Das Essen war gut, unsere Gespräche ebenso und zwischendurch hab ich mich tatsächlich auch getraut, meine Hand auf ihre auf dem Tisch zu legen. Als wir dann eben das Restaurant verlassen haben, war es sowieso schon dunkel und so laufen wir auch jetzt Hand in Hand zu Leos Wohnung. Ich genieße es, wie sie meine Hand hält und kann mich echt entspannen. Die knappe halbe Stunde sind wir eher ruhig, in uns gekehrt, hängen unseren Gedanken hinterher, bis wir in ihrer Wohnung ankommen und uns einfach schnell umziehen. Ich verschwinde dann nochmal kurz ins Badezimmer und als ich ins Wohnzimmer komme, setzt Leo sich gerade aufs Sofa. Ich dackle zu ihr und lasse mich dann auch auf den Polstern fallen, um meinen Kopf auf ihrem Schoß zu betten. Leo lacht kurz auf, beginnt dann aber, mir sanft über den Kopf zu streicheln.
Gerade genieße ich das einfach nur, ich weiß, dass das so harmonisch bestimmt nicht ewig laufen wird. Früher oder später werden wir uns in die Haare kriegen, das ist nicht zu verhindern. Jetzt ist nur die Frage, ob es -wie ich stark vermute- mit meinem Job zutun hat oder ob etwas anderes der Grund ist. Ich weiß gar nicht, was von beidem mir lieber ist. Nichts. Ja, das wäre mir lieber, aber so wird das sicherlich nicht klappen.
„Was grübelst du" flüstert Leo, nachdem ich anscheinend schon etwas länger Löcher in die Luft gestarrt haben muss.
„So harmonisch, wie es gerade ist, wird es wohl nicht für immer bleiben."
„Den ein oder anderen Streit können wir wohl nicht verhindern, aber das gehört nunmal dazu."
„In den letzten zwei Jahren lief es nur eher so, dass, wenn es mit jemandem ernster wurde, nach einem kleinen Streit einfach alles geplatzt ist."
„Von wie vielen Jemanden sprechen wir hier?"
„Ein oder zwei" antworte ich wahrheitsgemäß, immerhin reden wir hier von ‚ernster' und nicht ‚One Night Stand'.
Von mir aus muss dieses Thema nie auftreten, wobei sie das ja eigentlich auch schon lange weiß. Spätestens nachdem ich auf der Bühne wieder drüber geredet hab.„Wincent, du kannst, wir können nicht wissen, was in Zukunft aus uns wird, wir sollten es jetzt genießen."
„Mir gefällt, dass es ein uns gibt" lächle ich dann und suche wieder ihren Blick.
„Mir gefällt das auch... Wir sollten einfach miteinander reden, dann wird das klappen."
„Wie kann man nur so positiv sein wie du?"
„Negativ denken hilft halt auch nicht" schmunzelt sie.
„Da hast du Recht, aber jetzt sag mir nicht, dass bei dir Dauersonnenschein herrscht."
„Ganz und gar nicht" lacht sie „Ich weiß genauso, wie dunkel alles manchmal sein kann. Dauersonnenschein, immer überglücklich sein, erstens bah und zweitens ist das unmöglich. Jemand der meint, er sei wirklich immer gut drauf, lügt und schluckt alle schlechten Gefühle einfach immer runter."
„Das hab ich eine Zeit lang auch immer getan" gestehe ich „Das ganze Unterwegssein, kein wirkliches Zuhause, Freunde und feste Freundin verlieren... ich hab mich immer mehr von den wichtigsten Menschen in meinem Leben entfernt. Es ging mir echt nicht gut."
Vorsichtig hebt sie meinen Kopf etwas an und steht auf, nur um dann über mich rüber zu klettern, sich neben mich zu legen und eine dünne Decke über uns zu ziehen.
„Wie bist du da rausgekommen?" fragt sie sanft und streicht mir durch die kurzen Haare.
„Therapie... Ich hab mir helfen lassen."
„Wie geht's dir jetzt?"
„Ich hab immer noch solche Phasen, aber es ist besser."
„Du bist stark" flüstert sie dann und nimmt meine Hand „Nicht viele können über dieses Thema so offen reden, wie du es kannst."
„Ich muss darüber offen reden, hab ich das Gefühl, es ist ja auch nichts, wofür man sich schämen braucht."
„Nein, ist es ganz und gar nicht..."Wir reden noch viel, irgendwann dann aber eher über irgendwelches belangloses Zeug, bevor wir doch irgendwann ins Bett gegangen sind. Durch den vielleicht doch leichten Schlafmangel der letzten Tage bin ich aber anscheinend doch ziemlich ausgeloggt und bekomme nur im Halbschlaf mit, wie Leo sich irgendwann aus meinen Armen befreit und aufsteht. Ich kuschle mich einfach tiefer in Leos Kissen, was so gut nach ihr riecht. Nochmal in Tiefschlaf finde ich natürlich nicht mehr so richtig, immerhin fällt schon Licht ins Zimmer, so döse ich einfach noch etwas vor mich hin, wobei ich irgendwie träume, oder wie auch immer man das nennt, wenn man im Halbschlaf ist.
Mit Leo läuft alles perfekt, naja, von meiner Seite aus. Ich lebe das Musikerleben, reise viel, spiele Konzerte und wenn sie da is, is sie da und das ist einfach immer perfekt. Für mich. Was ich nicht sehe ist, dass es sie kaputt macht. Sie lacht nicht mehr so viel, dabei liebe ich ihr lachen. Sie nimmt krass ab, isst kaum noch, dabei liebt sie es doch. Nur sehe ich Idiot das einfach nicht. Ich sehe nur irgendwie von außen, wie schlecht es ihr geht, ich will alles anders machen, ich will nur, dass es ihr gut geht, aber ich tue genau das Gegenteil. Ich verletze sie.
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Lauf nicht weg
Fanfiction7. September 2019 Leona ist 24... nein... seit heute 25 Jahre alt und hat eigentlich nur einen schönen Tag mit ihrer besten Freundin seit der 1. Klasse und ihrer besten Studienfreundin geplant, bevor es abends mit ihrem Freund und noch ein paar wei...