Lauf nicht weg

Kapitel 96

Als ich wieder Zuhause bin, stelle ich mich erstmal kurz unter die Dusche, um mich wieder wie ein Mensch zu fühlen. Vorhin hat es immerhin nur für nen Kaugummi gereicht, damit ich mich nicht allzu räudig fühle. Nach meiner ausgiebigen Dusche ziehe ich mir dann also eine Shorts und ein Shirt an und lasse meine nassen Haare einfach offen, bevor ich mich raus auf meinen Balkon setze um an einem Projekt weiter zu arbeiten. Ich bin also so vertieft, dass ich erst nichtmal mitbekomme, dass es an der Tür klingelt. Als wenig später dann aber Wincent vor mir auftaucht und mich breit anlächelt, schleicht sich natürlich auch automatisch ein Lächeln in mein Gesicht.
„Die Treppen sind auch nicht weniger geworden" schmunzelt er leicht.
„Kannst du noch was anderes als jammern?"
Leicht kopfschüttelnd macht er ein paar letzte Schritte auf mich zu und vergräbt mich dann in einer Umarmung, bevor wir uns zusammen auf meinem Balkon aufs Sofa kuscheln, ich liege halb auf ihm und er mir sachte über den Rücken streichelt.
„Leo... ich..." beginnt er dann irgendwann, weswegen ich mich leicht hoch stütze, um ihn anzusehen „Ich will unsere Beziehung erstmal noch für uns haben, also in Interviews und so. Auf keinen Fall, weil ich nicht an eine Zukunft mit dir glaube, sondern genau deswegen. Ich will dich einfach schützen, ich hab schon oft genug mitbekommen, wie krass das alles werden kann, sogar mit Frauen, mit denen ich nichtmal wirklich was zutun hatte, sondern mit denen ich einfach nur in der Öffentlichkeit gesehen wurde."
„Wincent, das ist mir mehr als recht. Vor allem, solang ich dich meiner Familie noch nicht vorgestellt habe, geschweige denn sie wirklich von dir wissen. Außerdem haben wir das schonmal durchgekaut, oder?"
„Ich weiß, ich will dich einfach nicht nochmal verlieren."
„Du hast mich nicht verloren und wirst es auch nicht. Außerdem werd' ich dich auch nicht nochmal gehen lassen, den Fehler mach ich nicht zweimal."
Leicht lächelnd sieht er mir erst nur in die Augen, wechselt dann aber zwischen Augen und Lippen hin und her. Ich lehne mich also etwas vor, gebe ihm aber nur einen relativ kurzen Kuss.
„Ich will mehr" brummt er, als ich mich wieder leicht löse.
„Wince, wann musst du überhaupt los?" schmunzle ich.
„Erst in ein paar Stunden" grinst er schelmisch und schiebt seine Hände an meinen Po.
„Du bist unmöglich!"
„Vielleicht, aber ich hatte dich auch ein paar Wochen nicht bei mir, was sich ja innerhalb der nächsten Wochen anscheinend nicht ändern wird. Ich bin auf Tour, du hast auch Termine, Urlaube und so."
„Hm... Oh shit stimmt, ich muss ja nächste Woche auch nochmal hoch, Nils' Zeugnisausgabe. Gott, das hab ich ja komplett vergessen!"
Blitzschnell setze ich mich auf und schlage mir dabei mit der flachen Hand gegen die Stirn, was Wincent erstmal ordentlich zum lachen bringt.
„Das ist echt alles andere als lustig!"
„Naja, doch ein ganz klein wenig vielleicht."
„Hm... du kannst mich mal."

Die letzten paar Stunden zusammen mit Wincent hab ich nochmal wirklich genossen, nur muss er jetzt auch schon los.
„Und du kommst mich auf Tour bitte mal für nen paar Tage besuchen, ja?"
„Ja, ich schau, wann es am besten passt und dann komm ich mal und wenn was ist, bin ich immer für dich erreichbar, okay? Ich liebe dich."
„Ich dich auch" flüstert er und küsst mich nochmal zärtlich, bevor er sich umdreht und nach unten geht.
Ich gehe dann also wieder rein, wo ich mich auf dem Sofa fallen lasse und nach langem mal wieder auf mein Handy schaue. Okay, ein paar Nachrichten von Zola, der ich bis jetzt natürlich noch nicht erzählt hatte, wie es lief. Somit rufe ich sie einfach an und lasse zusammen mit ihr nochmal die letzten Stunden mit Wincent Revue passieren.
„Endlich habt ihr's mal auf die Kette bekommen! Sehe ihr, beziehungsweise du, vermasselst es nochmal."
„Ja, schon klar, hab ich auch nicht vor, aber wir switchen jetzt mal, wie läuft's mit Jan?"
„Er hatte in letzter Zeit immer viel zutun, keine Ahnung. Ja, ich hatte ihn natürlich schonmal drauf angesprochen, er hat auch gesagt, dass er mich wirklich mag, aber so richtig weitergekommen sind wir seither auch nicht."
„Ach Süße... und ich schwärm' dir hier vor, dass es mit Wincent wieder bergauf geht."
„Hey, stopp! Ich freu mich echt so sehr, dass es bei euch wieder gut läuft. Bei mir wird's auch noch irgendwie."