Kapitel 182

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„Was? Wie?" stottere ich „Wir... wir verhüten!"
Ich hab mich zurück auf den Stuhl fallen lassen und habe länger einfach ins nichts geblickt. Jetzt schaue ich wieder zu Leo hoch, die mit einiger Entfernung an der Kommode hinter der Couch lehnt.
„Ja, eigentlich nehme ich die Pille, bis auf die paar Tage, als wir mit Kondom verhütet haben und da ist eindeutig was schiefgegangen."
Okay... meine Freundin ist schwanger... ungeplant... so hatte ich mir das jetzt nicht vorgestellt. Ich dachte, wir genießen noch etwas unsere Zeit zu zweit und irgendwann rückt dann das Thema Kinder wieder in den Fokus. Damit hat sich meine Vorstellung von Leos und meiner gemeinsamen Zukunft von Grund auf verändert.
„Wann hast du... wie..."
„Ich hab nen Test gemacht, als meine Periode ausgeblieben ist und dann war ich beim Arzt... Wincent, ich hab mir die letzte Woche echt viel Zeit genommen, das Ganze zu realisieren und wenn ich ehrlich bin, wusste ich anfangs wirklich gar nicht weiter... Aber ich hab angefangen, mich zu freuen."
Sie ist wirklich schwanger... Das ist kein dummer Scherz... Sie ist schwanger, mit meinem Kind... Ich werde verdammt nochmal Vater!
„Du bist wirklich schwanger?"
Ich merke, wie meine Augen feucht werden und meine Mundwinkel nach oben zucken. Ja, es war nicht geplant und ja, ich bin noch immer echt überfordert, aber Vater zu sein ist schon immer mein größter Traum gewesen. Jetzt ist meine Freundin schwanger...
„Du freust dich?"
„Leo" seufze ich, muss leicht schmunzeln und gehe dann doch ein paar Schritte auf sie zu, bis ich doch mit ein wenig Abstand vor ihr stehe „Ja, es bringt meine komplette Vorstellung von unserer gemeinsamen Zukunft durcheinander, aber... du weißt, das es mein größter Wunsch ist Vater zu werden. Jetzt stehst du hier vor mir und bist mit unserem Kind schwanger. Natürlich freue ich mich!"
„Ich hab Angst vor dem Ganzen" gibt sie leise zu.
„Ich natürlich auch, aber ich freu mich auch. Du doch auch, hast du eben gesagt. Du freust dich."
„Ganz ehrlich, du laberst immer so ne Scheiße, aber in solchen Momenten, sagst du genau das Richtige, willst du mich komplett verarschen?"
„Ich liebe dich" schmunzle ich und ziehe meine Freundin jetzt endlich mal in meine Arme.
Meine schwangere Freundin.

„Ich sag alles ab, ich will bei allem dabei sein!" platzt es aus mir heraus.
„Woah, ganz langsam. Ich bin erst in der zehnten Woche, das dauert noch ne Weile bis das Baby kommt. Du bringst das Album raus und gehst auf Tour... Trotzdem brauchen wir nen Plan, ja."
„Ich muss erst in zwei Tagen wieder ins Studio, wir machen ne Pause. Wir haben genug Zeit, uns zu überlegen, wie wir das alles machen. Das Buch ist fertig, die Abgabe des Albums wurde verschoben. Ich muss die nächsten 48 Stunden nichts tun, bis auf bei dir sein."
Leo sieht mich mit ziemlich großen Augen an, was ziemlich niedlich aussieht und mich auch noch echt zum schmunzeln bringt.
„Was lachst du jetzt?"
„Du siehst niedlich aus, wenn du mich so anschaust."
„Wie?"
„Mit so großen Augen... Ich hoffe unser Kind bekommt deine Augen."
„Du machst dir schon Gedanken darüber, wie unser Kind aussieht?"

Die folgenden knapp 40 Stunden verbringen wir hauptsächlich damit, über unsere Zukunft zu reden und dabei schiebe ich meine Hand immer wieder an ihren Bauch. Auch jetzt wieder. Ich muss in einer Stunde los ins Studio, damit wir den Rest der Songs endlich fertig machen. Grade liegen wir aber noch im Bett. Leo ist halb am Schlafen. Ein großartiger, perfekter Plan ist jetzt zwar noch nicht ganz entstanden, aber wir haben beide in etwa die gleichen Vorstellungen davon, wie es jetzt weiter geht. Ganz oben steht der Umzug in den Norden. Wir beide wollen unser Kind dort großziehen, wo auch wir aufgewachsen sind. Unsicher sind wir uns beide jedoch, in welchem Umfang wir dort leben wollen. Haus oder Wohnung, in Lübeck oder außerhalb. Aber etwas Zeit haben wir ja noch. Ein paar Monate zumindest. Sagen wollen wir es unseren Familien persönlich in etwa zwei oder drei Wochen, dann fahren wir hoch. Heute will ich im Laufe des Tages mal mit Anna und Amelie telefonieren, dass ich zum Ende des Jahres hin mehr Zeit für meine Familie brauche. Dass ich Vater werde, sage ich ihnen früh genug, aber wenn sie es vor meiner Schwester, meiner Mum oder gar meiner Oma erfahren und eine der drei es rauskriegt, erfahre ich nichtmal mehr, welches Geschlecht das Kind hat. Je mehr wir drüber sprechen, desto realer wird das Ganze auch noch. Ich werde wirklich Vater.
„Woran denkst du?" flüstert Leo neben mir.
„Dich, uns, das Kind... Ich meine, hättest du als wir uns kennengelernt haben gedacht, dass wir nichtmal zwei Jahre später an diesem Punkt sein werden."
„Auf gar keinen Fall" lacht sie „Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mich so sehr in dich verliebe."
Ich muss breit grinsen.
„Was ist mit dir?" schiebt sie hinterher.
„Soll das nen Scherz sein? Ich stand von Anfang an auf dich" lache ich.
„Warte, echt jetzt?"
„Ja, echt jetzt. Hast du das nicht gecheckt gehabt?
„Nein, am Anfang echt nicht."

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