beruhig dich etwas. Ich ruf sie jetzt mal an und sag dir dann Bescheid."
„Okay."
„Es geht ihr bestimmt gut, ich ruf sie jetzt zurück und meld mich dann gleich wieder bei dir."
Innerlich koche ich grade zwar auch über vor Sorgen, aber meine Mum macht sich schon genug Sorgen, da muss ein ruhiger Part her. Ich verabschiede mich nur schnell von ihr und rufe dann direkt meine kleine Schwester an. Es klingelt und klingelt, aber es geht immer wieder direkt die Mailbox ran, weswegen ich ihr beim nächsten „Sprechen Sie Ihre Nachricht nach dem Piep" einfach aufs Band spreche, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sie das abhört.
„Shayenne, bitte ruf mich zurück, Mum hat mich auch angerufen und ich mach mir Sorgen. Wo bist du? Soll ich nach Hause kommen? Was ist los? Geht's dir gut? Shay, bitte ruf mich zurück... Ich hab dich lieb."
Nachdem ich nochmal kurz tief Luft geholt habe, rufe ich nochmal meine Mum an und erzähle ihr, dass auch bei mir direkt die Mailbox rangeht.
„Wincent, ich mache mir Sorgen, ich hab auch schon die Eltern von ihrer besten Freundin angerufen."
„Mum, hol jetzt mal ganz tief Luft, okay? Ich mach mich gleich auf den Weg meine Sachen packen, dann steig ich ins Auto und komme nach Hause" erkläre ich ihr meinen Plan, während ich schon auf dem Weg zurück ins Studio bin.
„Nein, Wincent am Ende ist sie doch in München oder auf dem Weg und du bist nicht da."
„Okay, ich versuche nochmal, sie anzurufen."
„Okay, wenn du etwas hörst-"
„Melde ich mich sofort bei dir, versprochen. Aber sonst war nichts? Ihr habt euch nicht gestritten?"
„Nein, sie war zwar in letzter Zeit etwas distanziert, aber wir haben uns definitiv nicht gestritten. Ich dachte, es wäre ja normal, dass sie in dem Alter distanzierter ist. Aber im Endeffekt hab ich als Mutter total versagt-"
„Stop! Mum, du bist eine tolle Mutter! Red dir sowas nicht ein."
„Ich hab die Warnsignale nicht bemerkt, sie redet nicht, sie schwänzt die Schule, wie ich jetzt mitbekommen hab."
„Mum, ich hab das in ihrem Alter auch gemacht, erinnerst du dich? Shayenne macht sowas eigentlich nicht, das weißt du."
„Anscheinend ja doch."
„Mum, lass einfach dein Handy an, ruf vielleicht nochmal Freunde von Shay an oder so und versuch nicht durchzudrehen. Ich ruf sie nochmal an und bleib für dich auch erreichbar. Ruf vielleicht Oma und Opa an, damit du nicht alleine bist."
„Nein, das beunruhigt die beiden nur."
„Mum, ruf sie an, ich will nicht, dass du alleine bist."
„Wie du meinst" murmelt sie.
„Wir hören uns, ich hab dich lieb."
„Ich dich auch mein Junge."
Ich lege auf und betrete das Treppenhaus vom Studio, um schnell mit dem Aufzug hoch zu fahren, hier in Windeseile mein Zeug zusammenpacke und nebenbei Kevin grob erzähle, was los ist.
„Wince, beruhig dich mal bitte etwas. Was willst du denn machen? Durch München fahren, wobei deine Schwester wahrscheinlich nicht mal hier in der Stadt ist?"

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