Dunkles Schicksal
Kapitel 49
Merlin blieb stehen und schaute hoch zu der Burg, die etwas erhöht über den Wäldern ragte. Dunkel und geheimnisvoll, wie alle Ruinen reckte sie sich düster gegen den Himmel, in den Gemäuern die Geschichte der Menschen, die in dieser Burg gelebt und gestorben sind. Avram hatte ihnen den Weg erklärt, doch sich vehement geweigert, sie zu begleiten. Auch wenn er moderner zu den üblichen Bewohnern eingestellt schien, war die Furcht vor den Gerüchten und der Aberglaube angeboren oder anerzogen. Also waren die vier allein aufgebrochen und hatten ihre Waffen mitgenommen, sicherheitshalber.
Die Burg war leicht zu finden, ungefähr zwei Stunden von dem kleinen Dorf entfernt. Jetzt machten sie sich an den Aufstieg. Eine schmale Straße führte nach oben und sie sah aus, als würde sie dem Alter der Burg in nichts nachstehen.
„Ich bin echt neugierig, was wir finden", meinte Leo.
Merlin schaute zum Himmel. Heute war er grau und dicke dunkle Wolken zogen am Himmel. Es würde Regen geben. Die Sonne war nicht zu sehen und düster ragte die Burg vor ihnen auf. Merlin hatte schon einige gesehen, doch diese Burg strahlte Dunkelheit aus, etwas Gefährliches, was seine Sinne aufnahmen. Doch vielleicht bildete er sich das nur ein, weil Avram erzählt hatte, das der Urvampir hier lebte. Es war ja nicht so, das Merlin nicht daran glaubte; alles hatte irgendwann mal einen Ursprung, auch Vampire. Es muss ja mal den Ersten gegeben haben, aber ausgerechnet hier? Es wäre doch sehr verwunderlich, wenn sie hier etwas finden würden.
Jetzt standen sie vor dem Tor, an dem der Zahn der Zeit genagt hatte, sowie überall. Und doch war diese Burg erstaunlich gut erhalten. Alle waren wachsam. Auch wenn sie nicht an die Geschichten glaubten, würden sie aber auch nicht unaufmerksam sein. Sie stiegen von den Pferden ab und Merlin schaute sich um.
„Es würde mich doch sehr wundern, wenn hier Vampire leben würden", sagte er.
„Wieso?" Das war Sergio, der das fragte.
„Ganz einfach", antwortete er „Was wollen sie hier in der verfallenen Burg? Ja, natürlich hätten sie Nahrung in den Dörfern. Aber niemand wird dort vermisst. Und ich denke, das sie wie alle anderen, falls sie jemals hier waren, sich in der Welt verstreut haben."
„Was bringt dich zu solch einer Annahme?", fragte Leo.
„Vampire lieben das Vergnügen, Abwechslung. Sie langweilen sich schnell und was ist langweiliger, als in einer Burg am Ende der Welt zu leben?"
Sergio drehte sich nach ihm um und musterte Merlin, dann sagte er.
„Du kennst dich wirklich verdammt gut mit ihnen aus. Wie kommt das? Du sagtest, das du lange nicht gejagt hast."
Verdammter Italiener. Er hinterfragte ihn schon wieder. Er sollte vorsichtiger sein, was er sagte. Es war ja nicht so, das die Vampire vor ihrem Tod den Jägern noch die Gepflogenheiten und Charakter der Vampire erzählen würden. Merlin wich seinem Blick nicht aus.
„Jetzt mal im Ernst, Sergio. Wenn du ein Vampir wärst, würdest du in dieser alten Burg dein Dasein fristen? Ich an derer Stelle würde in die Städte gehen. Erstens ist dort viel los, zweitens wäre es einfacher zu jagen. Was sollen sie hier? Den ganzen Tag im Verlies sitzen und warten bis es dunkel wird?"
„Merlin hat recht, Sergio. Ich als Vampir würde auch nicht hier verrotten wollen", er grinste „Ich würde in die Städte gehen, wo Aktion und schöne Frauen wären. Was willst du hier? Du weißt, das sie auch gerne ficken. Hast du die Frauen in den Dörfer gesehen? Ich denke, das selbst Vampire auserlesenen Geschmack haben", sagte Hennessy.
Das hatten sie in der Tat. Vampire liebten den Luxus und schöne Frauen oder Männer. Sie verkehrten oft in den gehobenen Kreisen, wo dies alles gewährleistet war. Zumindest die Anführer der Clans lebten so, doch auch der Clan selbst hatte ein gehobenes Umfeld. Und Merlin lächelte und breitete die Arme aus, als er zu Sergio schaute.
„Da hast du deine Antwort, mein Lieber."
Danke Hennessy, sagte er zu sich selbst. Er sollte wirklich aufpassen, was er sagte. Sergio schien etwas zu ahnen oder wollte mehr wissen. Es wäre fatal für alle, wenn sie jemals herausfinden würden, das Merlin einen Vampir liebte. Sie pochten darauf, das er die Vampire in Sevilla töten sollte, doch das war unmöglich. Er konnte Arthur nicht töten. Es wäre, als würde er einen Silberdolch in sein eigens Herz stechen. Merlin war sich während der Reise bewusst geworden, das er den blonden Vampir immer noch liebte, auch wenn es keine gemeinsame Zukunft gab. Das würde sich wohl auch nicht ändern, doch er konnte ihn vergessen oder zumindest in den dunkelsten Winkel seines Herzens verbannen.
Sie schauten sich in der Burg um, die stumm und düster ein Zeugnis der Vergangenheit war und die vier Menschen nur erahnen konnten, welche Kriege, Leid, Freude und Kummer hier passiert war. Der Wind heulte um die Burg, die wirklich ein wenig unheimlich schien. Doch keine Anzeichen von Vampiren oder von dem Lord Tepes. Die Burg war verlassen.
„Hier ist niemand", sagte Leo.
„Was hast du erwartet, Leo?", fragte Merlin „Das im Verlies ein Sarg steht mit dem Vampir darin? Vampire schlafen nicht in Särgen, das finden sie..."
Vorsicht! Er sollte den Mund halten. Natürlich war es Sergio, der nachhakte.
„Was finden sie?"
Merlin nahm sich einen Augenblick, setzte ein amüsiertes Lächeln auf, bevor er sich zu Sergio umdrehte.
„Mal ehrlich. Würdest du in einem Sarg schlafen wollen?"
„Wäre passend für die, weil sie ja schon tot sind", meinte er nur.
„Es sind doch nur Geschichten, Sergio. Niemand hat den sogenannten ersten Vampir je gesehen. Zumindest niemand, der noch lebt", sagte Hennessy.
„Ja, ihr habt ja recht."
Nach einer Stunde verließen sie die Burg und ritten zurück. Merlin war nachdenklich. Jetzt war er schon drei Monate unterwegs und langsam wurde er sich sicher, das es Zeit war nach Hause zu gehen. Es mag eine schöne Zeit gewesen sein, doch jetzt war es genug. Merlin war bereit, nach Hause zu gehen und sein Leben wieder aufzunehmen. Und bereit dazu, Arthur ein letztes Mal gegenüber zu treten. Es musste sowieso geschehen, bevor er das Thema endgültig abhaken konnte. Und bevor er sich hier noch verriet.
Eine Woche später war Merlin auf dem Weg nach Rom. Er hatte sich von seinen Freunden verabschiedet, mit dem Grund, das er zurück musste, um sich seinem Leben zu widmen. Was ja auch wahr war. Es war Zeit; die Reise hat ihm gut getan, doch jetzt musste er weiter. Der Abschied war feucht fröhlich und auch wehmütig. Doch sie würden sich wiedersehen. Die drei Freunde würden bald wieder die Jagd aufnehmen, sich vermutlich trennen, bis auf Leo und Hennessy. Sie würden zusammenbleiben, wie eh und je.
In Rom nahm er ein Schiff, schrieb ein Telegramm an Maria, das er nach Hause kam. Nachdem er sein Pferd eingeschifft und seine Kabine bezogen hatte, stand er an der Reling, als das Segelschiff auslief. Er würde lange auf See sein und sich darauf vorbereiten, nach Hause zu kommen.
Noch wusste er nicht, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Der Gedanke, das Arthur kein Teil mehr davon war, verursachte in ihm furchtbare Gefühle und Schwermut. Warum konnte Arthur kein Mensch sein? Warum war es so verdammt schwer, ihn loszulassen? Und Arthur? Was dachte Arthur? Das sie wieder dort weitermachten, wo sie aufgehört hatten? Dachte er überhaupt noch an ihn?
Fragen über Fragen und Merlin hatte auf keine eine Antwort. Monate waren vergangen, seit er diese schlimme Begegnung in dieser Werft mit ihm hatte. Seit diesem Tag hatte er ihn nicht mehr gesehen. Ob er schon in Sevilla war? Maria schrieb kein einziges Wort über Arthur. Entweder, weil sie wusste, das er Abstand wollte oder weil er nicht in Sevilla war.
Merlin schaute über das Meer, das sein Schiff nach Valencia trug. Von dort aus war es nicht mehr sehr weit. Er freute sich auf zu Hause und auf Maria, aber gleichzeitig hatte er auch Angst. Angst vor der Zukunft.
Was würde sie bringen?
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Sethos kam in der dritten Nacht nach Hause. Arthur und Anchar saßen auf der Terrasse, als er elegant landete und Anchar sich wieder in seine Arme stürzte. Nachdem er auch Arthur begrüßt hatte und sich an den Tisch setzte, brachte ihm seine Gefährtin einen Bourbon.
„Hat etwas länger gedauert. Es waren mehrere Tribunale. Ich denke aber, das ihr euch bestens unterhalten habt."
Arthur schaute unter sich und Sethos grinste. Er wusste doch genau, wie sie sich unterhalten hatten, sagte aber nichts dazu. Es war in Ordnung, sonst hätte er Arthur nicht allein bei seiner Gefährtin zurückgelassen.
„Ich muss gehen", sagte jetzt Arthur „Ich habe nur gewartet, bis du zurück bist."
Sethos lächelte.
„Sollte ich dir auch geraten haben. Sich einfach davon zu stehlen, hätte ich nicht toleriert. Doch bevor du gehst..."
Anchar lächelte, als sie sagte.
„Wieso zeigst du Arthur nicht die Gegend, Sethos? Arthur kann morgen Abend aufbrechen", sie wandte sich an den blonden Vampir „Wenn es dir recht ist?"
Er nickte. Arthur wusste, das Sethos noch einmal mit ihm schlafen wollte, bevor er aufbrach. Der ägyptische Vampir stand auf und küsste Anchar, dann sagte er zu ihm.
„Bereit zu fliegen?"
Arthur nickte und stand auf. Auch er wollte noch einmal diesen Vampir spüren. Anchar rief ihnen nach.
„Kommt nicht zu spät zurück."
Dann erhoben sich beide in die Luft. Sie flogen eine Zeit lang, bis Sethos einen kleinen Hafen ansteuerte und dort landete.
„Hier liegt ein Segelschiff von einem Vampir, den ich kenne. Und er ist im Moment nicht da. Wir werden auf sein Schiff gehen."
Arthur folgte ihm zu einem großen Segelschiff, das sehr exklusiv aussah. Unter Deck war alles sehr edel, der Wohnraum großzügig angelegt. Alles zeugte von Reichtum. Sethos bediente sich an der Bar und machte ihnen beiden einen Drink. Er reichte eines der teuren Kristallgläser Arthur und hob sein Glas.
„Auf unsere Freundschaft und auf eine wundervolle Nacht, mein Geliebter."
„In diesem Sinne", antwortete Arthur und hob sein Glas.
Sethos nahm es ihm aus der Hand, nachdem sie ausgetrunken hatten und zog ihn an sich, küsste ihn fordernd und leidenschaftlich, flüsterte in sein Ohr.
„Lass uns das Schlafzimmer ansehen."
Es war genauso großzügig angelegt und edel. Dominierend war das große Bett darin. Anscheinend legten alle Vampire Wert auf ein komfortables Bett, da sie sich gerne und oft darin amüsierten. Arthur war das nur recht. Eine schöne, große Spielwiese für sie beide. Sanft wiegte sich das Schiff im Hafen, als sie begannen, sich zwischen heißen Küssen auszuziehen.
Es würde ein wundervoller Abschluss werden.
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Am nächsten Abend landete Arthur in einer dunklen Gasse in Sevilla und stand wenige Minuten später vor seinem Haus. Er war sofort nach Sonnenuntergang aufgebrochen. Der Abschied von dem Paar war sehr herzlichst gewesen; die letzte Nacht mit Sethos wundervoll und sehr intensiv. Sie würden sich wiedersehen, doch jetzt wollte das Paar Zeit für sich. Arthur konnte das verstehen.
Es war seltsam, vor seinem Haus zu stehen. Irgendwie fremd und ungewohnt. Er war lange weg gewesen und viel war inzwischen geschehen. Er ging langsam die Treppe hoch und klopfte an die Tür. Ein menschlicher Diener öffnete und rief überrascht.
„Meister. Es ist so schön, sie zu sehen."
Arthur lächelte und trat ein.
„Ja, finde ich auch."
„Senior Lance ist in der Bibliothek", sagte er und verneigte sich leicht.
Arthur nickte und steuerte den Raum an, während der Mensch sich zurückzog. Wie immer stand Lance am Fenster, ein Glas in der Hand mit der hellen Flüssigkeit und nachdenklich. Arthur wusste, das er später jagen ging. Lance ging nie vor Mitternacht aus dem Haus, es sei denn, er hatte vor auf ein Fest zu gehen.
Der blonde Vampir lehnte sich an den Türrahmen der großen Tür und überkreuzte seine Arme vor seiner Brust.
„Immer noch so grüblerisch?"
Lance schnellte herum und sein Gesicht spiegelte vollkommene Überraschung wieder. Einen Moment schaute er Arthur nur an, als wollte er herausfinden, ob er einem Trugbild zum Opfer gefallen war.
„Arthur? Bist du es wirklich? Oder werde ich jetzt verrückt? Ich warte schon so lange auf dich, das ich fast nicht sicher bin."
Arthur stieß sich von der Tür ab und kam auf ihn zu.
„Ich bin wieder da", sagte er und breitete seine Arme aus „Fast neu und absolut bei klarem Verstand."
Lance stellte langsam sein Glas auf den Tisch, dann ging er schnell Arthur entgegen und umarmte ihn, küsste ihn auf die Wange, immer wieder. Das war das zweite Mal, das sein bester Freund ihn küsste und Arthur schmunzelte leicht. Das war ihm gar nicht so ähnlich. Lance hatte ihn nie geküsst. Umarmt ja, aber nie geküsst.
„Endlich", sagte er „Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wo warst du denn all die Zeit?"
„Bei Sethos", sagte Arthur „Ich war Gast in seinem Haus."
„So lange? Was hast du denn dort getan?"
„Mich erholt", war seine Antwort „Der...Nun, die ganze Sache hatte mich sehr mitgenommen."
„Das glaube ich gerne", sagte Lance „Und jetzt?"
„Das Ganze ist ausgemerzt, für immer. Dieser ganze Hass ist weg, doch die Erinnerung bleibt. Aber ich kann jetzt damit umgehen. Alexej war wohl das dunkelste Kapitel in meiner Existenz, doch es ist vorbei. Vergangenheit."
Lance nickte und reichte ihm ein Glas von seinem Lieblingsbourbon.
„Gut, doch ich muss dir noch etwas sagen. Ich glaube...", er zögerte, suchte nach Worten „Ich glaube, nein, ich weiß, das dies alles, was dir widerfahren war, meine Schuld ist. Wenn ich dich damals in Prag nicht verlassen hätte, wäre es nie dazu gekommen. Wir wären nie nach Moskau gegangen."
Arthur schaute ihn verständnislos an.
„Echt jetzt? Da komme ich nach Monaten nach Hause und du hast nichts anderes zu tun, als dir Schuldgefühle einzureden?"
„Aber es ist die Wahrheit."
„Scheiße, Lance", antwortete er frustriert „Ich sagte dir gerade, das dies alles vorbei ist. Und jetzt kommst du mit der Scheiße? Hast du sonst nichts zu tun gehabt?"
„Arthur..."
Doch der Angesprochene hob die Hand.
„Schluss jetzt. Egal was du dir da eingeredet hast...Es ist vorbei, Lance und ich will nichts mehr davon hören. Vergiss das jetzt. Wenn es etwas zu verzeihen gab, dann habe ich das längst getan, sonst wärst du nicht an meiner Seite. Du hast mich beim ersten Mal in Rom gerettet, sonst wäre ich damals schon verloren gewesen. Wir sind quitt, belass es dabei. Es gibt nichts, was wir zu verzeihen haben. Es ist vorbei, jetzt und für immer."
Lance nickte.
„Wenn du es so willst...Okay. Vielleicht hast du recht, wir sollten nicht eine Ewigkeit darauf herumreiten."
Arthur hob eine Augenbraue.
„Du lenkst ein? Das ist ja ganz was Neues. Normalerweise pochst du darauf herum."
„Nicht mehr. Ich wollte nur noch dieses Gespräch und du hast dich klar ausgedrückt. Wir sind Freunde und nur das zählt."
Arthur lächelte.
„Jetzt bin ich überrascht."
„Halt den Mund", sagte Lance und gab ihm noch etwas zu trinken „Und willkommen zu Hause."
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Da Merlin zeitlich wesentlich früher als Arthur nach Hause aufgebrochen war, verweilte er schon zwei Tage auf der Hazienda, bevor Arthur nach Hause kam. Maria hatte ihn herzlichst empfangen, wusste sie doch, anhand des Telegramms, das er nach Hause kam. Jetzt saßen sie zusammen im Salon, das erste Mal, das sie Zeit hatten. Denn Merlin war vollauf beschäftigt gewesen, mit seinem Verwalter zusammen auf den neusten Stand zu kommen.
„Wieso hast du die Reise abgebrochen?", wollte sie wissen.
„Es war Zeit. Ich denke für uns alle. Und auch, weil die drei mir irgendwann auf die Schliche gekommen wären. Vor allem Sergio war so aufmerksam. Ich glaube, er hatte einen Verdacht. Und außerdem war ich bereit dazu, nach Hause zu kommen. Die Reise war schön und hat ihren Zweck erfüllt. Abgesehen davon, das es auch Spaß gemacht hatte. Aber jetzt denke ich, das ich mein Leben wieder aufnehmen muss. Schließlich habe ich auch Verantwortung und ich wollte dich nicht mehr länger alleine lassen."
„Das ist lieb von dir. Obwohl ich es eigentlich gewöhnt bin, oft allein zu sein, habe ich dich vermisst. Und? Hast du deinen Kopf klar bekommen? Weißt du jetzt, wie es weitergeht?"
Er nickte.
„Willst du es mir sagen?"
Merlin schaute sie an.
„Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und ja."
„Was ist mit Arthur?"
Einen Augenblick huschte ein Schmerz über sein Gesicht, doch war so schnell weg, wie er gekommen war.
„Nichts. Ich liebe ihn immer noch; das ist mir klar. Doch wir haben keine Zukunft zusammen. Maria, er ist unsterblich, wenn ich mal die Tatsache beiseite lasse, das er ein Vampir ist. Ich sah die Welt durch eine rosarote Brille, wie alle Verliebten, die frisch verliebt sind oder lieben. Doch nun ist alles wieder klar und ich weiß, das wir keine Zukunft haben."
„Und wieso nicht?"
„Maria, ich will und werde nie ein Vampir sein. Ich verachte diese Wesen, normalerweise. Bis auf wenige, die meine Freunde geworden sind. Bei ihnen kann ich das tolerieren, ich habe ihnen viel zu verdanken. Sethos hatte mich gerettet und Arthur...Ich liebe ihn, trotz allem. Doch ich werde nie den Weg eines Vampirs wählen. Damit bin und bleibe ich sterblich. Und ich möchte nicht miterleben, wie ich alt und gebrechlich werde, während Arthur so jung und schön bleibt. Und ich irgendwann nicht mehr begehrenswert für ihn sein werde. Abgesehen davon, das ich auch nicht will, das er zusehen muss, wie ich sterbe."
„Merlin..."
Er hob die Hand.
„Nein, Maria. Ich bin mir dessen sicher, das ich kein Wesen werden will, das nachts auf die Jagd gehen muss und von Blut lebt", er sah sie an „Wie denkst du darüber, was Lance angeht?"
Sie seufzte.
„Ehrlich? Ich weiß es nicht. Langsam sollte ich mir Gedanken darüber machen, was ich möchte. Du hast recht. Irgendwann werde ich eine alte, faltige Frau sein, die nichts mehr Begehrenswertes an sich hat. Und mein Gefährte wird strahlend jung und schön sein."
„Ziehst du es in Erwägung, unsterblich zu werden? Ein Vampir?"
„Ich weiß es noch nicht, doch wenn ich mit Lance zusammenbleiben will, wird das meine einzige Alternative sein. Doch ich muss mir sicher sein, denn ich kann nicht wieder zurück", sie seufzte wieder „Ich weiß es einfach nicht. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob ich ihn genug liebe, um mein Leben aufzugeben."
„Es ist dein Leben, Maria. Ich werde mich nicht einmischen", sagte Merlin „Es mag sein, das du anders darüber denkst. Doch musst du auch die Tatsache einräumen, das deine Partnerschaft vielleicht nicht hält. Arthur erzählte mir, das Lance schon einmal eine Gefährtin hatte und es nicht geklappt hatte. Sie hat ihn verlassen. Sollte das der Fall sein; ich will ja nichts schwarzmalen; aber sollte das der Fall sein, musst du bedenken, das du dann immer noch ein Vampir bist und auf dich gestellt. Du musst dann allein klar kommen und wirst ewig leben. Kein Ausweg, es sei denn, du machst einen Spaziergang in der Sonne."
„Ja, das weiß ich alles. Aber nichts ist wirklich sicher. Doch wenn ich es nicht tue, frage ich mich eines Tages, ob es die falsche Entscheidung war", sie seufzte wieder „Es ist eben nicht leicht zu entscheiden. Mein Herz sagt ja, aber mein Verstand sagt nein. Ich opfere mein Leben und habe Angst, das es umsonst war. Ich weiß es nicht, noch nicht. Was wirst du tun?"
Merlin nahm Luft.
„Ich werde Arthur aufsuchen und ihm das sagen. Er hat ein Recht darauf, meine Entscheidung zu erfahren. Ich denke, das bin ich ihm schuldig und auch, weil ich ihn nicht im Unklaren lassen will. Es wird schwer werden, wohl das Schwerste, was ich je tat, aber es muss sein."
Sie nickte.
„Denkst du, das du ihm gegenüber treten kannst? Ich meine..."
„Ja. Es ist unausweichlich. Ich muss ihn noch einmal sehen", er lachte traurig „Und danach? Danach weiß ich nicht, wie es weitergeht. Ich liebe ihn so sehr, das ich fast glaube, das ich mich nie wieder davon erholen werde, das ich ihn aufgeben musste."
„Das wird Zeit brauchen."
Merlin schüttelte den Kopf.
„Das glaube ich nicht. Jeden anderen vergleiche ich mit Arthur und niemand, wirklich niemand kommt annähernd an ihn heran. Er ist einzigartig und wird für immer meine große, unglückliche Liebe sein...bis ich sterbe."
Maria sagte einen Moment nichts, dann seufzte sie und antwortete.
„Dann möchte ich dir jetzt mitteilen, das er gestern Abend nach Sevilla zurückgekehrt ist. Lance hatte einen Boten mit der Nachricht geschickt. Ich wollte noch damit warten, dir das zu sagen, nicht bevor wir gesprochen haben. Und das haben wir jetzt. Wenn du mit ihm reden willst, dann fahr in die Stadt."
Merlin nickte. Er musste es tun und dieser Weg war wohl der Schwerste, den er je angetreten hatte.
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Zwei Tage später betrat Arthur den Salon. Er würde später auf die Jagd gehen. Lance hatte ihm gesagt, das Merlin auf Reisen mit seinen Jägerfreunden war und auch, das der Bote ihm sagte, als er von Maria zurückkam, das Merlin wieder zu Hause war. Doch Arthur wartete, wartete, das Merlin den ersten Schritt tat, obwohl seine ganze Existenz ihn zu Merlin zog. Lance betrat den Salon.
„Wann wirst du Merlin aufsuchen?", fragte er.
„Gar nicht. Er wird kommen. Egal wie er sich entschieden hat; er ist ein Mann von Ehre und wird mich nicht im Dunkeln tappen lassen. Merlin wird sich klar ausdrücken, was er will."
„Im Gegensatz zu dir", antwortete Lance „Du hast kein Wort darüber verloren, was du all die Zeit bei Sethos getan hast. Und auch nicht, wie du das Böse in dir ausgelöscht hast. Wie hast du es getan?"
Arthur drehte sich um. Er hielt sein Versprechen, Serena gegenüber.
„Das ist doch jetzt egal. Ich habe mich gerettet und nur das ist wichtig. Ich hatte Hilfe und mehr werde ich dir nicht sagen", sagte Arthur etwas unwirsch, weil Lance ihn schon wieder damit nervte.
Lance nickte grimmig und zornig.
„Okay, wahrscheinlich bin ich dir nicht so wichtig, das du mir sagst, was du so lange bei Sethos getan hast. Oder wer dir geholfen hat."
Während die beiden Vampire kurz davor waren, wieder zu streiten, war Merlin vor ihrem Haus eingetroffen. Einer der Diener kam gerade von Besorgungen zurück und betrat mit Merlin das Haus.
„Ich denke, die Herrschaften sind im Salon", sagte er zu Merlin, während er die Taschen hielt „Sie kennen den Weg, ich muss leider in die Küche."
„Ja, kein Problem", sagte Merlin, dem das Herz im Hals klopfte, als er leise Arthurs Stimme hörte. Jetzt war es soweit und er nahm Luft, wappnete sich für diese Begegnung. Doch als er vor dem Salon war, blieb er stehen. Er wich zurück, so das man ihn nicht sah und hörte zu. Anscheinend schienen sich Lance und Arthur zu streiten.
„Gott, Lance. Ich war acht Wochen bei Sethos zu Gast. Was willst du hören? Du bist manchmal so...so nervig."
Lance knallte das Glas auf den Tisch. Es reichte ihm. Was war er? Der Trottel hier, der nie etwas wusste und dem man nichts sagen konnte? Arthur mag durch die Hölle gegangen sein. Aber er auch, eine Hölle, in der man ihn im Unklaren ließ und es anscheinend noch nicht aufhörte. Alle taten so geheimnisvoll, als würden sie ihm nicht vertrauen. Er fuhr Arthur zornig und verletzt an.
„Nervig? Ich bin nervig? Du drehst durch, ziehst mordend durch die Welt. Und Sethos rettet dich und nimmt dich mit in sein Haus oder weiß der Teufel wohin oder bei wen. Und ich sitze hier und wusste nichts. Überhaupt nichts, weder wo du warst, noch ob es dir gut geht. Ich wusste nicht, ob du überhaupt noch existierst. Sethos, der große Sethos", betonte er „Sagte nur knapp, das alles in Ordnung ist", er schnaubte frustriert „ Was bin ich für dich? Einer der Vampire unseres Clans, den du zurecht weist? Ich habe mich hier um alles gekümmert und ich machte es gerne. Und ich wollte meinen Freund zurück, der allerdings mich nicht so behandelt. Danke."
Arthur fuhr herum und sah genervt zum Fenster hinaus. Nichts hatte sich verändert, Lance würde keine Ruhe geben. Warum konnte er es nicht einfach auf sich beruhen lassen? Er war wieder da und wohlauf, alles andere war doch egal. Doch er bohrte und bohrte und bohrte weiter, wie ein lästiger Wurm. Und Arthur war nicht in der Verfassung, das zu ertragen. Er wusste, das er Merlin verloren hatte und das setzte ihm extrem zu. Jetzt da er zurück war und wusste, das er nicht weit weg von ihm war. Er hatte alles verloren, was ihm einen Sinn in seinem Dasein gab. Merlin hatte die Leere in ihm ausgefüllt, doch er würde gehen. Und zurück blieb Arthur, der ewig damit leben musste mit seiner Frustration, seinem Schmerz und seiner Hoffnungslosigkeit. Und mit Lance, der einfach keine Ruhe gab. Zorn flammte in ihm wie eine helle Flamme auf, als er sich umdrehte und ihn wütend anfauchte.
„Du willst wissen, was ich in all der Zeit bei Sethos tat? Dann sag ich es dir und hoffe, du gibst dann endlich Ruhe. Wir haben gefickt. Wir haben acht Wochen lang gefickt und es war wundervoll. Bist du jetzt zufrieden und lässt mich endlich in Ruhe damit?"
Lance schaute ihn geschockt an.
„Du hast mit Sethos gefickt? Wieso? Das glaube ich jetzt nicht. Während wir uns Sorgen machten...hast du dich amüsiert? Wieso, Arthur? Was geht nur in dir vor?"
Arthur lachte sarkastisch, seine Augen dunkel im Zorn.
„Weil jetzt alles egal ist. Weil ich machen kann, was ich will und weil ich nicht gebunden bin. Merlin ist gegangen und weil Sethos mich wollte und ich wollte ihn, du Idiot. Nur du stellst so bescheuerte Fragen. Und ich werde das nicht vor dir rechtfertigen, denn es war gut, mehr als das. Er hat eine andere Auffassung von Vergnügen und bei Gott, das hatte ich wirklich. Und bevor du fragst, ich kann dir nicht sagen, wo ich zuvor war und wer mich gerettet hat. Ich habe es versprochen, doch um dich zu beruhigen...Ich hatte auch dort eine Menge Spaß im Bett, nachdem ich mich erholt hatte. Zufrieden? Dann nerve mich nicht länger. Ich hatte eine schöne Zeit und nun ist sie vorbei. Können wir das Thema jetzt endlich fallen lassen?"
Merlins Herz zog sich schmerzlich zusammen, als er das hörte. Er hatte getrauert und es fast als falsch angesehen, mit einem Mann auf der Reise zu schlafen. Selbst in Berlin, das einzige Mal, als er es getan hatte, fühlte er nicht so ein Vergnügen wie anscheinend Arthur. Er war verspannt und nicht bei der Sache gewesen, in dieser Nacht mit diesem Mann. Und er fand es nicht richtig, das er sich so vergnügte, während er nicht sicher war, was mit Arthur ist. Danach tat er es nicht wieder. Und Arthur schien mit jedem gefickt zu haben, den er traf? Selbst mit Sethos? Der Vampir war mehr als attraktiv, sicher. Doch Arthur schien es keinen Augenblick zu bereuen. Während sich alle Sorgen machten, ließ er sich von Sethos ficken. Zorn flammte in Merlin auf, begleitet von Enttäuschung und Schmerz. Er hörte Lance sagen.
„Ich verstehe dich nicht, Arthur. Du bist zornig, weil ich wissen will, wo du warst. Und weil ich es für verwerflich finde, was du getan hast? Merlin und wir alle hatten gebetet und gehofft, das wir dich retten können und alles dafür getan. Selbst als er wirklich geschockt aus Helsinki mit Sethos kam, hatte er sich immer noch Sorgen um dich gemacht. Und verdammt, ihr hattet eine Beziehung, die immer noch bestand, wenn auch noch am Anfang. Wir alle machten uns Gedanken um dich und du hast nichts anderes getan, als dich mit deinem Schwanz amüsiert? Wäre es so schlimm gewesen, eine kurze Nachricht zu schicken? Das es dir gut geht und du bald nach Hause kommst? Oder Merlin?"
„Ja", schrie ihn Arthur an „Ich wollte meine Ruhe haben. Diese Ruhe, die jetzt vorbei ist, weil du mir auf den Sack gehst."
„Du hast dich verändert", stellte Lance fest „Mein Freund hätte seine Freunde nicht im Ungewissen gelassen. Du wolltest Ruhe, aber anscheinend hattest du sie nicht wirklich, wenn du mit Sethos Spaß gehabt hast und wo sonst noch."
Arthur lachte.
„Wirklich? Ich bin immer noch der, der ich immer war. Ein Vampir, der nicht wie ein Eremit leben will. Warum klagst du mich jetzt an? Ist es nicht das, was wir immer taten? Wir sind Vampire und werden es immer sein; Monster, die nicht geliebt werden. Also leben wir danach und amüsieren uns, wo wir nur können."
„Du auf jeden Fall", sagte Lance abfällig, so das Arthurs Zorn noch heller loderte.
„Ich hatte meinen Spaß; jeder Fick war toll und ich bereue nichts. Die Zeit mit Sethos sowieso nicht. Das fehlt mir jetzt noch, das du dich hier als Moral Apostel aufspielst. Kannst du nicht endlich damit aufhören, mir sagen zu wollen, was ich zu tun habe oder nicht? Ich bin kein Kind mehr."
„Sicher", sagte Lance grimmig „Wenn du das willst, werde ich mich zurückhalten."
„Dann lass mich jetzt in Ruhe", zischte Arthur „Ich bin wieder da und es geht weiter. Und solltest du..."
Arthur verstummte und sah zur Tür. Merlin stand darin, schweigend und ernst. Arthur traute seinen Augen nicht. Da stand er, so schön und attraktiv, wie ihn Arthur in Erinnerung hatte. Sein Herz würde jetzt Salto schlagen, wenn es noch Leben in sich hätte.
„Merlin", sagte er leise und ungläubig.
Lance drehte sich um und sah den Jäger an. Sein erster Gedanke war, wie lange er hier schon stand. Noch immer hatte er die Hoffnung, das alles gut werden würde. Doch sollte er diese Unterhaltung, was eher ein heftiger Streit war, gehört haben...
„Wie lange stehst du schon hier?"
„Lange genug", antwortete er und ohne den Blick von Arthur zu lassen, sagte er. „Würdest du uns freundlicherweise allein lassen?"
Lance sah zu Arthur, der immer noch Merlin anstarrte, doch dann nickte er und verließ den Salon, ging nach unten. Merlin und Arthur starrten sich an, die Zeit schien stehen geblieben zu sein, bis der Vampir das Schweigen brach.
„Wie geht es dir?", fragte Arthur.
„Gut und dir anscheinend auch, nachdem ich gehört habe, was du gesagt hast."
„Was habe ich denn gesagt?"
Merlin kam näher. Er war so zornig, das er fast froh war, denn es erleichterte ihm das zu sagen, was er zu sagen hatte. Vielleicht war es gut gewesen, das er alles hörte, obwohl der Schmerz in seinem Herzen ihm fast die Luft nahm. Anscheinend hatte ihn Arthur nicht sehr vermisst. Und jetzt wollte er den Unwissenden spielen? Es war fast eine Beleidigung für Merlin. Er versuchte, seiner Stimme einen gelassenen Ton zu geben und hoffte, das es ihm gelang. In Wirklichkeit wollte er schreien, seinen Schmerz herausschreien. Arthur stand wie ein gefallener Engel vor ihm. Schön, so endlos schön und er wäre am liebsten in seine Arme gestürzt. Doch es hatte alles keinen Sinn, sie hatten keine Zukunft.
„Komm schon. Willst du mich wirklich verarschen, Arthur? Lance hatte schon recht, was er sagte. Während sich alle Sorgen machten, hast du herum gefickt. Dich amüsiert, ohne dich zu fragen, was diejenigen durchmachten, denen an dir etwas liegt."
Arthur funkelte ihn an, immer noch zornig von dem Gespräch mit Lance und Merlin gab seinem Zorn jetzt neue Nahrung. Fing er jetzt auch damit an?
„Ach wirklich? Du scheinst ja nicht sehr sorgenvoll gewesen zu sein, wenn du eine Vergnügungsreise mit deinen Freunden gemacht hast."
„Aber ich habe nicht jeden gevögelt, der mir über den Weg gelaufen ist", schrie Merlin ihn an „Ich machte eine Reise mit Freunden, schaute mir die Welt an und erholte mich. Und ich brauchte Zeit, um mir über einiges klar zu werden. Und nicht um alles zu vögeln, was bei drei nicht auf den Bäumen war."
Arthur lachte sarkastisch. Lance war gegangen und nun ging es weiter? Und genauso sarkastisch sagte er.
„Wie edelmütig von dir. Das hat nichts mit uns zu tun gehabt. Du verstehst das nicht, weil du ein Mensch bist. Du kannst das nicht nachvollziehen."
„Ach, wirklich nicht? Ich dachte, du liebst mich, doch anscheinend habe ich mich getäuscht. So wie das aussieht, hast du nicht einen einzigen Gedanken an mich verschwendet. Zu abgelenkt, Vampir, um an einen Menschen zu denken, den du angeblich liebst?"
„Nein, du siehst das ganz falsch, wie immer. Was erwarte ich auch? Das ist nur Sex, das hat nichts mit uns zu tun. Und deine Vermutungen sind auch nicht richtig; ich habe sehr oft an dich gedacht und...ich liebe dich, Merlin. Das hat sich nicht geändert."
„Tolle Art das zu zeigen, indem du dir schöne Wochen machst und Sethos vögelst und wen sonst noch. Abgesehen von der Zeit, als du ein Psychopath warst. Selbst da konntest du deinen Schwanz nicht in der Hose lassen."
Arthur knallte sein Glas auf den Tisch.
„Verdammt nochmal, Vampire sind eben so. Du weißt es doch am besten. Sie sind nicht in dieser Moral gefangen, die dich so in Besitz nimmt. Ich bin nicht dein Eigentum, Merlin. Ich bin immer noch ich. Ein Vampir", er lachte zornig „Ein Vampir, den du so verachtest und der sich nicht um diese scheiß Moral kümmert. Ich ficke, wen ich will und wann ich will."
„Sethos? Du lässt wohl keine Gelegenheit aus, was? Wer noch? Vielleicht alle auf dem Weg nach Hause?"
Arthurs Augen waren dunkel im Zorn, als er einen Schritt auf Merlin zukam.
„Ja. Warum auch nicht? Es war wundervoll und intensiv und verdammt gut. Ich musste keine Rücksicht nehmen, wie bei dir, da du doch so verletzlich bist. Und außerdem...Bist du gekommen, um mich anzuprangern?"
„Nein, ich bin gekommen...", zischte Merlin wutentbrannt „Um dir zu sagen, das ich dich nicht wiedersehen will. Es ist vorbei, Arthur."
„Warum? Weil ich meinem Vergnügen nachgegangen bin?"
„Nein, aber das macht es mir leichter, dir zu sagen, das ich unsere Beziehung als beendet betrachte. Ich wollte dir sagen, das ich niemals ein Vampir werde, doch das hat sich jetzt erledigt. Anscheinend lebst du deine „Existenz „ munter weiter, mit allen Annehmlichkeiten."
„Du machst es dir ziemlich leicht", schrie Arthur.
„Leicht?", Merlin kam näher, blieb dicht vor ihm stehen „Leicht, ja? Du hast mich mit Gewalt genommen, hast mich sehr verletzt und mir mein Blut gestohlen, so das ich fast gestorben wäre. Danach hast du mich behandelt wie ein Stück Fleisch und wolltest mich verwandeln. Selbst als Bestie hast du gemordet und herum gefickt. Oh ja, erst die Opfer benutzt und dann ausgesaugt oder in der Luft zerrissen. Mich nicht. Mich wolltest du zu deinem persöhnlichen Sexsklaven und Mittäter machen. Trotz allem habe ich dich geliebt, tue es noch. Ich war bereit, dir das alles zu vergeben, weil du eigentlich nicht schuld warst und es falsch wäre, dir das übel zu nehmen. Aber du bist nach deiner Genesung nur deinem Vergnügen nachgegangen. Dir war völlig egal, wie deine Freunde litten und sich Sorgen machten, inklusive mir. Doch du hast nur darüber nachgedacht, wann du das nächste Mal deinen Schwanz in Sethos stecken kannst oder umgekehrt. Ich hoffe, du hast es genossen."
„Habe ich wirklich, du eingebildeter Idiot", fauchte ihn Arthur an.
„Schön für dich", antwortete Merlin, ein wenig erleichtert, das sein Pokerface nicht einbrach. Doch sein Inneres war aufgewühlt und Schmerz nagte an seinen Eingeweiden.
Arthur war so verletzt, was Merlin sagte und er hasste dieses Gefühl. Jedes Wort schnitt in ihn und verletzte ihn noch mehr. Doch er wollte Merlin nicht zeigen, wie verletzt, unglücklich und kummervoll er war. Und er wollte ihn auch verletzen, jetzt in seinem Zorn. Deshalb sagte er jetzt.
„Du denkst doch nicht wirklich, das ich eine Ewigkeit nur mit meinem Gefährten ficke? Das bist du nicht einmal, weil du dich weigerst, mir in die Ewigkeit zu folgen. Anscheinend glaubst du wirklich, das du etwas Besonderes bist und dir zu fein, ein Vampir zu werden."
Merlin sah ihn einen Moment an, in seinem Gesicht die Enttäuschung zu lesen, die er empfand.
„Denkst du das wirklich? Aber du hast recht, ich will nicht so ein Dasein führen wie du, aber mit etwas „Besonderes „ hat das nichts zu tun. Aber ich denke, es ist jetzt egal, dir das zu erklären. Das war es, Arthur und ich will dich nicht wiedersehen. Also bleib weg von mir und meinem Umfeld, sonst werde ich etwas dagegen tun."
Arthur trat einen Schritt auf ihn zu, so das er noch dichter vor Merlin stand. Doch Merlin wich seinem Blick nicht aus und ignorierte, wie gut er roch. Sein Herz krümmte sich im Schmerz, doch er schlug sich tapfer.
„Willst du mir etwa drohen?", fragte Arthur gefährlich leise.
Merlin lächelte gequält. Das Ganze war schlimmer als ein Alptraum, doch er würde nicht zusammenbrechen. Nicht jetzt. Er schaute Arthur einen Moment schweigend an, sein Lächeln verschwand, als er antwortete.
„Ich hätte dich pfählen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte."
Nach diesen Worten drehte er sich um und ging ohne weiteres Wort und Verzögerung hinaus. Arthur hörte, wie die Eingangstür zuschlug und dann war es still. Warum hatte er das jetzt gesagt? Er würde Merlin nie etwas antun. Doch hatte er das nicht getan? Auch wenn es nicht seine Schuld war, hatte er es dennoch getan.
Immer noch zornig und so unendlich verletzt, schenkte er sich einen Bourbon ein. So war das nicht geplant gewesen, das Merlin mitbekam, was Arthur bei Sethos tat. Er hätte es ihm erzählt, doch das erübrigte sich jetzt. Wie Arthur vermutet hatte, war Merlin niemals bereit dazu gewesen, ein Vampir zu werden. Das hatte er jetzt klar ausgedrückt. Und Arthur hatte keine Ambitionen, dabei zuzusehen, wie er langsam und sicher vor sich hinwelkte, bis er schließlich starb. Er hatte sich geschworen, das nie wieder zu erleben. Und Merlins Tod könnte er nicht verkraften, wenn er letztendlich alt und krank starb. Er trank einen Schluck Bourbon und zischte.
„Geh zum Teufel."
Doch in seinem Innersten wusste, nein fühlte er, das es nicht so einfach war. Der Schmerz brannte in seinem Herz. Der Schmerz, Merlin für immer verloren zu haben. Oh ja, er liebte diesen sturen, verbohrten Menschen mehr als ihm lieb war. Doch nun hatte er ihn verloren; eigentlich wusste es Arthur schon vorher. Sie waren nie ein Paar gewesen, hatten keine Chance gehabt, es zu werden. Warum sollte er sich dann zurückhalten? Darin sah er keinen Sinn und verdammt nochmal, er bereute es auch nicht. Er war Arthur, ein Vampir, der lebte wie ein Vampir. Und wenn er das nicht akzeptierte, dann hatte das alles keinen Sinn. Er trank aus und schenkte nach.
„Ja, geh doch zum Teufel", sagte er wieder.
„Wer? Ich?"
Lance stand hinter ihm und Arthur drehte sich um.
„Was war das denn eben? Ich hörte euch schreien bis ins Untergeschoss."
„Er ist ein arrogantes Arschloch, der verachtet, was ich bin."
„Er liebt dich, Arthur."
„Tolle Liebe. Er liebt den Mann, aber verachtet den Vampir. Ich kann das eine nicht vom anderen trennen. Und er sagte mir herablassend, das er nie ein Vampir wird. Es klang so verachtend, wie er fühlte. Es ist vorbei."
„Aber..."
„Es ist vorbei, Lance", schrie ihn Arthur an „Ich will nichts mehr hören oder bist du taub?"
„Nein."
Arthur schleuderte das Glas mit dem Inhalt an die Wand, so das Lance zusammenzuckte. Arthur grinste ihn höhnisch an.
„Keine Panik, ich werde dich nicht wieder zusammenschlagen. Ich bin wütend und nicht der Hass und das Böse."
„Ich weiß."
Arthur schaute zum Fenster hinaus, doch einen Moment später sagte er kalt.
„Lass alles zusammenpacken. Wir verlassen Sevilla."
„Was? Bist du denn verrückt?"
Er drehte sich zu ihm um und sagte emotionslos.
„Nein, wir verlassen Sevilla."
„Aber ich habe hier..."
„Maria? Frag sie, ob sie mit uns kommt, wenn du sie so liebst. Und wenn sie dir diese Gefühle entgegen bringt, dann wird sie mit dir kommen. Du kannst sie dann verwandeln, wenn sie bereit dazu ist."
„Du bist so kalt, Arthur. So unerbittlich kalt. Du spricht, als wäre sie eine Ware."
„Ich bin kein Mensch, Lance. Wir alle nicht und wir werden unsere Natur nicht mehr verleugnen. Tu, was du willst. Bleibe hier, wenn du willst, es ist mir gleich. Ich werde gehen."
„Arthur..."
Arthur warf ihm aus seinen blauen Augen einen Blick zu, der kälter als Eis war und Lance verstummte. Der blonde Vampir ging zur Tür und Lance rief ihm nach.
„Scheinbar hat die Bestie dir viel genommen. Zu viel, deine Emotionen und deine Menschlichkeit."
Arthur blieb stehen und drehte sich um.
„Nein, das hat Merlin getan. Er hat mir wieder einmal gezeigt, was ich wirklich bin. In seinen Augen unwürdig und ein Monster. Befolge meine Befehle, wir brechen in zwei Tagen auf."
Dann ging Arthur aus dem Haus und auf die Jagd. Aufgewühlt von seinen Emotionen und Enttäuschung, den Schmerz in seinem Herzen, suchte er in den Armenviertel ein Opfer, doch gab es auf. Sein Hunger war für heute vergangen, so streifte er ruhelos durch die Nacht. In Gedanken und Kummer versunken.
Wieder einmal wurde sich Arthur schmerzlichst bewusst, als er kurz vor Morgengrauen nach Hause ging, das er sich nichts sehnlichster wünschte, als von jemanden geliebt zu werden. Und so geliebt zu werden, wie er war. Doch Merlin hatte ihn zurückgewiesen, das einzige Wesen auf dieser Welt, der ihm das hätte geben können, was er so begehrte. Doch Merlin verachtete ihn, verachtete, was er war. Und nun war es zu Ende. Er hatte hier nichts mehr zu suchen.
Im Inneren zerbrochen betrat er sein Haus und ging ohne Umschweife in sein unterirdisches Zimmer. Dort trank er eine Menge von Bourbon und öffnete auch nicht die Tür, als Lance von draußen rief. Tief in Gedanken versunken saß er noch dort, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Allein, er fühlte sich so allein.
Das unwürdige Geschöpf, das man nicht lieben konnte und das es nicht wert war, etwas für ihn zu opfern.
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Fluchend ging Lance durch die Gänge zu seinem Zimmer. Arthur hatte ihn nicht hinein gelassen. Er wollte noch einmal versuchen, ihn von seinem Plan, Sevilla zu verlassen, abzubringen. Doch Arthur war nicht zugänglich. Noel kam ihm entgegen.
„Kannst wohl auch nicht schlafen", sagte er zu Lance.
„Nein, ich hab keine Nerven für so etwas", zischte er, als er stehen blieb.
„Arthur?"
„Ja, er dreht jetzt völlig am Rad. Merlin hat ihn abserviert."
„Ach du Scheiße. Echt?"
„Ja, aber das Schlimmste kommt noch. Wir verlassen in zwei Tagen Sevilla."
„Verdammt."
„Ja. Verdammt trifft es nicht annähernd."
„Ich wollte mit ihm reden", sagte Noel „Weiß er eigentlich, das ich hier bin?"
„Ja, ich habe es ihm gesagt, aber im Moment ist er für nichts zugänglich. Was ist schlimmer, als ein liebeskranker Vampir?"
Noel zuckte die Schultern.
„Und was jetzt?"
„Wir reisen ab. Mach alles fertig."
„Und wohin?"
Lance seufzte.
„Keine Ahnung. Ich habe es gleich geahnt, das Sevilla uns kein Glück bringt. Ich wollte schon gar nicht hierher. Aber was soll es?", er ging weiter „Ich versuche etwas Ruhe zu bekommen. Bis später."
„Bis dann", sagte Noel und schlug den Weg zu seinem Zimmer ein. Er wollte mit Arthur reden, aber scheinbar war der Vampir nicht gut drauf.
Lance ging in sein Zimmer. Er musste heute Abend mit Maria reden. Also schrieb er einen kurzen Brief und rief einer der Menschen. Er gab ihm den Auftrag, den Brief zur Hazienda zu bringen. Dann lehnte er sich zurück.
Maria liebte ihn und sie würde mit ihm gehen.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...