Kapitel 190

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Heute ist schon wieder Tourabschluss. In Erfurt. Während wir in München waren, hab ich auch noch ein paar Sachen aus der WG geholt, die Leo, als sie zum Konzert in Hamburg war, wieder mit nach Hause genommen hat. Morgen früh -oder zumindest Vormittag, je nachdem wann ich aufwache- fahre auch ich zurück in den Norden. Dann kann ich auch erstmal einige Tage mit meiner Familie verbringen, bevor die nächsten Termine anstehen. Ein paar Festivals spiele ich auch noch, bevor voraussichtlich im September unser Sohn auf die Welt kommt. Unser Sohn... Mein kleiner Junge...
„Und habt ihr noch vor zu heiraten, bevor der Kleine kommt, oder erkennst du die Vaterschaft an?" fragt Manu, als ich mit meiner Band im Backstage sitze und wir essen.
„Aktueller Stand ist, dass wir jetzt erstmal unseren Sohn bekommen."
„Das klingt nach nem Aber" schmunzelt Benni.
„Ich war schon am Überlegen, ihr einen Antrag zu machen... Ich weiß nur nicht, ob das zu früh ist. Die Schwangerschaft war ja auch nicht geplant. Auch wenn ich mich mehr als nur freue, etwas anders hab ich mir das Ganze mit Leo schon vorgestellt."
„Der Herr im Himmel hatte da wohl andere Pläne für euch. Mach ihr einen Antrag, wenn du es für richtig hältst" lächelt Amelie mich an.
Damit geben sich die Jungs dann auch erstmal zufrieden und lassen mich mit dem Thema Hochzeit in Ruhe. Zum Glück auch vor der Info, dass ich eigentlich sogar schon einen Ring habe. Den hatte ich vorgestern, am Offday in Berlin gekauft. Ob er in naher Zukunft zum Einsatz kommt, ehrlich keine Ahnung, aber ich kann es mir vorstellen.     

Kurz vor dem Konzert telefoniere ich nochmal mit Leo, dann genieße ich die zwei Stunden auf der Bühne einfach vollkommen. Das nach dem Konzert folgende Meet and Greet tut ebenfalls einfach nur unglaublich gut. Meine Fans sind wirklich die tollsten! Dennoch werde ich meine Familie vorerst für mich behalten. Irgendwann werde ich es ihnen erzählen, aber allein zum Schutz meines noch ungeborenen Sohnes wird dieses Irgendwann noch eine Weile auf sich warten lassen. Ehrlich gesagt bin ich aber auch etwas beeindruckt, dass noch nichts durchgedrungen ist. Wie es aussieht, kann doch noch etwas in meinem Leben wirklich privat bleiben.

Nachdem ich gegen zehn Uhr aufgewacht bin, hab ich mich eigentlich fast direkt auf den Weg zurück nach Hause gemacht. Okay, erstmal musste ein Kaffee her und mein Chaos hier im Hotelzimmer beseitigt werden. Im Zug nach Hause höre ich eigentlich nur Musik und als ich in meinem Rucksack nach was essbarem suche, fällt mir das schwarze Satinsäckchen in die Hände. Darin ist die schwarze Schatulle mit dem Ring. Bei dem Gedanken, ihn ihr an den Finger zu stecken, muss ich grinsen. Ich verstaue das Schmuckstück dann aber wieder sicher in einer kleineren Seitentasche, bevor ich mir einen Müsliriegel nehme und wieder aus dem Fenster schaue. Leona Weiß klingt schon gut... mehr als gut!...

In Lübeck am Bahnhof bahne ich mir meinen Weg schnurstracks nach draußen zum Parkplatz, wo ich nicht lange nach dem Auto meiner Freundin suchen muss. Grinsend werfe ich meine Reisetasche auf den Rücksitz, bevor ich mich auf den Beifahrersitz fallen lasse.
„Hey" schmunzelt Leo.
„Hey" grinse ich breit und lehne mich zu ihr rüber, um sie kurz zärtlich zu küssen „Wie geht es dir? Euch? Ist alles okay?"
„Komm erstmal in Ruhe an" lacht sie „Es ist alles in bester Ordnung, aber wirklich groß wird mein Bauch nicht mehr, wie es aussieht. Aber es sind ja auch noch etwa vier Monate."
„Ist das schlimm?"
„Nein, überhaupt nicht. Es ist alles okay. Der Kleine ist kerngesund."
Leo startet dann den Motor und fährt uns nach Hause. Als ich dann unsere Wohnung betrete, muss ich automatisch grinsen. Ich hatte zwar schon vor der Tour einiges aufgebaut, aber noch lange nicht alles. Jetzt stehen alle Möbel. Ein wenig Deko ist auch hier. Es sieht so aus, wie Leo und ich es uns vorgestellt haben. Zumindest kann ich das so nach dem ersten Blick in unser neues Zuhause so beurteilen.
„Deinen Teil vom Büro hab ich nicht angefasst, da stehen nur die Möbel und die Kisten. Und im Kinderzimmer steht auch noch nichts."
Das wollte unbedingt ich machen.
„Mach' ich die Tage irgendwann. Jetzt hab ich darauf keine Lust, ich will den restlichen Tag mit dir verbringen!"

Da der Tag heute einfach nur schön ist, verbringen wir ihn hauptsächlich draußen an der frischen Luft. Abends liegen wir unter einer Decke auf der Terrasse, ich hab meine Nase in ihren Haaren versteck, als sie nach meiner Hand greift und sie auf ihren nackten Bauch legt.
„Was-" frage ich, werde aber unterbrochen.
„Warte kurz" flüstert sie und kurz darauf spüre ich eine Bewegung gegen meine Hand.
„War das..."
„Ein Tritt, ja" schmunzelt sie „Vor ein paar Tagen hat er das erste Mal richtig getreten. Ich hab den ganzen Tag gewartet, dass er es mal wieder macht, um es dir zu zeigen."
Es sammeln sich ein paar Tränen in meinen Augen und ich versuche mit aller Macht, dass ich nicht anfange zu heulen, aber dieses Gefühl gerade ist unbeschreiblich!
„Heirate mich!" entfährt es mir.

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