Dunkles Schicksal Kapitel 97

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Dunkles Schicksal


Kapitel 97



Merlin saß auf einem der Stühle, die in dem Raum im Keller um einen Tisch standen. Serena brachte ihm ein Glas Wasser und jetzt fiel ihm auf, das er all in der Zeit, in der er in der Geisterwelt war, nichts getrunken oder gegessen hatte. Und er hatte auch kein Verlangen danach gehabt. Schweigend trank er das Wasser, während Serena still wartete. Jetzt, da sich Merlin beruhigt hatte, aber immer noch mitgenommen von dem Erlebten war, wartete sie darauf das er davon erzählte. Er starrte vor sich hin, doch dann sagte er leise.

„Ich dachte nicht, das es mich so mitnehmen würde."

„Was hast du denn erwartet, Merlin?", fragte sie sanft „Du triffst deine Eltern, die schon so lange tot sind. Du hast sie doch gefunden? Oder?"

Er nickte und lächelte wehmütig.

„Mein Vater hat mich gefunden, sonst würde ich nicht hier sitzen."

„Wieso?"

Merlin schnaubte.

„Weil ich mich wirklich scheiße vorbereitet hatte, um diesen Trip zu machen. Weißt du, ich hatte da drüben überhaupt keine Macht. Ich hatte Magie, aber einsetzen konnte ich sie nicht; das können nur diejenige, die dort drüben einen Daueraufenthalt haben. Im Klartext...Du musst tot sein, um magisch zu sein."

„Was?" Es klang fassungslos „Aber wie bist du wieder..."

Sie sprach nicht weiter und nickte wissend.

„Dein Vater, nicht wahr? Er hatte dir geholfen, zurückzukommen."

Merlin sah sie an und lächelte leicht.

„Du hattest die ganze Zeit recht. Mein Vater ist der ultimative Hexer, so wie du immer vermutet hast. Ich dagegen bin ein Jungspund; das sagte er mir auch und so einiges mehr. Er war nicht begeistert, das ich so unvorbereitet dort auftauchte. Und ich habe da drüben wirklich Scheiße gebaut. Bin einfach drauf losgegangen, ohne mir wirklich Gedanken zu machen. Wenn er mich nicht gefunden hätte, dann wäre ich nie mehr zurück gekommen."

„Du lieber Gott. Das wusste ich nicht, das man als lebendes Wesen dort keine Macht hat."

„Es steht im Necronomicon. Vielleicht sollte ich mal einen Blick in mein Hexenbuch werfen, bevor ich irgendetwas tue, weil ich denke, das ich der Hexer schlechtweg bin. Mein Vater hat mich eines Besseren belehrt. Ich bin nichts gegen ihn. Und er sagte, ich sollte das Buch vorher lesen, denn dort stehen Informationen."

„Echt jetzt?"

Er nickte und schaute sie wieder an.

„Ich habe noch jemand dort getroffen, den ich nie wiedersehen wollte. War ja irgendwie klar, das ich kein Glück habe. Warum auch? Ich habe noch nicht mal Glück mit Arthur. Warum sollte es dann irgendwo anders klappen?"

„Wen hast du getroffen?", fragte sie unheilvoll. Denn das konnte nichts Gutes sein, wenn Merlin so sprach.

„Alexej."

„Was?" Jetzt setzte sie sich „Wieso? Sag mir jetzt nicht, das er in der normalen Geisterwelt existiert. Das Scheusal hat dort nichts zu suchen."

„Nein. Ich war derjenige, der auf der falschen Seite landete. In der Hölle", er sinnierte einen Moment, sprach dann nickend weiter „Ja, so könnte man es nennen. Ein furchtbarer, dunkler Ort, wo das Böse regiert. Grausamkeiten, die unaussprechlich sind; ich habe sie gesehen. Und der verfluchte Dreckskerl hat dort das Sagen, zumindest in dem Teil, den ich sah. Denn die Geisterwelt ist unendlich. Und Serena; er foltert dort drüben munter weiter, nur das seine Opfer selbst Bösewichter sind. Er wollte mich auch in seine persöhnliche Geister Folterkammer schleppen, doch zum Glück kam mein Vater und haute mich da raus. Er hat für mich ein Gesetz der Geisterwelt gebrochen, indem er einen Durchgang zur dunklen Seite erschaffen hatte. Man, ich sage dir...Da willst du nie hin."

„Hat der Scheißkerl etwas gesagt?"

„Ja. Sie sind dort drüben keine Geister in normalen Sinne. Sie haben einen Körper; ich konnte sie berühren. Nur hier sind sie nebelhafte Erscheinungen. Er wollte wissen, wo Arthur ist. Anscheinend hat er eine Obsession zu ihm und hat wohl die gesamte dunkle Ebene nach ihm abgesucht. Er würde ihm dort wieder das antun, was er zu Lebzeiten machte. Immer wieder; ein unendlicher Kreislauf, inklusive abartigen Sex. Denn das kannst du da drüben auch tun. Denke ich mal, aber ich wollte es nicht herausfinden; nicht mit Alexej."

„Wirklich? Zumindest das ist eine erfreuliche Neuigkeit; falls wir mal dort landen."

„Aber nicht in seiner Welt. Darauf kann ich gerne verzichten. Ich hätte den Bastard am liebsten noch einmal getötet, doch mein Vater hat ihm gezeigt, wo es lang geht. Er hat sich schnell verkrochen. Verfluchter scheiß Psychopath."

Serena überlegte, doch dann fragte sie.

„Denkst du, das Arthur dort hin kommt, wenn..."

Merlin nickte.

„Mit Sicherheit. Ich denke, das nur sehr wenige Vampire, wenn überhaupt in der schönen Geisterwelt landen würden. Sie alle haben getötet und das nicht wenig und Arthur...Arthur hat in der Zeit in Moskau und danach, bis er Lance wiedergetroffen hatte, sehr viel Grausames getan. Dinge, die mir Alexej wieder vor Augen führte, so abartig wie sein Meister war. Denk nur daran, was er schon getan hat, als diese Bestie ihn übernommen hatte, multipliziere das mit zehn und du weißt nur annähernd, was er in Moskau getan hatte, wenn auch nicht freiwillig. Mein einziger Trost ist...Sollte es wirklich so sein, dann wird er viel mächtiger als Alexej sein, wenn er tot ist und somit den Spieß vielleicht umdrehen."

„Hoffen wir, das es nicht dazu kommt", sagte sie.

„Trotz allem habe ich erreicht, was ich wollte. Wir können die Hexe besiegen und meine Ahnen werden mir dabei helfen."

„Das sind gute Neuigkeiten", meinte sie „Was brauchst du?"

„Mein Buch."

„Hast du es hier?"

„Ja, ich nahm es mit. Ich weiß nicht warum, aber ich dachte, das ich es vielleicht brauche. Und meine Magie ist frei, wie auch die Zeitmagie."

„Was? Merlin..."

Er winkte ab.

„Keine Sorge. Ich habe meinem Vater versprochen, das ich ihr nicht verfalle und sie weise einsetze, wenn überhaupt. Aber ich werde sie brauchen, wenn ich die Ahnen rufe."

„Merlin...Deine Seele."

„Ich muss das tun, Serena", sagte er eindringlich „Nur noch ein einziges Mal, für Maria."

Sie stand auf.

„Wetten, das sagten die anderen auch alle...Nur noch ein einziges Mal."

Er nahm Luft.

„Du musst mir vertrauen. Mein Vater hob den Bann auf und ich werde ihn nicht enttäuschen."

„Also gut. Du kannst mir später noch mehr Details geben, doch nun sage den anderen, das du zurück bist. Sie haben alle kaum geschlafen und machen sich Sorgen. Sie sind oben im Wohnzimmer."

„Alle?"

Serena setzte sich wieder, denn sie wusste, auf was Merlin hinaus wollte.

„Nein. Niemand hat ihn gesehen, seit dem Vorfall im Garten. Außer Noel. Er hatte einen heftigen Streit mit ihm; muss ihm wohl draußen aufgelauert haben. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen."

Merlin sagte nichts und sie fragte.

„Was wirst du tun? Wirst du ihn wieder verlassen?"

Merlin schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht. Es hat doch alles keinen Sinn; ich werde nie glücklich mit ihm sein. Und ich will ihn im Moment auch nicht sehen", er sah Serena an „Du hast ihn nicht erlebt; dort im Garten. Knurrend mit grünen Augen und ausgefahrenen Fängen, als er das Blut mit seinen Augen verfolgte, das an meinen Armen herunterlief. Es war, als würde Alexej vor mir stehen; jetzt da ich wirklich vor ihm gestanden habe, sehe ich das deutlich vor mir. Und das macht mir Angst. Denn ich habe das Monster live erlebt und Arthur hat ein Teil davon. Vielleicht sollte ich ihn verlassen, wenn ich es schaffe, was ich bezweifele. Ich weiß nicht, ob ich es kann."

Serena nahm seine Hand und sprach eindringlich.

„Merlin, wenn du ihn jetzt verlässt, wird er ganz abrutschen. Das wird das auslösen, glaube mir. Er wird sich ganz dem Bösen hingeben, weil er nichts mehr hat, an dem er sich festhalten kann. Denn obwohl das alles so gekommen ist, liebt er dich abartig. Du bist das Einzige, was zwischen dem Bösen steht und er hält sich unbewusst an dir fest, um nicht abzurutschen. Doch das wird er, wenn du gehst und niemand kann das aufhalten. Und du weißt, was Sethos dann tun muss."

Merlin nickte traurig. Serena sprach weiter.

„Sethos wird das sehr mitnehmen. Es ist zwar nicht das erste Mal, das er so etwas tut, doch hier handelt es sich um Arthur. Er ist sein Freund und so einiges mehr, Merlin. Sie waren sehr intim miteinander; das weißt du. Sethos liebt ihn, nur nicht auf die Art wie du und so lange miteinander zu schlafen, das bringt ein engeres Verhältnis als nur bloße Freundschaft. Arthur zu töten, wird dem Vampir schwerfallen und es wird ihn extrem belasten. Seinen Freund zu töten; einen so engen Freund, das wird auch einen viertausend Jahren alten Vampir in die Knie zwingen. Doch er würde es tun; das weißt du. Und ich will nicht, das er so etwas durchmachen muss. Und was mit dir dann geschieht, daran will ich gar nicht denken."

Melin sprang auf und fuhr sich nervös durch seine Haare. Der Gedanke, das Sethos Arthur tötete, machte ihn schier wahnsinnig, trotz allem. Zumal er wusste, das dort drüben sehnsüchtig ein Scheusal auf ihn warten würde. Abgesehen davon konnte Merlin sich ein Leben ohne Arthur nicht vorstellen; allein der Gedanke, das er nicht mehr auf Erden weilte, ließ ihn fast zusammenbrechen. Ihn verlassen? Er machte sich mal wieder etwas vor. Er wusste, das er es nicht übers Herz brachte, ihn zu verlassen. Nicht noch einmal, denn das war die Hölle. Mit Arthur war es nicht besser, aber er war wenigstens bei ihm.

„Ich weiß nicht, was ich tun kann, um ihn auf die richtige Bahn zu bringen", sagte er, als er auf und ab ging „Seine Vergangenheit und somit das, was er erlebt hat, ist ein Teil von ihm. Ich müsste die Zeit und die Geschichte manipulieren, um das ungeschehen zu machen, aber mein Vater hat recht. Er hatte mich gewarnt, mit der Zeit zu spielen. Man soll nicht mit dem Schicksal spielen, denn letztendlich gewinnt es."

„Du hast recht, Arthurs Vergangenheit zu verändern könnte vielleicht verheerende Auswirkungen haben, die wir jetzt nicht sehen. Alles könnte anders sein. Aber ihn zu verlassen ist auch der falsche Weg", sagte sie „Du weißt das."

„Ich kann noch nicht vergessen, was im Garten geschah. Und doch scheint es jetzt banal, wenn ich bedenke, was für andere Probleme er hat. Und somit ich auch, denn ich muss um sein Leben fürchten."

„Du kannst ja sauer auf ihn sein. Lass ihn eine Weile schmoren, beachte ihn nicht oder tu sonst etwas. Aber verlasse ihn nicht, denn damit leitest du seinen Untergang ein."

Merlin blieb stehen und sah sie an.

„Warum kann ich nicht einfach glücklich sein? Warum macht mir das Schicksal es nur so schwer? Was habe ich getan? Was habe ich Schreckliches getan, das ich so bestraft werde?"

„Ich weiß es nicht, Merlin. Du und Arthur, so etwas ist mir noch nie passiert. Diese alles verzehrende Liebe, die euch beide komplett in ihrem Bann hat. Egal wie viel Zeit vergeht, wie lange ihr auch getrennt seid und egal wer euren Weg kreuzt, ihr kommt nie voneinander los. Es ist Liebe, doch es ist auch ein Fluch. Ihr seid beide verflucht, ewig miteinander verbunden zu sein und könnt ohne den anderen auf Dauer nicht existieren. Doch wenn du Arthur jetzt verlässt...wird das sein Untergang sein. Sethos sieht nicht mehr lange zu und dieser Zwischenfall im Garten bestätigte ihm das nur noch mehr. Wegen euch beiden und Sethos...Lass das nicht zu, Merlin."

Er schaute sie einen Moment an.

„Dir liegt sehr viel an Sethos. Wieso? Das hast du mir nie erzählt, warum du und er so eng verbunden seid."

„Er hat mir damals das Leben gerettet. Ich kann das nie wieder gut machen."

Doch er schüttelte den Kopf.

„Nein. Das ist es nicht. Es verbindet euch noch etwas anderes. Du hast ein sehr enges Verhältnis zu ihm."

Er sah, wie Serena sich wand.

„Serena..."

„Verdammt, Merlin. Das weiß niemand. Wirklich niemand, außer wir beide."

Der Hexer machte ein erstauntes Gesicht.

„Du hast mit ihm geschlafen." Eine Feststellung.

„Ja", gab sie zähneknirschend zu „ Aber das ist ewig her. Wir hatten eine kurze, aber leidenschaftliche Affäre. Immer wenn er mich besuchen kam. Doch Merlin, bitte sag es niemanden. Damals hatte er noch nicht die Absprache mit Anchar, was andere Partner betrifft."

„Ach? Er hat...", er schüttelte den Kopf „Trau ich ihm gar nicht zu. Sethos und fremd gehen? Ich muss sagen, er überrascht mich immer wieder."

„Das ist lange vorbei und da ist nichts mehr. Und wehe, du sprichst ihn darauf an. Eigentlich war ich diejenige, die ihn angemacht hatte; er konnte nur nicht nein sagen. Ich liebe ihn nicht, falls du das denkst, aber ich mag ihn sehr und möchte nicht, das er gezwungen ist, seinen besten Freund zu töten. Und er wird die Pflicht eines Ahnherrn über seine Gefühle stellen. Er wird es tun, selbst wenn ihm das Herz bricht."

„Ich weiß", sagte Merlin leise „Und ich verstehe ihn auch. Doch er wird mir Arthur, wenn alles versagt, wegnehmen. Für immer. Und dann weiß ich wirklich nicht mehr weiter. Dann ist alles vorbei."

„Du machst mir Angst, Merlin", sagte sie mit einem geschockten Gesichtausdruck, obwohl sie wusste, das Arthurs Tod Merlins Verderben war.

„Vielleicht sollten wir beide sterben", sagte er nun „ In diesem Kampf; manch unsterbliche Liebe kann nur so enden, weil sie anders keine Chance hat. Doch selbst im Totenreich würden wir nicht zusammen sein. Arthur auf der dunklen Seite; ich wahrscheinlich drüben bei meinen Eltern. Vielleicht sollte ich ein paar Leute meucheln, um mir ein Zusammensein mit Arthur zu garantieren."

„Merlin...Verdammt, hör auf so zu reden. Du bist ein Kämpfer. Du hast immer gekämpft, also zum Teufel nochmal...Kämpfe um Arthur; um diese Liebe. Solange ich dich kenne, hast du nie aufgegeben, dann tu es jetzt auch nicht."

Merlin sah sie einen Moment an.

„Ich werde kämpfen. Noch. Aber ich weiß auch, wann ich verloren habe. Und dann..."

„Hör auf. Mir reicht es. Du bist in einer wirklich düsteren Stimmung. Ich glaube fast, das du den Tod herbei sehnst."

„Vielleicht würde ich dann endlich meinen Frieden finden und glücklich sein."

„Verdammt, Merlin..."

Merlin schaute sie nur an, aber sagte nichts. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht musste so eine Liebe im Tod enden, diese unmögliche Liebe zu Arthur, über die er keine Kontrolle hatte und die so unheilvoll war.

Serena schluckte; sie hatte Merlin noch nie in so einer düsteren Stimmung gesehen und sie hatte wirklich Angst.

Um beide.



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Alle waren wirklich erleichtert, das Merlin zurück war und auch gute Neuigkeiten hatte. Sie hatten sich im Wohnzimmer versammelt, zumindest die Wichtigsten. Doch Arthur war nicht dabei. Nachdem sie den Plan nochmal abgesprochen hatten, zogen sie sich zurück. Es war spät in der Nacht, nur die Vampire waren jetzt noch aktiv.

Merlin stand in Gedanken am Fenster mit einem Brandy in der Hand. Noch immer war er nicht damit einverstanden, das seine Freunde ihm helfen wollten. Doch er wusste nicht, wie er sie davon abhalten sollte. Selbst ohne die Ahnen war die Hexe noch zu mächtig und würde einige töten. Merlin wollte das unbedingt verhindern. Aber wie? Er bemerkte nicht Sethos, der ihn von der Tür aus beobachtete und langsam näher kam, während er Dante zu verstehen gab, das er gehen sollte. Der Wolf wollte noch bei Merlin bleiben, wollte zu ihm, als Sethos kam und er ihm andeutete, mit Merlin allein zu sein. Dante nickte und verließ das Zimmer.

„Über was denkst du nach?", fragte der Vampir, als er hinter Merlin stand.

Merlin drehte sich nicht um, als er antwortete.

„Über den Kampf übermorgen und...An Arthur. Wo ist er eigentlich?"

„Ich glaube auf eurem Zimmer. Er verlässt es über den Balkon und kommt auch so wieder. Im Moment sind alle nicht gut auf ihn zu sprechen. Es ist gut, das er eine Weile auf Abstand geht."

Merlin seufzte leise und nahm Luft.

„Du wirst ihn töten, wenn er es nicht in den Griff bekommt. Nicht wahr?"

„Ich werde keine Wahl haben, Merlin. Arthur ist mein Freund, doch ich kann nicht zulassen, das ein zweiter Alexej auf die Menschheit und Mytenwelt losgelassen wird. Das verstehst du doch? Es liegt in meiner Obhut, meine Vampire zu überwachen. Tatjana hatte das damals nicht getan, weil sie Alexej liebte und genauso schlecht wie er war. Wäre er einer meiner Vampire gewesen, wäre es nie so weit gekommen, doch ich darf mich nicht in die Angelegenheiten anderer Ahnherren einmischen. Doch Arthur ist meine Blutlinie."

„Ja. Aber trotzdem hast du es getan und ihn getötet."

„Es wäre für mich verheerend gewesen, wenn es jemals herausgekommen wäre. Tatjana hatte es geahnt, doch konnte es nie beweisen."

„Ich verstehe dich ja, Sethos. Zumindest rede ich mir das ein, doch du wirst mir mit Arthur alles wegnehmen, was mich antreibt. Du kannst verstehen, das ich das nicht gutheiße."

„Natürlich nicht. Du liebst ihn; eigentlich mehr als das. Was ihr beide habt ist mehr als nur eine gewöhnliche Liebe. Aber ich bin als sein Ahnherr verpflichtet, das meine Vampire keinen Schaden anrichten, sonst wird das die Gilde erledigen. Doch ich möchte nicht, das er von einem der Elite Jägern hingerichtet wird, der emotionslos Befehle befolgt; deshalb werde ich das übernehmen. Das bin ich ihm schuldig."

Merlin drehte sich jetzt um. Er hatte Sethos schon immer sehr respektiert und bewundert, doch im Moment noch mehr als das. Sethos wollte verhindern, das er von einem der Jäger getötet wurde, die absolut keine Emotionen hatten und nur taten, was man ihnen befahl. Doch Sethos würde diese schwere Bürde auf sich nehmen und wenn ihm dabei sein totes Herz brach. Das stellte den Respekt, den er für den ägyptischen Vampir hatte in den Schatten und er empfand Hochachtung für den schönen Vampir.

„Du weißt, das ich ohne ihn nicht leben kann", sagte er jetzt „Trotz allem...Du weißt es. Ich habe es versucht, aber der Gedanke, das er hier draußen irgendwo war, beruhigte mich. Doch wenn er weg ist; wirklich weg...Ausgelöscht, dann habe ich nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt. Verstehst du das auch?"

Sethos nickte, doch er sagte.

„Obwohl du mit jemanden anderen vielleicht doch glücklich wirst. Du könntest es noch einmal versuchen. Vielleicht...Mit der Zeit..."

Merlin schüttelte den Kopf.

„Nein und das weißt du nur zu gut."

„Merlin..."

Er hob die Hand.

„Nein. Sag nichts. Du und ich wissen wie das endet, wenn Arthur dem Bösen verfällt."

Wieder nickte der Vampir, in seinen dunkelbraunen Augen das Leid, was er im Moment empfand. Merlin stellte sein leeres Glas auf den Tisch und drehte sich wieder zu Sethos um.

„Es war Schicksal, das Arthur und ich uns fanden. Ein dunkles Schicksal, voller Tragik, Schmerz und Leid. Wir sind aneinander gekettet; in guten und in schlechten Zeiten. Und wir können uns nicht befreien oder uns davon lösen. Sein Schicksal wird auch mein Schicksal sein; wie auch immer. Gute Nacht."

„Wo willst du hin?"

Merlin drehte sich wieder um

„In den Keller. Ich möchte ihn im Moment nicht begegnen und muss nachdenken."

Merlin ging hinaus und Sethos sah ihm mit einem schmerzlichen Ausdruck im Gesicht hinterher. Er hatte über viertausend Jahre gelebt, doch so etwas Bewegendes wie diese sonderbare Liebe zwischen diesen beiden hatte er noch nie gesehen. So viel Leid und so wenig Glück, was die beiden erlebt hatten und es riss einfach nicht ab. Er verstand Merlin und auch wieder nicht. Doch er wusste, das Arthurs Tod auch Merlins Schicksal besiedelte und niemand...Wirklich niemand konnte etwas daran ändern.

Er hoffte sehr, das er das nicht erleben musste. Er war ein Vampir und dementsprechend hart und konsequent, doch das Schicksal dieser beiden ging ihm mehr als unter die Haut. Sie berührte sein Herz, das trotz das es tot war, in seinem Leid aufschrie.



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Merlin saß mit einem düsteren Gesicht im Wagen, der alle an den Ort brachte, wo sie diese Hexe trafen. Wo Maria war und wo sich nun alles entscheiden würde. Der Hexer hatte den Spruch in dem Buch gefunden und er war nur anwendbar, wenn seine Magie frei war. Das war sie nun. Noch ein letztes Mal hatte er versucht, seine Freunde da herauszuhalten. Vergeblich. Alle saßen in dem kleinen Bus, allen voran Lance, der sich nie davon abgehalten gelassen hätte, mitzukommen und neben Merlin im vordersten Wagen saß.

Die letzten beiden Tage war Merlin Arthur aus dem Weg gegangen und obwohl der Vampir wusste, das Merlin wohlbehalten zurück war, ließ er sich nicht blicken. Merlin wusste nicht, ob er bei diesem Showdown dabei sein würde. Und wenn nicht, umso froher würde der Hexer sein. Obwohl der Zwischenfall im Garten sehr hässlich war, konnte Merlin ihn nicht aus seinen Gedanken sperren. Fast wünschte er sich; er könnte ihn hassen. Hassen für all die schlimmen Dinge, die Arthur ihm angetan hatte. Doch das genaue Gegenteil traf zu. Merlin liebte ihn...Immer noch und für ewig. Egal was er tat und egal wie er Merlin behandelte. Er liebte diesen schönen Vampir, der das reine Gift für ihn war.

Er machte sich keine Sorgen um sich, sondern um seine Freunde. Nicht einen Einzigen wollte er verlieren, doch sein Vater sagte, das dies passieren könnte. Kollateralschaden hatte er es genannt. All seine Bemühungen, sie außen vorzulassen, waren fehlgeschlagen und deshalb hatte Merlin einen Plan zurecht gelegt. Er schaute zur Seite und zu Lance, der schweigend neben ihm saß. In all den Tagen hatte er sich komplett zurückgezogen; nicht viel geredet. Und er hatte sich erstaunlicherweise sehr gut im Griff, obwohl es sich hier um Maria handelte. Merlin bezweifelte, das Arthur auch so reagiert hätte. Und Lance hatte vor ein paar Minuten eingewilligt, sich zurückzuhalten. Doch Merlin traute dem Frieden nicht. Vampire waren unberechenbar.

Er war immer noch in dieser düsteren Stimmung und das hatte sich nicht gebessert. Seit zwei Tagen wusste er nichts von Arthur und er sehnte sich nach ihm. Trotz allem! Trotz allem! Das war doch verrückt. Ihre Liebe war verrückt, düster und unheilvoll und noch mehr dunkle Wolken zogen auf. Er spürte das, als er in den nachtschwarzen Himmel sah. Sethos hatte angedeutet, das er sich in der Stadt hatte gehen lassen und Merlin wusste, was das bedeutete. Die dunkle Seite in ihm wurde stärker und er wusste nicht, ob diese Liebe sie auslöschen oder verbannen konnte. Sethos war still und irgendwie bedrückt; Merlin wusste...Die Zeit lief. Sie lief für Arthur langsam ab.

Der Gedanke, das diese Hexe gewinnen könnte und er auf der Strecke blieb, machte ihm seltsamerweise keine Angst. Merlin war müde des Kämpfens um diese Liebe, um Arthur und um sich selbst. Er konnte sich nicht von Arthur abwenden und auch nicht mit ihm ziehen. Beides war verhängnisvoll. Er müsste genauso werden wie Arthur und mit ihm durch die Welt ziehen, eine blutige Spur hinterlassend. Nein. Aber was blieb ihm dann? Zuzusehen, wie Sethos ihm das Einzige, was ihn wirklich am Leben hielt, wegnahm? Unmöglich.

„Wir sind da", sagte der Vampir, der den Wagen fuhr und riss Merlin aus seinen düsteren Gedanken.

Er sah aus dem Fenster. So wie das aussah, war es ein Abbaugebiet, das schon lange aufgegeben wurde. Nichts wie kahle Sandhügeln und Abgründe. Ein paar baufällige Häuser; eine wirklich trostlose Gegend. Sie waren über eine Stunde gefahren und hier war nichts außer Stille und trostloses Land. Und hier lauerte der Tod.

Merlin stieg aus und ging langsam über das Gelände. Seine Freunde hinter ihm; Dante nicht weit entfernt zu Merlin, der jetzt zu ihm rüber sah. Beide sahen sich an und alle Gefühle standen zwischen ihnen. Merlin wusste, das Dante ihn liebte; doch das war so hoffnungslos wie seine Liebe zu Arthur. Doch Merlin war sich sicher, das er alles tun würde, um ihn zu schützen, selbst unter dem Einsatz seines Lebens. Das durfte nicht geschehen. Er sah zum Himmel, als er ein Geräusch hörte. Arthur landete wie ein dunkler Schatten hinter ihm und schloss sich wortlos mit einem düsteren Gesicht an. Verdammt. Er war also doch gekommen. Merlin war eigentlich nicht überrascht, das er hier war. Nicht wirklich.

Und dann sah Merlin sie. Seine Tante, die verkommene Schwester seines Vaters. Sie stand einfach nur da und er glaubte ein böses Lächeln in ihrem Gesicht zu sehen. Unweit hinter ihr zwei ihrer Lakaien und sie hatten niemand anderes in ihrem Griff als Maria, die mit Schreck geweiteten Augen beobachtete, wie Merlin näher kam. Sie schien soweit in Ordnung zu sein. Merlin konnte sich denken, das sie Marias Magie gebannt hatte, damit sie wehrlos war. Doch der Bann würde vergehen, wenn diese Furie ihren letzten Atemzug nehmen würde.

Na dann!

In einem sicheren Abstand blieb Merlin stehen; die anderen auch. Ein starker Wind ging und wirbelte Merlins Haar durcheinander.

„Na endlich", sprach die Hexe jetzt „Ich war wirklich neugierig, ob du auch kommst und nicht den Schwanz einziehst wie dein Vater. Seine besten Freunde deckten seine Flucht und starben dafür grausam", sie musterte die Wesen hinter Merlin „Und mit Verstärkung...Natürlich. Freunde nehme ich mal an. Setzt du ihre Leben auch so leicht aufs Spiel wie Rodrigo? Wie der Vater so der Sohn."

„Hör auf zu quatschen und komm endlich zum Punkt", rief Merlin gegen den Wind.

„Okay", grinste sie und hob die Arme „Ich gehe mal davon aus, das du dich nicht einfach töten lässt? Vielleicht sollte ich mit deinen Freunden beginnen? Würde wirklich Spaß machen, so wie ich auch Spaß hatte, die Freunde deines Vaters zu töten, als sie sich opferten, um seine Flucht zu gewährleisten. Idioten!"

Merlin drehte sich um und schaute über seine Freunde, die kampfbereit da standen. Sethos hatte Lance am Arm, der nur Augen für Maria hatte und aussah, als würde er gleich losstürmen. Arthur hatte nur Merlin im Blick. Er stand so bewegungslos wie eine Statue da, doch der Schein trog. Er würde sich blitzschnell bewegen, wenn es sein musste. Selbst aus dieser Entfernung sah Merlin das tiefe Blau in seinen Augen und sein Herz seufzte. Er wandte sich wieder an den Feind.

„Nein. Ich fordere dich heraus. Hier und jetzt. Würde dir doch gefallen; so ein kleiner Kampf?"

Sie lachte; es klang schrill.

„Toll. Wirklich toll. Du sprengst all meine Erwartungen. Ein Kampf...Endlich. Bist du dir bewusst, das du deines Vaters Kampf austrägst, der so viele, so viele verdammte Jahrhunderte ausgestanden hatte? Ich habe ihn so lange gesucht, um ihn zu bekämpfen und nun tut es sein Sohn. Verdammter Bastard, hat er gut hinbekommen. Doch die Genugtuung, seinen Sohn getötet zu haben ist mehr als genug. Eigentlich besser, da ich seine Linie komplett auslösche."

„Ich sagte schon; ich bin nicht hier, um mit dir zu quatschen."

„Dann leg mal los, lieber Neffe. Ich werde erst etwas herumspielen, bevor ich zum alles vernichtenden Schlag aushole; deine Freunde mit inbegriffen."

Merlin sagte nichts. Seine Freunde würden sicher sein, dafür würde er sorgen. Sie wären nicht damit einverstanden, doch das war ihm egal. Niemand von ihnen würde heute sterben. Er hob die Arme gegen den Himmel und Blitze zuckten in seinen Händen, während er vor sich hin murmelte; seine Augen schwarz. Die Hexe beobachtete ihn, wartete ab, was er tun würde, um dann zu reagieren. Doch dann bückte Merlin sich und rammte die Faust in den Boden. Blitze zuckten über den Boden, verbanden sich. Ein heller Lichtschein entstand, der sich rasch ausbreitete und alle einhüllte, die bei Merlin standen. Wieder lachte die Hexe; jetzt durch eine hellblaue leuchtende Wand zu sehen, in der immer noch Blitze zuckten.

„Ein Schild? Ich dachte, du wolltest kämpfen und versteckst dich jetzt dahinter?"

„Merlin", schrie Sethos und sah um sich herum „Was tust du?"

Merlin antwortete nicht. Er hatte diesen Schutzzauber in seinem Buch gefunden und er war sehr stark. Er wollte einen Weg finden, seine Freunde zu retten und sein Buch zeigte ihm wie. Während er kämpfte, würden alle hinter diesem Schild sein und sie konnten ihn nicht verlassen; außer er, denn er hatte ihn geschaffen. Leise murmelnd und mit tiefschwarzen Augen trat er aus dem Schild, bevor Dante oder Arthur ihn aufhalten konnten, schleuderte zwei Blitze zu den beiden Männern, die Menschen waren. Wie vom Blitz getroffen, sprichwörtlich, brachen sie zusammen und Maria war frei. Doch nun holte die Hexe zum Gegenschlag aus, konnte sich jetzt nicht auf Maria konzentrieren, denn Merlin war nicht zu verachten; das wusste sie. Sie beschwor die Ahnen, damit sie bereit war, endgültig zuzuschlagen. Doch nichts geschah. Weder tauchten sie auf, noch bewegte sich Maria. Sie stand wie gelähmt da und beobachtete das Geschehen.Verwirrt schaute sich die Hexe um; Merlin grinste böse.

„Tja. War wohl nix mit Ahnen..."und er sprach das letzte Wort des Hexenspruchs „Exeratus quela Merlin."

Und dann waren sie da. Nebelhafte Erscheinungen, die sich im Halbkreis um Merlin bildeten. Schweigend mit emotionslosen Gesichter standen sie um ihn herum. Die Hexe machte einen überraschten Ausruf.

„Was...Was geht da vor?"

„Nun, ich kläre dich mal auf, bevor ich dich in die Hölle schicke. Alle, die du hier siehst, haben dir zu verdanken, das sie tot sind. Und nun; nun sehen sie dich auch, denn ich habe den Hexenspruch verwendet, den du so fürsorglich nicht angewendet hast, weil du genau weißt, das sie dich erkennen werden. Und dir jede Hilfe verweigert hätten. Doch nun wissen sie, wem sie da all die ganze Zeit geholfen haben und ich denke...", er sah sich um „Sie sind nicht begeistert."

„Du wirst den Preis zahlen. Sei vorsichtig. Diese toten habgierigen Geister werden dir deine Seele rauben, für ihre Macht. Bist du dir sicher, das du dich darauf einlassen willst?"

„Ja. Denn das ist es mir wert. Du würdest uns nie in Ruhe lassen, abgesehen davon, was du Maria angetan hast. Es wird hier ein Ende haben. Und es wird ein kurzer Kampf geben, denn sie werden mir ihre Macht geben. Und du kannst ohne sie nicht gewinnen. Sehe es als eine kleine Rache dafür, was du meinen Eltern angetan hast. Du sprichst von Habgier? Wer war schuld an dem Aufstand, der alle ausgelöscht hatte?"

„Ich war die bessere Wahl, was die Führung des Clans anging", schrie sie „Doch mich haben sie glatt übergangen."

Merlin lachte bitter und sah zu den Geistern.

„Ich glaube, sie sind lieber in den Tod gegangen, als dir zu gehorchen. Du wirst in der Hölle schmoren und es ist kein angenehmer Ort. Nun ja, vielleicht doch? Ich werde deine Eintrittskarte sein. Stirb endlich; das ist lange überfällig."

Jetzt machte sie einen leicht panischen Eindruck, als die Geister begannen, um Merlin herumzuwirbeln, während er anfing mächtige Zauber zu sprechen. Er fühlte diese unglaubliche Macht, die quasi in ihn hineinfloss und seine Hexenkraft um vielfaches verstärkte. Dieses Gefühl war berauschend und unheilvoll zugleich und es erinnerte ihn wieder an den Horror in Schottland. Damals hatte er auch diese Macht gespürt; diese alles verzehrende Macht, die so vernichtend sein konnte. Und damals den Tod besiegte, der Arthur in seinem Griff hatte. Seine Haare flatterten, obwohl es im Moment windstill war. Seine Freunde, inklusive Arthur versuchten durch den Schild zu kommen, doch vergebens. Die Hexe schüttelte den Kopf und trat zwei Schritte zurück, als sich die schwarze, mächtige Magie in den Händen von Merlin aufbaute und er schließlich die Arme in einer schnellen Bewegung nach vorne streckte. Die dunkle, böse Magie schoss auf die Hexe zu, die einen Schild hexte; mit ihrer Macht, die jetzt nicht sehr stark war gegenüber Merlin.

Wie ein Parasit hing die schwarze Magie in Form von dunklem Nebel an dem Schild und fraß sich langsam durch. Die Hexe schrie und verstärkte den Schild. Doch es half alles nichts. Als die dunkle wirbelnde Masse im Zentrum war, sah man nichts mehr. Doch das Schreien der Hexe war fürchterlich; beschrieb ihre Panik des Todes; ihr Schild brach zusammen und langsam löste sich die schwarze Masse auf. Das Schreien war verstummt, sowie nun auch der Schild hinter Merlin zusammenfiel, der seine Freunde beschützt und verhindert hatte, das sie eingreifen konnten. Doch noch immer hörte er das Geflüster der Geister, die noch um ihn herumtanzten, doch langsamer wurden.

Merlin stand unbeweglich dort und starrte auf den Rest, das einmal eine Hexe war. Er hatte sich so ziemlich alle Szenarios ausgedacht, doch das es jetzt so schnell vorbei war, hätte er nie gedacht. Und er verstand jetzt seinen Vater, der diese Magie in ihm weggesperrt hatte. Sie war mehr als gefährlich und verführerisch zugleich. Dieses schwarze Nichts, das auf dem Boden lag, zeugte von der Macht und der Gewissheit, das er ein weiteres Stück seiner Seele verloren hatte. Was soll es? Die Hexe war tot und er hatte seinen Vater gerächt. Für das, was sie seinen Eltern vor Äonen angetan hatte. Sethos ging darauf zu und blieb davor stehen; Merlin folgte ihm und alle anderen auch.

„Das richtet diese Magie an?", fragte Sethos Merlin, als der wortlos neben ihn trat.

Auf dem Boden lag etwas Schwarzes, Ausgelaugtes, das mal einem menschlichen Körper ähnelte und der Kontrast zu dem Blut, das auf der schwarzen Masse verteilt war; spiegelte wieder, welchen furchtbaren Tod sie hatte.

„Ja. Ich habe nie gesagt, das es gute Magie ist", antwortete er monoton „Sie kann für Gutes eingesetzt werden, aber trotz allem ist es rabenschwarze Magie."

„Und das ist jetzt frei in dir?", fragte Sethos weiter, fassungslos über diese Magie, obwohl er ein Vampir war und der Tod nichts Unbekanntes war. Merlin sah ihn an und lächelte leicht. Es wirkte sarkastisch, fand Sethos.

„Es sieht wohl so aus, als wäre Arthur nicht allein, was die potenzielle Gefahr angeht. Vielleicht solltest du mich auch beseitigen. Oder?"

Sethos schaute ihn fassungslos an, nicht in der Lage darauf zu antworten. Merlin schaute sich um und zu seinen Freunden. Alle lebten, inklusive ihm. Maria lag in den Armen von Lance und weinte, während sie sich andauernd küssten. Mehr aus Freude und Erleichterung, als alles andere. Sie hatte sich Sorgen um ihren Gefährten gemacht und auch Merlin, denn sie wusste, das beide handeln würden. Merlin lächelte wehmütig und sah sich suchend um. Arthur stand immer noch dort, wo er zuvor stand. Der Wind hatte wieder aufgefrischt und sein langer Mantel wehte hinter ihm im Wind.

Ein Engel des Todes, schoss Merlin durch den Kopf...Und ich bin es auch. Eigentlich passen wir gut zueinander.

Lange sahen sie sich nur an und Merlin ging schließlich auf ihn zu. Doch blieb stehen, als er eine Bewegung bemerkte. Die Geister standen immer noch da und sahen ihn schweigend an. Ihre nebelhaften Gestalten pulsierten mal etwas stärker und schwächer. Doch zwei von ihnen lösten sich und kamen auf ihn zu geschwebt. Ihre Erscheinung wurde etwas klarer und er erkannte seine Eltern, als sie vor ihm standen. Sein Vater lächelte und nickte ihm zu, doch seine Mutter hob ihre Hand und fuhr ihm sanft über die Wange. Es fühlte sich an, als berührte ihn der Wind. In ihren Augen Stolz und auch Traurigkeit, als sie langsam verblassten. So wie alle anderen und dann waren sie verschwunden. Zurück in die Geisterwelt, wo sie alle hingehörten.

Merlin hob die Hand und griff nach ihnen, doch er griff ins Leere. Sie waren fort...Alle und er bemerkte nicht die Tränen, die an seinen Wangen hinabliefen, bis er sie sich abwischte und zu Arthur sah.

Doch der Vampir war weg und wieder hatte Merlin das Gefühl, das er sich ein Stück von ihm entfernt hatte. Er schaute deprimiert auf den Boden, bemerkte nur am Rande, wie seine Freunde ihm auf die Schulter klopften und ihm Glückwünsche und Lob gaben.

Als ob er stolz darauf war.

„Scheiße", zischte er leise und ging langsam zurück zu dem Wagen.

Sethos sah ihm in Gedanken nach. Sorge stand in seinem Gesicht. Merlin war jetzt mächtiger als jemals zuvor. Ausgestattet mit einer unheilvollen, tödlichen Magie, die sogar manche Grausamkeit eines Vampirs in den Schatten stellte. Er wollte sich nicht ausmalen, was geschah wenn er mal die Beherrschung verlor, was vielleicht bald geschah. Wenn er zusehen müsste, wie sie ihm das nahmen, was sein Herz schlagen ließ. Arthur.

Zumal Merlin in einer wirklich gefährlichen Stimmung war. Düster und böse sarkastisch, so würde es der ägyptische Vampir beschreiben. Und das lag an der momentane Situation, was ihn und Arthur anging. Und an dem Wissen, was Arthur passieren würde, wenn er völlig ausrastete.

Und obwohl Sethos ein alter, sehr mächtiger Vampir war, hatte er Angst. Etwas, was er schon lange, verdammt lange nicht gespürt hatte und es fühlte sich seltsam an; fremd.

Angst, was Merlin tun würde, wenn er Arthur endgültig und für immer verloren hatte.

Diese Liebe war nicht normal. Nichts an den beiden war irgendwie normal. Es war eine Liebe, fast Besessenheit, die man mit rationalen Argumenten nicht erklären konnte.

Eine übernatürliche Liebe, so wie beide es selbst waren.


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Während alle zu Hause glücklich und zufrieden zusammen standen, froh darüber das es so gut verlaufen war und die Gefahr vorüber, schenkte ein überglücklicher Lance allen nach. Maria hatte mit Merlin geredet und wusste noch nicht, was sich da schon wieder zusammenbraute. Merlin sagte auch nichts, denn sie war zu glücklich, um ihr das wieder zu nehmen. Lance schien der gleichen Meinung zu sein und schwieg über Merlins Probleme. Zumindest würden alle anderen morgen nach Hause zurückfliegen. Nur Dante sagte, das er noch in Paris blieb. Natürlich nicht wegen der Stadt an sich; das wussten alle.

Arthur war nicht unter den Leuten, die etwas feierten. Merlin, nicht sehr gesprächig, lächelte gezwungen und setzte sich dann ab, indem er in den Garten ging. Ihm war nicht nach feiern. Er hatte Maria gerettet und er hatte dafür getötet. Er fand, das war kein Grund zum Feiern, trotz allem. Und er litt. Arthur war weg und er wusste nicht, wo er war. Das er ihm schon längst verziehen hatte, wusste er schon etwas länger. Schon wieder. Und er würde ihm immer verzeihen, dessen war er sich sicher. Er war ein Idiot, doch das war ihm völlig egal. Arthur war der Inbegriff seines Lebens, egal was er tat und gegen alle Vernunft. Er war verloren.

Dort in einer Nische setzte er sich auf die bequeme Bank, die etwas abgeschieden und versteckt in dem großen Garten war. Er beugte sich vor und starrte auf den Boden. Wie ging es jetzt weiter; er hatte keinen Plan. Was Magie anging, wusste er immer was zu tun war, doch es sah anders aus, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen ging. Er lachte leise sarkastisch auf.

Zwischenmenschliche Beziehungen...Das traf weder auf ihn, noch auf Arthur zu. Sie waren keine mehr. Er hob nicht den Kopf, als er spürte, das jemand neben ihn trat und wusste, das es Arthur war. Er wusste es einfach.

„Du scheinst nicht sehr glücklich zu sein", sagte dieser jetzt. Wieder lachte Merlin leise und hob jetzt den Kopf, sah ihn an.

„Warum sollte ich? Das ich grausam getötet habe und auch noch jemand, der aus meiner Familie kam? Ich kann ja nicht gerade sagen, das ich eine große, zahlreiche Familie habe. Und die wenigen, die bleiben, töte ich auch noch. Das ist wahrlich kein Grund zum Feiern."

„Sie hatte es verdient. Das weißt du."

Merlin schnaufte.

„Ich frage mich ernsthaft, ob wir ein Recht darauf haben, zu entscheiden wer leben und sterben muss. Denkst du nicht auch, das es vermessen ist, darüber zu entscheiden? Nur weil wir über allem stehen, da wir keine Menschen sind?"

„Ist das moralisch gemeint?"

„Nein. Vampire haben Probleme mit Moral. Es wäre sinnlos, an deine Moral zu appellieren. Du hast keine. Manchmal denke ich, das es für dich wesentlich einfacher ist. Keine Reue, kein Gewissen. Fast beneidenswert."

„Du scheinst in einer wirklich miesen Stimmung zu sein", sagte Arthur, der immer noch neben ihm stand „Nicht so wie die da drin, die einen Sieg feiern, an dem sie nicht beteiligt waren. Idioten!"

„Warum auch? Ich musste kämpfen und töten. Dazu kommt, das mein Gefährte dem Bösen zuspricht und sich nicht unter Kontrolle hat. Das wäre ein Grund sich zu betrinken, doch morgen wäre das Ausmaß der ganzen Scheiße umso größer. Also lass ich das lieber."

Arthur setzte sich neben ihn und sah über den Garten, als er sagte.

„Ich wollte mich entschuldigen. Aber wenn ich darüber nachdenke, erscheint es mir, als wäre es nicht genug. Es wäre nur einer der Floskeln, die man so daher sagt."

Merlin sah ihn an. Gott, wie schön Arthur doch war. Alles an ihm war perfekt und das Mondlicht schien auf ihn, machte seine Züge noch perfekter. Und wieder wusste Merlin in seinem Inneren, das Arthur Alles und Nichts in seinem Leben war.

„Tut es dir denn leid?"

Arthurs Kopf zuckte zu ihm herum.

„Natürlich. Was für eine Frage. Ich...Ich hoffe, das du mir das verzeihen kannst, aber der springende Punkt ist, das ich mir selbst nicht verzeihen kann. Es ist...Unaussprechlich, was ich dir angetan habe und ich habe keine logischen Argumente, damit ich das rechtfertigen kann. Nicht mal vor mir selbst. Ich liebe dich, Merlin. Wenn du mir nichts glaubst, doch das ist wahr. So wahr wie jeden Morgen die Sonne aufgeht. Ich würde dich niemals verletzen und doch habe ich es getan."

„Warum?"

Er schüttelte den Kopf und erwiderte leise.

„Ich weiß es nicht. Ich war so zornig und...Grausam. Es ist, als würde etwas in mir stark werden und ich kann nicht mehr rational denken; handle nur noch und mit bösen Absichten. Und auf eine gewisse Weise fühle ich mich dabei wohl, doch dränge das zurück, obwohl ein Teil von mir das nicht will. Es fühlt sich...vertraut an."

„Arthur..."

„Nein. Ich bin nicht wie er", fiel er Merlin ins Wort „Ich...Ich will nicht so sein und doch gibt es diese Grausamkeit in mir, die mich beherrscht. Als hätte sich ein Teil von ihm in mich hinein gebrannt. Ich hasse ihn und doch gibt es tief in mir etwas, das ihn faszinierend findet. Ich...Ich habe mich in der Stadt gehen lassen und es endete nicht gut."

„Ich weiß."

„Doch ich habe dich nicht betrogen."

„Ich weiß."

Merlin wusste, das diejenigen die seinen Weg kreuzten, nicht mehr lebten. Was genau er getan hatte, wusste er nicht; Sethos hatte es nur angedeutet. Sie schwiegen einen Moment, bis Arthur fragte.

„Wie geht es weiter? Wirst du mich wieder verlassen?"

Merlin schüttelte den Kopf.

„Nein. Das hatten wir schon mal und es hat nicht funktioniert. Denn wo ich auch immer hingehe, Arthur...Du gehst mit mir; hier...", sagte Merlin und griff sich an sein Herz „Und du würdest mir immer folgen. Wir sind aneinander gebunden...Für immer und in allen Situationen. Wenn ich nichts begriffen habe; das weiß ich."

„Ja. Ich fühle genauso", sagte Arthur „Wir sind verflucht, doch ich weiß nicht warum. Es liegt wohl an mir."

„Was wirst du tun?", fragte Merlin.

„Nichts. Alle sind ziemlich angepisst, was mich angeht. Ich werde wohl darauf hoffen, das mein Gefährte mir verzeiht. Alles andere würde keinen Sinn ergeben."

Merlin nahm Luft.

„Du weißt, das du nah an der Grenze bist? Das du so nicht weitermachen kannst, ohne die Konsequenzen zu fürchten. Weißt du das?"

Der blonde Vampir lehnte sich zurück.

„Was mich angeht...Ja. Ich weiß, das Sethos mich ins Visier genommen hat. Er ist mein Ahnherr und für mich verantwortlich und er muss danach handeln. Das Gesetz der Vampire. Wenn einer aus der Reihe tanzt, wird er beseitigt und es nützt nichts, davor davonzulaufen. Wenn Noel recht hat und ich wie Alexej so bösartig werde, muss er mich töten. Ich weiß das und er auch", Arthur lachte bitter „Das Vermächtnis, das er mir hinterlassen hatte. Und ich war mir sicher, das ich ihm entkommen bin, doch weit gefehlt. Er hat mich immer noch in seinem Griff. Verdammt soll er in der Hölle sein. Dieser verfluchte Bastard."

„Weißt du, Arthur", sagte Merlin „ Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, weil du ihn so verachtest und weil ich keine alten Wunden aufreißen wollte."

„Verachten? Ich hasse ihn. Ich hasse ihn dafür, das er mich doch letztendlich gebrochen hat."

„Nur wenn du es zulässt, Arthur. Lass nicht zu, das er doch zu seinem Ziel kommt."

Arthur sagte nichts und starrte zu Boden, doch dann hob er den Blick zu Merlin.

„Was wolltest du mir nicht sagen?"

„Das ich Alexej in der Geisterwelt getroffen habe. Ich kam auf der dunklen Seite heraus und er hatte mich schon erwischt, doch mein Vater half mir. Er sagte mir, das er sehnsüchtig darauf wartet, bis du zu ihm kommst. Selbst in der Hölle hat er eine Folterkammer. Ich konnte es nicht glauben, aber anscheinend macht er dort weiter, wo er hier aufgehört hatte. Nur das seine Opfer nun Gesellen sind, die sich auch einen Aufenthalt dort verdient haben. Doch er wollte wissen, wo du bist und ob du seine Arbeit weitermachst. Und das er auf dich wartet."

Arthur schnaubte verächtlich.

„Vielleicht braucht er nicht mehr lange zu warten."

„Arthur...Das ist nicht lustig."

Arthur sah ihn an.

„Nein. Aber ich weiß nicht, ob ich diese Grausamkeit in den Griff bekomme", er seufzte „Sie ist so stark in mir und lauert auf jeden Moment, um auszubrechen. Manchmal gebe ich einfach nach, so wie im Garten. Weil ich oft nicht mehr die Kraft habe, sie zurückzudrängen. Ich glaube, ich bin verloren. Doch bevor ich dir wirklich etwas Schlimmes antue, gib ich dich lieber frei. Ich liebe dich genug...Um dich gehen zu lassen. Ich möchte dich nicht mit in den Abgrund ziehen; ich habe lange darüber nachgedacht. Geh, Merlin. Finde das Glück, das ich dir nicht geben kann. Ich bin verloren und werde bald nicht mehr hier sein."

Merlin sah ihn völlig verstört an. Was sagte Arthur da gerade? Er wollte ihn freigeben? Nein! Merlin würde das nicht akzeptieren. Nicht das er es nicht könnte; er wollte nicht. Er hatte schon lange mit der Tatsache abgeschlossen, das er ohne Arthur nicht sein konnte. Und er wusste auch, das Arthur es auch nicht konnte. Und doch wollte Arthur ihn freigeben, um ihn nicht mit in den Abgrund zu ziehen. Das war für Merlin keine Option und nicht akzeptabel. Wenn Arthur fiel...Würde er mit ihm fallen.

„Was soll das, Arthur? Du und ich wissen, das wir das nicht können. Und ich will das auch nicht."

Arthur sah ihn an.

„Dann werde ich mich dazu zwingen, dich in Ruhe zu lassen, bevor ich dich..."

„Was hat dir dieser Scheißkerl angetan", fragte Merlin aufgebracht „Du hast nie darüber geredet. Was hat er getan, was so tiefe Kerben in dir hinterlassen hatte, die einfach nicht heilen wollen?"

„Das weißt du. Du warst doch dabei."

„Nicht, was außerhalb seiner Kammer geschah", antwortete Merlin „Da gab es noch mehr. Stimmt doch...Ja?" Arthur sah ihn an, einen Moment zögerte er, doch dann sagte er leise.

„Ja. Unaussprechliche Dinge. Grausam und so abartig wie das ganze Wesen von ihm war. Ich möchte nicht ins Detail gehen, ich sage nur, so sehr ich mich am Anfang dagegen sträubte, was er von mir verlangte, umso mehr gefiel es mir mit der Zeit", sagte der Vampir leise „Dieser Rausch...Dieses Gefühl alles zu tun, was ich mochte, war überwältigend. Wenn ich mich auch am Anfang angewidert von mir selbst nicht in den Spiegel schauen konnte, umso mehr genoss ich es später, wenn mein Meister mir amüsiert dabei zusah, was ich anrichtete und mich lobte. Es war...Ekelhaft und faszinierend zugleich. Und nun fühle ich das Gleiche, wenn ich...Nur das er diesmal nicht dabei ist."

„Arthur..."

Er schüttelte den Kopf.

„Ich bin verdorben...Bis ins Mark verdorben. So etwas hast du nicht verdient."

„Nein. Das stimmt nicht", dementierte Merlin „Du kannst lieben. Das ist etwas Positives und etwas was Alexej nie konnte."

Merlin bemerkte, das Arthur es vermied, seinen Namen auszusprechen. Er bezeichnete ihn immer nur mit „Ihm" oder „Er". Arthur schnaubte wieder abfällig.

„Und was bringt es mir? Nur das mein Gefährte leidet und ich ihn verletze. Und ich will dich nicht verletzen...Nie. Und doch tue ich es. Es ist besser, wenn du gehst; ich werde wohl nicht mehr lange hier sein."

Merlin legte eine Hand auf seinen Arm und sprach auf ihn ein. Etwas war eingetreten, von dem Merlin nie geahnt hatte, das es mal passieren würde. Arthur wollte ihn freigeben; um ihn zu schützen. Doch Merlin würde nicht gehen. Auf keinen Fall.

„Du gibst auf? Du? Du hast noch nie aufgegeben. Wo ist der arrogante Vampir, der eher sterben würde, als aufzugeben? Das kannst du nicht tun, Arthur. Bitte...Tu das nicht. Wenn du mich wegschickst, werde ich nicht gehen. Das kannst du nicht von mir verlangen."

Arthur öffnete den Mund, um zu antworten, als es raschelte und beide sahen in die Richtung. Dante kam heran und stutzte, als er Arthur neben Merlin sitzen sah, machte ihn sofort an.

„Was willst du hier? Hast du ihm nicht schon genug angetan? Oder willst du fortsetzen, was du im Garten angefangen hast? Verschwinde und lass ihn in Ruhe. Du bist das Allerletzte."

„Dante...", sagte Merlin.

„Nein", sagte Dante bestimmt und wischte mit seiner Hand durch die Luft „Nimm ihn nicht in Schutz. Das Arschloch soll dich endlich gehen lassen. Er hat dir genug angetan. Es reicht."

Jetzt sprach Arthur, mit einem Gesicht wie gemeißelt; seine Augen kalt wie Stahl.

„Damit du deine Chance bekommst? Du wirst Merlin nie haben und du hast ihn nie gehabt. Selbst als du mit ihm gefickt hast, war Merlin in Gedanken nur bei mir.", zischte Arthur „Ich hab die Schnauze voll von deinem Scheiß. Troll dich, Töle und lass uns endlich zufrieden. Du weißt einfach nicht, wann du verloren hast."

„Du verdammter Hund", schrie Dante und ballte die Fäuste.

Arthur lächelte böse. Eigentlich war er nicht auf eine Konfrontation mit dem Wolf aus gewesen. Er nervte ihn nur fürchterlich, wenn er wie eine läufige Hündin um Merlin herum schlich. Doch genug war genug. Er mischte sich jetzt in Dinge ein, die wirklich nur ihn und Merlin etwas angingen. Arthur war sich sehr bewusst, das er auf die Chance lauerte, ihn auszubooten, um Merlin haben zu können. Nun, in der momentanen Situation war das gut möglich, denn wenn Sethos oder die Gilde ihn auslöschte, wäre der Weg frei. Selbst diese Geduld konnte der verfluchte Wolf nicht aufbringen; er wollte es über Biegen und Brechen. Allein der Gedanke, das Merlin nach seinem Tod mit dieser Töle zusammen kam, ließ ihn wütend werden. Denn in Arthurs Augen war er es so wenig wert, wie er selbst, mit Merlin zusammen zu sein.

„Ich denke, das bist eher du. Du bist hier der Hund, der nicht gut erzogen wurde. Oder?"

Bevor Merlin etwas sagen konnte, stürzte sich Dante mit einem Wutgebrüll auf ihn. Diese Wut, als er sah wie Arthur Merlin verletzte, hatte sich aufgestaut und entlud sich jetzt. Doch Arthur saß schon nicht mehr dort, sondern stand hinter ihm und schleuderte Dante weg. Noch in der Luft verwandelte sich Dante und stand ihm als großer Wolf gegenüber; die Zähne gebleckt und knurrte bedrohlich.

„Also gut", sagte Arthur „Tragen wir es aus. Jetzt und endgültig."

„Arthur..."

„Nein, Merlin. Das ist längst überfällig. Na los, Töle...Zeig mal, was du kannst."

Dante griff an und es entstand ein heftiger Kampf. Merlin war aufgesprungen und verfolgte das Kampfgeschehen, aber griff nicht ein. Vielleicht war es besser, das die beiden das endlich austrugen. Danach wäre das Thema endlich vom Tisch; hoffte er mal.

Arthur war schnell, doch Dante auch. Der Wolf war flink und gelenkig, erwischte Arthur am Arm und schlug seine Zähne in ihn. Der Vampir stürzte und der Wolf bedrohlich über ihm und ziemlich nah an seiner Kehle.

„Arthur...", schrie Merlin und hob die Hände.

Doch der Vampir schaute mit seinen grünen Augen und den ausgefahrenen Fängen kurz zu ihm und Merlin ließ seine Hände wieder sinken. Sie verstanden sich wieder ohne Worte; Arthur wollte keine Hilfe. Der Kampf lockte die anderen an, doch Merlin signalisierte, das niemand eingreifen sollte. Der schwarze Wolf schnappte nach seiner Kehle, doch Arthur hielt ihn auf Abstand, schlug zu, das man Knochen krachen hörte.

Der Vampir befreite sich und sprang auf, während er dem Wolf in die Flanken trat, der aufheulte und wieder angriff. Arthur wurde stärker und er fühlte, wie das Böse wieder seine Chance ergriff und an die Oberfläche trat. Er packte den Wolf und schleuderte ihn auf den Boden, sprang auf ihn und schlug auf ihn ein, griff mit beiden Händen an sein Maul und zog die Kiefer unweigerlich auseinander. Der Wolf knurrte und heulte auf, als er spürte, das er nicht mehr weg kam. Doch Arthur hörte nicht auf und würde ihn töten.

„Arthur...", schrie Merlin jetzt „Nicht. Hör auf."

Doch der Vampir reagierte nicht. Merlin sprang vor und hörte noch Sethos rufen.

„Bleib weg von ihm, Merlin."

Doch Merlin packte ihn an den Schultern und zerrte an ihm.

„Arthur...Bitte, hör auf...Bitte. Arthur...Hör auf! Tu es für mich."

Und jetzt reagierte der Vampir. Sein Kopf schnellte herum und der Hexer sah in das Grün seiner Augen, sah das Blut von den Fängen tropfen, da Arthur Dante gebissen hatte. Er sah furchterregend aus, doch nicht für Merlin.

„Bitte", sagte er wieder leise „Für mich."

Arthur zögerte einen Moment, doch dann ließ er den halb bewusstlosen Wolf los und stand auf. Alle hielten Abstand, sahen Arthur nur fassungslos an, außer Lance kniete sich neben Dante und schaute nach ihm. Sethos allerdings kam auf Arthur zu, der sofort bedrohlich Sethos anknurrte und Merlin dichter an sich heran zog. Der ägyptische Vampir blieb stehen und sagte, während er beruhigend die Hände hob.

„Arthur...Lass Merlin los. Bitte...Lass ihn los", sagte er ruhig „Du willst ihn doch nicht verletzen?"

Arthur schaute Merlin an. Beide sahen sich einen Moment an und Merlin musterte sein transformiertes Gesicht, doch er fühlte weder Angst noch Abscheu. Nein. Sonderbarerweise fühlte er sich sicher in Arthurs Armen. Verrückt. Denn im Moment war er eine Bestie, die ihren Besitz beschützte.

Ohne ein Wort erhob sich Arthur in die Luft und nahm Merlin mit sich. Die Versammlung im Garten sah ihnen fassungslos nach, als Arthur höher stieg und Merlin nicht den Blick von ihm lassen konnte. Von dem Mann, den er liebte.

Und mit dem er leben wollte oder untergehen würde. Wenn er nichts wusste und gegen alle Vernunft...

War das sicher.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt