Kapitel 188

756 46 3
                                    

Sicht Wincent
„Wahrscheinlich ist es nicht großartig nötig, mir darüber Gedanken zu machen, aber meine Mum hat das heute gefragt und wir haben da nicht drüber gesprochen. Mich lässt das echt nicht los. Wie sieht das mit der Öffentlichkeit aus?"
Ich atme kurz durch, bevor ich ihr antworte.
„Natürlich will ich jeden Schritt mit der Öffentlichkeit teilen!" antworte ich und versuche, nicht zu lachen „Vielleicht kommt er oder sie ja auch mit mir auf die Bühne!"
Leos Blick ist einfach zu gut! Ich halte das Nicht-Lachen kaum noch aus, bis es letztlich rausplatzt.
„Du Idiot!" kommt es von meiner Freundin und ich kassiere einen Schlag auf die Brust „Ich find das nicht lustig!"
„Sorry, dein Blick gerade war einfach toll! Nein, natürlich werde ich dich und das Kind, meine Familie, schützen. Privat und Beruf will ich trennen! Ich weiß nichtmal ob ich will, dass die Öffentlichkeit überhaupt etwas von unserem Baby erfährt. Vielleicht irgendwann, aber zuerst mal ganz sicher nicht vor der Geburt, okay?"
„Okay" lächelt sie und küsst mich wieder „Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch!"
Leo kuschelt sich an meine Brust und schläft recht schnell ein. Ich versinke derweil in meinen Gedanken. Hat sie mir das wirklich auch nur für eine Sekunde abgekauft? Ich hab mich doch schon damit schwer getan, mit ihr an die Öffentlichkeit zu gehen. Natürlich würde ich mein Kind nie offen in der Öffentlichkeit präsentieren. Es ist mein Auftrag als Vater, ihn oder sie zu beschützen.

Bei meiner Familie ist es jetzt an mir, allen -oder eher gesagt meiner Mum und meiner Schwester- die freudige Nachricht zu überbringen. Na gut...wie mache ich das jetzt am besten? Als wir uns auf die Couch setzen, greife ich nach Leos Hand. Na schön, dann einfach grade raus!
„Okay, Mum, Shay, es gibt da noch etwas, was ich oder eher gesagt wir, euch noch sagen wollten."
Neugierig sehen sie uns nun an und ich sehe auch etwas Panik in ihren Augen.
„Wir bekommen ein Kind und ziehen zusammen in den Norden."
Stille.
„Ich werde Oma?"
„Jup" nicke ich.
„Sag mal Wincent! Wie zur Hölle kommst du darauf uns das zu sagen, als müsstest du ein Pflaster abreißen? Als würden wir uns nicht darüber freuen!"
„Ihr freut euch? Beide?" harke ich nach.
„Ja!"
Shayenne steht sofort auf und fällt uns beiden um den Hals.
„Ich freu mich auf die Kleine! Und ja, ich bin mir jetzt schon sicher, dass es ein Mädchen wird."
„Ou da hast du aber drei Gegner" lache ich.
„Meine Brüder sind sich sicher, dass es ein Junge wird" ergänzt Leo.
„Pff ich bin eine Frau und hab sowas wie weibliche Intuition! Das wird ein Mädchen!"
„Solange er oder sie gesund sind" grinst meine Mum und umarmt zuerst Leo und dann auch mich „Ich wusste gar nicht, dass ihr schon soweit seid."
„Wir auch nicht" schmunzle ich „Aber wir freuen uns!"
„Und ihr zieht in den Norden?"
„Wir wollen beide, dass unser Kind hier in der Nähe der Familie zur Welt kommt und aufwächst."

Damit freut sich also wirklich unsere ganze Familie auf unser kleines Wunder, so wie ich es seit kurzem gerne nenne. Es ist ja auch wirklich ein Wunder. Wir hatten es nicht geplant und dennoch ist wer auch immer in etwa sechs Wochen kommt, definitiv nicht ungewollt. Im Gegenteil! Ich freue mich wahnsinnig auf unser Wunder. Jedoch ist unsere Wohnsituation noch nicht ganz abgeklärt. Ich bin dafür, dass wir in ein Haus ziehen, während Leo vorerst für eine Wohnung ist. „Ich will mir mit dem Haus sicher sein! Ein passendes finden wir bestimmt nicht so schnell und ich will nicht hochschwanger umziehen!" und damit war die Diskussion vorerst beendet. Trotzdem hab ich ein, zwei Häuser in unseren Besichtigungsplan geschmuggelt, selbst wenn Leo den Hauptteil geplant hat.
„Wincent, das ist definitiv keine Wohnung!" brummt Leo, als ich vor einem neuen Einfamilienhaus parke.
„Lass es uns doch einfach erstmal anschauen. Bitte! Nur anschauen!"
„Na schön" seufzt Leo und steigt aus.
„Hey, komm bitte" seufze ich „Das ist zur Miete und nicht zum Kauf, ich hab schon etwas mitgedacht. Das ist nichts, was komplett fest ist!"
„Glaubst du, dass es mir darum geht, dass ein Haus fester ist als eine Wohnung?"
„Nein, darau-"
„Wär auch ein bisschen spät, nicht? Wir bekommen immerhin ein Kind zusammen!"
„Babe, bitte komm... das war nur so gemeint, dass du gesagt hast, dass du noch kein Haus willst, weil wir keins finden werden, was jeden unserer Ansprüche erfüllt. Also wäre alles, was wir jetzt finden, nur zum Übergang. So wie auch dieses Haus es sein könnte, genau wie jede mögliche Wohnung, die du rausgesucht hast."
Leicht bockig lehnt sie am Auto, mit verschränkten Armen. Schmunzelnd stelle ich mich direkt vor sie und lege meine Hände an ihr Gesicht.
„Blöde Hormone" brummt sie, aber sieht mich nicht an.
„Wie sollen die nächsten Monate nur werden?" seufze ich grinsend und kassiere wieder einmal einen Schlag auf die Brust.

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt