Dunkles Schicksal
Kapitel 4
Maria saß an ihrem Spiegel und kämmte ihre langen Haare. Es war spät und sie würde gleich zu Bett gehen. Merlin war nicht hier, er war in die Stadt geritten, erst als die Sonne unterging. Sie wunderte sich, was er abends so in der Stadt tat, wenn sie ihn fragte, sagte er immer Geschäfte. Sie lächelte, wahrscheinlich traf er sich mit einem Mädchen. Er machte, was Verabredungen und so weiter anging immer ein Geheimnis daraus, schon immer. Also wunderte sie sich nicht, das er nicht ausführlich darüber sprach. Aber sie würde sich freuen, wenn er ein Mädchen gefunden hätte.
Etwas erregte ihre Aufmerksamkeit, ein Klicken und sie hielt inne. Da war es wieder, es kam von ihrem Fenster. Maria legte die Haarbürste weg und stand auf, ging langsam zum Fenster, wieder ein Klicken. Sie schob den Vorhang zurück und schaute hinaus. Vor dem Fenster stand Arthur, scheinbar hatte er Steine an die Scheibe geworfen. Sie öffnete das Fenster, sehr erstaunt und so sprach sie auch, sich hektisch umblickend.
„Was tun sie hier? Wenn sie die Wachen erwischen, mein Bruder wird sehr ungehalten sein."
Arthur lächelte.
„Ich gehe mal stark in der Annahme, das er nicht da ist, oder?"
Arthur wusste, das er zur Stadt geritten war, so wie immer. Auf der Suche nach ihm, doch heute war er zu des Jägers Haus gekommen, mit einer bestimmten Absicht. Lance hatte nochmal davon abgeraten, doch Arthur wollte nicht hören. Er wollte das Mädchen.
„Die Wachen schon, sie werden es ihm erzählen", warnte Maria.
Er breitete die Arme aus
„Hier bin ich...ich sagte doch, ich finde einen Weg. Und die Wachen machen mir keine Angst. Ich war vorsichtig. Niemand hat mich gesehen."
Wie auch, wenn er in Vampirgeschwindigkeit zum Haus lief und sie in der Dunkelheit nichts sahen, außer vielleicht einen Schatten, den sie mit Sicherheit als Trugbild abtun würden.
Sie lächelte, glücklich darüber, das er seine Worte wirklich wahr gemacht hatte, doch auch mit Vorbehalt, denn Merlin würde das nicht tolerieren, das er zu ihrem Bestiz gekommen ist. Er mochte Conte Arthur nicht, was auch immer der Grund war.
„Ja, sagen sie. Merlin hat sie verdoppelt. Es sind jetzt wesentlich mehr Wachen draußen."
Arthur wusste auch warum, wegen ihm. Merlin war nicht dumm, wusste er doch jetzt, das sie herausgefunden haben, das er eine Schwester hatte. Und Arthur war sich sicher, das er auch wusste, das sie seine Schwachstelle war, seine kleine, anmutige, schöne Schwester, die geradezu ihm nun in die Arme lief. Er lächelte, darüber sehr amüsiert, das es ein Leichtes war, sich seine Schwester zu holen, sie bot sich ja quasi an. Er fragte belustigt.
„Was ist? Soll ich hochkommen? Laden sie mich ein?"
Arthur brauchte eine Einladung, um das Haus betreten zu können, eine Einladung vom Besitzer, was sie ja auch war. Lance hielt immer noch diese Idee für schlecht, allein schon, das er zu dem Haus des Jägers ritt. In seinen Augen war Arthur nicht bei Sinnen und er machte sich wirklich Sorgen um ihn. Arthur wollte unbedingt dieses Mädchen, Lance war weiterhin der Meinung, das so etwas den Jäger noch wütender machte. Er würde nach seiner Trauer noch unerbittlicher sein. Arthur hatte nur abgewunken und gemeint, er sehe Gespenster, wo keine waren.
Sie machte ein erschrecktes Gesicht.
„Nein, auf keinen Fall. Das geht nicht, sie werden sie sehen. Im Haus sind jede Menge Angestellte."
Das glaubte Arthur weniger, er konnte sich so schnell bewegen, das er fast nicht sichtbar war, aber das wusste sie nicht. Und er würde ihr natürlich nicht sagen, was er eigentlich wollte, ihr Blut. Er lächelte charmant und gab seiner Stimme etwas Frustration. In diesen Dingen war er gut, er war ein Jäger, musste seine Beute locken mit allen Mitteln und er hatte genug davon. Allein schon seine unwiderstehliche Anziehungskraft tat das eigentlich schon alleine. Menschen fühlten sich von ihm angezogen, ein Merkmal eines Vampirs und dieses Mädchen auch.
„Ich bin den ganzen, weiten Weg hierher geritten, um sie zu sehen. Sie werden mir doch nicht eine Absage geben? Ich...Ich wäre wirklich enttäuscht. Ich möchte sie gerne sehen und wir könnten etwas plaudern."
Maria überlegte einen Moment. Sie wollte ihn sehen, aber niemand durfte das hier im Haus bemerken, sie würden es Merlin sagen. Sie schaute wieder herunter und seufzte. Ja, sie wollte ihn unbedingt sehen, jetzt ohne Maske. Er stand da unten mit seinem charmanten Lächeln, so schön und so wundervoll.
„Also gut", rief sie leise herunter und zeigte mit dem Arm in eine Richtung „Wenn sie in diese Richtung gehen, ist hinter den Bäumen ein kleiner Friedhof. Wir treffen uns dort. Ich werde gleich da sein."
Er nickte und grinste. Na, geht doch. Er konnte nicht hinein, aber dafür kam sie hinaus. Ein Friedhof? Irgendwie passend.
Er verschwand in der Dunkelheit und Maria machte das Fenster zu. Sie lächelte, als sie sich ihren blauen Morgenrock überstreifte, der aussah wie ein langer Mantel. Noch einmal blickte sie in den Spiegel, dann verließ sie ihr Zimmer.
Merlin hatte aus ihr unbekannten Gründen die Wachen verdoppelt und sie musste acht geben, das sie niemanden begegnete. Sie schlich die Treppe herunter und huschte zum Hinterausgang. Dort blieb sie stehen und hielt nach den Wachen Ausschau. Sie duckte sich, als sie am Hintereingang vorbeigingen und wartete, bis sie um das Haus verschwunden waren.
Jetzt huschte sie aus der Tür in den dunklen Garten, drehte sich noch mal um und lächelte, als sie den Weg zu dem kleinen Friedhof einschlug und auch in der Dunkelheit verschwand. Der Mond spendete sein fahles Licht, so das sie wenigstens etwas sah.
Als sie dort ankam, war niemand zu sehen; es war eine Vollmondnacht und das kalte Licht des Mondes ließ die wenigen Gräber bizarr aussehen. Doch sie hatte keine Angst, sie war öfters hier, nur nicht während der Nacht. Aber von Arthur sah sie nichts. Wo war er? Hatte er den kleinen Friedhof nicht gefunden?
„Conde Arthur", rief sie leise.
Arthur beobachtete sie, er war vorsichtig. Denn er wusste nicht, ob sie eingeweiht war, ob Merlin ihr alles erzählte. Sie könnte auch mit Wachen kommen oder mit dem Jäger selbst. Er war weggeritten, aber das konnte auch eine Falle sein. Er war auf der Hut. Doch sie war allein und der Vampir konnte keine andere Menschen spüren, er lächelte leicht, als er sie rufen hörte. Und er wunderte sich immer wieder, wie einfach es doch war, sie aus dem Haus zu locken. Mit seiner unmenschlichen Geschwindigkeit trat er hinter sie.
„Ja."
Sie wirbelte herum, er stand plötzlich hinter ihr, ohne das sie jemanden sah oder kommen gehört hatte. Sie legte eine Hand auf ihre Brust und schaute ihn mit großen Augen an.
„Gott, sie haben mich erschreckt. Wo waren sie?"
„Verzeihung", sagte er und machte eine leichte Verbeugung „Ich wollte sie nicht erschrecken", antwortete er, ohne auf ihre Frage einzugehen. Was sollte er auch sagen?
Sie lächelte, denn im Mondlicht sah er so schön aus. Jetzt ohne Maske fiel ihr erst auf, wie gut er wirklich aussah, wenn auch das Licht schattenhaft war. Er schaute sie ernst an, ein undefinierter Blick in seinen Augen, die jetzt in der Nacht dunkel waren. Es kam ihr so vor, als sah er sie verlangend an. Und verdammt, das war es auch, nur wusste sie nicht welcher Art. Maria dachte, das er sie anziehend fand, aber nicht auf die Art, die er so interpretieren würde. Er sagte nichts, schaute sie nur an und es war fast unheimlich, wie sein Blick auf ihr lag. Sie suchte nach Worten, um diesen Augenblick zu brechen.
„Ich dachte nie, das sie wirklich kommen würden. Aber wieso kommen sie so spät in der Nacht?"
Arthur unterbrach den Blickkontakt und schaute an ihr vorbei. Ihr Duft stieg ihm in seine empfindliche Nase und er nahm tief Luft.
„Ich denke, da war es leichter sie zu sehen. Sonst wäre ja ihr Bruder hier und wäre nicht sehr erfreut, wenn sie mich im Garten sehen würden."
Sie schaute verlegen unter sich.
„Ich bin nicht standesgemäß gekleidet, wollte eigentlich zu Bett gehen. Normalerweise empfange ich so keinen Herrenbesuch und auch nicht so spät."
„Kein Problem, es ist ja dunkel", sagte er und schaute auf die Gräber.
„Wer ist hier begraben?", fragte er, um etwas von ihr wegzukommen, als er die Gräber umrundete.
Er hatte noch Zeit und war nicht Sklave seiner Triebe. Er war ein Meistervampir und weit darüber hinaus, ohne Kontrolle Menschen anzufallen, wie es bei den neuen Vampiren war. Er existierte dafür viel zu lange und ja, man konnte sagen, das er viel erlebt hatte und man ihn nicht so leicht überraschen konnte.
Sie ging in die Hocke und entfernte Gestrüpp von einem Grab, leise sagte sie.
„Meine Eltern und dort drüben liegen meine Großeltern, beide von Vater und Mutter."
„Wie sind ihre Eltern gestorben?"
Sie schaute auf die Grabinschrift, als sie antwortete.
„Ein Unfall. Eine Kutsche, deren Pferde durchgingen, fiel um und stürzte auf sie, als sie auf der Straße gingen. Beide waren sofort tot, erschlagen von der Kutsche. Für mich und Merlin war das ein schlimmer Schlag, wir waren noch so jung, ich zwanzig und Merlin dreiundzwanzig. Er musste von heute auf morgen ein Conde sein und Vaters Erbe antreten. Er war nicht bereit dafür, wir beide nicht."
„Es tut mir leid, Maria."
Sie schaute ihn an und für einen Moment glaubte sie ein grünes Funkeln in seinen Augen gesehen zu haben, bevor er den Blick sengte. Doch sie schüttelte den Kopf, war wohl eine Einbildung. Einen Moment sprachen sie nicht, doch dann stand sie auf und fragte, denn sie wollte das wissen. Merlin sagte ihr, das er auf Äffären aus war, sie musste Gewißheit haben.
„Was wollen sie von mir, Arthur?"
Ihr süßes Blut, das so wunderbar duftet.
„Warum fragen sie mich das?"
Sie schaute wieder weg, doch entschied sich ihm die Wahrheit zu sagen.
„Nun, Merlin verbot mir sie zu sehen. Er sagte, das sie mich verletzen würden. Das sie mir weh tun würden. Würden sie?"
Arthur hob den Blick, er wusste das er das so gemeint hatte, wie er es ihr sagte. Doch Maria ging davon aus, das Merlin ihr Herz meinte. Sie hatte keine Ahnung, wer vor ihr stand. So wie das aussah, hielt der Conde sie von der Wirklichkeit fern. Und sie stellte diese Frage mit einem unschuldigen Blick in ihren Augen. Er schaute sie wieder an.
Da stand sie, mit offenem Haar im Mondlicht, das schmeichlend um ihre Schultern lag und obwohl Arthur etwas von ihr weg stand, konnte er sie riechen und sie roch fantastisch. Und sie schaute Arthur so unschuldig an, wie sie es war, hatte keine Ahnung, was er war und was er tun konnte. Sie kam näher, er fand das sie mutig war. Schließlich hatten sie nur einmal getanzt und er war ein Fremder. Er fuhr sich mit der Zunge leicht über seine Fänge, als sie auf ihn zukam.
Jetzt stand sie vor ihm und er schaute auf ihren Hals, konnte das Blut in ihren Adern rauschen hören. Er bräuchte sie nur zu packen und seine Fänge in ihren Hals zu schlagen, ihr kostbares Blut trinken, das so verführerisch roch. Ja, das könnte er. Er schloss einen Moment seine Augen und nahm den Blick von ihrer pochenden Halsschlagader und schaute in ihre Augen.
„Würden sie mich verletzen?", fragte sie wieder mit einem unschuldigen Augenaufschlag.
Nun ja, er war mit der Absicht gekommen, noch Schlimmeres zu tun, als sie nur zu verletzen. Er wollte ihr Blut trinken, bis ihr Körper das nicht mehr ausgleichen konnte und sie starb. Doch jetzt, wo sie so vor ihm stand, so unschuldig und vertrauensselig hatte er Zweifel, dieses junge, schöne Leben auszulöschen.
War das zu fassen? Er konnte es selbst nicht glauben. Sie war die Versuchung selbst für jeden Vampir, ihn eingeschlossen. Es wäre ein Leichtes, seine Zähne in ihren schönen Hals zu schlagen und ihr Blut zu trinken, bis ihr Herz aufhören würde zu schlagen. Und nun war er unschlüssig? Wieso? Sie war die Lösung, um den Jäger in die Knie zu zwingen.
Er nahm Luft, um zu antworten.
„Nein, das würde ich nicht."
Er hörte sich das sagen, aber was ihn am meisten irritierte, er meinte das auch so. Er konnte ihr nichts tun, was auch immer der Grund war. Und doch hatte er zu kämpfen, ihr zu widerstehen, denn alle seine vampirischen Sinne drängten ihn dazu, ihr köstliches Blut zu nehmen, denen er nicht nachgab. Doch sie erlöste ihn und nahm nach einem Augenblick seine Hand und zog ihn mit sich.
„Kommen sie, ich will ihnen etwas zeigen."
Er ließ sich bereitwillig an der Hand nehmen, sie war so warm. Doch sie blieb stehen, schaute auf ihre ineinander verflochteten Hände.
„Sie sind ja eiskalt. Frieren sie?"
„Nein, nein, wohl eine Angewohnheit kalte Hände zu haben. War eigentlich immer schon so."
Eine glatte Lüge, aber wenn er ihr sagen würde, was er war, würde sie es nicht glauben oder schreiend wegrennen.
Sie nickte nur, ließ ihn aber nicht los und führte ihn in den Stall. Vor einer Box blieb sie stehen. Der schwarze andalusische Hengst schnaubte unruhig. Tiere spürten, das er eine übernatürliche Kreatur war und waren nervös in seiner Gegenwart. Das Tier schnaubte wieder und hob unwillig seinen Kopf, so das die lange Mähne flog.
„Was für ein schönes Tier", sagte Arthur und hob die Hand, um ihn zu streicheln, doch der Hengst wich zurück. Maria trat vor die Box, etwas überrascht. So kannte sie ihr Pferd nicht.
„Was hast du denn? Alles gut, Fuego. Er ist ein Freund."
Freund? Arthur hätte fast gelacht. Ja, der Conde würde dem Freund mit Freuden einen Pfahl in sein Herz rammen, aber das wusste sie alles nicht, dessen war er sich sicher. Merlin beschützte sie wirklich, indem er alles Schlechte von ihr fern hielt.
Das Tier schien sich zu beruhigen und sie sagte, während sie dem Tier über die Nüstern streichelte.
„Merlin hat ihn mir geschenkt, ich wollte ihn so sehr. Aber er ist heute Abend so nervös. Möchte wissen, was er hat. Normalerweise ist er ziemlich ruhig, zumindest in der Box. Aber er hat auch Temperament", erzählte sie „Er ist so wunderbar zu reiten, aber heute ist er komisch."
Arthur wusste es, das lag an seiner Anwesenheit. Pferde wurden unruhig, Katzen fauchten und Hunde knurrten, bellten oder winselten. Sie alle spürten, das er ein Vampir war. Tiere hatten dafür ein Gespür. Sein Hengst war auch unruhig, wenn er ihn ritt, aber Arthur kam damit klar.
„Vielleicht weil ich fremd bin."
„Möglich."
Doch dann lachte sie leise und erzählte ihm.
„Natürlich musste ich meinen Bruder nerven, bis er es nicht mehr aushielt. Aber ich wusste immer, er ist mein Pferd. Von dem Tag an als ich ihn sah. Schließlich kaufte ihn Merlin für mich. Er kann einfach nicht nein sagen, nicht bei mir."
Sie schaute ihn freudestrahlend an, glücklich darüber, dieses Pferd zu haben und er verstand den Conde, das er ihr keinen Wunsch abschlagen konnte. Sie war so...
Sie erinnerte ihn an jemanden, den er gut kannte, vor sehr langer Zeit und Arthur auch nie nein sagen konnte.
Arthur lächelte, sie sprühte nur so vor Energie und erfreute sich an dem Tier, das sofort unruhig wurde, wenn Arthur näher kam. Konnte er diesem Mädchen etwas antun, obwohl er mit der festen Absicht gekommen war, es zu tun?
Sie schaute ihn an, lächelte zu ihm, zu dem Monster, das er eigentlich war, zumindest in den Augen der Menschen. Sie hatte solch einen Liebreiz und konnte sich für etwas so begeistern. Ja, sie erinnerte ihn an seine Schwester, vor sehr sehr langer Zeit. Er hatte sie geliebt, sie sprühte auch nur so vor Lebensfreude, konnte sich an kleinen Dingen so erfreuen wie Maria. Und sie liebte ihren Bruder, sah zu ihm auf, als wäre er etwas Besonderes, so wie Maria ihn jetzt auch ansah. Ja, er hatte seine kleine Schwester geliebt, bis er sie verlassen musste, um ihr nicht weh zu tun, bis er alles verlassen musste, was er geliebt hatte.
Nein, er konnte es nicht, Jäger hin oder her. Dieses Mädchen war fast genauso gefährlich wie ihr Bruder. Er war der Wolf, doch sie konnte ihn in ein Schäfchen verwandeln, mit ihrem Liebreiz, das ihn so an vergangenen Zeiten erinnerte und an Menschen, die er einmal geliebt hatte. Er war ein Meistervampir und hatte nun Zweifel, diesem Mädchen etwas zu tun. Er war über sich selbst erstaunt und auch begeistert, denn er wusste, das Lance ihn auslachen würde, wenn er ihm das erzählte. Wie auch immer, er konnte es nicht und es war spät; er musste zurück, das war wohl das Beste. Der Weg war lang zurück in die Stadt und er hatte nicht ewig Zeit. Eigentlich schon, aber nicht was die Sonne anging.
„Ähm...es ist spät, ich muss jetzt gehen. Ich danke für ihre Freundlichkeit, mich zu empfangen, aber ich muss zurück und sie sollten etwas schlafen."
Ja, zurück in die Stadt, Nahrung zu sich nehmen, was er eigentlich hier wollte. Jetzt sollte er gehen und musste sich dazu noch beeilen, wenn er jagen wollte, bevor die Nacht zu Ende war.
„Werden sie wiederkommen?"
„Mit Sicherheit", sagte er und nahm ihre Hand, küsste sie.
„Schlafen sie gut, Maria...gute Nacht."
Dann drehte er sich um und verließ die Ställe, Maria rannte ihm nach.
„Warten sie..."
Doch er war weg, wie vom Erdboden verschluckt. Sie suchte mit ihren Augen die Gegend ab, doch er war spurlos verschwunden.
Langsam ging sie zurück zum Haus, vorsichtig, das sie niemand sah.
Doch jemand hatte sie doch gesehen.
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Als Merlin sehr früh am Morgen von den Ställen ins Haus kam, wartete der Verwalter auf ihn. Die Sonne ging auf und tauchte das Land langsam in ihren hellen Schein. Er hatte die Nacht gejagt, aber kein Glück gehabt. Es war, als würden sich die Vampire vorsehen. Doch nun hatte er augenblicklich ein schlechtes Gefühl, denn der Verwalter wartete nie auf ihn, also war etwas vorgefallen. Er würde auch nie fragen, wo er so früh am Morgen herkommen würde. Er war ein Conde, konnte tun und lassen was er wollte, ohne jemanden Rechenschaft abzugeben, erst recht nicht seinen Angestellten.
Er hatte in der Stadt einen Unterschlupf, wo er all seine Waffen aufbewahrte und sich umzog, bevor er auf die Jagd ging. Er wollte niemanden misstrauisch machen.
„Senior", begrüsste ihn der Verwalter mit einer Verbeugung. Merlin nickte und sie gingen hinein, er war müde und wollte schlafen, hoffentlich hielt er ihn nicht lange auf.
„Ist etwas vorgefallen?", fragte er und fuhr sich durch die Haare.
Er war frustriert, hatte er doch diesen blonden Vampir nicht gesehen, eigentlich gar keinen. Als wären sie spurlos verschwunden oder sie waren sehr vorsichtig. Inzwischen wussten alle, das er hinter ihnen her war.
„Ihre Schwester...", fing der Verwalter an zu reden. Merlin fuhr herum, sofort beunruhigt.
„Was ist mit ihr?"
„Nun, anscheinend nichts, aber eines der Mädchen sah sie letzte Nacht im Garten, als sie zu den Dienstunterkünften ging. Sie war in ihrem Morgenrock und..."
„Ja was denn? Rede endlich!", fuhr ihn Merlin grober an, als er wollte.
„Sie sah die Contessa im Garten und es war schon zur vorgerückten Stunde. Anscheinend wollte sie irgendwohin."
Merlin schaute ihn entgeistert an. Maria war bei Nacht draußen?
„Soll das ein Witz sein?"
„Nein, Senior, das würde ich mir nie erlauben. Es ist wahr, sie können das Mädchen fragen, doch zwei Stunden später war sie wieder auf ihrem Zimmer, denn das Fenster war erleuchtet. Ich dachte, sie sollten das wissen. Zumal sie nicht wollen, das die Contessa so spät das Haus verlässt."
„Danke, ich werde mich darum kümmern. Sie können gehen", sagte Merlin und entließ ihn.
Kaum war der Verwalter weg, rannte Merlin die Treppe hoch. Maria wusste ganz genau, das sie nachts das Haus nicht verlassen durfte. Was hatte sie da draußen zu suchen und das eine lange Zeit? Panik kroch in ihm hoch, als er in ihr Zimmer stürmte und sie aus dem Schlaf hochschreckte.
„Merlin? Was...Was ist denn los?"
Er kam mit großen Schritten in ihr Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu, er war zornig und kam ohne Umschweife zum Thema.
„Was hattest du heute Nacht im Garten zu suchen, was?", herrschte er sie an.
„Ich...Ich konnte nicht schlafen und..."
Er kam näher.
„Maria, lüg mich nicht an", sagte er drohend „Was hast du getan? Ich merke es, wenn du lügst, also versuch es erst gar nicht."
Sie setzte sich auf, verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und sagte bissig.
„Ich habe mich mit jemanden getroffen."
„Mit wem, Maria? Mit wem hast du dich getroffen?", schrie er sie an.
„Conde Arthur hatte mich besucht, er wollte ins Haus, aber ich traf mich draußen mit ihm, weil du ja so furchtbar stur bist und ihn nicht magst. Bist du nun zufrieden?", herrschte sie ihn an.
„Was?!"
Merlin starrte sie geschockt an. Das durfte doch nicht wahr sein. Das war ein Alptraum und gleich würde er aufwachen. Er stürmte auf sie zu, nahm ihr Kinn zwischen seine Finger und drehte ihren Kopf, untersuchte ihren Hals. Es war nichts zu sehen und sie schlug seine Hand weg.
„Was soll das? Du benimmst dich seltsam."
„Bist du denn von Sinnen?", schrie er sie an „Was habe ich gesagt? Du sollst von ihm wegbleiben. Und du sollst bei Nacht nicht das verdammte Haus verlassen."
Sie breitete die Arme aus.
„Ich weiß nicht, was du gegen ihn hast, er war sehr lieb und nett. Wir haben ein wenig geplaudert und dann bin ich wieder ins Haus. Warum regst du dich so auf?"
Merlin schnaufte unwillig.
„Lieb und nett, das ich nicht lache."
Maria stand auf, griff ihren Morgenmantel, den sie überstreifte und kam auf ihn zu.
„Merlin, was ist denn los? Du machst mir Angst. Du bist so, ich weiß auch nicht. So...komisch und wo reitest du jeden Abend hin? Und ich verstehe nicht, warum du Conde Arthur nicht magst, er hat dir doch nichts getan."
Er hat unsere Eltern getötet!
Aber das konnte er ihr nicht sagen, er nahm Luft, um ruhiger zu werden. Maria lebte und war unverletzt. Wieso? Eine Frage, auf die er keine Antwort hatte. Abwesend, weil er in Gedanken nicht nachvollziehen konnte, wieso er Maria nichts getan hatte, sagte er.
„Ich habe zu tun, etwas was dich nicht interessiert...Geschäfte."
„Jeden Abend? Du siehst so müde aus. Wann schläfst du denn?"
Er drehte sich um und lächelte leicht. Er wollte nicht weiter auf ihre Fragen eingehen. Sie war unverletzt und das irritierte ihn und doch war er überglücklich. Und er fragte sich, was der Vampir vorhatte? Er hätte sie töten können und doch tat er ihr nichts.
Er fuhr sich durch sein müdes Gesicht und sagte.
„Schlaf weiter und Maria, ich bitte dich. Triff ihn nicht mehr. Versprich es mir, bitte. Und verlasse in der Nacht nicht das Haus. Ich mache mir Sorgen. Du weißt, das üble Gesellen sich meistens nachts herumtreiben. Sie könnten auch hier sein."
Sie seufzte.
„Also gut, Merlin. Ich werde mich nicht mehr mit ihm treffen, versprochen. Und ich werde im Haus bleiben. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich verspreche es."
Sie fuhr ihm sanft über sein Haar.
„Geh jetzt schlafen, du siehst furchtbar aus. Wir reden morgen weiter."
Er nickte müde und küsste sie auf die Wange, dann verließ er ihr Zimmer. Doch seine müden Gedanken drehten sich um den Vampir., als er sich in seinem Schlafzimmer auszog.
Warum hatte er Maria nichts getan? Er wusste, das er ihm einen Schlag versetzt hätte, von dem sich Merlin nicht erholt hätte, wenn er sie gebissen und letztendlich getötet hätte.
Was hatte er vor?
Doch Merlin driftete in den Schlaf ab, sein Körper schrie nach Erholung.
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Arthur stürzte fast ins Haus und schlug die Tür zu, es rauchte um ihn und er fluchte. Er war gerade noch so nach Hause gekommen, doch die ersten tödlichen Strahlen der Sonne hatten ihn gestreift. Er stürmte das Foyer entlang, leichte Rauchwolken um sich und wich der Sonne aus, die durch die Fenster des Salons durch die offene Tür schien.
Er öffnete die Tür ins Untergeschoss und lief die Treppe herunter. Erst dann lehnte er sich einen Moment an die Mauer und schüttelte den Kopf. Er war ein kompletter Narr. Er hatte Maria nicht angerührt und musste wie der Teufel zurück in die Stadt reiten. Unterwegs musste er sich verstecken, weil ihm der verfluchte Jäger entgegen kam und ihm kostbare Zeit stahl. Und letztendlich konnte er nicht mehr jagen, weil schon die Sonne aufging und er es gerade noch nach Hause schaffte.
Er stieß sich von der Mauer ab und betrat den Salon, der keine Fenster hatte. Lance saß in dem Ohrensessel und rauchte eine Zigarre. Scheinbar hatte er auf Arthur gewartet.
„Diese Dinger werden dich umbringen", sagte Arthur zur Begrüßung.
„Ich bin schon tot, mein Lieber", antwortete dieser und blies eine Wolke Rauch aus „ Du bist spät dran. Hast du mal wieder Katz und Maus mit der Sonne gespielt?"
Arthur gab keine Antwort und kam näher. Lance schaute seine Zigarre an.
„Riecht meine Zigarre so verbrannt oder bist du das, Arthur?"
„Sie war heute etwas schneller als ich", sagte er jetzt und zog den Gehrock aus „Verfluchte Sonne."
Lance stand auf und goss ihm einen Bourbon ein, reichte ihm das Glas rüber, das Arthur nahm. Er nahm sich auch einen Drink, während er den Vodka in ein Glas schüttete, fragte er.
„Was hat denn so lange gedauert? Das Mädchen töten und wieder zurück, dafür brauchst du nicht die ganze Nacht. Okay, ich gebe zu, das es ein langer Weg. Ich weiß, es ist ziemlich weit draußen."
Arthur schaute ihn grimmig an.
„Der Jäger kam mir entgegen, ich musste mich verstecken, bis er weg war. Deshalb war ich in Zeitnot. Da es nur den einen Weg gibt, musste er außer Sichtweite sein. Ich wollte auf keinen Fall, das er mich sieht."
„Nun ja, das wird ein Trauertag für ihn sein, nehme ich mal an, wenn er das Mädchen findet."
Arthur schaute ihn nur an und Lance grinste nickend. Er kannte ihn einfach zu gut. Also schlussfolgerte er, auch weil Arthur sehr blass war.
„Du hast ihr nichts getan, habe ich recht?"
Arthur nahm noch einen Schluck Bourbon, drehte sich um, als er antwortete.
„Nein, ich konnte es nicht und frag mich nicht warum. Ich kann es selbst nicht verstehen. Du hast recht, diese ganze Familie ist gefährlich."
Lance lachte, dann fragte er amüsiert.
„Sie hat dich um den Finger gewickelt, einen Meistervampir...wie? Arthur, es ist nicht das erste Mädchen, das du tötest und auch nicht das letzte."
Arthur drehte sich wieder zu ihm herum, breitete einen Arm aus, eine fast hilflose Geste.
„Keine Ahnung, sie war...sie war so voller Leben, so voller Vertrauen und ich weiß, es klingt verrückt, aber sie erinnerte mich an Kathy. Sie war auch immer so lebenslustig und..."
Er lachte freudlos.
„Nach all der langen Zeit, hatte ich das Gefühl sie steht vor mir, nur das sie anders ausgesehen hatte. Und doch war dieses Mädchen wie sie, die gleichen Merkmale und...", er nahm Luft „Ich hatte einfach das Gefühl, ich würde sie verraten. Wir haben damals unsere Familien verlassen, um ihnen nicht weh zu tun. Ich weiß, es hört sich verrückt an, aber wenn ich sie gebissen hätte, dann hätte ich es vielleicht doch getan."
Er schüttelte den Kopf.
„Ich weiß, Kathy ist tot, doch heute Abend stand sie vor mir. In der Gestalt von Maria."
Lance und er waren seit ihrer Jugend Freunde und Lance ging damals in seinem Haus ein und aus. Natürlich kannte er Kathy, Arthurs vier Jahre jüngere Schwester. Als sie Vampire wurden, beschlossen sie England zu verlassen, bevor die letzte Menschlichkeit sie verließ und sie ihre Familien töten würden.
Aber das war lange her, Jahrhunderte waren seitdem vergangen und sie waren jetzt alle tot.
Lance nickte und lächelte abwesend, als er sich erinnerte.
„Ja, das war sie. Ein richtiger, kleiner, blonder Schatz. Ob sie ein glückliches Leben hatte? Irgendwie verstehe ich dich und auch nicht. Ja, Kathy ist tot und dieses Mädchen ist nicht Kathy, sie wird nicht wiederkommen, nicht so wie wir sie kannten."
Arthur fuhr sich durch die Haare, ging auf und ab, noch immer konnte er es nicht fassen, das er unfähig war, dieses Mädchen zu töten und beinahe selbst das Opfer der Sonne wurde. Er sprach weiter ohne auf Lances Frage einzugehen. Er war sichtlich verwirrt.
„Ich weiß auch nicht, ich wollte sie töten, von ihrem Blut trinken, aber dann brachte ich es nicht fertig. Verrückt, was?"
„Seltsam", meinte Lance „Was hat sie denn getan?"
Arthur breitete die Arme aus, es sah irgendwie hilflos aus, verwirrt.
„Eigentlich nichts, sie zeigte mir freudestrahlend ihr neues Pferd. Und sie schaute mich so an."
„Wie?"
„Als wäre ich ein Mensch und Kathy schaute mich auch immer so an, als wäre ich etwas Besonderes. Ihre ganze Art...war Kathy, so wie ich sie kannte. Ich konnte es nicht tun, scheiße."
„Hast du getrunken?"
Arthur schüttelte den Kopf.
„Das verdammte, gelbe Monster am Himmel ließ mich nicht mehr, ich habe es gerade noch so nach Hause geschafft."
Lance stand auf und ging in den Raum nebenan, kam mit einer Flasche roter Flüssigkeit zurück, er grinste, so das man seine Fänge sah.
„Als ob ich eine Eingebung hatte, ich habe dir etwas aufgehoben. Kreolisches Blut von einer Rassebraut. Trink es, bevor es eiskalt ist."
Arthur nahm die Flasche und trank davon, bis sie leer war. Es war nicht genug, doch würde für heute reichen. Dann gab er sie wieder Lance.
„Danke, mein Freund. Du kennst mich einfach zu gut."
„Nach Jahrhunderte sollte man das meinen."
„Okay", sagte Arthur und stellte das Glas weg „Ich werde ein Bad nehmen und schlafen gehen. Wir sehen uns heute Abend."
„Ja, damit du den verbrannten Geruch los wirst.Verletzungen?"
„Leichte Verbrennungen, heilen schon."
Lance nickte
„Gut, bis später", stellte das Glas auf den Tisch und ging zur Tür.
Arthur schaute ihm nach, bis er die Tür hinter sich schloss. Er hatte seine Räume nebenan. Arthur ließ ein Bad ein und legte sich in die Wanne, schloss seine Augen. Er dachte wieder über das Gespräch mit dem Mädchen nach und das er sie nicht töten konnte. So etwas war ihm noch nie passiert und er machte sich Gedanken. Vielleicht war die Ähnlichkeit zu seiner Schwester doch der Punkt gewesen. Er schob die Gedanken beiseite und entspannte sich.
Draußen erwachte die Stadt im hellen Sonnenschein, doch er konnte die helle Welt nicht sehen.
Danach legte er sich ins Bett, er würde ein paar Stunden ruhen, fiel in einen todesähnlichen Schlaf. In dieser Zeit war er verwundbar und deshalb bewachten Menschen das Haus. Später musste er nur im Dunkeln verweilen, bis die Sonne unterging.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...