Dunkles Schicksal
Kapitel 7
Arthur war auf dem Weg nach Hause. Normalerweise konnten ihn solche Verletzungen nicht wirklich aus der Bahn werfen, doch er hatte nicht getrunken. Er fühlte die Schwäche und den Schmerz, den Pfeil immer noch in der Schulter, huschte er durch die Gassen. Er blieb stehen und schaute zum Himmel, der langsam hell wurde. Mit einer Hand hielt er sich seine blutende Wunde in der Brust, als er mit schnellem Schritt weiterging.
Er hatte Merlin gehen lassen, obwohl er ihn so verletzt hatte. Er wollte ihn nicht töten, nicht wirklich. Er schon! Da traf er endlich einmal einen Mann, der ihm wirklich unter die Haut ging und der hasste ihn und wollte ihn töten. Merlin sah immer nur das Monster in ihm, nie die Person, die eigentlich das wollte, was alle wollten. Jemanden, der ihn liebt und an seiner Seite war. Aber konnte man ein Monster lieben? Arthur wusste es nicht und trieb seinen malträtierten Körper weiter. Wieder schaute er gehetzt zum Himmel.
Verdammt, er musste sich beeilen. Er fing an zu laufen, er konnte nicht in seine Vampirgeschwindigkeit fallen, das würde ihn Kraft kosten, die er jetzt nicht so hatte. Er hatte viel Blut verloren und konnte nicht mehr trinken. Es wurde schnell heller, zu schnell. Der Morgen kam und mit ihm sein Feind, die Sonne. Mit anfänglicher Panik schaute er wieder zum Himmel, fragte sich ob heute der Tag war, an dem er gegen die Zeit und Sonne verlor. Und Merlin hätte letztendlich gewonnen. Verflucht, das Licht war unangenehm und bereitete ihm noch mehr Schmerzen, jetzt rannte er über den Platz, der noch menschenleer war. Inzwischen hatte er die Armenviertel verlassen und bog nun in eine Straße seines Viertels ein. Er war nah an seinem Haus.
Inzwischen war schon der rötliche Schein am Himmel zu sehen, der immer der Sonne voraus ging. Arthur drehte sich gehetzt um, noch war der helle Ball nicht zu sehen und doch verbrannte er ihn bereits, er fühlte es und rannte noch schneller, als er sein Haus sah. Das helle Licht bereitete ihm Schmerzen, als er die Treppen seines Hauses hochjagte. Er öffnete die Tür und sprang hinein, schloss sie schnell und lehnte sich einen Moment dagegen, es rauchte wieder leicht um ihn.
Selbst wenn die Sonne noch nicht zu sehen war, erreichten ihn schon ihre tödlichen Strahlen. Jetzt im Hochsommer von Südspanien noch mehr wie normalerweise. Er war keine Minute zu früh, die Sonne ging auf. Er konnte es spüren, wie ihre Strahlen die Stadt erleuchteten und ihn erbarmungslos verbrennen würde, wäre er jetzt nicht in Sicherheit. Arthur fluchte leise, sein Gesicht leicht verbrannt und lehnte sich seitlich an den Eingang, legte seinen Kopf gegen die Tür und schloss seine Augen, die Schmerzen sehr real. Er musste nach unten, denn auch hier würde das Haus bald mit Sonnenlicht durchflutet sein. Nur einen Moment ruhen...
Er wusste nicht, wie lange er in dem noch schattigen Foyer an der Eingangstür lehnte, als er ein Geräusch hörte und er den Kopf wand. Lance kam aus dem Untergeschoss, er spürte die Sonne und Arthur war nicht da. Er machte sich Sorgen und ging jetzt auf ihn zu.
„Arthur, meine Güte. Hast du kein Zeitgefühl? Es ist Sonnenaufgang. Ich machte mir schon Sor..."
Erst jetzt sah er, das Arthur verletzt war und rannte die letzten Meter zu ihm.
„Was ist passiert? Du bist verletzt", sagte er, als er den Pfeil in seiner Schulter sah.
„Ach wirklich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen", antwortete Arthur sarkastisch.
„Hör auf mit dem blöden Gequatsche. War das der Jäger?"
„Nein, meine Großmutter", antwortete er genervt und schaute seinen Freund zynisch an „Natürlich der Jäger, du Idiot und wenn ich eine Minute später das Haus erreicht hätte, dann wäre heute ein Freudentag für ihn. Scheiß Sonne, diesmal war es knapp."
„Es ist die letzte Zeit immer knapp und eines Tages erwischt sie dich, du solltest das nicht herausfordern. Nun ja", sagte Lance und schaute zu dem Pfeil „Nur die Schulter, nichts Nennenswertes."
Arthur sagte nichts, stieß sich von der Haustür ab, an die er immer noch gelehnt war und Lance schaute entsetzt auf sein blutiges weißes Hemd, als er sich zu ihm umdrehte. Der Gehrock hatte das seitlich verdeckt, doch nun war es nicht zu übersehen. Und Arthur hielt sich die blutende Wunde mit seiner Hand, die auch voll Blut war.
„Der verfluchte Jäger", schrie Lance jetzt zornig „Hoffentlich hast du ihn erwischt."
Arthur wollte etwas sagen, doch Lance hob die Hand und zog ihn Richtung Untergeschoss.
„Nicht jetzt. Erzähl es mir später, wir müssen runter. Gleich wird das ganze Foyer von der Sonne durchflutet."
Sie gingen auf den Eingang zu, machten einen Bogen um die Sonne, die schon teilweise das Obergeschoss erobert hatte und dann die Treppe herunter. Das Dämmerlicht und die Kühle taten Arthur gut, als Lance und er in seine Wohnräume kamen. Schließlich ließ sich Arthur auf den Sessel in seinem Wohnraum sinken und sagte jetzt etwas frustriert.
„Das ist das zweite Mal, das ich rennen musste, um der Sonne zu entkommen. Die letzte Zeit ist das wohl zur Gewohnheit geworden."
Lance schaute ihn tadelnd an.
„Ich sagte noch, das du vorsichtig sein sollst. Komm nicht immer auf die letzte Minute, das nervt. Ich mache mir Sorgen, so wie eben. Sonnenaufgang und du bist noch nicht da. Und du musstest ja unbedingt in einem Land leben, in dem eigentlich immer die Sonne scheint. Ich sagte gleich, das ist eine scheiß Idee. Aber nein, es musste der äußerste Süden von Spanien sein."
Arthur schaute ihn genervt an und sprach auch so.
„ Dieser Teil von Spanien heißt Andalusien, du Hornochse. Halt doch den Mund und zieh endlich den Pfeil heraus, anstatt mir einen Vortrag über Geographie zu halten."
Lance schüttelte missmutig den Kopf und trat hinter ihn und zog den Pfeil heraus, betrachtete ihn voller Abscheu und sagte gereizt.
„Eichenpfeile, verfluchter Bastard. Wo hat er dich noch getroffen?", fragte er und half Arthur das Hemd auszuziehen, warf es auf den Boden. Er schüttelte wieder den Kopf, als er die Wunde begutachtete.
„Zwei Zentimeter weiter links und ich wäre allein gewesen. Du hattest verdammtes Glück. Hast du ihn erledigt?"
Lance wusste, das solche Verletzungen ihn nicht so schwächten wie junge Vampire. Er wäre durchaus noch in der Lage gewesen, den Jäger zu stellen und zu töten, trotz Verletzungen. Er wartete auf eine Antwort und schaute Arthur fragend an.
Arthur schüttelte den Kopf und wagte ihn nicht anzusehen. Er wusste, das er gleich ausflippen würde und sagte, während er zur Tür sah.
„Nein, ich hatte ihn, doch..."
„Was?"
„Ich habe ihn laufen lassen."
Lance schaute ihn einen Moment sprachlos an, dann sagte er empört und schon leicht zornig.
„Du hast...was? Du...Du sagst, das du ihn hattest und frei gelassen hast?"
„Ja." Einfach und ehrlich. Warum sollte er lügen?
Lance drehte sich um und ging ein paar Schritte, blieb dann stehen, er murmelte etwas und schüttelte den Kopf. Das musste er erst realisieren; Arthur hatte ihn erwischt und ließ ihn laufen? Er wurde zornig, denn alles könnte jetzt so einfach sein, wenn er ihn erledigt hätte. Der Zorn dominierte und schließlich drehte er sich um und schaute Arthur wütend an, während er ihn anschrie.
„Bist du denn von Sinnen? Was ist nur mit dir los, Arthur? Zuerst dieses Mädchen und jetzt lässt du Merlin laufen? Er ist ein verfluchter Jäger und sieh nur, was er dir angetan hat. Er hätte dich getötet und wäre nicht so gnadenvoll mit dir umgegangen. Er wird wiederkommen, du Vollidiot. Sieh dich doch an, es hatte nicht viel gefehlt und du wärst Asche."
„Komm wieder runter, Lance. Noch bin ich es nicht."
„Runter kommen? Du bist doch vollkommen verrückt. Was ist an diesem Jäger so anders? Die anderen hast du eiskalt abserviert. Warum nicht ihn auch?"
Arthur gab keine Antwort und schaute sich die Wunde an, sie heilte nicht. Auch nicht die auf dem Rücken. Lance sah das auch und kam wieder näher, sah ihn beunruhigt an, nachdem er sich die Wunden angeschaut hatte.
„Und wie das aussieht, heilen die Wunden nicht. Also hast du nicht getrunken", schlussfolgerte er wieder, immer noch in einem barschen Ton „Ich möchte wissen, was du so nachts treibst. Ringelblumentanz mit deiner Beute?"
Arthur schaute ihn zornig an, jetzt musste er sich auch noch das anhören. Er hatte Schmerzen, blutete und Lance schrie herum. Es reichte ihm für heute und er fuhr seinen Freund grob an.
„Ich habe den Kerl gefickt und wollte dann trinken. Aber dann kam er und jagte mir die Pfeile rein. Der Kerl lief weg und..."
„Du hattest Merlin", fiel ihm Lance grob ins Wort „ Warum zum Teufel hast du nicht von ihm getrunken und ihn gleich dabei getötet? Wir hätten jetzt ein angenehmes, ruhiges Leben hier, könnten ohne Probleme abends raus gehen. Aber nein, der Herr hat sich in den Jäger verguckt und will ihn ficken...prima, wirklich prima. Wenn ich genau wüsste, das du in die Sonne könntest, würde ich sagen, sie hat dir dein Hirn verbrannt. Du kommst in die Geschichtsbücher, der Vampir, der sich aus Liebe pfählen ließ, weil seine Liebe ein Jäger war. Du bist so ein Vollidiot; es war ein Fehler hierher zu kommen. Ich sagte gleich, die Stadt ist nichts für uns, soviel Sonne."
Er lachte freudlos und schüttelte fassungslos den Kopf. Er konnte es nicht glauben. Arthur schaute ihn an.
„Könntest du jetzt aufhören zu zetern wie ein altes Weib und mir helfen? Wäre das möglich?"
Lance nahm Luft und legte die Hände an seine Hüften, als er zu Boden schaute, er war sauer. Arthur verletzt und den Jäger erwischt und wieder frei gelassen. Arthur brauchte Blut und konnte nicht mehr jagen. Konnte die Nacht, beziehungsweise der Morgen noch schlimmer werden? Doch dann hob er den Blick und sagte immer noch zornig.
„Du musst trinken, sonst heilst du nicht."
„Das weiß ich auch, danke. Aber leider kann ich nicht mehr raus."
Lance kam näher.
„Und so blutest du aus, du Idiot. Ich bin ja froh, das du hier noch sitzt, trotz allem. Dem Jäger entkommen, der Sonne auch, aber letztendlich ausgeblutet. Du bist auch nach Jahrhunderte noch für Überraschungen gut."
Arthur überlegte einen Moment, stand auf und hielt sich die Wunde, die immer noch blutete, als er fragte.
„Wer ist im Haus?"
Lance schaute ihn brüskiert an.
„Du kannst nicht von unseren Menschen trinken. Du tötest sie, denn du braucht jetzt mehr als nur ein paar Schluck Blut."
Arthur breitete seine blutverschmierten Hände aus.
„Was dann? Ausbluten?"
Doch Lance hob die Hand, kniff seine Augen zusammen. Er hatte eine Idee.
„Warte mal, Leon wartet noch darauf verwandelt zu werden. Rene habe ich übernommen."
Arthur nickte, er brauchte dringend Blut, sonst würde er bald tot sein.
„Ruf ihn!"
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Lance verschwand und kam kurz darauf mit einem jungen Mann zurück. Leon lächelte, als er Arthur grüsste, aber es gefror ihm auf den Lippen, als er die Wunden sah.
„Haben sie Schmerzen?"
Arthur nickte und antwortete.
„Leon, ich brauche jetzt dein Blut. Du willst doch ein Vampir sein, oder nicht?"
Er nickte.
„Ja unbedingt, mein Freund ist es schon seit gestern. Er ist noch in der Wandlung. Ich möchte ihnen helfen, also nehmen sie mein Blut. Es ist in Ordnung."
Arthur nickte Lance zu, der hinausging und sagte.
„Ich komme später wieder und versuche das jetzt nicht auch zu versauen."
Er warf Lance einen vernichtenden Blick zu und drehte sich dann um zu Leon, zeigte zum Sessel.
„Setz dich in den Sessel."
Leon setzte sich und zog sein Hemd aus. Er wusste, er würde jetzt sterben. Aber er wusste auch, das er wiedergeboren wurde, als Vampir. Es war sein innigster Wunsch und sein bester Freund war schon vorausgegangen. Arthur und Lance hatten sie beide damals von der Straße aufgelesen, halb verhungert und gaben ihm und Rene ein Heim. Sie sagten ihnen, wenn sie ihnen dienen würden, könnten sie so sein wie sie. Unsterblichkeit und ewige Jugend lockten, aber Leon mochte auch Arthur und Lance. Sie waren Vampire, doch sie hatten sie immer mit Respekt behandelt. Es war ihm eine Ehre, Arthur sein Blut zu geben und in ihre Reihen aufgenommen zu werden. Obwohl er ein ganz normaler Vampir wäre und nicht so wie seine Herren.
Arthur kniete sich vor ihn und lächelte, man sah seine spitzen Fänge, seine Augen schon grün.
„Keine Angst, Leon."
„Hab ich nicht."
Arthur beugte sich vor und biss ohne weitere Worte zu, saugte sein Blut und Leon stöhnte wohlig. Auch er machte die Erfahrung, das ein Biss angenehm war, fast erotisch und er schloss seine Augen, weil es ihm schon schwindelig wurde.
Arthur fühlte, wie sein Blut ihm warm durch seine Kehle rann, augenblicklich wurde ihm warm und er seufzte, denn er liebte dieses Gefühl von Wärme in ihm. Leon war schon nicht mehr bei Bewusstsein, sackte im Sessel zusammen, doch Arthur hielt ihn, lauschte nach seinem Herzschlag, der jetzt langsamer wurde. Er durfte nicht bis zum letzten Tropfen trinken, musste aufhören, wenn sein Herz einen bestimmten Rhythmus hatte. Es war nicht einfach jemanden zu verwandeln. Es konnte einiges schief gehen und sie würden sterben. Doch Arthur war ein sehr alter Vampir und beherrschte das.
Jetzt ließ er ihn los, sein Herz schlug sehr langsam. Er biss in seinen Arm und flößte Leon sein Blut ein, der sterbend doch unbewusst schluckte. Als es genug war hörte Arthur auf, seine Wunde am Arm schloss sich, wie auch die Verletzungen. Nach einer Weile sah man nichts mehr, als wäre es nie passiert und ein Gefühl von Macht durchströmte ihn.
Arthur schloss die Augen, genoss die Wärme in ihm und diese Kraft. Die Tür ging auf und Lance kam herein, schaute zu Leon.
„Und?"
„Er stirbt, lass ihn in eine der Zellen bringen."
Zwei Menschen kamen herein und trugen den leblosen Körper weg, Lance schaute ihn an, immer noch ernst.
„Wie ich sehe, alles wieder okay. Alles gut dann, bis auf den Jäger."
Arthur verdrehte die Augen.
„Echt jetzt? Fängst du schon wieder an?"
„Ich kann dich einfach nicht verstehen. Erklär es mir, Arthur. Warum hast du den Jäger laufen lassen?"
„Das...kann ich nicht, Lance. Es ist mehr so ein Gefühl."
„Ein Gefühl? Ein Gefühl?", fragte er wieder bissig „ Ich hoffe, du hast diese Pfeile auch gefühlt. Das nächste Mal zielt er genauer."
„Es wird kein nächstes Mal geben."
„Wieso?"
„Er jagt uns, weil er denkt wir haben seine Eltern ermordet. Ich hatte ihn an der Kehle und fragte ihn, warum er uns so jagt. Er sagte, wir hätten seine Eltern getötet. Anscheinend starben sie durch Vampire."
Lance schaute ihn erstaunt an.
„Seine Eltern? Aber sie waren adlig und wir lassen sie in Ruhe."
„Genau und wir waren noch nicht da, als es passierte. Sie starben vor drei Jahren im Juli und wir kamen im Dezember nach Sevilla, kurz vor Weihnachten", sagte Arthur.
Wieder schaute ihn sein Freund an und nickte grimmig.
„Die Horde von Alexej. Sie hatte hier gewütet, als wir ankamen, weißt du noch?"
Arthur nickte.
„Ja, in dieser Zeit starben die vielen Menschen und sie sagten, es wäre eine Krankheit. Wir hatten alle Hände voll zu tun, das sie verschwanden. Ich vermute...nein, ich weiß, das Merlins Eltern ihnen auch zum Opfer gefallen waren."
„Und wir müssen es ausbaden, denn er jagt uns. Weiß er, wer es war?"
Arthur nahm sich etwas zu trinken und schenkte Lance auch etwas von seinen bevorzugten Vodka ein. Passte irgendwie, dachte Arthur, als er ihn Lance reichte; er kam aus dem Land von Alexej. Er sprach weiter.
„Nein." antwortete er „Ich sagte es nicht, aber er hat gefragt. Er ist wahnsinnig genug nach Moskau zu reisen und dort zu jagen. Doch Alexej ist ein Meistervampir, bösartig und verschlagen und lässt sich nicht so einfach abknallen, abgesehen das sein Clan viel größer ist und alle absolut bösartig. Er hätte keine Chance."
„Er wird seine Wut an uns auslassen", meinte Lance.
„Vielleicht jetzt nicht mehr. Ich sagte ihm, das wir es nicht waren. Er soll prüfen, wann wir das Haus kauften. Und ich habe ihn gewarnt, wenn er es nicht lässt, wird Maria es ausbaden müssen."
„Leere Worte", sagte Lance leise „Du hast es jetzt nicht getan und später auch nicht. Du wirst das Mädchen nie anrühren."
Arthur grinste.
„Das weiß er aber nicht."
Lance seufzte und schaute ihn an.
„Arthur, er wird sich nie mit dir einlassen, selbst wenn er so ist wie du. Er hasst dich, denn du bist einer der Kreaturen, die seine Eltern getötet haben, wenn du es auch nicht warst. Ich weiß nicht, was du dir erhoffst, ich weiß es wirklich nicht. Wir sind keine Art, die man liebt. Menschen fürchten uns und rennen weg, wenn sie können. Doch niemand würde uns lieben."
„Er kennt mich nicht", antwortete Arthur und schaute ihn an, ein trauriger Blick in seinen Augen „Bin ich wirklich das Monster, das er in mir sieht?"
Wieder seufzte Lance.
„Nein, nicht wirklich. Wir jagen und töten, aber das müssen wir, sonst sterben wir. Blut ist unser Lebenselexier. Und doch haben wir uns unsere Menschlichkeit, zumindest ein Teil davon erhalten. Das hast du an dem Mädchen gesehen und an dem Jäger. Beide leben noch und ja, auch wir sehnen uns nach Gesellschaft, Liebe oder Freundschaft. Ein Monster sehnt sich nur nach einem...töten. Es fühlt nichts. Wir haben unsere Familien verlassen, um sie nicht zu gefährten, ein Monster hätte sie getötet."
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, wir sind keine Monster, wir sind verflucht. Aber vielleicht machen wir uns nur selber froh. Wollen uns herausreden, was wir getan haben. Aber ich habe nie ein Monnster in dir gesehen."
Arthur nickte und lächelte, nahm ihn wortlos in seine Arme und drückte ihn, sagte an seiner Schulter.
„Pass trotzdem auf, wenn du heute Abend ausgehst. Und...du siehst das Monster vielleicht nicht, weil du auch eins bist."
Lance machte sich los und grinste.
„Vielleicht. Ich soll vorsichtig sein? Das sagt gerade der Richtige. Wer kommt denn immer zu spät?Soll ich dir eine Uhr schenken, damit du rechtzeitig zu Hause bist?"
„Verschwinde Blödmann, ich will ruhen. Es war eine anstrengende Nacht. Und danke."
Er nickte und stellte das leere Glas hin und ging zur Tür, drehte sich nochmal um und schaute Arthur an. Himmel, er war so froh, das er hier stand, trotz seinem Wahn mit dem Jäger. Lance liebte ihn, nicht auf die romantische Art, eher wie einen Bruder. Zwar einen verrückter Bruder, aber trotzdem wie einen Bruder.
„Gute Nacht, Arthur."
Dann war er weg und Arthur nahm ein Bad. Danach schenkte er sich noch etwas zu trinken ein und setzte sich in den Sessel. Heute war eine wirkliche beschissene Nacht gewesen und auch wieder nicht. Er hatte Merlin gesehen. Er hatte ihn ganz nah bei sich und allein das war schon diese Pfeile wert. Er hatte wirklich die Absicht gehabt, ihn zu töten. Doch als er ihm so nah war, konnte er es nicht.
Und er war sehr froh Lance zu haben, auch wenn er immer herum maulte und ihm manchmal auf die Nerven ging. Doch er war sein bester Freund, schon immer. Arthur machte sich weniger Sorgen um ihn. Lance war mega vorsichtig, kam immer sehr pünktlich nach Hause und trank nie öffentlich auf der Straße. Er lockte meistens seine Beute in leere Häuser oder Schuppen. Im Gegensatz zu Arthur, der das Nervenkitzel genoss, jeder Art.
Nach so vielen Jahrhunderten war dieses Gefühl das Einzige, was er noch hatte. Und eines Tages würde Lance wohl recht haben und er würde es nicht schaffen. Manchmal fragte er sich, warum er nicht einfach mal in den Morgenstunden spazieren ging und dem alles ein Ende machte. Aber das würde er nicht tun, allein schon wegen Lance und...
Auch Vampire hingen in einer gewissen Weise an ihrer Existens, möge sie noch so einsam sein, wie er sich oft fühlte.
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Merlin hatte nicht gut geschlafen. Er saß am Tisch und trank seinen Kaffee, sein Appetit war ihm vergangen. Er konnte froh sein, das er noch hier saß, gestern Nacht war er dem Tod sehr nahe gewesen. Und doch hatte Arthur ihn gehen lassen, wie seine Schwester. Warum? Er hatte ihm übel mitgespielt, ihn verletzt und doch ließ er Merlin gehen.
Er war verwirrt, er verhielt sich nicht wie ein typischer Vampir, so wie er sie kannte. Und seine Augen waren grün und nicht rot. Wieso? Fragen über Fragen und je mehr er sich den Kopf zermatterte, umso mehr Fragen kamen auf. Gedankenverloren strich er sich über seinen Hals, dort wo ihn der Vampir gepackt hatte. Die Stelle wies zarte Male auf und er spürte immer noch seine kalte Hand an seinem Hals.
Ich habe deine Eltern nicht getötet. Tue etwas Sinnvolles und prüfe das nach. Ich werde gnädig sein und dich gehen lassen.
Seine Worte hallten in seinem Gedächnis. Warum wollte er, das Merlin ihm glaubte? Warum wollte er, das er nachforschte?
Er seufzte.
Wieder Fragen auf die er keine Antwort hatte.
Die Tür ging auf und Maria kam herein, küsste ihn auf die Wange. Merlin schloss sein Hemd höher, sie würde fragen, wieso er Male am Hals hatte.
„Guten Morgen. Du bist früh auf."
„Ich konnte nicht schlafen", antwortete er und lächelte ansatzweise „Und ich muss in die Stadt zum Rathaus."
Er hatte sich spontan dazu entschlossen, dem Rat des Vampirs zu folgen und schaute Maria einen Moment an, bevor er sagte.
„Du kannst mitkommen und einkaufen gehen, während ich im Rathaus bin."
Sie schaute ihn an und lächelte glücklich.
„Oh ja, das wäre toll. Ich war schon länger nicht mehr einkaufen und ich brauche eine Menge Dinge."
„Natürlich, wie immer", seufzte Merlin „Kostet mich wieder ein kleines Vermögen."
Sie schlug ihm auf den Arm.
„Ach komm schon, du machst ja gerade, als könnten wir uns das nicht leisten."
Merlin wusste, sie konnten das. Er hatte vorige Woche ein gutes Geschäft gemacht. Auch ohne das Geschäft konnte sie kaufen, was sie wollte. Er stand auf, nachdem er seinen Kaffee getrunken hatte.
„Gut, wir fahren in einer Stunde, sieh zu das du fertig bist."
„Ja", sagte sie und rollte mit den Augen „Ich darf doch noch mein Frühstück aufessen."
„Natürlich...eine Stunde."
Dann ging Merlin in die Bibliothek, seine morgendliche Arbeit tun. Briefe erledigen und der Verwalter hatte drei neue Leute eingestellt. Bald begann die Ernte der Orangenplantagen, die sie besaßen und brauchten Leute.
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Merlin betrat das Rathaus, nachdem er das Mädchen und Maria in der Stadt zurückließ. Sie würde die Läden unsicher machen und später trafen sie sich im Cafe. Er steuerte die Abteilung für Land und Hausbesitz an. Alles musste registriert sein. Ein älterer Mann saß hinter einem alten Schreibtisch und schaute über seine Brille Merlin an, als er herein kam. Er lächelte
„Ah, Conte del la Vega, nett sie zu sehen."
Merlin nickte leicht und blieb vor dem Schreibtisch stehen. Er hatte sich eine Geschichte ausgedacht, um kein Misstrauen zu erwecken. Er lächelte charmant und sagte.
„Ja und ich habe einen Grund sie aufzusuchen. Meine Schwester kann sehr hartnäckig sein, wenn sie etwas möchte."
„Frauen", lächelte der Mann „So ist eben das weibliche Geschlecht. Womit kann ich dienen?"
„Wir wollten schon etwas länger nach einem Stadthaus sehen, falls es mal spät wird und der Weg zur Plantage zu lang ist."
Der ältere Mann zog die Stirn in Falten, als er sprach.
„Aber sie haben doch einige schöne Häuser hier in der Stadt."
„Sicher, aber sie hat sich in ein Haus verliebt, das nicht mir gehört. Sie möchte das sehr gerne und ich frage an, wem es gehört."
Der Mann nahm ein Blatt Papier und Feder, schaute ihn wieder an.
„Wo liegt das Haus?"
„In der Calle San Fernando, ich glaube Nummer sechsunddreißig. Es ist grau mit weißem Anstrich und Verzierungen, soweit ich weiß. Dahinter großzügige Gärten."
Der Mann nickte.
„Eine der feinsten Gegenden hier in Sevilla, gute Wahl."
Er stand auf und verschwand in der nächsten Tür mit den Worten.
„Bitte warten sie hier, ich sehe mal nach."
Es dauerte einen Moment und Merlin setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Er wusste, wie das Haus aussah, er war schon dort gewesen. Gegenüber war ein kleiner Park, es lag sehr schön und im gehobenen Viertel. Der Mann kam wieder mit einer Akte in der Hand und setzte sich wieder, schlug sie auf und las. Doch dann sah er mit einem bedauerlichen Blick hoch.
„Ich fürchte, sie haben kein Glück, Conte. Das Haus gehört Conte Arthur Pendragon, ein sehr feiner Mann und Graf. Vermögend und sehr gefragt in der Damenwelt", er lächelte „Wenn sie wissen, was ich meine. Er hat das Haus erst erworben, ich meine...er besitzt es noch nicht so lange."
„Wann?"
Er schaute wieder in die Akte und nickte.
„Ah ja, da steht es. Dezember achtzehnhundertdreiundvierzig. Ein Angestellter des Conte kaufte das Haus sechs Monate zuvor und ließ umfangreiche Arbeiten daran machen. Doch der Conde kam erst, als die Baumaßnahmen beendet waren, denn er musste hier unterschreiben, damit er offiziell der Eigentümer war. Er war hier...Moment", sagte er und blätterte durch die Akte und nickte wieder „Ja, zwanzigster Dezember. Ich erinnere mich gut daran. Er sagte, das er jetzt erst angekommen sei und so wenig Zeit für Geschenke zu besorgen hätte."
Merlin lächelte leicht spöttisch. Geschenke? Das er nicht lachte. Vampire hatten niemanden zum Beschenken, weil sie alle die sie kennenlernten töteten. Und was den Umbau anging; ja, er musste es vampirgerecht machen. Räume, die im Dunkeln lagen, klar. Doch anscheinend hatte er nicht gelogen, was seine Eltern anging. Arthur war zu dieser Zeit nicht in Spanien, zumindest nicht in Sevilla. Okay, der verfluchte Vampir hatte recht, aber wer hat dann seine Eltern getötet? Sie starben einwandfrei durch Vampire, aber welche?
„Ich glaube, er wird nicht verkaufen", riss ihn der Angestellte aus seinen Gedanken „Vielleicht findet ihre Schwester ein anderes Haus."
Merlin lächelte und stand auf.
„Sicher doch, ich danke ihnen für ihre Mühe und empfehle mich", sagte er mit einem leichten Nicken.
„Gerne doch, Conte. Wünsche einen angenehmen Tag."
Merlin ging grübelnd hinaus und blieb an der Treppe stehen. Also war Arthur, zumindest was seine Eltern anging unschuldig. Er war und blieb ein Vampir, der getötet hatte, doch nicht seine Eltern. Er nahm Luft und rief sich wieder die Erinnerung der Nacht in seinen Kopf. Er hatte das Gefühl, das der Vampir genau wusste, wer seine Eltern auf dem Gewissen hatte. Wieso er das wusste? Das konnte er nicht erklären, es war so ein Gefühl, ein wissender Blick aus seinen grünen Augen, als er es ansprach.
Ohne eine Spur würde er die Mörder nicht finden, er war in einer Sackgasse.
Langsam ging er nachdenklich weiter und blieb wieder stehen. Dann nickte er. Er würde heute Nacht auf die Jagd gehen, aber nicht um Arthur zu töten, er brauchte Informationen. Er ging auf die Jagd nach Informationen und der verfluchte Vampir würde sie ihm geben.
Er ging weiter und steuerte auf die Straße zu, in der das Cafe war, da er sich mit Maria traf. Nach einem Kaffee kam sie schon herein mit dem Mädchen, das einige Sachen trug. Sie strahlte, als sie sich ihm gegenüber setzte.
„Das war toll, ich habe einen so hübschen Hut, ein schönes Sommerkleid und andere Dinge."
Merlin lächelte.
„Na, dann hast du einiges wieder vorzuführen."
Sie nickte.
„Zuhause werde ich dir alles zeigen nur...", sie lächelte scheu und sprach leiser „Nur nicht die Unterwäsche."
Merlin lachte.
„Das brauch ich nicht zu sehen."
Sie schaute ihn einen Moment an.
„Merlin, du gehst nie mit Mädchen aus. Kein Essen, nichts. Und auf dem Ball sehe ich dich selten mit Mädchen tanzen. Willst du nicht mal nach Mädchen schauen?", sie verdrehte die Augen „So wie ich den jungen Männern hinterher schmachte? Du bist jung, attraktiv und adlig und nicht arm. Ich bin sicher, die Mädchen sehen dir nach."
Merlin schaute auf seinen Kaffee, nach Worten suchend. Er konnte ihr unmöglich sagen, das er eher nach jungen Männern Ausschau hielt oder diverse Abenteuer in den geheimen Amüsements für seine Gesellschaft suchte. Sie würde geschockt sein und ihn mit anderen Augen sehen. Vielleicht hatte Merlin auch die unterschwellige Angst, das sie ihn verachten würde. Denn das könnte er nicht ertragen. Er nahm Luft.
„Maria...Ich habe viel mit unserer Plantage und den Geschäften zu tun", er lächelte sie an „Und mit einem schönen Mädchen, das meine Schwester ist und ich gerne Zeit mit ihr verbringe."
Sie lachte leise.
„Alter Charmeur. Das sagst du nur, weil du dich wieder herausreden willst", sie nickte „Na gut, dafür kaufst du dem schönen Mädchen jetzt ein Stück Kuchen."
Er lächelte, froh darüber, das sie nicht weiter darauf einging.
„Ich denke, du willst nicht so aussehen wie die Damen der feinen Gesellschaft."
Sie machte einen Schmollmund.
„Doch nicht von einem Stück. Zuhause esse ich das eher selten. Und beim Reiten werde ich das wieder verlieren."
Merlin winkte dem Kellner und Maria bestellte sich den Kuchen. Doch sie sagte etwas später.
„Du bist so nachdenklich. Ist etwas?"
„Nein, nein. Ich muss nur heute Abend wieder in die Stadt. Ein Geschäftsessen, ich treffe mich mit unseren Anwalt."
„Ach so. Na gut. Aber morgen gehen wir wieder an den See, nicht wahr?"
Er nickte.
„Natürlich, ich habe es doch versprochen."
Eine Stunde später brachen sie nach Hause auf. Doch er würde heute Abend wieder hier sein. In den Vierteln, dort wo er Arthur treffen würde, wenn er auf der Jagd war.
Aber diesmal würde er nicht schießen, wenn er nicht musste, er brauchte Informationen.
Und dieser Vampir würde sie ihm geben.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...