Kapitel 30

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„Nen Kumpel hat grad geschrieben, hast du Bock, mit auf den Weihnachtsmarkt zu gehen?" kommt es dann von Wincent.
„Äh klar, warum nicht?" lächle ich leicht und auf Wincents Gesicht breitet sich augenblicklich ein Strahlen aus „Ich zieh mich nur schnell um."
„Kein Stress, ich schreib schnell Marc und mach mit ihm was aus."
Ich wechsle also meine Leggins und das Shirt gegen eine enge dunkelblaue Jeans und einen dunkelgrauen Strickpullover. Meine Haare öffne ich nur und kämme sie durch und mache mir ein leichtes MakeUp.
Als ich wieder ins Wohnzimmer komme, sitzt Wincent immer noch auf dem Sofa und tippt auf seinem Handy rum.
„Wollen wir schon los?" lächelt er mich leicht an und steht auf.
Unauffällig, oder versucht unauffällig, mustert er mich kurz durch, wobei seine Mundwinkel leicht nach oben zucken.
Wir ziehen uns also beide Jacke, Schuhe und Mütze an und ich werde noch meinen Schlüssel in meine kleine Tasche, bevor wir zusammen nach unten gehen. Wincent wirft auch schnell seinen Rucksack in sein Auto und dann laufen wir die halbe Stunde zum Weihnachtsmarkt in der Innenstadt, wo Wincent mich dann direkt zu einem Mann und einer Frau schiebt, die ich schon beim Konzert ganz kurz getroffen hab.
Jacki und ich verstehen uns auf Anhieb richtig gut und so sind die beiden Jungs erstmal abgeschrieben.
„Mädels, einmal kurzer Stopp bitte" kommt es auf einmal von Wincent und die beiden ziehen uns zum nächsten Stand, an dem es Alkohol gibt.
„Sind wir euch etwa zu anstrengend?" lacht Jacki.
„Ja" kommt es nur trocken von den beiden.
„Kann ja keiner ahnen, dass ihr euch direkt so gut versteht und wir abgeschrieben sind" schmollt Wincent süß.
Somit bleiben wir erstmal ne Weile an dem Tisch mit Heizpilz stehen, auch um uns etwas aufzuwärmen, und unterhalten uns einfach gut. Irgendwann lasse ich meinen Blick durch die Menge gleiten. Aus irgendeinem Grund war ich von Menschenmengen schon immer leicht fasziniert, keine Ahnung wieso.
„Was machst du die Feiertage?" richtet Marc sich dann an mich.
„Nächsten Samstag geht's erstmal hoch in den Norden zur Familie und Silvester verbringe ich wahrscheinlich mit meiner besten Freundin, entweder in Hamburg oder wir fahren spontan noch wo hin."
„Klingt ja schonmal echt entspannt, also kommst du auch aus dem Norden, so wie Wince?"
„Ich bin mit fünf Jahren zusammen mit meiner Mum von Nähe Berlin nach Lübeck gezogen, also bin ich schon da aufgewachsen, ja."
„Warum zieht man von Berlin nach Lübeck, wenn ich fragen darf?"
„Wegen meinem Stiefpapa und so nenn ich es auch seit der 1. Klasse mein Zuhause."

Wir bleiben noch ein wenig stehen, bevor wir doch langsam weiter gehen.
„Ach ist das süß" murmle ich lächelnd, als ich ein wunderschönes kleines Karussell mit ein paar kleinen Kindern sehe.
„Was?" fragt Wincent neben mir sofort, während Jacki anscheinend schon gecheckt hab, was ich so süß finde.
„Das alte Karussell da hinten, mit den kleinen Kindern" schmunzle ich und deute in die Richtung.
Ich sehe Wincent immer noch an, als er es entdeckt, dabei sehe ich auch, wie seine Augen richtig aufblitzen.
„Leo, fährst du ne Runde mit mir?" kommt es dann von Jacki, nachdem sie Mark mehrfach überreden wollte.
„Na klar!" lache ich.
„Mädels, das is für Kinder" lacht Wincent nur.
„Im Herzen sind wir Kinder!"
„Ey, ihr gehört nicht zu uns" murmelt Marc und geht mit Wincent ein kleines Stück weg.
Jacki zieht mich zu dem kleinen Schalter, wo uns der nette ältere Herr echt gestattet eine Runde mitzufahren.
Von vielen werden wir natürlich erstmal blöd angeschaut, als wir uns auf zwei der Pferde setzen, aber von den kleinen Kindern, die auch mitfahren, werden wir herzlich willkommen geheißen. Wincent und Marc kommen aus dem Grinsen gar nicht mehr raus.

„Ihr seid echt crazy" lacht Wincent, als wir uns wieder zu den beiden gesellen.
„Jup" grinse ich nur, bevor wir wieder weitergehen.
Im Endeffekt bleiben wir aber gar nicht mehr so lange, holen uns aber alle noch was Süßes. Kein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ohne gebrannte Mandeln!  Irgendwann betrete ich dann aber doch wieder meine Wohnung, dieses Mal alleine, und mache mich direkt bettfertig. Nachdem ich mir noch meinen Wecker gestellt habe, kuschle ich mich fest in meine Decke, kann aber ewig noch ewig nicht einschlafen. Klar ist es nicht das erste mal in meinem Leben, dass ich alleine bin, aber es ist trotzdem grade irgendwie echt creepy... Es ist so still... Naja, still im Sinne von ein paar Straßengeräuschen draußen, aber mehr nicht. Kein leises Schnarchen, geschweige denn andere Atemgeräusche... Irgendwie ungewohnt, vor allem, nachdem mich drei Monate lang nur eine Wand vom laut schnarchenden Levi getrennt hat. Wincent gestern war zwar etwas leiser, aber auch bei ihm konnte ich leises Schnarchen hören. Von etwas mehr als fünf Jahren das Bett mit Jonas teilen mal ganz abgesehen.

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