Dunkles Schicksal
Kapitel 33
Merlin saß in der Kutsche, die jetzt auf dem Weg zu der Jagdhütte war. Weitere drei Kutschen folgten mit Gepäck und Vorräten und zwei seiner Pferde. Sie trabten hinter der letzten Kutsche her, an die sie angebunden waren. Merlin hatte nur wenig Personal mitgenommen. Eine Köchin und zwei Bedienstete. Alle anderen gab er frei, die teilweise schon weg zu ihren Familien waren. Alles war so schnell von der Bühne gegangen und er schaute in die helle Nachmittagssonne. Noch immer tat ihm alles weh und jede Unebenheit auf der Straße verursachte ihm Schmerzen. Sein Körper protestierte lautstark gegen die letzte Nacht. Merlin hasste diese Nacht und liebte sie auch, trotz grober Behandlung, fühlte sich Arthur so wundervoll an. Doch er sehnte sich nicht nach einer Wiederholung. Ansonsten war er in einem Tief, wieder so schlimm als er dachte, er habe Arthur für immer verloren. Vielleicht hatte er das. Er erinnerte sich an Lances Worte.
„Wenn ich es nicht schaffe, diese Bestie wieder einzuschließen, wird er bösartig sein, Merlin. Und dann ist er verloren. Es war schon schwer beim ersten Mal, ich will dir nichts vormachen...ich bin nicht sehr optimistisch. Wichtig ist nur, das du von ihm weit weg bist. Er wird dich mit seiner Bösartigkeit und Brutalität töten, obwohl er es nicht möchte. Und wenn er wirklich wieder normal wird, wird dein Tod, den er verursacht hat...ihn für immer zerstören. Deshalb musst du weg, so weit wie möglich."
Merlin wollte schreien. All seinen Kummer hinausschreien. Warum konnten sie beide jetzt nicht glücklich sein? Warum? War es nicht schon so schwer genug für sie, weil sie so unterschiedlich waren? Er verfluchte sich zum tausendsten Mal, das er diese Reise getan und vor allem, das er Arthur mitgenommen hatte. Das er im Wahn, auf Rachefeldzug zu gehen, sein zukünftiges Glück zerstört hatte. Doch damals wusste er das alles noch nicht und wie schlimm es Arthur ergehen würde. Und schon wieder hatte ihn Alexej zerstört...dieses kranke Arschloch! In der Hölle sollte er schmoren und tausendmal schlimmer leiden, als er seine Opfer leiden ließ.
Wut gesellte sich zu seiner Depression. Merlin hatte das Verlangen etwas zu zerstören. Und auch Hilfslosigkeit, denn er konnte ihm nicht helfen. Er war schwach, ein Mensch, verletzlich und sterblich.
Maria saß ihm gegenüber, stumm und nachdenklich. Und zornig, denn sie wollte nicht weg. Lance war in Sevilla und nun würde sie weit weg von ihm sein. Sie hatte Merlin besorgt gefragt, was ihm passiert war, als er so ramponiert nach Hause gekommen war, verletzt. Doch wie immer hatte Merlin geschwiegen und ihr keine Wahl gelassen. Sie hatte die Schnauze voll, so voll, behandelt zu werden, als wäre sie ein zurückgebliebenes Mädchen. Als wäre sie der Spielball der Männer, ihren Bruder mit eingeschlossen. Und sie würde das alles nicht mehr dulden. Eigentlich war der Ausflug in die Hütte eine gute Gelegenheit, ihren Bruder zu lehren, das sie in Zukunft ihre eigenen Entscheidungen treffen würde. Und das sie nicht mehr aus seinem Leben ausgeschlossen werden wollte, denn das tat er. Tat er immer, doch nun waren nur noch sie beide übrig und sie wollte ihm beistehen. Doch er ließ sie im Abseits, erzählte ihr nur, was Merlin für harmlos hielt. Sie war kein wertvoller Besitz, den man schützen musste. Sie war ein Mädchen und nicht annähernd so zerbrechlich, wie er dachte. Das würde er jetzt feststellen.
Merlin hatte Geheimnisse. Sie war nicht blöd, irgendwas ging da vor. Merlin war die ganze Nacht weg gewesen und als er zurückkam, sah er wie eine Leiche aus und war verletzt am Hals. Sie fragte ihn besorgt, was passiert ist, doch er sagte wie immer nichts und ließ sie stehen. Und wieder kam sie sich wie ein dummes Mädchen vor, doch das würde sie ändern. Jetzt und für immer. Und sie war so wütend, das Merlin sie wie eine zerbrechliche Person behandelte, die er vor der Welt verbergen wollte. Aber nicht mit ihr. Es reichte ihr endgültig und sie würde ihn zur Rede stellen.
Und sie würde nicht nachgeben, bis er ihr alles erzählte. Sie wollte mit Lance zusammen sein, ihn heiraten. Und nicht einsam und allein auf den Gut leben, bis sie so alt war, das niemand sie mehr begehrenswert fand. Sie wusste, das dies ihrem Bruder am liebsten wäre, doch nicht mit ihr. Sie wollte leben und sie wollte einen Ehemann, Lance. Sie wollte endlich mit einem Mann schlafen, der sie in die körperliche Liebe einführte, nicht irgendeinen Mann, Lance. Sie wollte Kinder von ihm und ihn lieben bis in alle Ewigkeit und nicht einsam auf der Hazienda sitzen, bis sie schrumpelig war. Die Zeit arbeitete gegen sie.
Sie beobachtete Merlin, der weit weg schien. Er war mit verschlossenem Gesicht tief in Gedanken versunken und so wie er aussah, waren es keine angenehmen Gedanken. Was hatte er erlebt und was war geschehen? Es war definitiv etwas geschehen, denn er sah schlecht aus. Sein Gesicht war bleich und dunkle Ringe unter seinen Augen. Seine Lippen aufgesprungen, als hätte er eine Schlägerei gehabt. Und diese bedrückende Stille war nervtötend, sie fragte.
„Wie lange werden wir bleiben?"
„Ich weiß es nicht", sagte er, ohne sie anzublicken und tonlos. Als wäre er tief aus seinen Gedanken aufgetaucht.
„Merlin, was ist denn passiert?", fragte sie wieder „Sprich doch mit mir."
„Nichts und nerve mich jetzt nicht", gab er harscher zurück, als er wollte.
Sie schaute ihn groß und sprachlos an. So sprach er nie mit ihr und das bestätigte ihr, das irgendetwas vorgefallen war, was ihn sehr belastete. Merlin bemerkte ihren Blick und nahm Luft.
„Tut mir leid, Maria. Aber ich würde es vorziehen, wenn du mich in Frieden lässt."
„Wie du willst", sagte sie fast schnippisch und schaute aus dem Fenster.
In ein paar Stunden würden sie dort sein. Maria mochte die Hütte. Nun ja, Hütte war eigentlich nicht der richtige Begriff dafür. Es war eher ein luxuriöses Anwesen mit Ställen und viele Gästezimmern. U-förmig gebaut mit einem großen Hof, in der Mitte ein Springbrunnen. Idyllisch gelegen in der Landschaft und rundherum nur Wald. Auch ein kleiner See, der im Sommer zum Baden einlud. Sie hatten früher mit ihren Eltern, als sie noch Kinder waren, dort oft gewohnt. Maria erinnerte sich gerne daran.
Sie würde Merlin in Ruhe lassen, vorläufig. Doch dann wollte sie es wissen und ihm ein für alle Mal sagen, was Sache ist.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Arthur wachte auf, es war später Nachmittag. Er setzte sich auf und schaute sofort neben sich, doch dort war niemand. Das Bett war zerwühlt und einzelne Blutflecken schimmerten bräunlich und eingetrocknet. Er hatte Merlin genommen, ihn zu seinem Gefährten gemacht, indem er ihn außen wie ihnen markiert hatte. Er knurrte, als er daran dachte, wie er sein Sperma in ihn vergoss und ihn am Hals zeichnete. Sein Geruch, gepaart mit Blut und Sex lag noch in der Luft und er wurde hart. Er würde ihn wieder nehmen, doch er war nicht da.
Er sprang auf, wusch sich und zog sich an, versuchte seine Erektion in der schwarzen Hose unterzubringen. Sein Blick war kalt, seine blauen Augen strahlend wie immer, doch ein dunkelroter Ring lag um seine Iris. Das Anzeichen der Bestie, die sehr präsent war. Wieder knurrte er wütend, weil sein Gefährte nicht da war. Er schenkte sich ein Glas Bourbon ein und trank hastig, schleuderte das Glas knurrend an die Wand. Es klang drohend und zornig.
Wütend verließ er seinen Raum und ging mit großen Schritten durch den spärlich beleuchteten Gang. Sein ganzes Auftreten war aggressiv und er sah aus, wie ein dunkler, gefallener Engel. Er war komplett in Schwarz gekleidet, auch sein langer Mantel mit Stehkragen. Er wehte hinter ihm her, dunkel und Unheil verkündend. An der Abzweigung blieb er stehen und blähte die Nasenflügel. Merlins Duft und auch der Duft seines Blutes hing zart in der Luft. Doch was ihn verharren ließ, das er seinen Duft in der Richtung roch, die zu Lances Zimmer führte. Er knurrte leise und ging in diesen Gang mit dem Ziel, Lance aufzusuchen.
Er riss die Tür auf und Lance sah hoch. Er stand am Tisch und sofort wusste er, was los war. In Sekundenschnelle musterte er Arthur und alles kam ihm nur zu bekannt vor. Seine dunkle Kleidung und der blutrote Ring um seine Augen. Arthurs Bestie, die Alexej geschaffen hatte, war wieder da. Es war als würde er wieder in Rom sein und das alles wieder wie einen Alptraum erleben. Er wappnete sich und richtete sich auf.
„Arthur?"
Er knurrte drohend und fragte auch so.
„Wo ist er?"
Lance sah sich um.
„Wer?"
Arthur knallte die Tür zu. Er roch sehr deutlich Merlins Geruch, etwas unterlegt mit seinem Blut. Was ihn rasend machte. Er baute sich vor Lance auf, der nicht zurückwich und ihn anstarrte.
„Wo...ist...mein...Gefährte", fragte er gefährlich leise und langsam „Ich rieche sehr deutlich, das er hier war. Was hast du mit ihm zu schaffen? Er gehört mir!", zischte er Lance wütend entgegen.
Lance drehte sich herum und ging zwei Schritte zum Bett, als er beiläufig sagte.
„Nicht da, wie du siehst."
Er zeigte keine Angst, doch bei den Göttern, die sollte er haben. Arthur war gereizt und überaus wütend. Vampire waren besitzergreifend und allein schon, das Merlin in seinem Zimmer war, machte schon ein normalen Vampir zornig. Doch er zeigte keine Angst, was fatal wäre. Trotzdem, die Götter mögen ihm beistehen, denn Arthur war mächtig. Das Ganze noch von seiner Bestie frisiert, seine Macht schwappte über Lance. Er hätte keine Chance und doch wich er Arthurs Blick nicht aus.
Arthur stand so schnell vor ihm, das er ihn verwundert ansah. Doch er hatte dafür keine Zeit, denn Arthur schloss seine Hand um seine Kehle und drückte zu.
„Wo ist er?"
Lance griff an seine Hand, um sich zu wehren, um den erbarmungslosen Griff zu lockern und wusste in diesem Moment...Arthur war zu stark, seine Kraft und Macht furchteinflößend. Er krächzte.
„Er...Er ist nach Hause. Du hast ihn fast...umgebracht, Arthur. Hör...auf!"
Doch Arthur drückte weiter zu, dann knurrte er und warf Lance durch das Zimmer. Er prallte gegen den Tisch, der zusammenkrachte und schlitterte mit voller Wucht gegen die Wand. Es knackte, als Lance seine Rippen brechen hörte. Seine Lippe blutete, als Arthur ihn wieder am Hals hochzog, doch Lance sagte keuchend.
„Er ist fort und...Und du wirst ihn nie...finden."
Knurrend warf er Lance wieder durch das Zimmer. Es schmerzte höllisch, als sein Arm brach und er innere Verletzungen fühlte.
Musste er ihn so unbedingt reizen?
Er rappelte sich an der Wand auf, so das er saß. Arthurs Kraft und Macht war tödlich und Lance wusste, das er Merlin den richtigen Rat gegeben hatte. Er hoffte inständig, das er fort war, denn Arthur würde auch nicht vor Maria halt machen. Dieses Wesen, das ihn aus den blau roten Augen ansah, war nicht Arthur, nicht sein bester Freund. Er war das Böse, ausgestattet mit wahnsinnigen Kräften und Macht. Stärker, als Alexej es jemals war. Und er wusste, er konnte ihn nicht aufhalten. Niemand konnte das. Ihr Götter steh uns bei!
Arthur zog ihn wieder am Hals hoch und knurrte.
„Letzte Chance. Wo ist er?"
Lance lachte leise, Blut lief ihm aus seinem Mund, seine Rippen gebrochen und sein Arm hing verwinkelt an ihm herunter. Seine inneren Organe bluteten. Er würde lieber sterben, als Maria in Gefahr zu bringen und auch Merlin, der sie beschützen würde. Wäre Merlin Lance, wäre er bereits jetzt schon tot.
„Na los, töte mich! Doch ich werde dir kein Wort sagen."
Maria, dachte er. Ich würde dich niemals verraten. Ich liebe dich. Denn er würde dich töten, wenn du Merlin helfen würdest. Er würde jeden töten, der zwischen ihm und seinem Gefährten stand.
Arthur knurrte, dann biss er ihm in den Hals. Blut strömte aus der Wunde, als er ein Stück Fleisch aus Lances Hals herausriss. Lance schrie auf und Arthur schleuderte ihn gegen die Wand. Der Aufprall auf seine gebrochenen Rippen war mörderisch, Schmerz zuckte durch ihn, heiß und verzehrend. Doch Arthur sah nach oben, drehte sich um und verließ das Zimmer. Er spürte den Sonnenuntergang. Die Menschen im Haus gingen ihm aus dem Weg, Lance hatte sie gewarnt, denn er würde alles und jeden töten, der sich ihm in den Weg stellte.
Keuchend rappelte sich Lance an der Wand hoch, hielt sich seine zerstörten Rippen. Blut floss immer noch aus der Wunde am Hals, in dem ein großes Stück Fleisch fehlte. Einer der Menschen kam herein und schaute auf die zerstörten Möbel und dann entsetzt zu Lance.
„Wo ist er?", keuchte Lance.
„Er hat das Haus verlassen, Senior", sagte er ängstlich „Was ist mit dem Meister?"
„Geht ihm aus dem Weg und bring mir Blut", sagte Lance und schleppte sich zu dem einzigen Stuhl, der das überlebt hatte. Der junge Mann verschwand und kam mit Blutbeuteln zurück. Seit dieser Nacht, indem Merlin Arthur so verletzt hatte und er nicht heilte, weil er nicht getrunken hatte, hatten sie Blutbeutel im Haus. Lance nahm ihn und riss ihn auf, trank hastig. Dann noch einen und noch einen. Nach dem vierten Beutel ließ er ihn auf den Boden fallen und Juan sagte.
„Ist alles in Ordnung, Senior?"
„Ja, lass mich allein."
Juan schloss die Tür und Lance legte sich mühsam und unter Schmerzen auf sein Bett. Doch er spürte, das die Heilung eingesetzt hatte. Und er wusste, das ein Mensch jetzt tot wäre und mit gebrochenen Glieder dort an der Wand liegen würde. Allein die furchtbare Wunde am Hals, die inneren Verletzungen wären schon tödlich gewesen, er wäre sehr schnell verblutet. Und wieder hoffte er, das Merlin weg war.
Er legte sich zurück, spürte wie sich die Wunde am Hals schloss und neues Fleisch sich bildete und wie sich seine Rippen richteten und zusammenwuchsen, sowie sein Arm. Doch er musste noch warten, bevor er vollständig wieder geheilt war. Er dachte an Arthur. Sie hatten so oft gestritten, doch so würde ihn sein Freund nie behandeln. Doch sein Freund war fort, die Bestie hatte ihn übernommen.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Noel war auf der Flucht. In Vampirkreisen munkelte man, das Tatjana einen Vampir suchte, der keine Fangzähne hatte. Und da er wohl der Einzige war, der diese Abnormalität hatte, wusste er, das er gemeint war. Noel war vielleicht nicht vollständig ein Vampir, doch er war klug. Es war kein Zufall, das die Ahnherrin ihn suchte, den einzigen Überlebende der Zerstörung in Moskau.
Er wusste auch, das sie sehr oft in Moskau bei Alexej war und sie beide sich herrlich amüsiert hatten. Noel sah sie oft händchenhaltend durch den Unterschlupf gehen. Er fand es bizarr, das dieses Monster Händchen mit der dunkelhaarigen Frau hielt. Noel vermutete, das die beiden mehr verbunden hatte, als nur Freundschaft. Und nun war sie hinter ihm her, weil sie wissen wollte, wie ihr Liebling starb.
Ursprünglich wollte er nach Spanien zu Arthurs Clan, doch in Frankreich schwenkte er die Richtung und reiste nach Italien. Er wollte das Miststück nicht unbedingt auf Arthurs Spur bringen. Noel wusste, das Tatjanas Vampire Bluthunde waren und es nur eine Frage der Zeit war, bis sie ihn schnappten. Sie waren ihm dicht auf der Spur, schon einmal war er ihnen nur knapp entkommen.
Und er wusste nicht, wo er sich hin wenden sollte...oder an wen. Eines war ihm klar. Wenn sie ihn schnappen würden, dann könnte er nicht lange widerstehen. Er wusste, das Tatjana mindestens so schlimm war wie sein ehemaliger Meister. Er wollte Arthur nicht verraten, doch er würde keine Wahl haben.
Er sah sich wachsam um, als er in Florenz durch die dunklen Straßen ging. Er musste jagen. Die letzte Mahlzeit lag drei Tage zurück. Noel versteckte sich mehr, als ihm lieb war. Wenn er auch keine Fangzähne hatte, so musste er jetzt notgedrungen jagen. Die letzten Blutbeutel waren weg. Auf seiner Flucht vor einer Woche, als sie ihm auflauerten, musste er sie zurücklassen.
Er sah sich immer wieder um, denn er fühlte sich beobachtet. Er tastete nach dem kleinen Messer, mit dem er bei seinen Opfern eine kleine Wunde zufügte, so das er trinken konnte. An einer Ecke stand ein Mädchen, das wohl sein Unterhalt damit verdiente, Männern Freude zu schenken. Er war so durstig, das er an nichts anders mehr dachte. Nur ein wenig Blut und dann verschwinden.
Er ging langsam auf das Mädchen zu, das schon deutlich Interesse zeigte. Er hörte ihren Herzschlag, das Rauschen des Blutes und seine Augen wurden leicht rötlich.
„Ein wenig Spaß, mein Süßer", flötete sie und schaute ihn bewundernd an.
Es kamen nicht sehr viele, die so anmutig und hübsch waren, wie Noel, dessen Haarfarbe heller Schokolade glich und ihm bis zu den Schultern fiel. Wenn er Zeit hätte, würde er sich noch etwas Spaß gönnen, aber er musste weiter. Nachdem er sie becirct hatte, wollte er ihr einen kleinen Schnitt zufügen, als sich seine Nackenhaare stellten.
Sie waren hier.
Er drehte sich hastig um, doch zu spät. Sechs Vampire standen vor ihm und schauten ihn an. Einer trat vor, langes, schwarzes Haar und blassgrüne Augen, die ihn kalt ansahen. Und Noel kannte ihn, denn er war oft mit Tatjana in Moskau. Er war so bösartig wie sein ehemaliger Clan und fiel dort nicht auf. Noel wusste, das er Flinn hieß und anscheinend eine höhere Stellung bei Tatjana hatte.
„Hast du Hunger, Missgeburt?", fragte er spöttisch.
Bevor Noel etwas sagen konnte, stand er hinter dem Mädchen und biss ihr grob in den Hals. Er trank etwas und hob den Kopf, grinste spöttisch.
„Komm, ich habe dir eine Ader geöffnet."
Der Blutgeruch schoss ihm in die Nase und ließ seine Augen jetzt rot aufglühen. Gott, was hatte er für einen Hunger. Er wollte das Mädchen nicht töten, doch nun war ihr Schicksal besiegelt. Trotzdem sagte er.
„Lass sie gehen."
Flinn lachte leise.
„Wohl zu Scherzen aufgelegt", sagte er und dachte nach „Mhm, ich denke, es ist besser, wenn du durstig bleibst. Dann kannst du nicht fliehen, weil du schwächer wirst. Meine Herrin hat ein paar Fragen an dich, danach kannst du trinken. Ergo...wir werden uns stärken", sagte er und schaute zu seinen Kameraden.
Sie ließen es sich nicht zweimal sagen, schon hatten sie das Mädchen geschnappt und schlugen ihre Fänge in sie. Noel ging rückwärts, er wollte weg. Doch eine Hand umklammerte ihn wie einen Schraubstock und er sah in Flinns grinsendes Gesicht, der den Kopf schüttelte und mit der Zunge schnalzte.
„Nicht doch, hiergeblieben. Wir machen jetzt einen schönen Ausflug nach Helsinki."
Scheiße! Er war am Arsch. Flinn war stärker als er, abgesehen von seinen fünf Schlägertypen, die das tote Mädchen fallen ließen und sich zu ihrem Anführer gesellten. Dann schleppten sie Noel fort und er konnte nichts dagegen tun.
Er wusste noch nicht einmal, ob er Helsinki lebend wieder verließ.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Arthur landete im Garten der Hazienda von Merlin. Das schöne Herrenhaus war dunkel, alles schien verlassen zu sein. Selbst in den Ställen schienen keine Pferde zu sein. Sie waren alle auf der Hochebene. Es war still und Arthur stapfte auf das Haus zu. Sein böses Grinsen zeugte davon, das er wusste, das er ins Haus konnte. Dachte sein Gefährte wirklich, er könnte ihn aussperren? Arthur hatte sich auf dem Flug überlegt, das er ihn nicht mit nach Hause nehmen würde. Nicht zu dem Weichei von einem Freund, der nur noch lebte, weil er keine Zeit verschwenden wollte. Er würde Merlin hier, in seinem eigenen Haus nehmen.
Ohne anzuklopfen und in wildem Zorn, schlug er die Tür aus den Angeln und trat ein. Alles dunkel. Er blieb stehen und horchte, rief.
„Merlin, du kannst dich nicht verstecken. Komm heraus, du gehörst mir. Wenn du zu mir kommst, wird vielleicht der Rest deiner Leute am Leben bleiben."
Keine Antwort. Arthur raste mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch das Haus und stellte jetzt fest...es war niemand da. Und jetzt, da er konzentriert horchte, hörte er auch keinen Herzschlag, nicht im Haus. Er stürmte hinaus auf den Vorhof und schrie.
„Merlin, ich warne dich. Komm heraus oder alle, die du liebst, sterben."
Nichts!
Er wollte sich schon in die andere Richtung wenden, als er verharrte. Herzschlag! Jemand war hier. Der Vampir verschmolz mit den Schatten und lauerte. Ein Mann kam über den Hof und so wie es schien, war er einer von Merlins Leuten. Doch Arthur täuschte sich. Es war ein Landstreicher, der hier nach etwas suchte, was von Wert war. Oder etwas zu essen.
Arthur stand so schnell vor ihm, das der Mann erschrak und packte ihn an seiner Kehle. Der Mann keuchte und Arthur fragte.
„Wo sind alle hier?"
Er machte große Augen. Was wollte der Kerl, der so stark war von ihm? Er hatte die kleine Gruppe beobachtet, als sie das Gut verließen und wollte sich etwas zu essen holen, indem er einbrach.
„Ich weiß es nicht."
Arthur drückte zu und der Mann gab gurgelnde Geräusche von sich. Wieder fragte er.
„Wo sind sie?" Drohend, zornig.
„Ich...Ich weiß nicht. Ich habe...gesehen, wie alle fort sind...heute Mittag."
„Und wohin?"
„Ich...weiß...nicht", keuchte er „Lass mich los."
Arthur ließ ihn los und packte seinen Kopf. Mit einer Drehung, die leicht aussah, hatte er dem Mann den Kopf abgerissen. Sein Körper fiel zu Boden, zuckte und Blut floss aus dem Stumpf am Hals. Arthur hielt den Kopf mit den toten Augen in der Hand und grinste diabolisch auf ihn herunter, als er sagte.
„Falsche Antwort."
Er warf den Kopf neben die Leiche und hob seine Arme, ballte die blutigen Fingern zu Fäusten. Arthur warf den Kopf zurück und brüllte seine Wut gegen den dunklen Himmel.
Merlin war fort. Sein Gefährte hatte ihn verlassen. Ihn! Wusste er denn nicht, das Merlin sein war? Er hatte ihn markiert, hatte seine Fänge in seinen Hals geschlagen und ihn gezeichnet. Und er hatte sein Blut getrunken, das auch sein war. Und er hatte ihn innerlich markiert, sein Sperma in ihn gepumpt. Damit gehörte Merlin ihm und sein Arsch auch. Und er war fortgerannt?
Wieder brüllte er im Zorn auf und horchte in sich hinein. Doch da war nichts. Arthur hatte die Blutsverbindung nicht komplett vollzogen und Merlin hatte sein Blut nicht getrunken. Denn Arthurs Blut würde ihn immer zu seinem Gefährten führen, doch das wollte er sich für den Moment aufheben, als er wach wurde. Er hätte Merlin wieder genommen und die Verbindung zu Ende gebracht. Doch er war fort gewesen und Lance hatte ihm geholfen.
Wut brannte in ihm noch heißer auf. Er nahm den toten Körper und schleuderte ihn gegen die Mauer. Es krachte, als Knochen brachen. Er überlegte kurz und entschied, das er nicht mehr zurück ging. Er war wütend und musste sich abreagieren und, dabei grinste er bösartig, er wollte sich amüsieren. Und es würde ihm einen tödlichen Spaß machen.
Er erhob sich in die Luft und flog sehr schnell davon.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Sie waren schon seit Stunden in der Jagd Residenz, denn es war mehr als eine Hütte. Die beiden Bediensteten hatte die Laken entfernt und Ordnung gemacht. Maria hatte in ihrem Zimmer ihre Kleider ausgepackt, denn ihre Zofe durfte nicht mit. Sie war immer noch sauer und erst recht, als sie eben gesehen hatte, das Merlin im Salon wieder trank. Er hatte sich gerade wieder den dritten Brandy eingeschenkt.
Inzwischen war es Abend und die Köchin bereitete das Essen vor. Als Maria in den Speisesaal kam, war Merlin nicht da. Einer der Diener sagte ihr, das der Senior nichts zum Abendessen möchte.
Also saß er im Salon und ließ sich wieder volllaufen, dachte sie grimmig.
Irgendetwas war passiert, das ihren Bruder komplett aus der Bahn geworfen hatte. Er war mit Conte Arthur in die Stadt gegangen und kam am Morgen total lädiert und verletzt zurück. Was war in der Zwischenzeit passiert? Wurde er überfallen? Und er war in dieser seltsamen Stimmung, die sich noch mehr verdüsterte. Nach dem Essen ging sie zu ihm. Merlin stand am Fenster mit dem Glas in der Hand und sie wollte nicht wissen, wie viel Gläser er schon hatte.
„Merlin?"
„Lass mich in Ruhe", lallte er.
Also jede Menge Brandy.
„Was ist denn nur los mit dir und warum mussten wir so überstürzt hierher aufbrechen? Du hast kein Wort darüber gesagt, das wir hierher kommen."
Er zuckte die Schultern.
„Na und? Muss ich immer alles haargenau erklären? Warum? Weshalb?"
„Ist etwas passiert? Hat es etwas mit Arthur zu tun?"
Bei seinem Namen zuckte er kurz zusammen, doch er fuhr herum zu ihr. Die ganze Zeit hatte er zum Fenster hinaus gestarrt und sie nicht angesehen. Doch jetzt funkelte er sie wütend an und zischte.
„Ich kann deine Fragerei nicht mehr hören. Warum, weshalb? Ist doch scheißegal, oder? Du machst, was ich sage und ich sage jetzt..."
„Lass...mich...verdammt...nochmal...in...Ruhe!"
Maria starrte ihn an, doch sie wusste, das sie ihm jetzt nichts entgegen bringen konnte. Er war zornig, das sah sie sofort. Aber auf was? Schließlich kam sie zur Einsicht, das es jetzt keinen Sinn hatte, ihn irgendetwas zu fragen. Er war so anders und erinnerte Maria an die Zeit, als er von seiner Reise zurückkam.
Was auch immer geschehen war, hatte ihren Bruder in ein dunkles Loch katapultiert.
Doch sie würde nicht aufgeben. Sollte er doch erst seinen Rausch ausschlafen. Abrupt wandte sie sich um und verließ den Salon. Gedankenverloren ging sie die Treppe hinauf.
Maria hatte das Gefühl, das ein Geheimnis auf ihrer Familie lag. Das sagte ihr der Instinkt, der jede Frau besaß. Selbst der Tod ihrer Eltern umgab ein Geheimnis, denn sie wusste nur, das sie von einer Kutsche erschlagen wurden. Ihr lieber Bruder hatte nie ausführlich mit ihr darüber geredet. Merlin hatte Geheimnisse und sie hatte von Anfang an das Gefühl, als er damit begann, nachts immer unterwegs zu sein. Nach dem Tod ihrer Eltern, nahm er sich keine Zeit zum Trauern, sondern trieb sich nachts in der Stadt herum.
Was hatte er dort getan?
Das erste Mal nahm sie das nicht als gegeben hin, denn irgendwie wusste sie, das dies mit seinem Geheimnis zu tun hatte.
Und dieser Reise.
Sie schnaubte abfällig, denn wenn das eine Geschäftsreise war, dann fraß sie einen Besen. Jetzt erst fiel ihr auf, das er auch damals überstürzt aufbrach und am Boden zerstört zurückkam. Und wieder machte er nur vage Angaben.
In ihrem Zimmer schüttelte sie den Kopf. Nein, da war definitiv etwas, was er verheimlichte und sie würde es herausfinden. Seufzend zog sie sich aus und dachte an Lance. Was tat er gerade? Würde er sie vermissen? Sie hatte keine Zeit, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Alles war so überstürzt gewesen, das sie das Gefühl hatte, das sie beide auf der Flucht waren. Aber wieso und vor allem vor wem?
Obwohl sie gerne hierher kam, verfluchte sie diesen Ort jetzt. Sie wollte zu Lance und sie wollte Merlin endlich sagen, das sie vergeben war. Und das sie auf jeden Fall zu Lance gehörte.
Sie kroch ins Bett und seufzte wieder. Ihrer Wut war Entschlossenheit gewichen, denn sie würde diesen Ort anders verlassen, als sie kam. Entschlossen, alle Geheimnisse zu lösen und endlich die Wahrheit zu wissen.
Was war die Wahrheit? Hatte Merlin ein Mädchen geschwängert? Vielleicht noch eines derer, die für Geld mit Männer schliefen? Maria war nicht blöd, auch wenn ihr die Hände gebunden waren, wusste sie doch, das Merlin sein Leben genoss, auch sein Sexuelles. Wieder seufzte sie.
Männer hatten eindeutig den besseren Part. Sie hatte sich schon oft vorgestellt, wie Lance mit seinen Händen ihren nackten Körper streichelte und küsste. Unbewusst streichelte sie in Gedanken, sehr unkeusche Gedanken, ihre Brüste. Wanderte an ihrem Bauch entlang zu ihrer Scham. Sie stöhne, als sie daran dachte, das es Lances Hände wären. Als sie mit ihrem Finger ihre Spalte streichelte, flüsterte sie leise seinen Namen.
Immer forscher streichelte sie sich und stellte sich vor, das es Lance wäre. Sie sehnte sich danach, das er sie zu seiner Frau machte. Bei dem Gedanken, seinen Penis in sich zu haben, stöhnte sie und nach einem Moment bäumte sie sich auf, als sie kam. Keuchend lag sie im Bett und verfluchte Merlin, der sie jetzt noch länger von ihm weg hielt. Sie kicherte, als der Orgasmus abgeklungen war. Was war sie doch für eine unkeusche Contessa.
Irgendwann schlief sie ein, doch ihr letzter Gedanke war Lance.
DU LIEST GERADE
Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...