Dunkles Schicksal Kapitel 78

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Dunkles Schicksal


Kapitel 78




Merlin verließ mit Dante das Cafe und sie blieben einen Moment draußen etwas weiter stehen. Merlin atmete durch; es war nicht leicht, Arthur zu sehen und ihm gegenüber zu sitzen. Er hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um ihn zu berühren. Und wie sehr wollte er ihm über sie Wange streicheln, sich darin verlieren. Sein Herz schrie, das er es tun sollte, doch sein Verstand argumentierte klar und logisch, indem er ihm sagte, das er wieder verletzt wurde und Arthur ihm alles sagen würde, um ihn zurückzubekommen. Und sein Verstand siegte über sein jammerndes Herz. Eigentlich sollte er stolz auf sich sein, der Liebe seines unsterblichen Lebens widerstanden zu haben, doch er fühlte eher eine Leere in sich.

Dante riss ihn aus seinen Gedanken. Ihm war nicht entgangen, das Merlin das mitgenommen hatte. Was war nur an dem verfluchten Vampir, das Merlin ihn nicht loslassen konnte?

„Alles in Ordnung, Merlin?"

Merlin nickte, während er die Straße entlang sah.

„Ja, doch es war nicht leicht. Doch er wird uns in Ruhe lassen und dich auch...hoffentlich. Er hat es mir versprochen, obwohl ich wie du weißt, nicht viel auf seine Versprechen gebe."

„Wir werden sehen", antworte Dante und strich ihm zärtlich über die Wange „Du bist sehr stark."

„Ja", sagte Merlin, doch es klang nicht stolz.

Dante küsste ihn kurz und nahm seine Hand, er lächelte.

„Na, was für einen Film sehen wir uns an?"

„Irgendetwas, bloß keine tragische Liebesgeschichte. Das habe ich live."

Dante lachte, dann gingen sie Hand in Hand weiter. Arthur stand vor dem Cafe und hatte sie beobachtet. Obwohl Dante ihn spürte, ignorierte er ihn. Er sah nicht den traurigen Blick in Arthurs Augen, gepaart mit Zorn, den Wolf hier und jetzt zu töten. Es tat so weh, wie zärtlich er Merlin berührte und wie sie Hand in Hand davongingen. Arthur erinnerte sich an die wenigen Momente, in denen er Hand in Hand mit Merlin über das Land der Hazienda spazierten. Wie lange war das her? Arthur kam es so vor, als wäre es in einem anderen Leben gewesen. War es auch, technisch gesehen. Vor fast zweihundert Jahren, also zwei Menschenleben weiter. Er sah zum Himmel, der voller Regenwolken hing, schlug seine Jacke hoch und ging in der anderen Richtung davon.

Noch jemand hatte das Pärchen und Arthur beobachtet. Lian war in der Stadt unterwegs und kam gerade von einem Essen mit seinem Vater, der in London ist. Er hatte Lian gebeten, das er mit in die Einrichtung kommt. Lian war seine rechte Hand, so wie Merlin schon vermutete und er war gerne anwesend, wenn sie die Kreaturen untersuchten. Auch das er es genoss, wenn andere leiden, auch darin lag Merlin nicht falsch, als er dem Hexer die volle Dosis dieses Mittels gegeben hatte, erfreute er sich an der Pein von ihm. Und der Gedanke, das er zwei Tage eine schmerzende Erektion hatte, fand er lustig und erregend.

Doch nun schaute er etwas verdeckt geschockt zu dem Pärchen, doch nicht lange und seine Gesichtszüge wurden zornig, als er leise murmelte.

„Das ist also der Ausflug nach Essex. Was? Du verdammter Dreckskerl betrügst mich vor meinen Augen. Das wird dir leid tun."

Er sah zu Arthur, der dort stand und die beiden nicht aus den Augen ließ.

„Den kenn ich doch", zischte er leise „Das ist doch der bleiche Typ aus dem Club."

Lian wechselte den Blick von Merlin zu Dante und zu Arthur. Sein Vater hatte diese ganze Sache von langer Hand geplant und ihm schon sehr früh beigebracht, auf welche äußerlichen Merkmale er zu achten hatte, um nicht das Opfer einer dieser abscheulichen Kreaturen zu werden.

Dante war groß und muskulös. Nicht dick, die Muskeln an der richtigen Stelle. Und er hatte langes, schwarzes Haar, das er offen trug und überragte Merlin etwas. Lian ging die Merkmale durch und nickte grimmig.

„Wenn ich mich nicht täusche, ist der Kerl einer der Kreaturen, die sich in ein Tier verwandeln können", stellte er leise fest und sah zu Arthur, der jetzt anmutig von dannen ging.

„Du bist nicht drogenabhängig, Freundchen", sagte er leise zu sich selbst, als er Arthur nachsah „Du bist einer der verdammten Blutsauger."

Lian sah Merlin nach, der Hand in Hand mit Dante davon schlenderte.

„Und was bist du, Merlin? Kein Vampir, mit Sicherheit und auch kein Wolf. Zuwenig Muskeln. Also...was bleibt dann noch?"

Er nahm sein Telefon und wählte die Nummer seines Vaters, der gleich antwortete. Er erzählte knapp von seiner Erkenntnis und fragte.

„Was könnte er sein, Vater? Er ist kein Mensch. Vampire töten Menschen, aber sie hegen keine Freundschaften."

„Das ist richtig. Er könnte ein Gestaltwandler sein oder noch schlimmer...ein Hexer. Diese Kreaturen respektieren keine Menschen, aber sich untereinander schon. Du bist ihm auf den Leim gegangen und wir müssen handeln."

Lian nickte grimmig. Nicht das er ihn betrog, was ihn sehr wütend machte. Der Kerl war einer der Kreaturen.

„Ja, es wird ihm noch leid tun, mich verarscht zu haben. Was schwebt dir vor, Vater?"

„Wir kassieren ihn ein. Wir können uns es nicht leisten, das er vielleicht einen Verdacht hat, auch wenn du nichts gesagt hast. Doch wenn sie sich zu dritt treffen, ist das wahrscheinlich eine Verschwörung. Ich werde die Jäger auf ihn ansetzen."

„Und die anderen beiden?"

„Lass sie. Wir sind vollkommen überfüllt und haben keinen Platz mehr. Für ihn schon, aber ich denke, wenn er spurlos verschwindet, werden die anderen aufhören und es wird sich im Sande verlaufen."

„Aber er hat mit ihnen gesprochen."

„Wenn, dann nur Vermutungen. Wenn er weg ist, haben sie nichts mehr. Ich sagte dir, das du vorsichtig sein sollst, aber anscheinend denkst du nur mit deinem Schwanz. Ich sagte dir das schon hundert Male. Es ist besser, du kommst mit mir, dann habe ich dich unter Kontrolle. Kein Herumhuren mehr. Verstanden, du Idiot."

Es klang zornig und vorwurfsvoll.

„Ja, Vater." Er hörte seinen Vater Luft holen.

„Aber es ist gut, das du angerufen hast; ich werde mich darum kümmern. Wann siehst du ihn wieder?"

„Übermorgen."

„Lass dir nichts anmerken; er kann dich töten. Vereine ein Treffen in deiner Wohnung am nächsten Abend. Tolles Abendessen oder sonst was, dir fällt schon etwas ein. Und fick ihn nicht wieder. Hast du gehört, Lian? Du lässt deinen Schwanz jetzt in der Hose oder ich schneid dir die Eier ab. Das ist jetzt meine Angelegenheit. Wir sehen uns."

Lian nickte und steckte sein Handy weg, nachdem sein Vater aufgelegt hatte. Er schlug wütend mit der Faust auf die Mauer des Hauses. Er hasste es, wie sein Vater ihn behandelte, als wäre er ein kleines Kind. Scheiße, Lian dachte wirklich, er hatte einen Partner für seine perversen Spiele gefunden. Nicht das er das nicht zum ersten Mal tat, doch die anderen kamen nicht mehr nach drei, vier Nächten. Lian ließ es immer langsam an, aber kam schnell zu seinen sadistischen, perversen Spielen. Die Nummer mit dem Aufputschmittel hatte er nicht das erste Mal getan, so wenig wie seine Spielsachen zu benutzen. Er ergötzte sich daran, wenn sie eine schmerzhafte Erektion hatten und half ihnen mit voller Absicht nicht, das loszuwerden, genauso wie er vielen verbot, zu kommen. Er liebte es, sie zu stimulieren und kurz davor aufzuhören. Das hatte er eigentlich das nächste Mal mit Merlin vor, doch nun hatte sich das Blatt gewendet. Oh, er würde das büßen, ihn zum Narren gehalten zu haben.

Lian hasste seinen Vater, der ihm sein ganzes Leben vorschrieb, seit er geboren wurde. Diese Erniedrigungen, die er ihm bescherte und der Spott; ihn spüren ließ, das er nicht der Sohn war, den er wollte. Doch er kam nicht von ihm weg; sein Vater herrschte über ihn wie über die Kreaturen in der Einrichtung.

Er wollte die absolute Macht, also suchte er sich Ausgleich im Bett und Merlin hatte sich gut angelassen. Er hatte gekuscht und sich unterworfen. Lian hatte noch so viel mit ihm vor, ihn zu kontrollieren und wenn er brav wäre, dürfte er auch mal kommen. Er hatte keine Zeit gehabt, sein volles Potential auszuschöpfen, denn nun würde es ihm bald noch dreckiger gehen. Lian grinste vor sich hin, als er ging. Oh ja und er würde dabei sein und das genießen. Er rief seine Arbeit an und meldete sich krank, denn er würde mit zur Einrichtung fahren und dort bleiben. Befehl seines Vaters, der nichts anderes duldete. Und Merlin würde dort sein und ihm ausgeliefert.



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In der nächsten Nacht standen Merlin, Sethos und Dante in einem kleinen Hotelzimmer am Rande der Stadt. Merlin und Dante waren mit dem Taxi gekommen, nachdem Sethos ihm eine Nachricht geschickt hatte. Der Vampir hatte das Zimmer für dieses Treffen gemietet; er selbst wohnte bei Vampiren in London, die er gut kannte.

„Hat das mit Arthur geklappt?", fragte Sethos.

„Ja, er sagte, das er uns in Ruhe lässt. Doch ich traue dem Frieden nicht."

„Er versucht sich wirklich zu ändern und er meint es ernst damit", sagte Sethos „Zumindest den Eindruck habe ich. Er wirkt...anders. Ich weiß nicht, wie ich es sonst sagen soll. Doch er muss lernen, seine Emotionen zu kontrollieren."

„Den Eindruck hatte ich nicht", sagte nun Dante „Er war unverschämt, bösartig und drohte, abgesehen davon, das er mir wüste Beschimpfungen entgegen schleuderte."

Sethos schaute ihn an.

„Und das wundert dich? Du vögelst seinen Gefährten, den er liebt. Sollte er dich dazu beglückwünschen?"

„Merlin ist nicht..."

„Hört auf", sagte jetzt Merlin „Deswegen sind wir nicht gekommen", er sah den Vampir an „Hast du den Sender?"

Sethos nickte und ging zum Tisch, kam mit einem kleinen Kästchen zurück und öffnete es. Darin lag ein kleiner Sender und eine der neusten Spritzen, etwas anders als andere, die in der Medizin angewendet wurden.

„Das ist das Neuste auf dem Markt und sehr kostspielig. Etwas was das Militär für verdeckte Operationen benutzt. Sehr weite Reichweite und absolut zuverlässig. Selbst unter der Erde würde ich dich finden. Feinste Technik", er schüttelte den Kopf „Seltsam, doch Menschen sind sehr erfinderisch, was uns nun zugute kommt."

„Was soll die Spritze?", fragte Merlin.

„Wie ich schon sagte, werden diese Sender zu verdeckten Operationen benutzt. Sie werden dich untersuchen, dir vielleicht deine Kleidung wegnehmen. Die Gefahr, das der Sender entdeckt wird, wäre groß. Da haben sich schlaue Köpfe wirklich was einfallen lassen. Das hier ist ein Sender in Mikrogröße, doch seine Kraft ist die eines Hochleistungssenders. Das Ding kostet ein Vermögen."

„Hast du es gekauft?", fragte Dante. Sethos grinste.

„Ausgeborgt."

„Also geklaut", stellte Dante fest.

„Nun ja, dieses Wort klingt so ziemlich kriminell. Ich bleibe bei ausgeborgt", meinte der Vampir.

Merlin sah auf die Box und nickte.

„Also kommt das Ding an meinen Körper. Ist ja eigentlich logisch."

Sethos nickte.

„Ja, es wird unter die Haut gespritzt. An eine unauffällige Stelle. Ich schlage die Achseln vor, denn dort werden sie nicht nachschauen. Das weiß ich, weil Spione das auch dort tun."

„Also spielen wir jetzt James Bond?", sagte Merlin amüsiert „Ich möchte einen Aston Martin."

Sethos warf ihm einen warnenden Blick zu.

„Übertreib es nicht."

Dante grinste.

„Zumindest so gut wie James Bond siehst du ja aus. Das ist doch schon etwas."

„Haha."

„Ich denke, die Spritze brauchen wir nicht", sagte Sethos „Mach den Oberkörper frei und hebe einen Arm."

Merlin tat wie befohlen und schaute Sethos skeptisch an, als er einen Arm hob. Sethos rieb über eine Stelle unter seinen Achseln und nickte.

„Was hast du vor?", fragte Merlin, nur um einen Moment später zusammenzuzucken.

„Au, das hat weh getan."

Sethos hatte mit seinen scharfen Vampirnägel in die Haut geritzt und etwas Blut quoll hinaus. Er sah zu Merlin hoch.

„Stell dich nicht so an."

Er legte den Sender mit der Pinzette in die kleine Wunde, biss sich in den Arm und legte seine blutende Wunde an Merlins Wunde, die sich augenblicklich schloss, sowie Sethos Biss. Als er den Arm wegzog, sah man nichts mehr; er war schon geheilt. Und auch Merlins Wunde war verschwunden. Merlin strich über seine Achseln und spürte den Sender kaum merklich. Sethos nahm ein Gerät, das einem schwarzen Kasten glich, doch klein und handlich war. Er aktivierte das Gerät; ein kleiner Pieps war zu hören und auf einem Bildschirm sah man eine Art Karte, auf der ein kleiner, roter Punkt zu sehen war. Er nickte.

„Funktioniert. Jetzt kann ich dich überall aufspüren."

„Wie sieht es aus, wenn er das Land verlässt?", fragte Dante „Es ist nicht gesagt, das ihre Basis hier in England ist."

„Richtig. Natürlich hat es keine Reichweite über den gesamten Erdball. Vielleicht in fünfhundert Jahren", antwortete Sethos „Doch ich kann fliegen und ziemlich schnell. Den Erdball zu umrunden ist also kein Problem. Und jedes Land zu überfliegen. Sobald ich das Land finde, indem Merlin sein wird, so wird es mir das anzeigen. Also keine Panik."

„Und wenn das Ding ausfällt?", sagte Dante. Sethos sah ihn an.

„Optimismus liegt wohl nicht in den Genen der Wölfe. Was?"

„Ich bin nur vorsichtig", sagte Dante „Es kann immer etwas schief gehen."

Sethos nickte.

„Klar, doch denken wir besser zuversichtlich. Dieser Sender ist High Tech von der feinsten Art und sehr zuverlässig. Und das einzige, was er mitnehmen kann. Alles andere würden sie finden."

Dante sagte nichts mehr und sah Merlin an.

„Bist du sicher, das du das durchziehen willst?"

„Haben wir eine Wahl?", sagte Merlin „Wir haben nicht so viel Zeit. Jederzeit könnte einer unserer Freunde sterben oder Schreckliches erleben. Tess und Maya haben bestimmt Angst. Ich werde das durchziehen, so schnell sterbe ich auch nicht."

„Nein", sagte jetzt Sethos „Deine Magie schützt dich."

„Und wenn sie gelähmt ist, so wie Merlin vermutet?", fragte Dante und schüttelte den Kopf „Ich finde immer noch, das dies ein scheiß Plan ist. Sie werden dir auch Schlimmes antun."

Merlin nahm Luft.

„Mag sein, aber es geht nicht anders. Arthur hatte sich damals geopfert, als er sich wieder Alexej auslieferte, um uns Zeit zu verschaffen. Er hat wohl für mich das Schrecklichste an Schmerzen, Erniedrigung und Qualen erduldet, die du dir nicht vorstellen kannst. Ich bin zwar nicht begeistert, doch ich werde nicht den Schwanz einziehen. Das tat er auch nicht."

„Du willst ihm imponieren?"

Merlin schaute ihn grimmig an.

„Nein, das habe ich nicht nötig. Ich wollte damit sagen, das auch ich bereit für etwas bin, was ich beschützen will und dafür einstehe. Und das sind meine Schwestern und unsere Leute, die abgeschlachtet oder aufgeschnitten werden. Von Menschen, die zum Teil das auch noch Spaß macht und wirklich denken, sie könnten uns besiegen. Wir haben nichts getan, leben nur. Niemand will die Menschheit ausrotten oder so etwas. Doch wenn sie Krieg wollen, können sie ihn haben."

„Du weißt, das wir diese Menschen nicht am Leben lassen können", sagte Sethos.

„Natürlich nicht", antwortete Merlin „Sie haben ihr Leben verwirkt, als sie Hand an unsere Leute legten. Und auch um sie ein für alle Mal auszurotten. Was wir nicht gebrauchen können, sind Menschen, die von uns wissen. Und vor allem nicht welche, die denken, wir wären Laborratten."

„Dann ist alles gesagt", sagte Sethos „Viel Glück, Merlin. Wenn wir deinen Aufenthaltsort kennen, werden wir geschlossen angreifen. Vampire, Wölfe, Nymphen, Nekromanten und andere. Sie sind alle einsatzbereit und warten auf mein Kommando. Wir werden kommen."

Merlin nickte.

„Ich weiß. Lasst euch nur nicht zu viel Zeit. Ich bin unsterblich, doch auch sterblich, wenn man mir den Kopf abhackt."

Sethos grinste und umarmte ihn.

„Soweit wird es nicht kommen. Alles Gute", er schaute den Wolf an „Du hast meine Nummer. Wir bleiben in Kontakt."

Dante nickte, dann verließen sie das Zimmer. Merlin hatte ein flaues Gefühl im Magen; er wusste nicht, was auf ihn zukam.

Doch er würde nicht von seinem Plan abweichen.



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Zwei Tage später stand Merlin vor Lians Tür, der sie öffnete und lächelte. Er hatte Merlin eine SMS geschrieben und ihn zum Abendessen eingeladen. Merlin kam der Einladung widerwillig nach, zumal er wusste, wo das endete. Im Bett mit seinen abartigen Ideen.

„Schön, das du da bist", sagte er, als Merlin eintrat „Wie war es in Essex?"

„Ziemlich interessant."

„Freut mich. Hast du eine Möglichkeit gefunden, deine Raffinerien zu modernisieren?"

„Vielleicht", sagte Merlin. Seine Raffinerien waren auf dem neusten Stand.

„Gut, dann können wir gleich essen."

Sie setzten sich an den gedeckten Tisch, auf dem einige Köstlichkeiten standen. Einen Moment aßen sie schweigend, bis Lian sagte.

„Weißt du, ich habe mich mal schlau gemacht, was dieses Zeichen, das du als Kette trägst wirklich bedeutet."

Merlin sah auf. Sein Verdacht, das Lian in dieser Sache steckte, bestätigte sich immer mehr. Er ließ die Sache, das er ein Pentagramm trug nicht auf sich beruhen.

„Und was hast du herausgefunden?"

Lian legte die Gabel zur Seite und sah ihn an. Sein Gesichtsausdruck war abweisend.

„Hexen benutzen es für grässliche Dämonen herbeizurufen, die ihnen zu Diensten sind. Sie morden oder tun Menschen furchtbares an, was sie ihnen befehlen. Sie kommen direkt aus der Hölle."

„Ach wirklich?"

Merlin könnte lachen. Das war es also, was Menschen darüber dachten? Er wusste es besser. Pentagramme nahm Serena sowie andere Hexen, um sehr schwierige Zauber zu vollbringen. Ein Pentagramm verstärkte die Magie und fokussierte sie auf einen Punkt, nämlich in die Mitte des Pentagramms. Deshalb lagen Maria wie auch er in einem Pentagramm, als Serena ihre Magie befreite. Da dies ein schwieriger Zauber war, brauchte sie sehr viel Magie, die das Pentagramm verstärkte.

„Ja. Und wie du siehst, ist es doch kein so schönes Geschenk von deinem bleichen Verflossenen. Hat er immer schon so ausgesehen?"

„Nein, eigentlich ganz normal", log Merlin „Ich sagte doch schon, das er nach mir drogenabhängig geworden ist."

Lian lächelte, es wirkte falsch und Merlins Alarmglocken schrillten wieder.

„Ward ihr mal in Urlaub? Vielleicht einen schönen Sonnenurlaub in der Karibik?"

„Was interessiert dich das?", wollte Merlin wissen.

„Nur so. Reine Neugier."

„Sicher", antwortete Merlin „Wir waren mal auf Hawaii."

„Oh ja", schwärmte Lian „Dort ist es wundervoll am Strand."

Merlin stellte sich ungewollt Arthur und ihn am Strand vor. Und das Arthur wahrscheinlich als lebende Fackel neben ihm liegen würde, von dem nur noch ein Häufchen Asche übrig bliebe. Keine schöne Vorstellung.

Nach dem Essen tranken sie noch ein Glas Wein, doch Lian machte keine Anstalten, ihn ins Bett zu zerren. Das zweite, was Merlin misstrauisch machte. Und als er etwas später zu ihm sagte...

„Weißt du, ich bin heute etwas müde. Wahrscheinlich brüte ich eine Erkältung aus. Trotz allem denke ich, das ich morgen ausgeruhter für heiße Spiele bin. Das heißt, das du jetzt nach Hause gehst und morgen Abend hier wieder auftauchst. Wir essen zusammen und danach ficke ich dich. Verstanden?"

Schon wieder in Befehlsform, fiel Merlin auf. Nun ja, er hat sich ja unterworfen, da musste er dieses Spiel weiter mitmachen. Doch das Ganze war etwas seltsam. Lian wäre, egal wie müde er war, über ihn hergefallen, zumal er ja diese Aufputschmittel für jede Situation hatte. Lian kam näher und fragte.

„Wie war es denn mit meinem Mittel, das du genommen hattest?"

„Es war unangenehm. Ich hatte Schmerzen und das fast zwei Tage", log Merlin „Bist du sicher, das es die richtige Dosis war?"

Lian grinste. Genau das wollte er hören.

„Sicher, morgen nimmst du es noch einmal und wenn du lieb bist, dann darfst du auch einmal kommen. Ansonsten wirst du mir Vergnügen bereiten und meinen Spielzeugen. Das wird geil. Du wirst mir viel Spaß bringen. Sag ja, mein Gebieter. Sag es!"

Merlin lächelte leicht. Er hätte Schauspieler werden sollen, denn eigentlich würde er angewidert das Gesicht verziehen, doch er lächelte fast unterwürfig.

„Ja, mein Gebieter."

Lian grinste.

„So ist es recht. Bist du nicht froh, mich gefunden zu haben? Anscheinend brauchst du eine starke Hand im Bett. Ich werde streng sein, doch auch belohnen, wenn du gut bist. Dann darfst auch mal kommen."

„Danke."

„Geh jetzt und komm morgen wieder."

Merlin nickte, dann ging er und nahm ein Taxi. Gott, dieser Scheißkerl war wirklich krank im Kopf. Schlimmer als Merlin angenommen hatte. Und ja, er wusste plötzlich, das Lian darauf stand, anderen zuzusehen, die Schmerzen hatten. Geilte ihn wohl auf; der perfekte gestörte Charakter für solch einen Orden, der ihre Leute entführten und quälten. Sein Vater war da wohl nicht anders, es sei denn, er suchte wirklich nach einer Schwäche ihrerseits. Doch an seinem Sohn hatte er eindeutig versagt. Er hatte ihn als einen sexuell gestörten, sadistischen, perversen Mann erzogen. Na klasse.
Warum traf er immer solche Typen? Erst Alexej und nun Lian. Obwohl Lian gegen Alexej nichts war. Merlin hatte noch nie so einen gestörten Psychopathen wie Alexej getroffen, auch wenn er ein Vampir war, übertraf er bis jetzt jede Grausamkeit, die man ausführen konnte. Und wieder musste er Arthur bewundern, der solche Qualen ausgehalten hatte und noch einigermaßen bei Verstand war. Das grausame Bild von Arthur kam ihm in den Sinn, als er sich so schwer verletzt von der Folterkammer zu Noel schleppte. Er schüttelte den Kopf, vertrieb diese schrecklichen Bilder.


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Dante sah ihn groß an, als er in die Suite kam. Er lümmelte auf dem Sofa und schaute fern.

„Schon zurück?"

Merlin zog seine Jacke aus und schüttelte den Kopf.

„Da stimmt etwas nicht, Dante. Mir kommt es so vor, das ich aufgeflogen bin."

„Wieso?"

„Er war heute sehr seltsam und wollte nicht mit mir vögeln. Er befahl mir, morgen wiederzukommen und malte mir schon aus, wie es ablaufen würde. Der Scheißtyp ist echt krank. Jetzt ist er ganz in seiner Beherrscher Rolle aufgegangen. Ich musste Gebieter zu ihm sagen und er würde mich einmal kommen lassen, wenn ich brav bin", Merlin schüttelte den Kopf „Wie kann man so krank im Kopf sein und wie kann man das seinem eigenen Sohn antun?", sagte Merlin und setzte sich zu Dante auf das Sofa.

„Menschen sagen, wir wären abscheuliche Kreaturen und übersehen dabei vollkommen, zu was sie fähig sind. Menschen können grausamer als jeder Wolf sein. Wir Wölfe quälen nicht, wenn wir töten, dann schnell und effizient. Es sei denn, wir wollen bestrafen. Doch wir empfinden dabei kein perverses Vergnügen, so wie Menschen. Denen geht doch dabei einer ab."

Merlin seufzte.

„Ja, so wie Lian. Ich denke, das er Verdacht geschöpft hat und morgen...morgen werden sie handeln und mich festsetzen."

Dante sah ihn an.

„Du solltest dir das noch einmal überlegen. Du begibst dich dann vollkommen in seine Hand."

„Mag sein, doch sein Vater hat das Sagen. Und er wird nichts tun ohne seine Erlaubnis."

Der Wolf schüttelte den Kopf.

„Mir gefällt das Ganze gar nicht. Ich mache mir Sorgen um dich."

„Warum?"

Dante zog ihn zu sich in seinen Arm. Er sagte lange nichts, doch dann.

„Merlin, wenn wir das alles überstehen, dann...Dann möchte ich, das du mein Gefährte wirst."

Merlin schaute ihn sprachlos an, er sprach weiter.

„Ich liebe dich, Merlin. Etwas, mit dem ich gar nicht gerechnet habe. Ich dachte immer, ich werde mal einen Wolf als Gefährten haben. Ich lege dir hier mein Herz zu Füssen, meine Ehre und meine Liebe. Du wirst für immer das Wichtigste sein und ich werde dich lieben und ehren."

Merlin sah ihn immer noch sprachlos an. Dante lächelte wehmütig auf ihn herunter.

„Ich weiß nicht...Doch, ich weiß, das du mich magst, vielleicht liebst du mich auch ein wenig. Ich weiß, das dein Herz noch immer an diesem bleichgesichtigen Typ hängt. Vielleicht für immer, doch ich könnte damit leben, wenn du es auch kannst."

Da war sie. Die Chance vielleicht glücklich zu sein und nicht mehr allein. Merlin wusste, das Dante ihn auf Händen tragen und nie enttäuschen würde. Er mochte den Wolf mehr als nur als einen Freund. Doch lieben? Diese Frage konnte er sich nicht beantworten. Vielleicht liebte er Dante. Merlin war sich sicher, das man mehrere Personen lieben konnte. Oder nicht? Vielleicht würde er ihn eines Tages lieben. Und vielleicht käme seine gequälte Seele, die sich so nach einem bestimmten Mann sehnte, zur Ruhe.

„Wir wären das Alphapaar und meine Wölfe würden dich an meiner Seite akzeptieren", riss ihn Dante aus seinen Gedanken „Wir würden im Bayou leben, glücklich und zufrieden."

Merlin nahm Luft.

„Dante..."

„Du musst jetzt nichts sagen, Merlin. Denk darüber nach. Vielleicht sterben wir, doch vielleicht auch nicht. Ich zwinge dich zu nichts. Wenn du das nicht willst, dann ist es so und ich werde das akzeptieren. Doch denk darüber nach."

„Bist du dir da ganz sicher?", fragte Merlin „Ich werde nie mit dir durch die Wälder streifen können, wie ein Wolf."

Dante grinste.

„Nicht als Wolf, doch du kannst mit mir durch den Wald streifen. Etwas langsamer, aber machbar."

„Du als Wolf und ich neben dir?"

„Sicher."

„Kann ich mir gar nicht vorstellen."

Dante küsste ihn und stand auf.

„Bin gleich wieder da."

Merlin stand auf und ging zum Fenster, schaute nachdenklich über die nächtliche Skyline. Doch als er ein Geräusch hinter sich hörte, drehte er sich um und machte einen Sprung zurück. Denn ein großer, schwarzer Wolf stand ihm gegenüber und knurrte leise.

„Dante?", fragte Merlin vorsichtig „Verstehst du mich?"

Der Wolf winselte und stupste ihn mit seiner Schnauze an. Merlin lächelte und betrachtete ihn. Er war groß, größer wie normale Wölfe. Er ging Merlin bis an die Hüfte. Geballte Macht unter dem schwarzen, glänzenden Fell und diese Bernsteinaugen, die jetzt vollkommen Wolf waren. Er war so schön, selbst die riesigen Fänge, die Merlin in seinem Maul aufblitzen sah. Er ging in die Hocke und streichelte durch das weiche Fell. Unvorstellbar, das dies Dante war, der eben noch neben ihm auf dem Sofa saß.

„Du bist so schön, selbst in dieser Form", sagte er leise „So wunderschön."

Der Wolf leckte über seine Hand. Merlin kicherte.

„Danke, das du mir zeigst, wie dein Wolf aussieht."

Merlin stand auf und ging ein Schritt zurück. Ein heller Schein entstand und dann stand Dante nackt vor ihm.

„Er mag dich", sagte Dante „Wolf und Mensch müssen sich einig sein, wenn es um einen Gefährten geht und er akzeptiert dich, so wie ich. Und ich habe dir versprochen, das ich dir ihn zeige."

Der Hexer schüttelte den Kopf.

„Unvorstellbar, das er in dir ist. Und das er trotz allem seine eigene Meinung hat."

„Er hört mehr auf seine Instinkte, während ich eher logisch denke und doch sind wir eins. Es ist etwas schwierig zu verstehen, wenn man kein Wolf ist."

„Sicher. Und ich werde darüber nachdenken. Ich verspreche es. Doch jetzt haben wir andere Dinge zu erledigen."

„Ja. Und wenn das unsere letzte Nacht ist...Ich meine, bevor wir auf das Finale zusteuern, dann..."

Er zog Merlin in seine Arme und küsste ihn und der Hexer zog ihn noch enger an sich. Sie küssten sich und Merlin griff hinunter zu seiner beträchtlichen Erektion.

„Wie immer allzu bereit", sagte Merlin keuchend zwischen den Küssen. Dante stöhnte leise.

„Oh ja, mach weiter."

Merlin ging in die Hocke und verwöhnte ihn mit seiner Zunge. Dante krallte sich in seine Haare, warf den Kopf zurück. Doch dann zog er Merlin hoch, küsste ihn und begann ihn zu entkleiden. Als der Hexer nackt und erregt vor ihm stand, grinste er.

„Ins Bett!"

„Fängst du jetzt auch an zu befehlen?", fragte Merlin belustigt.

„Nein, doch ich kann nicht warten, dich unter mir zu haben und dich zu vögeleln, bis du besinnungslos bist", grinste Dante.

„Dann werde ich folgen", antwortete Merlin und rannte ins Schlafzimmer, warf sich auf das Bett. Dante lief ihm nach und knurrte, als er Merlin unter sich hatte. Er küsste den Hexer stürmisch und streichelte an seine Hüfte entlang.

„Ich kann nicht genug von dir bekommen, Hexer", sagte Dante.

Und dann versanken sie in Lust und Leidenschaft. Vergaßen ihre Sorgen und ihre Probleme für eine gewisse Zeit. Niemand konnte sagen, was die Zukunft brachte und niemand konnte sagen, ob sie das alle überlebten.

Doch im Moment versank Merlin in den Zärtlichkeiten des Wolfes und schrie leise, als der Wolf ihn in Besitz nahm.

Wild und ungezügelt wie er war. Ein Wolf in einem Menschen.



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Der nächste Abend kam zu schnell und Merlin machte sich fertig, um zu Lian zu gehen. Dante kam ins Schlafzimmer, lehnte sich wortlos an den Türrahmen. Beide wussten, das Merlin sehr wahrscheinlich nicht mehr zurück kam.

„Ich finde den Plan immer noch beschissen", sagte er jetzt. Merlin kam auf ihn zu und küsste ihn.

„Hör auf, dir so viele Gedanken zu machen. Wünsche mir Glück und das wir sie finden."

„Und dich."

„Ja."

„Bist du sicher, das sie heute auf dich lauern?"

Merlin nickte.

„Lian verhielt sich wahrscheinlich nach den Anweisungen seines Vaters. Und heute werden sie da sein und mich fangen. Ich möchte, das du mir etwas versprichst, Dante."

„Was?"

„Bitte, hör auf Sethos. Er ist sehr klug und fast weise. Ich weiß, das du mit ihm nicht gut klar kommst, weil er ein Vampir ist. Doch er ist ein wirklich toller Mann. Vernünftig und denkt logisch. Du sollst dich ihm nicht unterwerfen, doch höre ihn an, wenn er etwas zu sagen hat. Vergiss in dieser Zeit deine Abneigung und haltet zusammen. Denn nur zusammen können wir dieser Sache Herr werden."

„Ich verspreche es."

Merlin lächelte.

„Danke. Ich gehe dann."

Dante nickte.

„Tu, was du tun musst. Und ich hoffe, das ich eine Antwort auf meine Frage bekomme."

Merlin sah ihn an.

„Das hoffe ich auch."

Merlin wollte gehen, doch Dante zog ihn in seine Arme, küsste ihn. Doch dann ließ er ihn los.

„Geh jetzt, bevor ich dich zurückhalte."

Merlin ging, doch an der Tür blickte er noch einmal zurück, doch Dante schaute zu Boden. Dann ging er und nahm ein Taxi. Vor Lians Haus blieb er stehen und atmete durch, dann klingelte er. Lian öffnete die Tür und lächelte.

„Komm herein. Ich habe schon auf dich gewartet. Das Essen ist fertig."

Merlin lächelte und trat ein. Niemand war hier, außer Lian. Er setzte sich an den Tisch und der blonde Mann goss ihm Wein ein. Er hob das Glas und sagte.

„Trinken wir auf einen schönen Abend und eine heiße Nacht."

Merlin trank einen großen Schluck. Zu spät bemerkte er, das Lian ihn abwartend angesehen hatte und noch immer sein Glas in der Hand hielt. Merlin sah auf sein Glas und er fühlte schon die Wirkung. Betäubungsmittel.

„Was...Was tust du?"

Lian grinste.

„Du bist einer der widerlichen Kreaturen und fickst mit anderen herum. Ich habe dich gesehen."

Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herum taumeln. Er sah nicht mehr so gut, das Mittel wirkte schnell. Vier Männer in schwarzen Anzügen standen vor ihm und ein älterer Mann. Merlin taumelte, dann knickten seine Beine weg. Er hörte entfernt, wie der ältere Mann sagte.

„Macht ihn fertig für die Reise."

Dann wurde es schwarz vor Merlins Augen und er versank in ein dunkles Nichts.



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Merlin öffnete seine Augen und blinzelte. Er lag in einer Art Lagerraum, der dunkel war. Doch dann hörte er das Brummen. Brummen von Motoren und er wusste plötzlich, wo er war. In einem Flugzeug; also brachten sie ihn außer Landes. Einer der schwarz gekleideten Männer schaute nach ihm und sagte.

„Er wacht auf. Bring mir noch etwas von dem Trank."

Merlin fühlte, wie ihn jemand anhob und ihm etwas einflössen wollte, doch er wehrte sich, wenn auch schwach. Doch letztendlich musste er von der Flüssigkeit schlucken und versank bald wieder in ein traumloses Nichts.

Als er das nächste Mal aufwachte und blinzelte, lag er auf einer Pritsche und starrte in Neonlicht. Er schloss seine Augen, das Licht tat ihm weh, abgesehen von den elenden Kopfschmerzen. Langsam öffnete er wieder seine Augen und gewöhnte sich an das Licht, bis jemand vor ihn trat und sich zu ihm hinunterbeugte.

„Herzlich willkommen in der Hölle", sagte die weibliche Stimme.

„Wo...bin ich?"

„Im Nirgendwo und in der Hölle."

Merlin setzte sich auf und stieß sich fast den Kopf an dem Bett über ihm. Er lag auf einem Etagenbett, einfach und schmal. Ein Kissen und eine Wolldecke lagen darauf.
Er sah die Person an, die vor ihm stand. Klein mit spitzen Ohren, hübsch und grazil.

„Wer bist du?"

„Lexi, eine Fee und wie es aussieht, deine Zellengenossin."

Merlin sah sich um, jetzt da er besser sah. Erst jetzt bemerkte er die Gitterstäbe. Er war in einer Zelle. Draußen auf dem Gang war niemand, doch sah er in die gegenüberliegende Zelle, in der auch Leute saßen. In der Ecke stand noch ein anderes Bett, auf dem ein Mann saß. Dunkle Haare und einen kleinen Bart. Er sah mit stechenden, dunklen Augen Merlin desinteressiert an.

„Und wer bist du?"

Der Mann gab keine Antwort und Lexi sagte.

„Siton ist nicht so der redselige Typ, doch anscheinend gehört er zu den Nekromanten. Weißt du, er ist ein Magier, der Tote erwecken kann und sie mental steuert."

„Ich...habe von ihnen gehört", sagte Merlin und verzog das Gesicht wegen den Kopfschmerzen. Und die Vorstellung, das er Zombies lenken konnte.

„Keine Sorge, sie gehen vorbei. Jeder wachte mit diesen Kopfschmerzen auf. Es...ist ein Klacks dagegen, was später kommt."

Es raschelte draußen und Merlin sah zum Gang. Jemand ging mit einem Karren durch den Gang und teilte etwas aus. Lexi sagte ernst.

„Essenszeit."

Sie ging zu den Gitterstäben und nahm das Tablett, gab Merlin ein Blechbecher und auch dem Nekromanten. Merlin sah auf die undefinierte Brühe in der Schüssel und nahm das Stück Brot. Lexi setzte sich neben ihn.

„Ich weiß, sieht nicht gut aus und schmeckt auch so. Doch wenn du nicht verhungern willst, dann iss es."

Merlin nahm den Plastiklöffel und probierte. Er verzog den Mund.

„Ich frage mich ernsthaft, ob verhungern die bessere Alternative ist."

„Die bessere Alternative ist hier herauszukommen", sagte jetzt der Nekromant und löffelte die Brühe angewidert.

Merlin sah zu Lexi und bemerkte den Ring um ihren Hals. Da er immer noch etwas benommen war, bekam er noch nicht so viel mit. Doch jetzt spürte auch er den Ring um den Hals und tastete danach. Er war aus Metall und ein Licht blinkte an Lexis Ring. Fragend sah er zu der Fee.

„Der Ring verhindert, das wir unsere Kräfte benutzen können. Wenn du daran herum fummelst, kann er dir den Kopf weg sprengen. Was bist du?"

„Hexer", sagte Merlin und versuchte, seine Magie zu aktivieren, aber es ging nicht. Er sah wieder zu der Fee.

„Haben Feen nicht Flügel?"

„Teilweise. Es kommt darauf an, was für eine Fee du bist. Es gibt verschiedene. Ich bin eine Waldfee und wir wohnen hoch in den Kronen der Bäume. Manche sagen auch Elben zu uns, doch ich bevorzuge Fee. Klingt schöner."

Merlin tastete nach seiner Magie. Sie war da, aber er konnte nicht auf sie zugreifen. Etwas verhinderte das; es fühlte sich an, wie ein Schild, das vor seiner Magie war. Lexi beobachtete ihn, während sie ein Stück Brot aß.

„Versuch es erst gar nicht. Der Ring sendet ein Feld aus, das unsere Magie deaktiviert. Du bist so schwach wie ein normaler Mensch und wie jeder hier."

„Sind denn mehrere hier?"

Sie nickte.

„Ja, viele verschiedenen Wesen aus der Mythenwelt. Werwölfe und Nymphen. Die Wölfe können sich nicht verwandeln und die Nymphen können keine Menschen verzaubern. Hexen hab ich auch gesehen. Und Ghouls. Die sind wirklich widerlich."

„Ghouls?" Anscheinend hatte Dante noch nicht alles erzählt, denn die kannte er nicht.

Sie nickte und schaute ihn an.

„Du kennst dich wohl nicht so gut aus mit den verschiedenen Arten? Ich lernte das schon früh von meinem Vater. Er meinte, man sollte sich in seiner Welt auskennen, zumal nicht alle friedlich sind. Ghouls sind es nicht. Ghouls sind Leichenfresser und sie sondern ein Sekret ab, das aus ihren Klauen kommt. Wenn sie dich ritzen damit, wirst du ein Ghoul. Sie können sich nicht auf normalen Wegen fortpflanzen, also erschaffen sie ihre Art von anderen Wesen. Menschen oder Wesen, das ist egal. Also halte dich fern von ihnen, wenn du je einem gegenüber stehst. Sie greifen direkt an. Zu viel ich gesehen habe, sind sie unter sich in einer anderen Sektion."

„Im Ernst?"

„Sie sehen fürchterlich aus, leben unter der Erde in der Nähe von Friedhöfen. Und sie stinken, sabbern und sind sehr bösartig zu jedem."

„Igitt", sagte Merlin und stellte die Schüssel weg; der Hunger war ihm vergangen.

„Wie heißen die Hexen?", fragte er, um sich abzulenken.

Sie zuckte die Schultern.

„Keine Ahnung, die eine ist dunkelhaarig, die andere blond. Zumindest die, die ich gesehen habe; es sind noch mehrere da. Sie sitzen zusammen ein paar Zellen weiter. Manche von uns schleppen sie weg und forschen an ihnen; andere sind nie wieder aufgetaucht. Ich...habe Angst."

Das könnten seine Schwestern sein. Doch es waren bestimmt mehr Hexen hier als nur diese beiden. Der Umfang der Gefangenen, wie viele es waren, wusste Merlin noch nicht. Es ging ihm nicht so gut, er würde morgen versuchen, mehr herauszubekommen.

„Was passiert hier?"

Lexi beugte sich vor und sprach leiser.

„Es sind Menschen, die uns gefangen haben und sie machen schreckliche Experimente mit uns. Gestern sah ich einen Werwolf, den sie aufgeschnitten haben und wieder zusammen genäht. Er hat Schmerzen, doch er wird heilen. Siton haben sie im Kopf herum gebohrt. Er war drei Tage nicht ansprechbar, hatte nur unsinnige Dinge geschrien. Ich habe Angst, wenn sie mich holen kommen", sagte sie ernst.

Also war es wirklich wahr. Sie machten Experimente an ihnen oder wollten sehen, wie sie funktionieren. Und er war jetzt mittendrin.

„Diese Ärzte sind alle Sadisten. Wir bekommen keine Narkose, denn sie wollen sehen, wie widerstandsfähig wir sind. Sie haben den Wolf bei vollem Bewusstsein aufgeschnitten und wieder zusammen geklammert."

Merlin sah sie geschockt an. Es war schlimmer als er angenommen hatte. Seine Kleider waren weg, er trug eine blauen Anzug. Hose zum zubinden und ein langes Hemd darüber. Unauffällig tastete er an seine Achseln und fühlte leicht den Sender. Er schloss einen Moment seine Augen und atmete auf. Sie hatten ihn nicht entdeckt. Also hatte er gut gelegen, als er vermutete, das alle nicht imstande waren, sich selbst zu helfen. Dieser Ring schien eine Frequenz auszusenden, die seine Kräfte blockierte.

„Es heißt, das der Ring nur mit Fingerabdruck von drei Leuten zu öffnen ist. Dem Boss der Männer, die uns hierher brachten und dem eigentlichen Boss des Ganzen hier. Ein älterer Mann und einem jungen Mann, blond und gutaussehend, doch ein wirklich fieser Arsch."

Lian. Der andere war sein Vater. Der dritte wohl einer der schwarz gekleideten Männer. Er stellte diese widerliche Brühe wieder auf das Tablett und sah sich in der Zelle um. Im hinteren Teil war eine Toilette, etwas weiter an der Wand die Pritsche des Nekromanten und an der anderen Seite das Doppelhochbett. Lexi schlief wohl oben und er darunter. Es wurde ruhig in dem Komplex, als sie die Schüsseln wieder einsammelten. Schlafenszeit, doch die Lichter gingen nicht aus. Lexi flüsterte.

„Sie beobachten uns auf Monitore. Schlaf jetzt."

Sie stieg nach oben und Merlin sah zu Siton; er hatte sich schon hingelegt. Merlin legte sich auf die unbequeme Pritsche und starrte nach oben. Er war dort, wo alle waren. Zumindest der Teil seines Planes ging auf. Doch was er hörte, klang nicht sehr gut. Er wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war, denn hier war kein Tageslicht.

Wo war er? Auf jeden Fall nicht mehr in England. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wusste nicht, wie lange und vor allem wohin er geflogen wurde. Er hoffte, das die anderen ihn bald fanden, bevor sie herausfinden wollten, wie sein Innenleben aussah.



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Dante stand in dem kleinen Zimmer des Motels, indem sie das letzte Mal Sethos getroffen hatten. Merlin war nicht mehr zurückgekommen und es fehlte jede Spur von ihm. Auch Lians Haus wirkte verlassen, auch er nicht auffindbar. Dante hatte Sethos kontaktiert und sie hatten sich hier verabredet, doch er war noch nicht da.
Es klopfte und er öffnete die Tür. Sethos trat herein, gefolgt von Arthur.

„Was sucht er hier?"

Sethos seufzte.

„Er gab keine Ruhe und hat mich mindestens hundert Mal angerufen, abgesehen von den tausend SMS. Wir können ihn jetzt nicht mehr ausschließen."

Dante sagte nichts und Arthur fauchte ihn an.

„Wo ist Merlin?"

Der Wolf sah zu Sethos, doch der schüttelte den Kopf.

„Weiß er Bescheid?"

„Sprich nicht von mir, als wäre ich nicht anwesend", zischte Arthur „Ich weiß, das da etwas mit unseren Wesen läuft, so wie Sethos sagte. Jemand entführt sie und macht Experimente mit ihnen. Ich frag dich noch einmal. Wo...ist...Merlin?"

„Das ist der Grund, warum ich dich treffen wollte, Sethos", sagte Dante ohne auf Arthur einzugehen „Merlin sagte vor zwei Tagen, das er denkt, das Lian misstrauisch geworden ist und das sie ihn jetzt im Visier haben. Gestern Abend ging er zu ihm und ist seitdem verschwunden. Ich fürchte, sie haben ihn gefangen."

Arthur sah zu Sethos. Er wirkte zornig.

„Wie bitte? Was hast du nicht gesagt, Sethos?"

„Der Plan sah vor, das Merlin sich fangen lässt und in diese Einrichtung kommt", antwortete Sethos „Und anscheinend ist er jetzt dort."

Arthur schaute Dante mit eiskalten, zornigen Augen an, dann ohne Vorwarnung stürzte er sich blitzschnell auf Dante und knallte ihn gegen die Wand.

„Du verdammter, dreckiger Hund hast das zugelassen? Du hast ihn in diese Falle tappen lassen und seelenruhig dabei zugesehen? Ich wusste immer, das du ein dreckiger Bastard bist."

„Arthur...lass ihn los", sagte Sethos jetzt „Es war Merlins Plan und nicht seiner."

„Aber er hat ihn nicht beschützt. Er ließ Merlin in die Gefahr laufen", er hielt Dante immer noch grob an der Wand „Ich könnte dir den Kopf abreißen, du verdammtes Arschloch von einem stinkenden Wolf."

„Arthur!"

Arthur starrte Dante an und der starrte zurück. Doch dann ließ der blonde Vampir ihn widerwillig los.

„Das wirst du noch bereuen", sagte er und gab dem Wolf einen Stoß, so das er bis in die Mitte des Zimmers taumelte. Dante behielt die Ruhe, wie er es Merlin versprochen hatte, doch er hätte nicht übel Lust, den verfluchten Vampir in Stücke zu reißen.

„Phase zwei beginnt", sagte jetzt Sethos „Wir werden ihn suchen."

„Wie", fragte Arthur „Würdest du mich jetzt bitte einweihen? Anscheinend weiß ich nicht ansatzweise, was da läuft. Ich werde dir nie verzeihen, das du mich im Ungewissen gelassen hast."

„Das war Merlins Entscheidung, Vampir", sagte Dante „Er wusste, das du ihm am Arsch kleben würdest, wenn du es gewusst hättest."

„Ja, ich hätte ihn beschützt", schrie Arthur ihn an „Ich bin kein Feigling wie Wölfe."

„Und den Plan zunichte gemacht. Ich wusste schon immer, das Vampire nichts im Hirn haben; es ist abgestorben."

Arthur stürmte wieder auf ihn zu, doch Sethos machte eine Handbewegung und er flog durch den Raum. Der ägyptische Vampir trat vor ihn, als er wieder aufstand.

„Wir sind hier, um unsere Leute zu finden und zu befreien. Entweder hältst du dich jetzt zurück oder verschwindest. In dieser Angelegenheit arbeiten wir zusammen. Wenn du das nicht kannst, bist du nutzlos. Und es geht jetzt um die Mission und nicht darum, ob Dante Merlin vögelt oder nicht. Wir brauchen ihn und alle anderen, denn du allein kannst Merlin nicht finden und auch nicht befreien. Ist das jetzt klar? Entscheide dich."

Arthur schaute Sethos an, dann zu Dante und wieder Sethos. Schließlich nickte er.

„Gut", sagte Sethos „Da du auch fliegen kannst, wärst du eine Hilfe. Ich erkläre dir die Einzelheiten."

Sethos erklärte ihm alles, auch das mit dem Sender. Er würde ein zweites Peilgerät bringen und es Arthur geben. Zu zweit würden sie schneller suchen. Es gab sehr wenige Vampire, die fliegen konnten, also waren sie beide schon sehr gut. Er wandte sich an Dante.

„Fliege nach Hause und bereite alles vor. Ich melde mich, wenn wir sie gefunden haben."

Dante nickte.

„Ich stehe auch mit den anderen in Kontakt. Auch sie werden auf Abruf bereit stehen", sprach Sethos weiter.

„Gut, ich nehme den ersten Flug nach New Orleans", antwortete Dante „Ich habe Merlin versprochen, das wir zusammenarbeiten."

Arthur schnaubte abfällig.

„Hast du ein Problem, Vampir?", fragte Dante.

„Ja", zischte Arthur „Du. Machst hier einen auf cool und lässt Merlin in die Gefahr laufen. Wolltest ihn wohl loswerden, hast ihn lange genug gefickt."

Dante stürmte auf ihn zu und blieb vor Arthur stehen.

„Du weißt gar nichts, Blutsauger. Merlin wird mein Gefährte, wenn das alles vorbei ist. Ich liebe ihn."

„Nie im Leben. Das weiß ich zu verhindern."

„Und wie?"

„Indem ich dir den Kopf von deinem scheiß Hals schlage, dreckiger Hund."

Sethos nahm genervt Luft. Diese beiden würden sich noch gegenseitig umbringen, bevor sie die anderen fanden.

„Arthur! Was habe ich gesagt? Reiß dich jetzt zusammen oder wir sehen Merlin nie wieder. Und was das andere angeht, das ist Merlins Entscheidung. Klar jetzt?"

Arthur warf Dante einen mörderischen Blick zu und zischte.

„Wir sind noch nicht fertig, Wolf."

Dann ließ er ihn stehen und ging zum Fenster, starrte wütend hinaus. Er wusste es. Er wusste, das Merlin sich verlieben könnte und nun war eingetroffen, vor dem er solche Angst hatte. Merlin würde sich vollkommen Dante zuwenden und sein Gefährte werden. Da Wölfe unsterblich waren, wäre es für immer oder bis der Wolf starb.

Das durfte nicht geschehen.

Doch jetzt machte Arthur sich Sorgen um Merlin. Wenn er dort war, was alle vermuteten, dann war er in Gefahr. Sie würden auch vor ihm nicht halt machen. Er mag unsterblich sein, doch er fühlte Schmerzen wie jedes andere Lebewesen. Arthur wusste, was Schmerzen waren; er wusste es nur zu gut. Doch er war ein Vampir mit starken Heilungskräften, die Merlin nicht hatte. Er war ein Wesen der Mythenwelt und doch noch zu einem Teil menschlich.

Arthur war tot. Er konnte nicht mehr an Blutverlust oder lebensgefährlichen Verletzungen sterben. Nur Feuer und die Sonne würden seiner Existenz ein endgültiges Ende bereiten. Doch alle anderen Verletzungen, wie schwer sie auch waren, würden heilen. Alexej hatte unvorstellbare Dinge mit ihm getan. Ihm die Haut von seinem Körper gepeitscht, so das sie in Fetzen herunterhing und seine Geschlechtsteile verstümmelt, doch er heilte vollständig. Immer. Doch Merlin würde das nicht. Trotz Magie und Hexer.

Er schloss seine Augen, sein Herz so voller Sorge und unbändige Wut auf den Wolf, der ihn hat gehen lassen. Er liebte Merlin nicht annähernd so wie Arthur, sonst hätte er das nicht zugelassen.

„Dann ist alles gesagt", sagte Sethos „Arthur?"

Er drehte sich um.

„Wir müssen uns koordinieren. Ich treffe dich morgen, wenn ich den zweiten Peilsender habe."

Er nickte, ignorierte den Wolf vollständig.

„Melde dich, wenn du wieder da bist."

Sethos nickte und sah zu Dante.

„Gehen wir. Es ist alles gesagt."

Arthur stürmte aus dem Zimmer und blieb vor dem Motel stehen. Er sah zum Himmel und nahm Luft.

„Verfluchter, kleiner, geliebter Hexer. In was für einen Schlamassel hast du dich wieder gebracht? Ich werde dich finden und du wirst diesen verfluchten Wolf vergessen", sagte er leise „Er liebt dich nicht so wie ich dich."

Dann erhob er sich in den Himmel und verschwand in der Dunkelheit. Sethos und Dante kamen heraus und Sethos sagte.

„Ist diese Gefährtensache wahr?"

Der Wolf nickte.

„Ich habe ihn gefragt, doch er sagte, das er sich entscheiden würde, wenn wir das überstanden haben."

„Du weißt, das er Arthur liebt?"

„Ja."

„Arthur wird das nicht zulassen. Du hast ihn gesehen; er handelt impulsiv und denkt erst dann nach. Vor allem, wenn es um Merlin geht. Er liebt ihn und das schon sehr lange."

Dante sah ihn unbeeindruckt an.

„Er hatte seine Chance und es vermasselt. Das werde ich nicht."

Sethos seufzte.

„Nun gut. Doch lasst das jetzt mal außen vor. Wichtig ist, das wir sie finden."

„Sicher. Das habe ich ihm versprochen und im Gegensatz zu anderen...halte ich, was ich verspreche."

Sethos grinste.

„Du wärst ein guter Freund, wenn du kein verfluchter Wolf wärst."

Dante grinste zurück.

„Du auch, wenn du kein verfluchter Vampir wärst."

„Nun ja. Hexen nehmen Vampire zu Gefährten, obwohl sie sich feindlich gesinnt sind. Die Zeit bleibt nicht stehen", sagte Sethos „Es ist vielleicht der Beginn von Freundschaften, die vorher unmöglich waren. Wir werden alle klüger und vernünftiger. Und wir müssen zusammenhalten. Jetzt mehr als jemals zuvor."

„Das sag mal dem blonden Vampir, der andauernd ausrastet."

„Arthur ist Arthur und er macht sich Sorgen um Merlin."

„Wer nicht? Ich fand den Plan von Anfang an scheiße. Das weißt du."

Sethos schaute an Dante vorbei, als er antwortete.

„Bleiben wir optimistisch. Wir werden sie finden, Wolf."

„Ja."

Sethos nickte ihm zu und erhob sich in die Luft. Dante sah ihm nach. Er würde morgen den ersten Flug nach Hause nehmen und sich auf den Kampf vorbereiten, so wie alle anderen.

Der Beginn einer Allianz, die die Mythenwelt neu zusammenwürfelte. Bis jetzt lebte jede Art für sich allein. Feindschaften gab es genug unter den verschiedenen Wesen. Vielleicht würde sich das ändern.

Vielleicht würden Allianzen, Freundschaften geknüpft, die vorher unmöglich waren. Sie mussten zusammenhalten. Menschen waren immer schwächlich gegen sie, doch die Zeit und die Technik gaben ihnen mächtige Waffen gegen sie.

Und sie mussten weiterhin im Schatten leben, unentdeckt von Menschen und die töten, die von ihnen wussten. Nur so könnten sie in Frieden unter ihnen leben. Niemand wollte einen Krieg mit Menschen. Das Ausmaß wäre verheerend. Eigentlich wollten sie nur hier leben, doch Menschen neigten dazu, nicht zu teilen. Selbst nicht mit den Tieren, die hier lebten. Vielleicht irgendwann würden sie toleranter sein. Sie mussten nicht töten, weder Wolf noch andere Arten, selbst Vampire könnten jagen ohne zu töten.

Doch Dante wusste, das es ein sehr langer Weg bis dorthin wäre, mit Rückschlägen und Ignoranten auf beiden Seiten, die nicht einsahen, das ein friedliches Zusammenleben machbar war.

Er ging langsam die Straße entlang, nahm ein Taxi ins Hotel. Die Suite wirkte einsam ohne Merlin und Dante machte sich auch Sorgen um Merlin.

Doch niemand hätte ihn aufhalten können. Merlin war mutig und vor allem stur. Das hatte er schon herausgefunden.

Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt