Dunkles Schicksal
Kapitel 79
Arthur landete am nächsten Abend vor dem Haus, in dem Sethos bei Freunden lebte. Er war übel gelaunt und machte sich furchtbare Sorgen um Merlin. Sie hatten nicht ansatzweise eine Ahnung, wo er sein konnte. Und die Welt abzusuchen fand er auch nicht sehr hilfreich, zumal sie ja nicht klein war. Mit jeder Stunde, die verging war Merlin mehr in Gefahr. So ein bescheuerter Plan. Er hätte aus Malcolm schon alles herausbekommen. Er klingelte an der Tür und eine Vampirin öffnete ihm. Sie lächelte.
„Du bist Arthur, nicht wahr?"
„Ja."
„Sethos ist auf seinem Zimmer, er erwartet dich schon. Es ist wirklich schlimm, was unseren Leuten passiert", sagte sie, als sie die Tür schloss „Die Treppe hoch und das erste Zimmer rechts."
Arthur nickte und stand eine Sekunde später vor der Tür im Obergeschoss. Er klopfte.
„Komm rein", hörte er Sethos Stimme.
Der Vampir stand an einem Tisch, auf dem Landkarten lagen. Er sah kurz auf, als Arthur hinein kam und die Tür schloss.
„Gut", sagte er „Ich habe das zweite Peilgerät; wir können morgen anfangen."
Arthur trat zu ihm an den Tisch und sah auf die Karten.
„Wie willst du vorgehen?"
„Der Sender ist stark genug, so das wir ein Signal bekommen, wenn wir das Land überfliegen. Größere Länder müssen wir etwas einteilen, um sie ganz zu scannen. Ich denke, wir fangen mit Europa an, einschließlich England. Dante sagte zwar, das er nicht denkt, das sie hier im Land sind, doch sicher ist sicher."
Arthur sagte nichts und nahm das kleine, schwarze Gerät in die Hand, das auch auf dem Tisch lag, doch Sethos nahm es ihm ab und zeigte ihm, wie es funktionierte.
„Hier machst du es an. Es zeigt dir immer den Abschnitt, den du überfliegst in dem kleinen Bildschirm an. Wenn er Kontakt zum Sender hat, blinkt an dieser Stelle ein kleiner, roter Punkt."
Es war nichts zu sehen, nur die Karte, wo sie im Moment waren. Arthur starrte auf den kleinen Bildschirm und wünschte sich, das der rote Punkt zu sehen war. Sethos schaute ihn an.
„Du bist so still."
„Ich mache mir Sorgen um ihn und ich kann fast nicht glauben, das so ein bescheuerter Plan von Merlin kommt. Da steckt doch bestimmt diese Töle dahinter."
Sethos sah ihn tadelnd an.
„Arthur, hör auf ihn so zu nennen. Das ist unhöflich und verletzend. Er ist ein Wolf und kein Straßenköter. Und nein, Dante fand den Plan auch scheiße, doch du kennst Merlin. Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann kann niemand ihn davon abbringen. Du weißt das doch am besten. Er weigert sich, dir nachzugeben. Stur wie ein Maulesel."
„Egal, ich hasse ihn."
„Du hasst ihn, weil er mit Merlin zusammen ist. Ich muss gestehen, ich mag diese Wölfe auch nicht besonders. Doch Dante zeigte mir mit seiner Art, das man seinen Vorurteilen nicht vertrauen soll. Sie sind eigentlich anständige Wesen."
„Anständig?", zischte Arthur „Er nimmt einem anderen den Gefährten weg."
Sethos nahm untypisch Luft.
„Merlin sieht das anders, das weißt du. Und sollte er sich entscheiden, Dante als seinen Gefährten anzusehen, dann ist das allein Merlins Entscheidung."
Arthur sah ihn an, sein Blick verzweifelt.
„Er hat mir keine Chance gegeben, ihm zu sagen, das ich anders bin. Und was ich erlebt habe, nachdem er gegangen ist. Ich hatte sehr viel Zeit über alles nachzudenken."
Sethos hob eine Augenbraue.
„Das sagst du nun schon zum zweiten Mal. Was ist denn danach passiert?"
Arthur ging zum Fenster und schaute hinaus, als er leise sagte.
„Maria ist mir passiert. Sie war so wütend, das Merlin fort gegangen ist und hat es am mir ausgelassen. Sie hexte mir die Beulenpest an. Ich saß acht Monate in meinem Zimmer mit Eiter triefenden Beulen, die immer aufplatzten, die ich am ganzen Körper hatte, plus meinem Schwanz. Dort; glaub ich am meisten. Ich stank erbärmlich und sah zum Fürchten aus. Alles war nass und stank von dem Eiter. Lance brachte mir Blut, doch ich wollte sterben. Doch da ich schon tot war, konnte ich an der Beulenpest nicht sterben."
Sethos sah ihn sprachlos an; Arthur sprach weiter.
„Und ich fantasierte. Alexej war da und verhöhnte mich, sagte was er alles tun würde. Ich schrie und flehte Lance an, mich nicht allein zu lassen, weil dann Alexej kam."
„Er ist tot, Arthur. Ich weiß es wohl am besten, denn ich habe ihn getötet."
„Ich weiß. Danach, als sie mich endlich befreite, fiel ich in eine tiefe Depression. All diese grausamen Dinge in Moskau quälten mich. Lance sagte, das ich das alles nicht verarbeitet hatte und nur verdrängt. Doch, nachdem meine einzige Liebe mich verlassen hatte und ich diese furchtbare Pest hatte, kam alles zum Vorschein. Und schon vorher, als ich mit Merlin zusammen war. Alles ist so ziemlich schief gelaufen, allein schon, wie ich Merlin behandelt hatte. Das hatte auch etwas damit zu tun."
Er lachte leise.
„Ausgerechnet Maria und Lance arbeiteten mit mir an meinem Trauma. Langsam und vorsichtig halfen sie mir, das alles wirklich endgültig zu verarbeiten. Ich werde es wohl nie vergessen, doch ich kann jetzt damit umgehen. Und ich weiß, das der Dreckskerl tot ist und in der Hölle."
„Du lieber Gott, das wusste ich nicht."
Arthur drehte sich um und sah ihn an.
„Ich schlief über ein Jahr mit niemanden, denn ich wollte Merlin beweisen, das ich es wert war, geliebt zu werden und treu sein konnte. Doch das ging nicht."
Sethos nickte.
„Nein, weil du dann irgendwann ausrastet. Vampire suchen und finden ihren Ausgleich im Sex. Das weißt du."
Er nickte.
„Das sagte auch Lance und schließlich sah ich es ein, das ich vögeln musste. Ich wollte nicht, doch ich musste. Ich weiß nicht, ob Merlin das versteht. Ich wollte ihm sagen, das ich damals, als diese Sache passierte, nicht klar bei Verstand war. Lance sprach mit einem der Ärzte für Menschen, die Menschen behandeln, die auch solche Probleme haben. Er sagte, dadurch das ich diese schlimme Sache mit Alexej nicht aufgearbeitet hatte und nur verdrängt, versuchte ich diese Leere und dieses dunkle Kapitel mit Sex zu kompensieren. Ich fülhte mich leer und in einer dunklen Einsamkeit und nur diese kurze Zeit beim Sex gab mir etwas Ruhe. Deshalb war ich so wild darauf, es andauernd zu tun und mit jedem."
„Das hört sich verflucht nach einem seelischen Problem an. Doch ich denke, das wir keine Seele besitzen", sagte Sethos „Aber trotzdem können wir in ein dunkles Loch fallen, wegen unseren Emotionen, die wir haben. Es...tut mir leid, Arthur."
Er seufzte.
„Ich habe vieles in meinem Leben falsch gemacht. Vor allem, was Merlin betrifft. Ich habe ihn unter aller Würde behandelt und ich will es gut machen. Doch er gibt mir keine Chance, es ihm zu erklären und ich werde ihn verlieren. An einen verdammten Wolf. Ich wusste oft nicht, was ich tat und dachte nicht darüber nach, doch eines weiß ich...Ich liebe Merlin und würde für ihn sterben. Er ist und wird immer meine einzige, wahre Liebe sein."
Er sah den ägyptischen Vampir mit einem verzweifelten Blick in seinen blauen Augen an.
„Wie soll ich weiterleben, wenn ich Merlin verliere? Wenn er wirklich mit dem Wolf geht? Ich weiß nicht mehr weiter. Das erste Mal, das ich nicht weiß, was ich tun soll. Ich kann ihn nicht töten, denn das würde Merlin mir nie verzeihen. Und ich kann nicht mit ihm reden, weil er mir nicht zuhört."
Sethos seufzte.
„Ich weiß es auch nicht, Arthur. Ich weiß nur, das er dich immer noch liebt und wohl immer tun wird", er schüttelte den Kopf „So etwas wie euch beide ist mir in den viertausend Jahren nicht untergekommen. Ihr könnt nicht zusammen sein und auch nicht loslassen. Verdammt, ewig zu leiden; alle beide. Merlin wird vielleicht mit Dante ein friedliches Leben führen; in Einklang und Verständnis. Doch Glückseligkeit nie mehr erleben, denn das könnte er nur mit dir. Es ist...kompliziert."
„Das kannst du laut sagen, Sethos."
„Noch hat er sich nicht entschieden. Vielleicht sieht er ein, das Dante eigentlich nicht das ist, was er wirklich will. Warte es ab, Arthur. Priorität hat jetzt, das wir ihn finden und unsere Leute da herausholen. Und diesmal kannst du töten und wenn möglich alle, die damit zu tun hatten. Du hast meinen Segen."
„Denkst du wirklich, ich hätte sie laufen lassen? Ich habe Tatjana getötet, weil sie es wagte, Hand an Merlin zu legen. Sie werden nicht überleben; mit oder ohne deinen Segen", zischte Arthur zornig „Und sie werden es bereuen, jemals diese Idee gehabt zu haben."
„Gut", nickte Sethos „Dann ist das geklärt. Doch eines noch nicht."
Er sah Arthur eindringlich an und so sprach er auch.
„Wenn du Merlin findest, Arthur; dann tue nichts Unüberlegtes."
„Wieso sagst du das?"
„Ich kenne dich, Arthur. Du handelst zuerst und denkst dann nach. Doch hier kannst du dir das nicht erlauben. Eine ein Mann Armee kann Merlin und die anderen nicht befreien. Wenn du das versuchst, riskierst du auch Merlins Leben. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen und sie fackeln nicht lange. Sie werden alle töten, wenn sie auffliegen und verschwinden. Wer so etwas ins Kleinste plant, der denkt auch weiter. Ich bin mir ziemlich sicher, das sie einen Notfallplan haben. Unser Vorteil liegt im Überraschungsangriff, wenn sie keine Zeit mehr haben, zu reagieren. Außer vielleicht ihr eigenes, erbärmliches Leben zu retten. Tu nichts, was das gefährdet. Wenn du ihn gefunden hast, setze dich unverzüglich mit mir in Verbindung und wir planen dann, wie wir vorgehen. Das ist verdammt wichtig, Arthur. Nur finden und dann zurück. Hast du das verstanden?"
„Ich bin ja nicht blöd."
„Du wirst nichts gewinnen, wenn du da rein stürmst und du auch festsitzt. Und du wirst Merlin damit nicht beeindrucken, denn er weiß, wie wir vorgehen wollen. Er wird dich eher dafür verdammen. Und es wird auch nichts an deiner jetzigen Situation mit ihm etwas ändern. Vergiss einen Moment mal, das Dante dein Rivale um Merlin ist und arbeite mit uns zusammen. Denn nur so rettest du ihn."
„Ich hab es kapiert."
„Na hoffentlich", sagte Sethos und gab ihm den Sender „Und suche nicht bis eine Minute vor Sonnenaufgang. Als ein Aschehäufchen nützt du Merlin nichts."
„Ja, schon klar."
„Wenn wir Europa durch haben und kein Erfolg, wenden wir uns den Übersee Länder zu, doch das besprechen wir dann wieder."
„Okay."
„Wir werden Kontakt halten, auch wenn wir nichts finden. Jeden Tag meldest du dich bei mir oder ich bei dir."
Arthur nickte und Sethos schaute ihn einen Moment an, dann umarmte er ihn.
„Dann viel Glück."
„Dir auch."
Arthur nahm den Sender und ging zur Tür. Er schaute noch einmal zurück und nickte; dann ging er.
Sie würden Merlin finden und er würde nicht eher ruhen.
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Merlin saß auf dem Boden vor den Gittern und sah auf den beleuchteten Gang, der im Moment leer war. Heute...er wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war und wie lange er schon hier war. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Mit Lexi und auch mit dem Nekromant verstand er sich gut, nun ja, was man gut nennen konnte, wenn man in einer kleinen Zelle eingepfercht war. Siton sprach nicht viel. Ihm gegenüber in der Zelle waren drei Männer. Merlin tippte bei einem auf Werwolf, auf den anderen, weil er grazil und gut aussah, ein Elb. Was den dritten anging, wusste er es nicht so genau, vielleicht auch Nekromant. Sie waren menschlich und nicht unsterblich und bedienten sich sehr dunkler Magie...Totenbeschwörung.
Sie hatten jemanden an seiner Zelle vorbei geschleift, der leise stöhnte. Weiß der Teufel, was sie dem armen Kerl angetan hatten. Er sah zu Lexi, die auf ihrer Pritsche herum lümmelte.
„Weißt du etwas Näheres, was diese Experimente angeht?", fragte er.
„Ich hörte Gerüchte. Obwohl wir hier alle eingesperrt sind, sickert doch so einiges durch. Vor allem wenn die Wachen sich darüber unterhalten."
„Und was?"
Lexi sah auf den Gang, doch dann antwortete sie leise.
„Sie schneiden manche auf und das meistens ohne Narkose. Sie wollen testen, wie widerstandsfähig wir sind und in welcher Zeit wir uns erholen. Doch manche sind nie wieder aufgetaucht. Und unser Sexualverhalten."
„Was?"
Sie nickte und sah zu der Zelle gegenüber.
„Siehst du den Elb und den großen, blonden Mann?"
Merlin sah hinüber; die drei saßen stumpfsinnig auf ihren Pritschen, sprachen kein Wort.
„Die beiden mussten miteinander schlafen und sie haben zugesehen und sich Notizen gemacht."
Merlin sah sie sprachlos an.
„Zu welchem Zweck? Es sind zwei Männer. Was wollen sie damit beweisen?"
„Keine Ahnung. Ich denke, das es eher eine Art Schikane ist. Sie zwingen verschiedene Wesen sich miteinander zu vereinen, welche, die das nie freiwillig tun würden. Im Grunde genommen tut das niemand, mit irgendwelchen Typen zu schlafen. Manche sind verfeindet und müssen das tun. Ich glaube, es ist eine Art Erniedrigung, um uns zu zeigen, wer an der Macht ist. Ich hoffe, ich muss das nicht tun...Ich hoffe sehr."
Merlin öffnete den Mund, doch sah hinaus, als er Geräusche hörte. Ein Grunzen und Schritte. Um die Ecke kamen vier der schwarz gekleideten Männer, zwei von ihnen hatten ein wirklich hässliches Wesen zwischen sich; ein dritter berührte ihn immer wieder mit dem Stab. Merlin hatte herausgefunden, das er Stromschläge austeilte, die nicht ohne waren. Sie schleppten das Wesen, das anscheinend nicht ganz bei Sinnen war, an ihrer Zelle vorbei. Ein Gestank wehte kurz durch ihre Zelle und Merlin verzog das Gesicht. Doch er erhaschte einen Blick auf das Wesen. Seine Haut war grau und lederartig. Der haarlose Schädel mit ein paar grauen Strähnen sah fürchterlich aus; die Lippen farblos. Er hatte seine Augen halb geöffnet und sie waren rot wie Blut. Sein Körper war unförmig, dünne Beine und massiger Oberkörper, der Kopf schien direkt auf dem Oberkörper zu sitzen, keinen Hals. Seine Finger lang und dünn, mit scharfen Krallen, an denen ein Sekret hinab tropfte. Allem in allem schien es ein Wesen aus den schlimmsten Alpträumen zu sein. Merlin sah fragend zu Lexi.
„Ghoul", sagte sie nur angewidert.
Das war also ein Ghoul. Merlin hatte überhaupt nicht gewusst, das es so etwas gab. Dante hatte nichts gesagt, doch anscheinend waren diese Wesen das Letzte vom Letzten. Und wurden nicht von den anderen akzeptiert. Dazu kam, das sie sofort angriffen, absolut bösartig waren und man selbst zu einem Monster wurde, wenn sie dich mit den Krallen verletzten.
„Was bist du denn für ein Hexer, das du das nicht weißt?", fragte Siton „Du solltest auch die abscheulichsten Kreaturen kennen."
„Ich wusste es einfach nicht", antwortete Merlin „Du bist ein Nekromant und ich hörte, sie steuern ihre..."
Siton sah ihn mit den stechenden Augen an. Merlin schluckte; diese Nekromanten machten keinen sympathischen Eindruck. Er grinste, was mehr einer Fratze glich.
„Wir nennen sie Bodys", sagte er. Danach nichts mehr, doch Lexi antwortete.
„Es sind Tote. Zombies, wenn du es so sehen willst. Sie erwecken sie wieder und kontrollieren sie mit dunkler Magie und auch mit ihrem Verstand. Diese...Bodys tun all das, was sie ihnen eingeben. Stell es dir vor wie in einem Videospiel. Dein Kämpfer macht, was du willst. Sie sind auch nicht schön anzusehen; verändern sich nach dem Tod. Ihre Haut sieht so ähnlich aus wie bei dem Ghoul, aber ohne Haare."
„Was passiert denn, wenn sie niemand kontrolliert?"
„Sie wären ziellos und eine Gefahr. Es dauert Jahre, bis man ein guter Führer wird", sagte jetzt Siton.
„Bist du einer?"
„Ja."
Merlin sah wieder hinaus; der Ghoul war weg, wie auch die Wachen. Was würden sie dem Wesen antun? Er versank in Gedanken, um sich abzulenken. Er dachte an Dante und sein Angebot, sein Gefährte zu werden. Etwas, was er vor sich her schob, doch spätestens, wenn sie hier alle herauskamen, sollte er sich entschieden haben. Der Gedanke hatte etwas. Auch Merlin sehnte sich nach einem Partner, einfach nicht mehr allein zu sein. Jemanden, den er liebte und vertraute. Er mochte Dante sehr, doch lieben? Er wusste es nicht.
Arthurs Gesicht tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Der schöne, wunderschöne Vampir, den er so sehr liebte. Zumindest das wusste er mit Sicherheit und auch, das er Arthur aufgeben musste, wenn er mit Dante zog. Werwölfe waren unsterblich. Der Gedanke, Arthur endlich vollkommen hinter sich zu lassen, verursachte in ihm ein inneres Unbehagen.
„Jetzt hast du die Arschlochkarte", riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Merlin war so vertieft darin, das er ihn nicht kommen hörte. Er sah auf. Lian stand vor seiner Zelle und grinste bösartig. Merlin stand auf.
„Lian. Was soll das Ganze hier?"
Er schaute ihn abfällig an.
„Willst du mich verarschen? Du bist doch einer dieser Kreaturen."
„Nein."
Er lachte böse.
„Du verkehrst mit Vampiren und anderen Kreaturen und wahrscheinlich fickst du sie auch. Ich habe dich gesehen mit diesem bleichen Typ und einem dunkelhaarigen Mann. Dachtest wohl, das ich blöd bin?"
„Nicht doch."
„Hör auf, dich auch noch lustig über mich zu machen", zischte Lian „Du wirst das bereuen, mich zum Narren gehalten zu haben. Wir werden schon herausbekommen, was du bist. Und wir werden an dir so ziemlich alles testen. Du bist jetzt meine verdammte Laborratte."
Dann ging er leise lachend weg. Merlin hörte ihn noch lange kichern. Na prima. Lexi sprang von ihrem Bett und stand hinter Merlin.
„Was ist der denn so angepisst? Er ist ein verdammtes Arschloch und du solltest dich nicht mit ihm anlegen. Er ist der Sohn des Obermakers."
„Ich weiß."
Lexi fasste ihn an den Schultern und drehte Merlin zu sich.
„Erkläre das mal."
Merlin sah zu Siton, der ihn jetzt auch ansah. Es hatte keinen Sinn, das jetzt zu leugnen. Er zog Lexi zu Siton und sah beide an.
„Ich habe mit dem Typ angebandelt und..."
„Du hast mit dem widerlichen Typ geschlafen?", fragte die Fee angewidert.
„Ja, aber aus einem bestimmten Grund. Glaubt nicht, das es nicht aufgefallen ist, das Leute von uns verschwunden sind. Von überall her und ich wie auch andere arbeiten daran, das wir hier alle herauskommen. Dazu war nötig, das ich dem Typ näher komme."
„Aber so nah?"
„Es war nicht zu vermeiden. Und glaubt mir, er ist im Bett wie er sich gibt. Ein Widerling."
„Stehst du auf Typen?", fragte Siton.
Merlin nickte.
„Eigentlich schon, auch wenn ich was mit Frauen hatte. Mein Freund ist ein Wolf."
„Und der Vampir?"
Merlin nahm Luft.
„Ich liebe ihn."
Lexi sah zu Siton und wieder zu Merlin.
„Du bist mit einem Werwolf zusammen und liebst einen Vampir? Wie geht denn so etwas?"
„Es...Es ist kompliziert."
Siton lachte leise.
„Hexen sind wirklich etwas seltsam. Wie soll das denn ablaufen?"
„Sie werden uns finden und herausholen. Glaubt mir; es ist alles in die Wege geleitet."
„Außer das du jetzt auch hier bist", warf Siton ein. Merlin schwieg, doch Lexi sah ihn verwirrt an.
„Nein. Sag mir jetzt nicht, das du dich extra fangen ließest."
„Sicher, so wie ich ihn einschätze, hat er das getan. Wie sollten sie uns sonst finden? Niemand weiß, wo wir hier sind", meinte Siton „Doch da du hier auch fest sitzt, kannst du ihnen schlecht sagen, wo wir sind."
„Toll. Und jetzt immer noch nicht, denn du kannst ihnen das nicht sagen. Wir wissen selbst nicht, wo wir hier sind. Wir alle waren bewusstlos und wachten erst hier auf, so wie du", sagte Lexi.
Merlin grinste und sagte, nachdem er sich umsah.
„Glaubt mir, sie werden uns finden. Ich will jetzt nicht näher darauf eingehen; zu gefährlich. Vertraut mir einfach und kein Wort darüber."
Er ging wieder zu seiner Pritsche und legte sich darauf. Er hoffte, das sie nicht zu lange brauchen würden, denn anscheinend hatte Lian es auf ihn abgesehen. Er drehte den Kopf und stand auf, als er schleifende Geräusche hörte. Die Wachen schleppten den Ghoul hinter sich her. Was Merlin jedoch entsetzt feststellte; sie hatten ihm den Arm abgeschnitten und schwarzes Blut tropfte auf den Boden. Scheiße. Er sah entsetzt zu Lexi, die leise sagte.
„Wächst bei ihm wieder nach, doch ist sehr schmerzvoll."
„Bei uns aber nicht", meinte Merlin.
„Nein."
Merlin sank wieder auf die Pritsche. Hoffentlich kamen die anderen, bevor Lian wissen wollte, ob bei ihm auch alles wieder nachwächst.
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Arthur überflog gerade Spanien und sah währenddessen immer wieder auf seinen Peilsender. Doch der ersehnte rote Punkt blieb aus. Er sah sich um, es wurde langsam hell und er setzte zur Landung an. Es war ein kleines Dorf im Nirgendwo. Er ging zu der einzigen Dorfschenke, aus der gerade ein Betrunkener taumelte. Er trat ein und sprach den Mann hinter den Tresen auf spanisch an.
„Haben sie hier ein Zimmer zum schlafen?"
Der dicke Wirt musterte ihn und schüttelte den Kopf.
„Nichts Besonderes; hierher kommen keine Fremden. Aber wenn sie möchten, können sie im Keller wohnen. Dort steht ein altes Bett und ein Schrank."
Perfekt. Keller war immer gut und ohne Sonne, deren erste Strahlen sich langsam in der Schenke ausbreitete. Arthur sah es mit verachtendem Blick. Scheiß Sonne. Sie hinderte ihn daran, weiterzusuchen.
„Okay."
Der Wirt winkte mit seinem Kopf und Arthur folgte ihm eine Treppe herunter. Es roch feucht und abgestanden, als er in eine Ecke zeigte. Dort stand etwas, was den Namen Bett eigentlich nicht verdient hatte. Doch ohne Fenster und somit ideal. Arthur nickte, gab ihm ein paar Scheine Geld und er verschwand. Er zog sein Telefon heraus. Sethos meldete sich beim zweiten Klingelton.
„Habe Spanien morgen durch. Nichts."
„Gut, bin im Moment in Deutschland, auch hier nichts. Morgen die nördlichen Länder und ich bin mit meinem Teil durch. Was hast du noch?"
„Portugal, dann bin ich auch durch."
„Gut, wir sehen uns dann in London wieder. Ich warte auf dich oder du auf mich. Bei Diana."
„Alles klar."
Setos hängte ein und Arthur seufzte. Sie hatten Europa in drei Wochen durch gehabt und kein Erfolg. Also waren sie irgendwo in Übersee. Er legte sich auf das unbequeme Bett. Er wurde noch wahnsinnig. Noch nie kam ihm die Welt so groß vor.
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Maria war seit dem Zwischenfall mit den Mädchen unruhig. Sie hatte ein paar Mal mit Merlin telefoniert, der ihr aber auch nichts Neues sagen konnte. Und nun hatte er sich schon über zwei Wochen nicht gemeldet. Das Handy war aus und nur die Mailbox an. Sie machte sich Sorgen, als sie am Fenster des Wohnzimmers der luxuriösen Villa in einem der Vororte von Paris stand. Lance kam herein und sie drehte sich um. Er küsste sie, doch fragte, weil sie so ernst war.
„Was ist denn los?"
Sie seufzte.
„Ich mache mir so große Sorgen um alle. Merlin meldet sich nicht mehr. Ich möchte wissen, was da los ist."
Lance zog sein Handy ohne weitere Worte heraus und wählte die Nummer von Arthur. Es wurde ein langes Gespräch, denn Arthur flog gerade über Portugal, Lance hörte den Wind rauschen. In knappen Worten erzählte er, was vorgefallen war. Nach zehn Minuten steckte Lance ernst das Handy weg und sah seine Gefährtin an.
„Reg dich jetzt bloß nicht auf."
„Oh Gott; ist Merlin etwas passiert?", fragte sie erschreckt. Lance hob die Hände, eine beruhigende Geste machend.
„Er lebt, keine Panik, doch anscheinend hat er sich von diesen Leuten fangen lassen, um zu wissen, wo die Wesen sind. Arthur sagt, er hat einen Sender und Sethos wie Arthur suchen ihn mit einem Peilsender in den Ländern."
Sie legte eine Hand auf ihre Brust.
„Spinnt der denn, der Vollidiot?", sagte sie besorgt „Was ist, wenn sie ihn töten?"
Die Hexe ging hin und her in dem großen Wohnzimmer, doch dann blieb sie stehen.
„Ich habe keine Ruhe. Wann kommt Arthur wieder nach London?"
„Er sagte morgen, spätestens übermorgen. Sethos kommt dann auch; sie wollen sich andere Länder einteilen."
„Ich fliege nach London. Wo wohnen sie?"
„Bei Diana und Jack, Vampire von Sethos. Maria...ich kann jetzt nicht weg. Arthur sagte mir, das ich mich und unsere Leute auf den Kampf vorbereiten muss. Wenn das in einem anderen Land ist, muss ich zusehen, wie wir dahin kommen, plus Waffen. Und ich muss sie etwas flott machen, die Jungs sind etwas eingerostet, was Schwerter, Kanonen und Kampf angeht."
„Dann bleib hier; ich fliege nach London", sagte sie. Er schüttelte den Kopf.
„Nicht allein."
Maria hob genervt die Hände.
„Verdammt, Lance. Komm mir jetzt nicht mit der Beschützer Nummer. Ich bin eine Hexe und kann auf mich selbst bestens aufpassen. Du weißt, das ich das hasse, wenn du mich fühlen lässt, als wäre ich noch die scheue, schwache Contessa. Das bin ich nicht mehr."
Lance sah sie einen Moment an, dann gab er sich geschlagen. Sie würde keine Ruhe geben.
„Also gut. Keine riskanten Sachen und bleib bei Freunden. Und nimm Noel mit."
„Was?"
Der Vampir hob die Hand.
„Mit Noel oder du bleibst hier."
Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn erbost an.
„Du...ich könnte dich gerade...."
„Wenn du mich verhext, dann bleibst du auch hier. Letzte Chance."
Sie blies die Luft aus und nickte.
„Also gut. Mit Noel. Du bist manchmal so ein Arsch."
Lance grinste.
„Ja, dein Arsch, mein Schatz. Ich liebe dich trotzdem."
Sie grinste und kam auf ihn zu und er zog sie in seine Arme.
„Warum kann ich dir einfach nicht böse sein?", fragte sie.
„Weil du mich liebst, Hexe.", antwortete er und küsste sie, sah sie prüfend an „Kein Scheiß machen, ja? Wir finden Merlin und alle anderen. Versprich es mir."
„Wozu? Du hast ja ein Aufpasser mitgeschickt."
„Als ob dich Noel aufhalten kann. Ich will dich nur in Sicherheit wissen und du kannst auf ihn zählen."
Maria küsste ihn und er zog sie näher an sich; der Kuss inniger. Doch dann machte sie sich los von ihm, als Noel ins Zimmer kam. Sie trat ihm entgegen und zog ihn mit sich hinaus, während sie sagte.
„Keine Zeit für ein Plauderstündchen, Noel. Packen ist angesagt; wir beide verreisen."
Noel sah sie überrascht an, dann zu Lance, der grinste.
„Wie? Was?"
„Wohin?", hörte er Noel draußen Maria fragen „Wer? Nur wir beide?"
„Regle das nachher mit Lance", sagte sie „Doch vorher packen."
„Dann sag mir doch zum Teufel, wohin wir reisen?", beschwerte er sich, als sie die Treppe hochgingen.
„London."
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Zwei Tage später kamen vier Wachen und blieben vor Merlins Zelle stehen. Der Hexer lag auf seinem Bett und setzte sich auf, als sie die Tür öffneten. Zwei traten ein und sahen ihn mit unbeweglichen Gesichter an.
„Du...mitkommen."
Lexi saß auf ihrem Bett, als Merlin aufstand und zu ihr sah, dann zu Siton, der unbeweglich wie immer auf seinem Bett saß und die Wand anstarrte. Er drehte den Kopf, doch sagte nichts. Einer der Wachen stieß mit seinem Stromknüppel zu und Merlin sank in die Knie.
„Ich sagte mitkommen. Wird es bald?"
„Hört doch auf, ihr Scheißkerle", sagte Lexi. Einer der Wachen kam drohend auf sie zu.
„Hast du was zu sagen, Schlampe?"
Merlin, inzwischen wieder auf den Beinen hob die Hand.
„Ist schon gut. Gehen wir."
Sie nahmen ihn zwischen sich in die Mangel und führten ihn heraus. Die Zelle schloss sich wieder und sie schleppten ihn mehr als er ging den Gang entlang. Die anderen beiden gingen hinter ihnen. Merlin kam an Zellen vorbei, in denen andere saßen und ihm mitleidig ansahen. So nach dem Motto; wieder einer der Unglücklichen. Jetzt war es wohl so weit.
Sie schleppten ihn durch eine Tür in einen anderen Komplex, auch hier Zellen. Und wieder durch eine Tür, doch nun kamen sie in einen anderen Bereich. Merlin erhaschte einen Blick auf einen OP Raum. In einem anderen, der mit Glas abgeteilt war, arbeiteten Menschen in einem Labor. Er sah Röhrchen mit roter Flüssigkeit, wahrscheinlich Blut. Sie zogen ihn eine Treppe herunter in untere Gänge. Merlin bemerkte, das die Wände aus Fels bestanden, als wäre dieser Gang in den Berg geschlagen.
Räume kamen in Sicht, teils offen. Und nun wusste er, wo sie ihn hinbrachten, als er im Vorbeigehen in einer der Räume sah. Ketten, die von der Decke hingen und Dinge, die er nicht zuordnen konnte. Doch er ahnte, was das war und wohin sie ihn schleppten. Bilder von Alexejs Raum flimmerten durch seinen Kopf. Das war wohl so etwas wie ein Verhörraum oder besser gesagt...Folterkammer.
Schließlich betraten sie einen Raum, auch dieser ohne Fenster und ketteten ihn mit seinen Händen an die Fesseln, die von der Decke hingen. Die Wachen gingen und er sah sich um, denn der Raum war hell beleuchtet. Und was er sah, machte ihm Angst. Ein Feuer klomm in einer Eisenschüssel, ein Tisch mit diversen Bestecken, die diese Psychopathen benutzten, sowie Peitschen und anderes, was er noch nie sah. Alexej hätte seine helle Freude an diesen Raum. Er hörte Schritte und Lian kam herein. Hinter ihm ein bulliger Mann, der Merlin mitleidslos ansah. Lian grinste boshaft.
„Ich sagte ja schon, das dein Arsch jetzt mir gehört. Du hättest folgsam sein sollen und mich als deinen Herr und Meister akzeptieren. Aber anstatt dessen fickst du diese grässlichen Kreaturen und betrügst mich. Nun, wir werden herausfinden, was du bist."
„Du bist doch krank", sagte Merlin „Eine Persöhnlichkeit, die vollkommen gestört ist und sich daran aufgeilt, wenn andere leiden. Ist dein Vater auch so ein Freak?"
Lian gab dem Mann einen Wink mit seinem Kopf und er schlug zu. Merlin glaubte, sein Kopf explodierte. Wieder schlug er zu und Merlin in den Magen. Er würgte und krümmte sich. Lian lachte leise.
„Er hier ist sehr gut darin, jedem seine dunkelsten Geheimnisse zu entlocken. Und verdammt einfallsreich. Ich finde ihn wirklich super. Du wirst mir alles erzählen, was ich wissen will. Und ich werde das genießen, wenn du denkst, das du hier den Held spielen willst. Glaube mir, das versuchten schon einige vor dir. Mit wenig Erfolg."
„Fick dich", keuchte Merlin.
Er hatte Arthur nie gesehen, wenn er nach Noels Erzählungen in den Ketten hing und Alexej ihm Schreckliches antat. Er konnte sich das immer nur vorstellen, doch nun wusste er, wie es war und wie es sich anfühlte. Der Mist an dem Ganzen war, das er eben keine so starken Heilungskräften wie Vampire hatte, egal wie viel Blut er trinken würde. Wahrscheinlich würde es ihm nur schlecht werden. Als Hexer schützte ihn die Magie, doch sie war im Moment eingesperrt. Das hieß im Klartext, das er zwar mehr aushielt wie ein Mensch, doch der Verletzlichkeit und Sterblichkeit näher war. Denn im Gegensatz zu Vampiren konnte er noch sterben, denn er war nicht tot.
„Okay, kommen wir zum Wesentlichen", sagte Lian und sah ihn an „Was bist du? Nekromant?"
Merlin schwieg und wieder schlug der bullige Mann zu. Merlins Unterlippe platzte auf und fing an zu bluten. Er sah einen Moment nur verschwommen.
„Also?"
Merlin spuckte Blut auf den Boden, doch er sagte nichts.
„Oh komm schon, Merlin. Hier sind nur welche wie du. Was bringt es dir, das zu verheimlichen?"
„Hexer", sagte er keuchend und verächtlich. Lian machte ein überraschtes Gesicht.
„Oh, eine Rarität. Wir haben hier einige Schlampen, die Hexen sind. Aber ein Hexer...Das ist etwas Neues", er grinste „Natürlich. Ich Idiot. Dieses Pentagramm, das du getragen hast; es war offensichtlich. Doch jetzt gehört es mir und wird mich an diese Nächte erinnern, in denen du meine Spielchen genossen hast. Okay, zweite Frage. Wer waren die beiden Typen? Ich tippe mal auf Vampir und Werwolf. Wie heißen sie?"
„Genossen?", sagte Merlin verächtlich „Du bist ein perverser Freak und ekelst mich an."
Wieder schlug der Kerl zu und Lian fragte.
„Das auch? Mir gefällt es, denn du bist mir ausgeliefert und ich entscheide darüber, welche Schmerzen du erträgst."
„Ich bin begeistert, Arschloch."
Lian lachte leise und wandte sich an seinen Begleiter.
„Zieh ihm seine Kleider aus."
Er gehorchte und knöpfte Merlins Jacke auf, darunter hatte er nichts. Da er gefesselt war, riss er ihm die Jacke buchstäblich vom Leib. Danach kam die Hose dran, die nur vorne gebunden wurde. Auch darunter hatte Merlin sonst nichts, als er ihm die Hose über die Füße streifte. Nackt hing er nun in den Ketten und Lian betrachtete ihn genüsslich.
„Du bist selbst jetzt noch ein heißer Hund, Merlin. Gut, zweite Frage. Antworte!"
Merlin sagte nichts und der Foltermeister nahm eine der Peitschen von der Wand. Scheiße, das würde weh tun.
„Ich möchte dir ungern deine schöne Haut verletzen, aber ich brauche Antworten. Nun?"
„Leck mich!"
Der Kerl war hinter Merlin getreten und holte aus. Es knallte, als die Riemen auf Merlins Haut klatschten und tiefe, blutige Striemen zogen. Merlin schrie nicht; er wollte Lian nicht die Genugtuung geben, doch nach dem zehnten Peitschenhieb stöhnte er auf. Das hier waren unerträgliche Schmerzen. Er hatte schon früher zugesehen, wenn jemand auf dem Marktplatz in Sevilla ausgepeitscht wurde und natürlich Arthur. Sein Rücken war nur noch ein blutiges Etwas gewesen. Und doch dachte Merlin, das er Lian alles sagen und versprechen wollte, was er hören wollte. Wieder zog ein brennender Schmerz durch ihn. Er fühlte, wie seine Beine nachgaben, doch er fiel nicht. Endlich hörte er auf.
„Namen!", drängte Lian und ging um ihn herum.
„Hui, das sieh aber gar nicht gut aus", grinste er „Vielleicht sollten wir die Wunden ausbrennen", meinte er mehr zu dem Kerl, der zum Feuer ging. Er legte ein Eisenstab ins Feuer.
„Sprich endlich", zischte Lian. Merlin versuchte ihn anzusehen; sein Rücken brannte wie Feuer und er fühlte das Blut, das ihm den Rücken herunterlief.
Viel zu schnell kam der Kerl mit dem glühenden Haken zurück. Merlin blinzelte, er sah jetzt klarer und musterte Lian mit Mühe. Dieser stöhnte leise, als der Typ mit dem Haken ihn fragend ansah.
„Tu es!", stöhnte er mehr als er sprach.
Und Merlin schrie seinen Schmerz heraus, als er die glühende Spitze auf seinen Rücken drückte. Tränen rannen ihm aus den Augen und er dachte...er hoffte, das er in ein dunkles Nichts fiel.
„So tapfer", höhnte Lian „Willst sie wohl beschützen", er wandte sich an den Mann „Nochmal!"
Alles drehte sich vor Merlin; sein Körper schrie in Schmerzen auf, als er ihn wieder mit dem Eisen berührte.
„Wissen sie etwas?", fragte Lian und hob sein Kinn mit einer Hand an „Wissen sie etwas?", wiederholte er.
Die Stimme von Lian war weit weg und doch nah, als er sagte.
„Mach bei seinen Eier weiter. Wir werden sehen, wie tapfer er wirklich ist."
Plötzlich waren da andere Stimmen in dem Raum und eine Männerstimme sagte.
„Was zum Teufel ist da los? Wer hat das genehmigt?"
„Sir?"
Andere Personen waren da, doch Merlin sah alles verschwommen. Sein Rücken brannte in furchtbaren Schmerzen.
„Lian, was soll das?"
„Wir brauchen Informationen, Vater."
„Geht, ihr alle. Ruft die Wachen und gibt ihm einen neuen Anzug."
Wieder erklangen Schritte und dann war nur noch diese Stimme da, die zornig sagte.
„Was fällt dir ein, Lian? Was soll der Scheiß? Ich sagte, das du nichts tust ohne meine Erlaubnis. Hast du etwas an den Ohren?"
„Vater..."
„Schlimm genug, das du dieses Individuum gefickt hast. Was soll das jetzt? Die Rache, weil du ihn nicht nochmal ficken kannst? Du denkst nur mit deinem scheiß Schwanz."
„Ich bin deine rechte Hand. Ich denke, ich habe das Recht auch mal..."
„Versuche nicht zu denken. Kommt eh nichts dabei heraus. Du lässt ihn zurück in die Zelle bringen. Morgen werden wir erste Untersuchungen machen. Und du fasst ihn nicht mehr an. Hast du das kapiert?"
„Ja, Vater."
Merlin hörte Schritte, die sich entfernten und Lian kam dicht vor sein Gesicht.
„Ich hoffe, das du genug Schmerzen hast, Merlin. Dann denkst du auch an mich."
Der Hexer fühlte, wie sie ihn von den Ketten befreiten und ihn grob anzogen. Es schmerzte höllisch, als der grobe Stoff an seinen Rücken kam und er stöhnte leise. Die Männer schleppten ihn zurück zu seiner Zelle. Von irgendwo her hörte er, wie eine Frau seinen Namen rief. Maya? Sie warfen ihn in die Zelle und sperrten ab, verschwanden. Merlin fühlte den kalten Steinboden unter sich und wie Lexi sagte.
„Sitan, hilf mir mal."
Er fühlte, wie sie ihn hochhoben und er stöhnte vor Schmerz. Seine Jacke feucht im Rücken und etwas später kühl, als Lexi zornig sagte.
„Diese Schweine. Gib mir mal das Handtuch und mach es nass."
Er zuckte zusammen, als er auf dem Bauch auf seiner Pritsche lag und das kalte, feuchte Handtuch tat weh und tat auch gut. Irgendwann dämmerte er weg in ein dunkles Nichts.
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Lian kam wütend in sein Zimmer und schleuderte seine Jacke durch sein Zimmer. Schon wieder hatte ihn sein Vater vor den anderen blamiert. Ihn dargestellt, als könnte er nicht bis drei zählen. Zornig schlug er die Vase zu Boden. So lange wie er denken konnte, hatte ihn sein Vater in die Schranken gewiesen. Oh, er hasste ihn. Er hasste es, das er ihn wie einen Volltrottel behandelte.
Er setzte sich vor seinen PC, der mit allen Kameras in der Anlage verbunden war und zoomte die Zelle von Merlin an. Er lag in seinem Bett; diese Schlampe kümmerte sich um ihn. Wieder sah er Merlin in den Ketten hängen und er erinnerte sich an das Gefühl, Macht über ihn zu haben.
Bis sein verdammter Vater kam.
Er nahm das sehr übel, das Merlin ihm etwas vorgespielt hatte, denn irgendwie faszinierte der Hexer ihn und gleichzeitig wollte er ihm alles Schreckliche antun. Doch vorerst würde er nicht mehr dazu kommen, denn sein Vater hatte jetzt ein Auge darauf, was er tat.
Er rieb sich seinen Schritt, denn er war hart. Er öffnete seine Hose und nahm seinen Schwanz heraus und begann ihn zu bearbeiten, während er Merlin auf dem Monitor beobachtete.
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„Maria...Was machst du hier in London?", begrüßte Arthur sie, als er ins Haus von Diana kam. Sie saß mit Diana auf dem Sofa und trank Tee. Die Vampirin stand auf und verließ das Zimmer.
Er war übelst gelaunt, denn sie hatten ganz Europa abgesucht und kein Erfolg gehabt. Sethos war noch nicht da, aber auf dem Weg nach London. Er würde noch heute Abend kommen.
„Ich hielt es nicht mehr aus. Hast du Neuigkeiten?"
„Nein. In Europa sind sie nicht. Du solltest nach Hause gehen."
„Ich denke nicht daran", sagte sie und stellte die Tasse ab. Arthur fuhr sie an.
„Du kannst hier gar nichts tun oder kannst du fliegen?"
Sie sah ihn ärgerlich an.
„Könnte ich, du Idiot. Ich kann mit einem Besen fliegen."
„Toll! Das Klischee der Hexen."
„Verdammt, Arthur. Was ist dein Problem? Du kommst hier herein und machst mich an."
„Ich mache mir verfluchte Sorgen um Merlin und ich könnte den Köder immer noch töten, weil er ihn hat gehen lassen."
Sie sah ihn verwirrt an.
„Was?"
„Dieser scheiß Wolf mit dem er fickt, hat ihn einfach gehen lassen."
Maria sah ihn immer noch seltsam an. Das lag daran, das Merlin ihr nichts von Dante erzählt hatte und sie nicht wusste, von was Arthur sprach. Anscheinend bemerkte er es, weil sie keine Antwort gab und drehte sich um.
„Du weißt das nicht?"
„Was?"
„Merlin ist mit einem Werwolf zusammen, der ihn zum Gefährten will."
Jetzt sah sie ihn noch sprachloser an.
„Wie? Im Ernst?"
„Ja."
„Das weiß ich nicht; er hat das mit keinem Wort erwähnt. Gefährte?"
„Ja", knirschte Arthur „Ich werde ihn verlieren. Jetzt, da ich ihn endlich gefunden habe. Er wird mit Dante gehen."
„Hast du denn nicht mit ihm geredet und ihm erzählt, was passiert ist?"
Arthur lachte leise bitter auf.
„Wie denn? Er lässt mich stehen; gibt mir keine Chance. Ich...Mir läuft die Zeit davon, denn wenn wir das hier erledigt haben, ist er weg", wieder lachte er leise „Seltsam, mir läuft die Zeit davon. Mir, der unsterblich ist und alle Zeit der Welt hat. Und ich werde die Unendlichkeit damit verbringen, zu warten bis dem Wolf etwas zustößt. Es wird nie ein Ende haben...Dieser ganze Scheiß."
„Arthur; jetzt warte doch mal ab", sagte Maria „Du machst dich ja schon vorher fertig. Noch ist doch nichts entschieden. Oder?"
„Ich...weiß es nicht. Vielleicht hat Merlin schon ja gesagt. Ich konnte nicht mehr mit ihm reden, weil er schon weg war. Zumal er mit mir eh nicht redet."
Maria stand auf und blieb vor Arthur stehen.
„Bleib ruhig und konzentriere dich auf die Suche. Wenn Merlin zurückkommt, werde ich mal mit ihm reden."
Arthur nickte und ging zur Tür.
„Wo willst du hin?", fragte sie.
„Jagen, habe zwei Tage nicht gejagt. Warum? Willst du mitgehen?"
Maria winkte ab.
„Danke, ich habe schon gegessen."
Arthur lächelte leicht, dann verschwand er. Maria sah ihm gedankenverloren nach. Merlin hatte ein Verhältnis mit einem Wolf? Er hatte das verheimlicht und ihr nichts davon gesagt. Doch Maria wusste, das es eine Katastrophe wäre, wenn er wirklich sich dem Wolf zuwand.
Arthur war unberechenbar, wenn das geschehen würde. Er hatte so viel durchgemacht und sich endlich dazu durchgerungen, sich zu ändern und dann verliert er Merlin? Sie wusste, das ihr Bruder den Vampir liebte. Und sie wusste auch, das er nicht glücklich wurde, wenn er sich in die Arme eines anderen stürzte. Für sie klang dies nach einer Verzweiflungstat ihres Bruders.
Doch sie beschloss, mit ihm darüber zu reden, wenn er wieder nach Hause kam.
Wenn....
Sie schüttelte den Kopf.
„Denk immer positiv", sagte sie leise. Noel kam aus seinem Zimmer, die Treppe herunter.
„Hatte ich nicht Arthur gehört?"
„Doch, er ist jagen", antwortete sie „Hast du gewusst, das Merlin mit einem Werwolf liiert ist?"
„Nein", sagte er überrascht „Ist das Erste, was ich höre."
Sie seufzte.
„Diese beiden machen mich noch wahnsinnig. Dabei ist es doch so einfach, sich zu lieben. Aber nein, die beiden machen so lange, bis sie wirklich unglücklich werden."
„Ich denke, das du das nicht zulassen willst", sagte Noel und machte sich einen Wodka „Und unglücklich sind sie schon, so lange ich sie kenne. Sie haben ein wirkliches Geschick für tragische Liebesgeschichten."
„Das ist wahr", antwortete sie „Sie stehen sich selbst im Weg. Ich denke, das Arthur wirklich viel Scheiß gebaut hat und mich tatsächlich dazu gebracht hatte, das ich ihn verhexte. Ich dachte am Anfang, das er nicht gut für Merlin ist, doch inzwischen..."
Was?"
Sie schaute ihn an.
„Inzwischen denke ich, das sie zusammen gehören, denn anders werden sie nie ihr Seelenfrieden finden. Sie werden für immer leiden. Vielleicht zufrieden an der Seite eines Partners, denn sie nie wollten, doch nie wieder dieses Gefühl der Glückseligkeit verspüren, so wie ich, wenn ich in Lances Armen liege. Ich werde auf jeden Fall noch mit ihm reden, bevor er einen solchen Schritt tut, das er irgendwann bereuen wird."
„Seit neustem jetzt auch auf dem Kuppler Trip, was?"
„Sei vorsichtig, Noel", lächelte sie und kam auf ihn zu „Sei besser still und mach mir einen Brandy; den brauch ich jetzt auf diesen Schreck."
Noel gab ihr das Glas und sie schüttelte den Kopf.
„Ein Wolf. Wie kommt er denn zu so etwas? Ich sag es ja; man kann ihn nicht allein lassen."
Noel grinste. Vampire und Familienangelegenheiten.
Wäre ein guter Titel für ein Buch.
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„Wie geht es ihm", fragte Siton und beugte sich etwas hinab.
Obwohl der Nekromant sehr wortkarg war, wirkte er doch etwas besorgt. Da sie hier so eng zusammen gepfercht waren, schien es, als würden sie sich näher kommen. Lexi war ja sowieso sehr redselig und sie konnte super mit Schwerter umgehen. Siton kannte Waldelben oder Feen, wie sie sich lieber nannte. Sie waren Meister im Schwertkampf.
„Sein Rücken ist sehr verletzt. Anscheinend hat der Dreckskerl ihn ausgepeitscht und verbrannt. Ich hoffe, er bringt ihn nicht um, bevor seine Freunde kommen. Ich wünschte, ich hätte meine Schwerter", sagte sie kämpferisch.
„Wir werden hier als Leiche herauskommen, wenn du ein Mann Befreiungsversuch machst. Merlin hat recht. Nur viele können hier etwas bewirken und nur, wenn sie uns finden."
„Wie meinst du das?"
Der Nekromant sah sich um.
„Ich weiß es nicht mit Sicherheit, doch ich denke, wir sind hier unter der Erde."
„Unterirdisch?"
Er nickte.
„Nur eine Vermutung. Aber ich weiß nicht, wo genau. Wir sind geflogen, also ziemlich weit weg."
Lexi seufzte, als Merlin sich bewegte.
„Bleib liegen", sagte sie „Sonst fängt es wieder an zu bluten. Fühlst du dich besser?"
„Es...geht. Was ist passiert?
„Sie haben dich ausgepeitscht und verbrannt. Wer war das?"
„Lian", antwortete Merlin angestrengt „Aber da ist jemand gekommen und hat ihn angeschrien."
Lexi nickte.
„Wahrscheinlich sein Vater. Er ist der Boss hier."
Merlin erinnerte sich an Sethos, der etwas über einen Dex Malcolm sagte. Ein Mann, der reich war und Kontakte zu Militär und Gönner hatte. Also lagen sie richtig.
„Holt euren Fraß", sagte ein Mann an den Gitterstäben und stellte die Schüsseln davor.
Sie aßen hier das Letzte vom letzten. Es roch nicht gut und schmeckte auch dementsprechend. Doch sie mussten essen, um bei Kräften zu bleiben. Die gefangenen Vampire bekamen nur so viel Blut, das sie lebten.
Da Merlin wieder schlief, stand sie auf und nahm die Schüssel. Lexi roch daran und verzog das Gesicht, während Siton todesmutig schluckte.
„Iss, Fee. Denn wenn seine Leute wirklich kommen, wird niemand hier sein, der deinen geschwächten Körper hier heraus trägt", sagte er ohne aufzusehen „Jeder wird sich der Nächste sein, um hier herauszukommen. Also iss!"
„Du bist ja so aufmunternd, Nekromant. Merlin muss auch etwas essen."
„Lass ihn schlafen", antwortete er „Sonst stirbt er vielleicht doch noch und ich kann ihn dann..."
Lexi warf ihm einen bösen Blick zu.
„Du kannst nichts, wenn du dieses scheiß Halsband nicht los wirst. Und sprich nicht so über ihn."
„Schon gut, Fee."
„Ich heiße Lexi, du Blödmann. Gibt es irgendetwas, was dir nicht am Arsch vorbei geht?"
Siton sah auf.
„Ich habe ihn nicht verletzt; also lass deine Wut nicht an mir aus."
Lexi sah frustriert auf den Matsch in der Schüssel und sagte leise.
„Hast ja recht. Aber wenn ich diesen Scheißkerl erwische und ich habe meine Schwerter..."
„Etwas, was dich am Leben hält", sagte der Nekromant und sah sie an „Rache."
Lexi sah auf Merlin hinab, dann seufzte sie und schluckte angewidert diesen widerlichen Fraß. Sie machte sich Sorgen und sie mochte den Hexer. Er war so anders, als sie sich einen Hexer vorgestellt hatte.
Und sie hoffte, das seine Freunde kamen, bevor sie Merlin umgebracht hatten.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...