Dunkles Schicksal
Kapitel 25
Arthur schreckte hoch. Panik flackerte in seinen Augen, als er sich umsah. Das Letzte was er vor seinem Gesicht hatte, war Alexej, der ihn lächelnd und genüsslich folterte.
Er erinnerte sich an die Schmerzen, an den furchtbaren Schmerz in seinem Herz und im Bauch. Er schlug die Decke zurück und tastete sich ab, dann zog er das Hemd hoch. Nichts war mehr zu sehen, auch sein Penis und seine Hoden waren unversehrt. Er schloss seine Augen, er hatte nicht vergessen, was Alexej tun wollte. Aber anscheinend hatte er wirklich keine Zeit mehr gehabt. Er strich sich über seine Wange. Nichts, seine Haut war glatt und kühl.
Aber wie war das möglich? Arthur war kein Narr, er wusste, das solche Wunden mit Menschenblut nicht zu heilen waren. Es würden Narben bei solchen tiefen Silberwunden bleiben. Jetzt sah er sich um. Er lag in einem sehr komfortablen Bett und in einem sehr geschmackvollen Zimmer. Eine Angst kroch in ihm hoch. Hatte Alexej überlebt und ihn mitgenommen? Er hatte mehrere Schlupfwinkel und auch einige, die niemand kannte. Sollte das der Fall sein, dann würde sein Leidensweg nicht zu Ende sein. Dann hätte ihn Alexej geheilt, nur um ihn wieder zu verletzen. Und das immer und immer wieder.
Arthur wollte lieber tot sein, als diese Qualen noch länger zu erdulden. Wenn das der Fall wäre, dann ginge er in die Sonne, bei der nächsten Gelegenheit. Er legte sich zurück, noch schwach und zittrig und dachte an Merlin. Hoffentlich ist Noel und er raus gekommen. Noel sagte, das er auf jeden Fall herauskäme. Nicht auszudenken, wenn er auch noch in die Hände dieses Bastards fiel. Alexej hatte gelebt, als er bewusstlos wurde, unverletzt. Was war danach geschehen?
Er schaute zum Fenster, die Läden waren zu. Dann war es bestimmt Tag. Arthur hatte kein Zeitgefühl mehr. Die Schmerzen waren weg, doch die Angst blieb. Wo war er?
Wieder richtete er sich auf, wenn auch mühevoll. Er war genesen, doch noch steckte die Verwundung in seinen Knochen und er hatte Hunger. Er brauchte Blut. Er setzte sich auf und das Zimmer schwankte vor seinen Augen. Er fühlte eine zarte Bewegung an seiner Schulter, die ihn ins Bett zurückbrachte und eine weibliche Stimme sagte.
„Liegenbleiben, Arthur. Noch bist du nicht genesen, auch wenn du ein Vampir bist. Nur langsam."
Er blinzelte und langsam erschien ein Bild von einer schönen Frau mit grünen Augen vor ihm. Sie sah ausländisch aus und erinnerte ihn an Sethos.
„Wo...Wo bin ich?", brachte er mühsam heraus. Seine Kehle war trocken und wieder meldete sich der Durst.
„In Sicherheit", sagte sie leise „Ruh dich noch aus. Wir werden dir alles erzählen."
Arthur versuchte etwas zu sagen, dämmerte dann wieder in einen Schlaf.
Als er wieder aufwachte, waren die Fenster offen. Es war Nacht und ein lauer Wind wehte ins Zimmer, bauschte den weißen Vorhang auf. Er fühlte sich besser, sah klarer und war nicht mehr so zittrig. Wieder setzte er sich auf, diesmal sicherer und blieb auf die Bettkante sitzen. Er nahm Luft, eine menschliche Angewohnheit. Noch immer wusste er nicht, wo er war und vor allem bei wem. Er hoffte nicht bei Alexej. Doch so ein Haus war nicht sein Stil. Zu exklusive.
„Fühlst du dich besser?", erklang eine Stimme aus dem Sessel.
Arthur hatte ihn nicht gesehen, denn er saß reglos wie ein Schatten darin. Arthur schaute ihn vollkommen überrascht an.
„Sethos?"
„Ja."
„Wo bin ich hier?"
„In meinem Haus. Italienische Riviera, um genau zu sein. Weit abseits menschlicher Zivilisation. Die nächste Stadt ist ungefähr fünfzig Kilometer von hier."
Arthur fuhr sich durch sein Haar. Er war vollkommen verwirrt.
„Wie komme ich hierher?"
„Mit mir. Ich nahm dich aus Alexejs Unterschlupf mit. Du warst sehr verletzt."
Alexej, die Schmerzen, das Dynamit. Merlin.
„Ist er...?"
„Alexej ist tot, wenn du das meinst. Ich habe ihn getötet."
„Wie...Was?"
Sethos stand auf und ging zum Schrank, dann nahm er Kleider heraus und brachte sie zu Arthur, hielt sie ihm hin.
„Ich denke, das du ein Bad nimmst und dich dann anziehst. Ich möchte nicht unbedingt, das meine Gefährtin dir unter das Hemd schaut, das nicht so lang ist", er zog eine Augenbraue hoch „Reines Besitzdenken."
Arthur nickte. Er wusste, was er meinte. Vampire waren sehr besitzergreifend, was Gefährten anging. Sie duldeten keine Konkurrenz, egal ob sie interessiert waren oder nicht. Und er wollte wissen, was eigentlich los gewesen war. Ihm fehlten wohl einige Stunden des Geschehens. Und er musste wissen, was mit Merlin war, vor allem das.
Also nahm er schnell ein Bad, das die Bediensteten einließen und ihm halfen sich anzuziehen. Sein Durst meldete sich wieder, jetzt noch dringender.
„Ich muss trinken", sagte er leise, als Sethos nach ihm sah und Arthurs Zimmer betrat.
Sethos nickte wortlos und ging hinaus, kam bald mit einem jungen Mann zurück, der ihn grüßte. Der ägyptische Vampir sagte.
„Das ist Mario. Er ist einer meiner Bediensteten und auch einer von unseren Blutspender. Er wird dich nähren, doch ich bitte dich, ihn nicht zu töten. Falls du danach noch hungrig bist, ich habe mehrere."
Arthur nickte, seine Augen schon leicht grünlich, als der Mann sich scheu neben ihn setzte und ihm sein Handgelenk hinhielt. Er lächelte leicht, schluckte dann. Denn das war ein fremder Vampir und er hatte etwas Angst. Sethos ging hinaus, denn unter Vampiren war die Nahrungsaufnahme etwas Persönliches. Arthur nahm den angebotenen Arm, seine Augen jetzt smaragdgrün, seine Fänge verlängerten sich und er beugte sich vor. Er biss vorsichtig in des Mannes Handgelenk und trank sein Blut.
Arthur schloss seine Augen, fühlte das süße Blut in seine Kehle laufen. Und fühlte augenblicklich die Kraft, die sich in ihm aufbaute. Er trank in großen Schlücken und wollte nicht aufhören. Es war köstlich. Doch dann zwang er sich den Kopf zu heben und verschloss die Wunden. Er lächelte den Mann an, der nickte. Anscheinend tat er das öfter, denn er hatte keine Angst vor Arthurs Augen und Fänge.
Dann stand er auf und verließ das Zimmer, wenn auch etwas schwankend. Doch er war in Ordnung. Die Gastfreundschaft des älteren Vampirs zu beschmutzen, indem er einen seiner Blutspender tötete, wäre ein schwerer Verstoß in ihrer Gesellschaft. Er trank noch von einem anderen, bis er genug hatte. Sethos nickte, als der junge Mann hinausging und er hinein kam.
„Anchar fällt es schwer zu töten. Sie ist nicht wirklich der Typ dazu. Doch man sollte sich nicht täuschen. Wenn du ihr etwas wegnimmst oder verletzt, was sie liebt, ist sie absolut tödlich. Ansonsten hat sie ein großes, mitfühlendes Herz. Wir haben freiwillige Blutspender und müssen nicht töten. Dazu kommt, das wir nicht mehr jede Nacht trinken müssen."
„Ich verstehe", sagte Arthur und folgte Sethos in das Wohnzimmer. Die Terrassentür stand auf und er erhaschte einen Blick auf das Meer.
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Arthur wusste nicht, was eigentlich passiert war. Es fehlten ihm wertvolle Informationen, vor allem was Merlin betraf. Ist er rechtzeitig herausgekommen? Lebte er und wenn, wo war er jetzt? Arthur konnte sich denken, das er nach Hause reiten würde. Doch so wie er den Jäger kannte, würde er ihn nicht im Stich lassen.
Aber anscheinend dachte er, das Arthur tot wäre, denn das Letzte was er von ihm wusste, das er geschrien hatte, als Alexej sein Schwert in sein Herz stieß.
„Ich muss dir einiges sagen", sagte jetzt Sethos und riss ihn aus seinen Gedanken.
Arthur hob die Hand.
„Warte mal. Weißt du etwas von Merlin?"
Der ägyptische Vampir schaute ihn nicht überrascht an.
„Noch immer hinter dem Sterblichen her?"
„Ich liebe ihn", sagte Arthur einfach „Und ich muss wissen, ob er es geschafft hat."
Sethos schüttelte bedauernd seinen Kopf.
„Tut mir leid. Ich weiß nichts von ihm. Ich habe ihn nicht gesehen. Wahrscheinlich hat er es womöglich nicht geschafft."
„Nein, nein", schüttelte Arthur heftig den Kopf „Er muss raus gekommen sein. Noel hatte ihn raus geschafft, einer der Vampire, der mein Freund ist."
„Kannst du dich darauf verlassen, Arthur? Schließlich war er einer von Alexejs Vampire."
„Er war mein Freund", sagte er frustriert. Der Gedanke, das Noel sein eigenes Leben rettete und Merlin zurückließ, schnürte ihm sein totes Herz zusammen. Das tat schlimmer weh als Alexejs Schwert. Nein, Noel würde ihn nicht so enttäuschen.
Sethos kam näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Du solltest dir nicht so viele Hoffnungen machen. Vielleicht ist er tot. Er ist ein Mensch und so leicht verletzbar und...sterblich."
Arthur nickte nur, doch er wollte nicht glauben, das Merlin tot war. Er schaute ihn an.
„Was willst du mir denn sagen?"
„Nun, du warst sehr verletzt und das mit Silber. Ein Glück, das Alexejs Schwert nicht aus Silber war. Trotzdem waren die Verletzungen schlimm und du weißt, das sie nicht vollständig abheilen."
Der Scheißkerl hätte ihn auch dann nicht sofort getötet, wenn sein Schwert aus Silber gewesen wäre. Alexej wollte ihm Qualen bereiten und das nicht wenig. Nicht auszudenken, wenn er seine Drohung wahr gemacht hätte, denn abgetrennte Körperteile regenerierten sich nicht. Zumindest nicht in seinem Alter und das hatte Alexej gewusst, als er ihm drohte, seine Geschlechtsteile abzuschneiden.
Arthur nickte, doch seine Wunden waren verschwunden ohne Narben. Das war nur möglich, wenn ein sehr alter Vampir ihm Blut gab. Doch die meisten taten es nicht, weil sie befürchteten, das sie mit deren Gaben nicht klar kamen oder das einfach nicht wollten. Und es traf ihn wie ein Blitz, als Arthur es plötzlich wusste. Er schaute Sethos groß an.
„Du? Du hast mich mit deinem Blut genährt?"
Er nickte und ein Anflug eines Lächeln war in seinen Mundwinkeln für einen Moment zu sehen. Wahrscheinlich, weil Arthur so ein Gesicht machte. Die meisten Ahnherrn hätten es nicht getan.
„Ja und nun müssen wir feststellen, wie viel du von mir übernommen hast.Arthur, du wirst jetzt viel mächtiger sein, als du dir das vorstellen kannst und ich hoffe, das du damit klar kommst. Es hat schon einen Sinn, das man die Gaben nach und nach mit dem Alter bekommt, damit der Vampir reifer ist, um damit umgehen zu können.
Ein belustigter Ausdruck kam in Sethos dunkle Augen.
„Ich weiß, das ich beim Fliegen öfter abgestürzt bin, als ich zählen kann, bis es geklappt hatte."
„Fliegen?"
Arthur war perplex. Sethos sagte etwas von Fliegen, doch er glaubte sich verhört zu haben.
„Wie...?"
„Wie das funktioniert?", vervollständigte er die Frage und in seinen dunklen Augen blitzte es „Du musst die Lüfte beherrschen. Doch das ist nur eine der Fähigkeiten."
„Eine? Wie viel hast du denn?"
„Genug, um jeden Bastard wie Alexej in die Hölle zu befördern. Doch wir müssen abwarten, was du übernommen hast. Kannst du Gedanken von meinen Menschen auffangen?"
Arthur horchte in sich hinein, dann schüttelte er den Kopf.
„Nein."
Sethos nickte erleichtert.
„Gut, denn das würde schwierig werden, das zu kontrollieren. Sonst würdest du in der Menschenwelt verrückt werden. Alle Gedanken von ihnen, die in deiner Nähe wären, würden über dich schwappen."
„Ich hoffe, ich kann fliegen", sagte Arthur ehrlich.
Sethos grinste.
„Das war mir ja so klar. Obwohl, ich kann nicht abstreiten, das ich es als sehr angenehm empfinde, schnell von Ort zu Ort zu reisen."
Einen Augenblick sagten sie nichts, bis Arthur leise fragte.
„Warum? Warum hast du das alles getan?"
„Weil er ein lieber Mann ist, mein Gefährte. Und weil er dich sehr mag", ertönte eine Stimme von der Tür.
Eine schöne Frau mit einem dunkelblauen, langen Kleid, das ihr bis an die Knöchel ging, kam lächelnd herein und küsste den ägyptischen Vampir auf die Wange. Dann wandte sie sich Arthur zu und streckte ihre Hände aus.
„Du musst Arthur sein. Ich habe dich schon gesehen, als du im Heilungsschlaf warst. Herzlich willkommen. Ich bin Anchar, Sethos Gefährtin."
Arthur nahm ihre Hände und lächelte.
„Danke", sagte er und betrachtete sie und ihr Haar. Sie sah ihn amüsiert an.
„Was ist?"
„Dein Haar erinnert mich an Kleopatra."
Sie lachte und Sethos sagte.
„Sie fand den Look damals schon toll, als sie die Königin sah. Jetzt ist das wohl nicht mehr angesagt."
„Mir gefällt es", meinte sie und setzte sich auf das komfortable Sofa „Und nun erzähl mir von dir. Ich bin ja so furchtbar neugierig, was mein Gefährte an dir so faszinierend findet, das er einen mächtigen Meistervampir dafür tötete."
Er lachte und setzte sich neben sie. Anchar gefiel ihm auf Anhieb und er konnte Sethos verstehen, das sie schon Jahrtausende zusammen waren. Wieder dachte er an Merlin. Mit ihm hätte er nur ein Menschenleben, wenn überhaupt. Denn er war sich sicher, das Merlin ihn nicht liebte und nie lieben würde. Er war lediglich sein Freund und auch das jetzt nicht mehr.
Die Mission war vorbei und ihr Abkommen ging nur so lange.
Bis die Mission zu Ende und Alexej tot ist.
Das waren Merlins Worte gewesen und die Mission war vorbei und Alexej tot.
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Merlin ritt durch Mailand. Es war Abend und er war gerade angekommen. Sein Herz schmerzte, als er an Arthur dachte. Jede Stadt oder fast jede erinnerte ihn an den Vampir. Und das, das tat so unheimlich weh. Er wollte Arthur nicht vergessen, doch die Erinnerung an den so attraktiven Vampir mit den Augen, die Merlin an die stürmische See erinnerten, schlugen in seinem Herz tiefe Wunden.
Er liebte einen Vampir. Jetzt, da alles zu spät und Arthur tot war, kam ihm alles irgendwie sinnlos vor. Diese ganze Rachemission war sinnlos. Er wusste noch nicht mal, ob Alexej tot oder lebendig war. Vielleicht war er herausgekommen, unbemerkt. Er wusste nur, das Arthur nicht heraus kam. Dazu war er zu schwer verletzt.
Er musste rasten, doch er würde sich nicht lange aufhalten. Er wollte so schnell wie möglich nach Hause. Jetzt ritt er tagsüber und rastete nachts. Menschliches Verhalten. Doch er würde jede Nacht durchmachen, wenn ein gewisser, blonder Vampir wieder hier wäre. Scheiße! Sein Leben war ganz schön im Arsch. Doch er freute sich auf Maria. Sie würden viele Neuigkeiten auszutauschen haben. Und vielleicht wäre es dann leichter.
Er nahm sich in einem kleinen Hotel ein Zimmer und würde ein paar Stunden schlafen. Noch in der Nacht wollte er weiter reiten. Mehr Abstand von der Stadt, in der Arthur so leiden musste und schließlich starb. Er hasste diese russische Stadt, die wohl nicht nur Arthurs Existenz zerstörte, sondern seine auch.
Müde ließ er sich auf das Bett fallen und schlief ein. Und wie immer träumte er von Vergangenem und einen sehr schönen Mann, den er nie mehr wiedersehen würde.
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Zwei Wochen waren vergangen. Arthur war genesen, doch seine inneren Wunden in der Seele nicht. Oft saß er grüblerisch und niedergeschlagen auf der Terrasse bei Mondlicht. Sethos sah dies und machte sich seine Gedanken. Wieder einmal stand er an der großen Glastür zur Terrasse und beobachtete ihn, wie er so still auf der Liege lag. Anchar kam neben ihn.
„Warum ist er so niedergeschlagen? Er hat doch überlebt."
„Es ist nicht das, Anchar. Er hat Furchtbares erlebt. Nicht nur jetzt, sondern auch früher."
„Und was genau?"
Er schaute sie an.
„Alexej war ein kranker Bastard. Das weißt du. Er hat seine Liebhaber furchtbare Qualen angetan, damit er erregt wurde und sie dann sexuell missbraucht."
„Was hat er ihnen angetan?"
Er seufzte.
„Das möchtest du nicht wissen, glaub mir."
Sie funkelte ihn an und sagte brüskiert.
„Sethos, behandle mich nicht wie ein Kind. Ich bin dreitausend Jahre alt, mein Lieber. Also, was hat er getan?"
„Er hatte so eine Art Folterkammer mit Peitschen und weiterem. Ich habe mir das nur flüchtig angesehen, weil ich in Eile war und ich mich dort nicht aufhalten wollte. Das war verabscheuungswürdig."
„Er hat sie ausgepeitscht?", fragte sie geschockt.
„Das war nur die Spitze des Eisberges, Anchar. Er hatte Nadeln und andere Instrumente, mit denen man jemandem sehr schlimme Schmerzen antun konnte. Es roch dort nach Blut, Angst und Sperma."
„Du lieber Himmel", sagte sie entsetzt und schaute zu Arthur auf die Terrasse „Ich möchte nicht mehr wissen. Armer Kerl und er ist noch so hübsch."
Sethos schaute sie einen Moment an, dann sagte er.
„Ja und verliebt in einen Menschen. Das kommt noch dazu. Er weiß nicht, was aus ihm geworden ist", er schüttelte den Kopf „Ich weiß nicht, wieso er sich das auch noch antut. Diese sterblichen Gefährten sterben ihm immer weg. Und so etwas macht er andauernd mit."
„Ach...wirklich? Wieso verwandelt er sie nicht, so wie du mich?"
„Er sagte, sie wollten das nicht. Und er wollte sie nicht dazu nötigen. Gott, er ist so ein anständiger Vampir. Andere hätten es getan, ob sie wollten oder nicht."
Sethos schaute Anchar amüsiert an.
„Der Mensch ist ein Er, Anchar. Also spare dir deine Komplimente."
Sie schubste ihn.
„Trotzdem ist er hübsch, du besitzergreifender alter Mann", sagte sie scherzhaft. Doch sie wurde ernst und meinte.
„Geh zu ihm und rede ein wenig mit ihm. Er ist so traurig."
Sethos sagte nichts und betrat die Terrasse, setzte sich neben Arthur. Es war ein lauer Abend. Der Mond schien voll und spiegelte sich auf der ruhigen Oberfläche des Mittelmeers. Es roch nach Blüten und Meer.
„Ich möchte dir danken für alles, was du für mich getan hast, Sethos", sagte Arthur leise „Ich dachte nicht, das ich lebend Moskau verlasse. Er hätte es nicht geduldet, denn in seinen Augen habe ich ihn verraten."
„Hatte, Arthur. Er ist tot. Zu Staub geworden und in der Hölle. Er wird dir nie wieder etwas antun."
Arthur schaute ihn an, seine blauen Augen dunkel und etwas gequält. Sethos wusste, auch wenn Arthur mutig war und ein Vampir, würde diese Tortur noch nachwirken. Die Schmerzen und Wunden körperlich heilten, aber die Erinnerung verschwand nicht. Einen Moment sprachen sie nicht, doch dann sagte Arthur.
„Er war so grausam wie niemals zuvor, Sethos. Ich dachte nicht, das ich diese Kammer lebend verlasse. Und diese Schmerzen, das Blut und..."
„Hör auf, Arthur. Du musst das nicht sagen. Es ist vorbei."
Doch Arthur schüttelte den Kopf.
„Nein, ich muss darüber reden. Wenn nicht mit dir; mit wem sonst?"
Sethos sagte nichts.
„Zuerst hatte er mich ausgepeitscht und erst aufgehört, als mein Rücken eine blutende Fläche war. Dann...hat er sich an mich gedrückt und mich genommen. Brutal und grob."
„Arthur..."
„Später mir Wunden in meinem Intimbereich beigebracht, die so schmerzten, das ich schrie und schrie und..."
Sethos stand auf, er war zornig. Er würde Alexej wieder töten, wenn er die Gelegenheit bekäme. Aber diesmal langsam und grausam. Er dachte immer, er wäre ein verkommener Bastard, doch jetzt wusste er es besser. Er war eine Bestie, ein Tier gewesen. Nein, schlimmer als das. Und Tatjana wusste das und hielt immer zu ihm? Wenn er jemals ein wenig Sympathie für sie hatte, dann war das jetzt nicht mehr der Fall. Wenn sie das alles wusste und ihn immer noch loyal war, dann war sie nicht besser als er.
Er hoffte inständig, das dieser junge Mann noch lebte, denn er würde Arthur gut tun. Obwohl er ein starker Vampir war und das selbst auf die Reihe bekam. Zeit, ja Zeit war Arthurs Verbündeter und von ihr hatte er reichlich. Er drehte sich um zu ihm.
„Lass es jetzt gut sein. Glaube mir, meine Fantasie kann sich den Rest denken. Du bleibst eine Weile hier, bis du stabil genug bist. Körperlich, was die neuen Fähigkeiten angehen und seelisch, mein Lieber."
„Aber ich muss wissen was mit Merlin ist. Sethos, ich habe keine Ruhe. Der Gedanke, das es ihm nicht gut geht oder Schlimmeres macht mich verrückt."
Sethos setzte sich wieder neben ihn.
„Sieh mal. Wenn er wirklich in Sicherheit ist, dann wird er nach Hause gehen. Du weißt immer, wo du ihn findest. Doch du kommst hier nicht weg, bis ich sicher bin, das du in Ordnung bist."
Arthur nickte. Er wusste, das dies das Beste für ihn war. Er konnte Merlin jetzt noch nicht unter die Augen treten. Er würde vor Scham versinken. Obwohl beide wussten, auf was sie sich eingelassen hatten, übertraf das bei Weitem, was er erlebt hatte. Das alles war kein Vergleich zu früher gewesen. Alexej hatte sich weiter entwickelt, vor allem in dieser Kammer. Und obwohl er tot war, schwebte noch sein unheilvoller Schatten über Arthur wie ein Geist.
Ja, er würde sich hier erholen und lernen, seine neuen Fähigkeiten einzusetzen. Doch dann würde er Merlin suchen und hoffte, das er zu Hause war. Er hoffte es so sehr. Er lächelte Sethos dankbar zu. Sein Ahnherr wusste nicht, was es für ihn bedeutete, hier zu sein. Sich zu erholen und vor allem willkommen zu sein. Arthur wusste, das Sethos fast nie jemand nach Hause einlud.
Warum er für Arthur das alles getan hatte, wusste er nicht und deshalb fragte er jetzt. Sethos gab lange keine Antwort, doch dann sprach er, während er auf das Meer hinausblickte.
„Du bist ein erstaunlicher Vampir. Verwandelt und zurückgelassen mit deinen Freunden, fandest du einen Weg zu überleben. Tom ist kein übler Kerl, immer auf Reisen mit seinem Wikinger, doch er lässt seine Neugeborene immer allein zurück. Ich sagte ihm, das ich das nicht länger dulde. Viele kommen nicht durch. Doch du und auch deine Freunde haben es geschafft. Ihr habt euch alles allein beigebracht. Den Blutdurst zu kontrollieren und eine gewisse Routine aufzubauen, letztendlich sogar einen eigenen Clan. Du bist zum Führen geboren, Arthur. Stark und entschlossen, mutig und auch verwegen", er lächelte „Und etwas verrückt. Und du liebst mit einer Leidenschaft, für die du alles geben würdest. Mir ist selten ein Vampir untergekommen mit so viel guten Eigenschaften. Und ich wollte nicht, das so ein kranker Bastard dich zerstört. Und du gehörst zu mir, zu meinem Blut. Ich bin für dich verantwortlich."
Er schwieg einen Moment, dann sagte Sethos.
„Und ich wollte den Arsch schon lange in die Hölle schicken. Ich musste nur einen Grund haben. Ich muss gestehen, es hatte wirklich Spaß gemacht. Es ist lange her, das ich in den Krieg zog."
Jetzt lächelte Arthur und er schlug ihm leicht auf die Schulter.
„Das wird schon und wenn du deine neuen Fähigkeiten im Griff hast, wird dir niemand mehr etwas antun, eher umgekehrt."
Ein junger Mann kam auf die Terrasse und Sethos stand auf.
„Dein Blutspender ist hier. Nähre dich und dann werden wir zusammen die Nacht verbringen. Anchar wird uns Gesellschaft leisten, sie ist immer so neugierig. Wahrscheinlich wird sie dich über den jungen Mann ausfragen."
Arthur nickte und widmete sich dem jungen Menschen, während Sethos hinein ging. Später saßen sie mit Anchar zusammen auf der Terrasse und unterhielten sich. Sie konnte erreichen, das Arthur entspannt wurde und auch lachte. Sethos wusste, das seine Gefährtin ein Händchen für so etwas hatte und er war sehr stolz auf sie. Kurz vor Sonnenaufgang gingen sie hinein, während alle Bedienstete die Läden schlossen.
Es wurde Tag, aber für die Vampire begann die Ruhezeit.
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Merlin hatte Mailand hinter sich gelassen und reiste jetzt zur französischen Grenze. Doch er bog ab Richtung Marseille. Er wusste, das diese Stadt eine Hafenstadt war. Merlin wollte nicht wieder über die Berge. Das letzte Mal hatte es ihn beinahe das Leben gekostet und die Zeit war nicht stehen geblieben. Das Wetter dort würde noch schlimmer sein, dort oben auf dem Berg.
Er wollte nicht allein die Berge überqueren, denn es würde kein Arthur da sein, der ihn rettete. Zumal diese Etappe mörderisch war. Merlin wollte mit dem Schiff weiter nach Spanien. Er würde die Pferde einschiffen und sich eine Kabine nehmen. Er war erschöpft.
Zwei Monate waren vergangen seit jenem schrecklichen Tag in Moskau. Der Tag, an dem sich sein ganzes Leben geändert hatte. Merlin hatte jetzt eine andere Einstellung zum Leben, Er hatte sich verändert. Der Tod von Arthur hinterließ eine tiefe, immer noch blutende Wunde, von der er sich nur erholte, wenn er genug Zeit hatte. Doch er hatte wenig Hoffnung, das es besser würde.
Arthur hatte ihn viel gelehrt, aber er war auch ein Fluch. Merlin würde jeden Mann mit ihm vergleichen und er wusste, das niemand dem standhalten würde. Bitterkeit drohte sich in ihm festzusetzen, doch er musste sich zusammenreißen, allein schon für Maria. Sie würde sich schrecklich freuen, wenn er wieder nach Hause kam. Vor einem Monat hatte er ihr geschrieben, das er auf dem Weg nach Hause war.
In Italien hatte er ihr einen schönen Schal gekauft und eine wunderschöne Halskette, die ihn ein Vermögen gekostet hatte. Doch für Maria war sie gerade gut genug.
In Marseille angekommen, fragte er nach einer Passage nach Spanien. Der Hafenmeister sagte ihm, das die Santa Dorada, ein Segelschiff nach Valencia segelte.
Merlin buchte eine Passage, was einfach war, denn die Santa Dorada war kein Passagierschiff, sondern ein Handelsschiff. Und der Kapitän war sehr zuvorkommend, als Merlin ihm ein Bündel Geld hinhielt, das er gierig einsteckte. Nachdem die Pferde unter Deck waren, ging Merlin in seine Kabine.
Sie war nichts Besonderes, klein. Ein Bett, ein Schrank, in der Ecke ein kleiner Schreibtisch mit einem Stuhl. Durch ein kleines Bullauge sah man auf das Deck. Doch Merlin war das egal. Er sah sowieso alles wie durch einen Schleier, als würde er schlafwandeln. Oder einen Alptraum haben, aus dem er nie wieder aufwachen würde.
Er stand an Deck, als das Schiff am Abend auslief mit Kurs spanische Küste. Merlin atmete die Seeluft ein. Es war noch nicht so kalt und schaute zu, wie Marseille immer kleiner wurde. Ein Gefühl des Verlustes überkam ihn mit solch einer Wucht, als die französische Küste langsam verschwand.
Wieder weiter weg von dem Ort, an dem Arthur starb. An dem sein Leben den Sinn verlor. Er dachte nicht mehr darüber nach, warum alles so gekommen war. Warum er sich unsterblich in einen Vampir verliebt hatte, den er nie mehr sehen würde. Dem er nie wieder sagen könnte, das er ein kompletter Vollidiot war. Und dem er nie wieder sagen könnte, das dieser verfluchte Vampir sein Herz gestohlen hatte.
Der Kummer und die Schuldgefühle lasteten auf ihm wie ein Monster, das auf ihm saß. Er hatte wenig Hoffnung, das es so schnell verschwand, wenn überhaupt.
Dann war da noch die Angst, sein eigentlich langweiliges Leben wieder aufzunehmen. Merlin hatte noch nie etwas an den festlichen Bällen oder sonstigen Anlässe gehabt. Dort ging er lediglich wegen Maria hin. Er konnte sich nicht komplett zurückziehen, auch wenn das jetzt sein sehnlichster Wunsch war. Sich zu Hause einzusperren und den Schlüssel wegwerfen.
Nein, das konnte er Maria nicht antun. Sie war jung, wollte tanzen, etwas erleben und sich verlieben. Eines Tages würde sie ihn verlassen, indem sie einen reichen Adligen heiratete und in ihr neues Heim zog.
Für ihn würde nichts bleiben. Er hatte alles in Moskau gelassen, alles was er liebte und ihm wichtig war.
Er seufzte, sein Herz schwer, als er in das dunkle Wasser sah. Merlin sah in eine trostlose Zukunft und das Schlimmste daran...
Er hatte Angst vor seinem Leben. Ein Leben, das vorbestimmt war und wie es seine Eltern bestimmt für ihn gewünscht hatten. Doch Merlin hatte das Leben gesehen, das wirkliche Leben, das gefährlich und aufregend war. Und er wollte das Leben, wie düster und gefährlich es auch war und kein privilegiertes, behütetes Leben eines Adligen.
Er wollte Leidenschaft, jemand den er wirklich und wahrhaftig liebte, Erotik und wilden Sex, vorzugsweise mit männlichen Partnern. Abenteuer und Menschen kennenlernen oder Vampire, wie in Prag. Er mochte das Pärchen, das diese Pension führte. Er wollte etwas sehen und erleben, so wie diese Reise, die allerdings tragisch endete.
Die Gewissheit, das er das wahrscheinlich alles verloren hatte, weil er ein absoluter Volltrottel mit Vorurteilen gewesen war, nagte an ihm und schien ihn innerlich aufzufressen.
Vorbei!
Sein Leben war eigentlich vorbei, bevor es richtig angefangen hatte. Und er musste das Leben führen, das sich seine Eltern gewünscht hatten.
Er war alles andere als begeistert, doch er hatte keine Wahl. Also wieder in sein trostloses Leben, das nur Maria aufhellte. Doch sie würde eines Tages gehen und ihr eigenes Leben führen, an der Seite ihres Gatten.
Er seufzte wieder, dann drehte er sich um und ging in seine Kabine. Es würde zwei Wochen dauern, bis sie die spanische Küste erreichten.
Zwei Wochen um zu denken und sich an Arthur zu erinnern. Er wusste nicht was schlimmer war, als mit seinen Alptraumgespenster auf einem Schiff festzusitzen.
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Maria kuschelte sich an Lance, als sie auf einer Bank saßen, etwas abseits der Menschen in dem Park, der sehr beliebt bei jungen Leuten war. Beide in Liebe entflammt, konnten sie sich in der kurzen Zeit nicht nah genug sein. Heiße Küsse und Nähe wurden ausgetauscht, doch Lance wusste, das sie kein Mädchen war, das man schnell ins Bett zerrte. Sie war eine Contessa und das hier war alles andere als ein One Night Stand. Er liebte und respektierte sie.
Noch immer konnte er nicht glauben, das es ihn wirklich nochmal erwischt hatte. Und so wie das aussah diesmal richtig. Maria war sehr wichtig in seiner unendlichen Existenz geworden, das er sich eine Zukunft ohne sie nicht mehr vorstellen konnte. Doch zwei Dinge waren ihnen im Weg. Erstens, das Merlin ihn wahrscheinlich töten würde, wenn er wusste, wen Maria liebt. Er konnte sich nicht vorstellen, das er es akzeptieren würde. Er war ein verdammter Jäger und Vampire gehörten nicht zu seinem Freundeskreis und erst recht nicht zu seiner Familie.
Das Zweite, was ihn beschäftigte, das er kein Mensch war. Er war ein Vampir, ein Meistervampir, doch er konnte lieben wie ein Mensch, wenn nicht noch leidenschaftlicher. Und dieses bezaubernde Mädchen, das sich an ihn schmiegte und ihn ansah, als wäre er ihre Erfüllung des Lebens war ein Mensch. Und hatte keine Ahnung, was er war.
Wie würde sie reagieren? Schreiend wegrennen oder ihn ansehen, als wäre er ein abscheuliches Monster? Oder würde ihre Liebe für ihn siegen und es ihr egal wäre, was er ist? Lance wusste es nicht, doch es machte ihm eine scheiß Angst, das sie ihn vielleicht angewidert ansehen würde. Diese beide Dinge beschäftigten ihn unentwegt und er wünschte, Arthur wäre hier und könnte ihm raten. Er wagte einen kleinen Versuch.
„Maria", fragte er in die Stille hinein „Was denkst du über Vampire?"
Sie hob den Kopf und schaute ihn etwas verwirrt an.
„Vampire?", sie lachte leise „So etwas gibt es nicht. Nur in Märchen und Mythen. Wieso kommst du jetzt auf Vampire?"
„Ach, nur so. Ist mir gerade so durch den Kopf gegangen."
Sie lachte wieder und schaute ihn belustigt an.
„Sag mir jetzt nicht, das du Angst vor Vampiren hast. So etwas gibt es nicht, aber sie sind schon etwas gruselig."
„Inwiefern?"
„Merlin erzählte mir früher von ihnen, um mir Angst zu machen, als ich klein war. Er sagte, das sie nachts kommen und den Menschen ihr Blut aussaugen. Und das sie in Särgen schlafen, um vor der Sonne Schutz zu suchen. Angeblich sind sie unsterblich und schön, damit sie leichter ihre Beute anlocken können", sie lachte wieder, es klang amüsiert „Doch ich hatte nie Angst, so sehr Merlin sich auch anstrengte. Fazit ist, das sie nicht existieren, genauso wenig wie Feen."
„Feen?"
Sie nickte.
„Ich wollte als kleines Mädchen immer eine Fee mit wunderschönen Flügeln. Manchmal schlich ich mich in den Garten, um sie zu überraschen, wenn sie um den Brunnen tanzen. Aber da war nie etwas, es gibt keine Feen. Das wurde mir früh bewusst, genauso wie Vampire."
Nun ja, sie kuschelte sich gerade an einen und küsste ihn leidenschaftlich. Er seufzte innerlich, denn noch immer wusste er nicht, was sie über Vampire dachte. Angst schien sie nicht zu haben, wenigstens etwas. Und verdammt nochmal, er schlief nicht in einem Sarg. Das wäre doch makaber und in der Tat gruselig. Er war fast versucht, sich zu verteidigen, das er nicht wie eine Leiche in einem Sarg lag. Verflucht, er war eine Leiche, eine sehr lebendige Leiche, die sich nach Zärtlichkeiten von Maria sehnte.
„Okay, was würdest du tun, wenn du ein Vampir sehen würdest?", fragte er jetzt.
Sie kicherte, wohl amüsiert über ihr Gesprächsthema. Das war gut, denn sie schien sich nicht unwohl zu fühlen.
„Ich weiß nicht. Wegrennen?", sie schüttelte leicht den Kopf „Oder...ich denke, das ich neugierig wäre. Ich würde ihn wohl alles Mögliche fragen, falls er mich nicht aussaugen würde. Also denke ich, das es besser wäre, wenn ich ihn treffen würde, nachdem er gegessen hatte", antwortete sie amüsiert.
Lance lachte leise. Das war typisch Maria. Sie würde stehen bleiben und sagen.
„Warte mal, ich habe ein paar Fragen an dich."
Sie war Merlins Schwester, der genauso unerschrocken Vampire jagte. Die Geschwister waren keine ängstlichen Hasenfüße von Adligen, die sich ins Hemd machen würden, wenn sie so etwas zu Gesicht bekamen. Obwohl zart war Maria keine wirkliche Lady. Sie hasste das höfische, vornehme Getue und die Etikette, die sie beachten musste. Maria war forsch und voller Lebensfreude und Tatendrang, neugierig auf alles und sprach gerne aus, was sie dachte. Nicht so, wie sie als Contessa sein sollte, doch das liebte er so an ihr.
„Und du? Was würdest du tun?", fragte sie jetzt.
Nun ja, er wäre weggerannt, wenn er gekonnt hätte. Damals, als diese beiden ihnen im Wald aufgelauert hatten. Ja, er wäre gerannt, so schnell er gekonnt hätte.
„Ich wäre wahrscheinlich weggerannt", sagte er ehrlich und sie kicherte.
„Ein Glück, das wir nie vor diese Wahl gestellt werden", sagte sie.
Lance sagte nichts und schaute sie nur an, soviel Liebe in seinen dunklen Augen für dieses Mädchen. Gott, er liebte sie so sehr. Und vielleicht würde sie vor die Wahl gestellt werden und der Gedanke machte ihm wirklich Angst. Er küsste sie und sie schlang ihre Arme um ihn, schmiegte sich an ihn. Himmel, er duftete so wunderbar. Es erinnerte sie immer an den Frühling, wenn es geregnet hatte und die Erde so gut duftete. Sie seufzte in seinen Kuss, wollte mehr von ihm, viel mehr. Doch sie durfte nicht vergessen, wer sie war. Jetzt wünschte sie sich, das sie ein einfaches Mädchen wäre, um das sich niemand scherte, mit wem sie schlafen würde. Aber sie wollte das Merlin nicht antun, obwohl diese Gesellschaft ihr vollkommen gleich war. Sie löste sich widerwillig und Lance nahm Luft, ignorierte seine unteren Regionen. Meine Güte, er hätte sie am liebsten hier und jetzt genommen. Sich in ihr vergraben und sich an ihren Lustschreie erfreut.
„Merlin hat mir geschrieben. Er ist auf der Heimreise", sagte sie jetzt mit erröteten Wangen.
Lance spannte sich an. Er war auf dem Weg zurück? Arthur war bestimmt bei ihm, Maria wusste ja nicht, das sie zu zweit reisten. Er war neugierig, was geschehen war. Hatten sie Alexej getötet oder mussten sie fliehen? Natürlich schrieb Merlin darüber nichts. Arthur kam nach Hause. Lance war erleichtert, denn er hatte sich Sorgen gemacht.
„Und wann?"
„Keine Ahnung, er schrieb als er in Italien war. Er wollte eine Passage auf einem Schiff, das die spanische Küste segelt, buchen. Er schrieb, das der Weg über die Berge sehr mühsam und gefährlich ist. Ich denke, es wird noch etwas dauern."
Sie sah ihn an, ernst und entschlossen.
„Ich werde ihm von uns erzählen und diesmal wimmelt er mich nicht ab."
„Maria..."
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, ich liebe dich, Lance. Mehr als ich dir sagen kann. Und ich will und werde dich nicht verlieren", sie lächelte leicht „Keine Panik, ich habe meinen Bruder im Griff."
Panik? Ja, die hatte er, obwohl er ein Vampir war und Merlin haushoch überlegen. Das war auch nicht seine Angst. Er wollte Maria nicht aufgeben, für nichts auf der Welt. Und er würde für sie kämpfen, wenn es sein musste auch mit dem Jäger.
Er liebte sie. Nach unendlich langer Zeit liebte er aufrichtig. Er hatte geglaubt, dieses Gefühl verloren zu haben. Und es fühlte sich so wunderbar an, so richtig.
Nein, er würde kämpfen. Maria bedeutete ihm alles und er würde lieber sterben als sie aufzugeben.
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Dunkles Schicksal
FantasiaNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...