Kapitel 167

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Leo
Irgendwas fällt zu Boden und klimpert dabei, wovon ich aufwache. Verschlafen setze ich mich leicht auf, wobei ich mir erstmal die Augen reiben muss. Irgendwer leuchtet sich mit einer Taschenlampe seinen Weg in meinem Flur, aber als ich an einem leise zischenden „Fuck" meinen Freund als denjenigen in meiner Wohnung ausmachen kann, entspannt sich mein Puls wieder etwas. Müde stehe ich auf, um in den Flur zu schlurfen, wo Wincent sich gerade anscheinend den Zeh an der Kommode gestoßen hat.
„Geht's?" gähne ich, wodurch er mich dann auch mal registriert.
„Ja, alles gut" flüstert er „Leg dich wieder ins Bett."
Schon wieder fast im Halbschlaf drehe ich mich um und kuschle mich dann wieder in meiner Decke. Im Hintergrund höre ich, wie Wincent wohl kurz ins Bad geht, bevor er ins Schlafzimmer kommt, kurz neben dem Bett steht und irgendwas am Handy macht und sich dann zu mir unter die Decke kuschelt. Seine starken Arme um meinem Körper, ein zarter Kuss auf meinen Hinterkopf.
„Ich liebe dich, Leo. Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich so gut wie gar nicht erreichbar war."
Seufzend drehe ich mich in seinen Armen um und öffne meine Augen nun doch nochmal. Durch die Straßenlaternen draußen, ist es nicht stockfinster hier drinnen, dementsprechend kann ich die markanten Gesichtszüge meines Freundes erkennen. Aber auch seine müden Augen.
„Lass uns später darüber reden, ja?" flüstere ich.
Wincent haucht mir noch einen Kuss auf die Stirn und nur wenig später schlafe ich auch schon wieder ein.

Beim nächsten Augenaufschlag sehe ich direkt In Wincents Gesicht. Er schläft noch, wobei er echt verdammt süß aussieht... Halt Stopp! Leo, du warst, nein du bist, sauer auf ihn! Trotzdem fühlt es sich unglaublich gut an, wie seine Hand auf meiner Taille liegt und noch mehr, liebe ich den Klang seiner ruhigen Atmung. Sachte streiche ich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht, wobei auch er langsam seine Augen öffnet. Wie sagt man so schön, die Augen sind der Schlüssel zur Seele und auf Wincent trifft dies gerade mehr als zu. Es tut ihm sichtlich leid.
„Leo, es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dir ewig nicht geantwortet habe. Ich hatte den Tunnelblick und hab auf nichts mehr so richtig geachtet, einfach 100 Prozent Arbeit. Natürlich ist das keine Entschuldigung, aber bitte verzeih mir."
Er sieht mir starr in die Augen und bei dem Blick kann auch ich nicht lange standhalten. Man!
„Wehe du machst das nochmal!" murmle ich und kuschle mich an seine Brust.
„Ich gebe mir wirklich Mühe, mich zu bessern" flüstert er „Aber da ist noch was..."
„Hm?"
„Ich hab dein Instagram gesehen... Auch das tut mir wahnsinnig leid! Ich hätte dieses Foto nicht posten dürfen. Ich habe nicht nachgedacht."
„Stopp! Du brauchst dich für gar nichts entschuldigen! Der Post war super süß und du kennst mich, ich stehe über solchen Kommentaren."
„Ich wollte dich aus dem ganzen Mist raushalten und jetzt folgen dir plötzlich ein paar Hundert Fanpages. Das... Leo..." stockt er rum „Das verdienst du nicht."
„Und das bedeutet jetzt was genau?"
Die Richtung, die das Gespräch gerade einnimmt, gefällt mir gar nicht. Was meint er damit, dass ich das nicht verdient habe? Wincent druckst rum, weswegen ich mich aufsetze und ihn weiterhin ansehe. Er allerdings weicht meinem Blick so gut es geht aus. Leicht genervt setze ich mich auf seinen Schoß, um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen.
„Wincent, was sagst du da?"
„Oh Gott, Nein! Das kam grade falsch rüber" kommt es von ihm, als er meinen Gesichtsausdruck erkennt.
„Was meinst du dann damit?"
„Du wolltest nicht in den Fokus der Öffentlichkeit rutschen und vor allem nicht in den meiner Fans. Ich hab dir versprochen, dich davor zu schützen. Ich habe das Gefühl, dass alles meine Schuld ist. Im nächsten Moment glaube ich dann aber, dass ich eher dich deswegen beruhigen müsste und nicht du mich. Drehst du deswegen echt nicht durch?"
„So ganz stimmt das definitiv nicht! Wincent, ich... ich habe auch Angst... Es sind keine bösartigen oder schlimmen Kommentare, zumindest nicht alle, aber es sind viele. Viele Kommentare, viele Likes, viele Nachrichten, viele Follower. Und das alles auf einmal."
„Also schluckst du alles runter?"
„Bis jetzt habe ich alles ignoriert und nicht drauf geachtet."

„Darf ich mir die Nachrichten ansehen?" fragt Wincent nach einiger Zeit Stille.
Ich klettere also von seinem Schoß und gebe ihm mein entsperrtes Handy. Er öffnet sofort Instagram, um auf meine DMs zu gehen. Sein Kiefer spannt sich an, während er liest.
„Du hast auf nichts geantwortet, oder?" prescht Wincent hervor, aber meine Hand hält er sanft in seiner.
„Nein, hab ich nicht" murmle ich.
Wincent zieht mich in seinen Arm, während er mein Handy weglegt.
„Ich will nicht, dass du das alles mitmachen musst" flüstert er.
„Du kannst dagegen nichts tun."
„Ja, ich kann niemandem den Mund verbieten, aber verdammt, wir sind zusammen, weil wir es wollen und das hat auch keinen anderen was anzugehen."
„Dann lass sie reden, das ist doch ganz normal!"
Bei meinen Worten beginnt er, leicht zu schmunzeln.

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