Kapitel 137

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Der Abend ist wirklich lustig. Leo sitzt wenigstens neben mir, so dass ich meine Hand zwischendurch wenigstens mal auf ihren Oberschenkel legen und unterm Tisch ihre Hand nehmen kann, ohne das Gefühl zu haben, beobachtet zu werden. Ja, dieses Problem könnte ich alles einfach lösen, indem ich zumindest veröffentliche, dass ich glücklich vergeben bin, aber vor diesem Schritt habe ich auch etwas Angst. Nicht davor, dass es dann wirklich mehr als ernst wird und es kein Zurück mehr gibt, aber vor den Reaktionen der Fans und vor allem, Leo durch diese Reaktionen zu verlieren. Als wir ziemlich spät das Restaurant verlassen, ist kaum jemand auf der Straße und mit übergezogener Kapuze und Leo an der Hand, fühle ich mich pudelwohl. Allgemein genieße ich die letzten Tage auch noch, in denen meine Freundin noch bei mir ist. Wiedersehen tun wir uns voraussichtlich ja erst wieder an ihrem Geburtstagswochenende, wobei das ja auch nicht mehr allzu lang dauert.
„Wincent, ich muss jetzt wirklich los" murmelt sie, schlingt ihre Arme aber ebenfalls etwas fester um mich.
Wahrscheinlich ist es alles andere als schlau, hier auf dem Bahnhof zu kuscheln, zumal hier der ein oder andere Fan rumlaufen wird, wenn ich hier in ein paar Stunden ein Konzert spiele.
„Meld' dich, wenn du zuhause bist" flüstere ich und drücke ihr noch einen Kuss auf die Wange.
„Versprochen, mach' ich. Und du kannst mir auch immer schreiben und mich anrufen, okay? Egal wie spät es ist oder so, ich bin für dich da. Ich liebe dich."
„Ich dich auch."
Sie lächelt mich nochmal an, ich bekomme einen Kuss auf die Wange und dann fährt auch schon ihr Zug ein. Ich verlasse den Bahnhof und fahre zurück zur Location, wo ich direkt voll eingespannt werde. Soundcheck, Interview, Poster unterschreiben, Autogrammkarten unterschreiben. Zwischendurch schaffe ich es wenigstens nochmal auf Leos Nachricht, dass sie zuhause ist, zu antworten, bevor ich mich auch schon für die Show fertig machen muss. Stimme aufwärmen, Muskeln aufwärmen, umziehen und mit Manu nochmal aufs Klo, dann geht's auch schon los. Ich bin voller Energie und genieße das Konzert total, bis ich von der Bühne komme und meiner Freundin nicht in die Arme fallen kann. Daran hab ich mich die letzten Konzerte leider sehr gewöhnt und jetzt vermisse ich es. Nach dem Anstoßen auf ein gelungenes Konzert, ziehe ich mich etwas zurück, gehe duschen, packe meine Sachen zusammen und schreibe Leo, die mir auch schnell antwortet. Nach ein paar Nachrichten, die wir hin und her geschrieben haben, erscheint dann ihr wunderschönes Lächeln auf meinem Handy. Sie trägt eines meiner Shirts und ihre Haare sind offen und leicht feucht.
„Hast du schon geschlafen?"
„Nein, ich hatte irgendwie im Gefühl, dass ich mal noch etwas wach bleiben sollte."
„Musst du morgen früh raus?"
„Nein, also nicht allzu früh, aber das ist egal."
Während wir reden, kann ich nochmal richtig abschalten. Irgendwann muss ich aber doch los und wir fahren los in die nächste Stadt.

Ungefähr so verlaufen auch die restlichen Tage, bis auf die paar Offdays, an denen wir einfach nichts tun. Immer wenn ich kann, melde ich mich bei Leo, wir telefonieren hauptsächlich abends, nachdem ich von der Bühne gekommen bin, aber mit der Zeit merke ich, wie das ziemlich an den Kräften meiner Freundin zerrt. Sie überspielt ihre Müdigkeit, will für mich da sein und das ist sie ja auch, aber sie muss doch auch mit mir reden, wenn etwas ist. Somit freue ich mich umso mehr über meine kurze Tourpause, die ich bei meiner Freundin in München verbringen werde. Am Wochenende hat sie auch Geburtstag, aber erstmal freue ich mich auf einen entspannten Abend mit ihr. Mehr will ich gerade echt nicht. Allerdings bin ich auch todmüde und so trotte ich, als ich in die leere Wohnung meiner Freundin komme, erstmal ins Schlafzimmer. Ich ziehe mich einfach aus und kuschle mich in die Kissen. Ich wälze mich noch ein paar Mal hin und her, schlafe dann aber auch ein und als ich wenige Stunden später wieder aufwache, bin ich total erholt. Allerdings dauert es immer noch knapp eine Stunde, bis meine Freundin kommt. Ich ziehe mir nur kurz was über und daddle dann einfach auf meinem Handy rum, bis ich höre, wie sich die Tür öffnet. Wie von der Tarantel gestochen, springe ich aus dem Bett und gehe in den Flur, wo Leo gerade ihre Schuhe auszieht und mir dann schon um den Hals fällt.
„Ich hab dich vermisst" murmelt sie, während sie ihre Nase in meiner Halsbeuge versteckt.
Ich schlinge meine Arme noch fester um ihren Körper und atme ihren vertrauten Duft, der mir jetzt schon ein Gefühl für zuhause vermittelt, ein.
„Ich dich auch" flüstere ich.
„Ich will den Abend nur mit dir auf dem Balkon verbringen."
„Dann machen wir das" lächle ich und sie löst sich leicht von mir.
„Das ist ja immer noch blond" verzieht sie leicht das Gesicht.
„Wird auch noch ne Weile blond bleiben" grinse ich nur und beuge mich wieder zu ihr, um sie sanft zu küssen.

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt