Lauf nicht weg

Kapitel 128

Sicht Leo
Bevor wir reingehen, nehme ich Wincents Hand, die schon ziemlich kalt ist. Ich lächle ihn einmal ermutigend an, bevor wir zum Tor gehen.
„Ähm, kleine Vorwarnung" fällt mir dann doch noch was ein „Sie wissen nur, dass du Wincent heißt. Also haben sie keine Ahnung von deinem Beruf, geschweige denn den Ausmaßen deiner Bekanntheit."
„Ich werde schon klarkommen" lächelt er mich beruhigend an und drückt mir einen Kuss auf die Hand, bevor wir reingehen.
Zu meiner Überraschung werden wir im Innenhof aber nicht direkt von einem Fellknäul angesprungen und auch als wir das Haus betreten, ist vom Hund keine Spur. Dafür kommen aber meine Eltern direkt runter. Meine Mutter breit lächelnd und mein Vater mit dem selben Einschüchterungsblick wie damals bei Jonas. Wincent neben mir hat ein Lächeln a la Schwiegermamas Liebling auf den Lippen, aber sein Griff um meine Hand verrät mir, dass das nur eine ziemlich gute Show ist und er unglaublich nervös ist. Schon ziemlich niedlich... Meine Mutter sieht mich auffordernd an und so stelle ich sie jetzt auch endlich mal einander vor.
„Einfach Anke bitte" lächelt meine Mutter und umarmt Wincent kurz herzlich.
„Freut mich" grinst Wincent, bevor er meinem Vater die Hand gibt.
„Frank" meint dieser einfach und mustert Wincent kritisch durch, bevor er doch auch anfängt zu lächeln „Was fährst du für eine?"
„Ähm Ducati" antwortet Wincent ein ganz bisschen überrascht.
„Nicht schlecht, fahre ne Triumph. Okay, wenn Madame neben mir mal nicht rummurpt."
„Ja, das kommt mir bekannt vor" grinst Wincent mich von oben herab an.
„Brauchst gar nicht so zu schauen, da musst du jetzt durch. Wo ist Balu?" frage ich dann einfach, weil der Kleine sonst immer sofort um mich rumspringt.
„Leo!" meckert meine Mum direkt ein wenig.
„Was denn?! Sonst springt er immer sofort um mich herum."
„Nils und Alex sind ne Runde mit ihm spazieren."
„Toby?"
„Ist hier" kommt mein jüngster Bruder dann die Treppe runter getrampelt und mustert Wincent auch erstmal durch „Moin, ich bin Toby" begrüßt er ihn dann aber freundlich.
„Wincent" lächelt mein Freund und schlägt bei Toby ein.
Wir setzen uns dann zusammen aufs Sofa und schon beginnen die Fragen auf Wincent zuprasseln -oder doch eher einzuschlagen?
„Und wo arbeitest du?" spricht mein Vater dann die Frage aus, mit der ich eigentlich schon viel früher gerechnet hatte.
„In der Künstlerbranche, ich bin Sänger."
In den Köpfen meiner Eltern arbeitet es grade sichtlich, während Toby Wincent einfach weiter ausquetscht.
„Äh wie war nochmal dein Nachname?" harkt mein Dad dann nochmal nach.
„Weiß, also ja, Wincent Weiß."
„Ja, das hab ich schonmal gehört" kommt es dann leicht überrumpelt von meiner Mum.
Meine Eltern sehen mich leicht vorwurfsvoll an, weswegen ich sie einmal leicht entschuldigend anlächle.
Gerettet werde ich dann zum Glück von meinen anderen zwei Brüdern, die lachend durch die Haustür stolpern. Als sie uns hier sitzen sehen, verstummen sie allerdings sofort und ich sehe genau, wie Alex Nils einen Seitenhieb gibt. Der Hund ist natürlich schon schneller bei uns und stützt sich erstmal auf meinen Oberschenkeln hoch.
„Na mein Schöner" schmunzle ich und streichle ihm durch sein weiches Fell.
„Ähm, hey... Nils" stellt mein größter kleiner Bruder sich dann vor, setzt ein doch recht ehrlich aussehendes Lächeln auf und gibt Wincent die Hand.
„Wincent" nickt mein Freund lächelnd.
„Warte mal, ich kenne dich" murmelt Alex.
Nachdem wir dann nochmal geklärt haben, wer Wincent jetzt ist und was er beruflich macht, können wir wieder zu normalen Themen übergehen. Wahrscheinlich kann ich mir später nochmal was anhören von meinen Eltern, aber so sind sie glaube nicht gegen Wincent und sogar recht beeindruckt.

Schmunzelnd ziehe ich Wincent irgendwann in mein altes Zimmer und grinse ihn dann leicht an.
„Wie mach ich mich?"
„Ziemlich gut" lache ich „Zumindest besser als ich erwartet hatte."
„Schön zu wissen, wie wenig Vertrauen du in mich hattest."
„So hab ich das nicht gemeint! Aber ich kenne meine Familie, vor allem meine Brüder. Die scheinen dich aber auch nicht zu hassen."
„Ja toll, du bist echt nicht hilfreich bei dem Ganzen" verdreht er die Augen.
„Aber meine Eltern mögen dich" lächle ich ihn leicht an „Und Toby auch."
„Wenigstens etwas" schmunzelt er und sieht sich dann in meinem alten Zimmer um.
Schmunzelnd stelle ich mich vor ihn und ziehe ihn zu mir runter, um ihn zärtlich zu küssen. Wincent grinst leicht in unseren Kuss hinein, während ich ihn zum Bett schiebe, wo er sich setzt und mich direkt auf seinen Schoß zieht.