Dunkles Schicksal
Kapitel 43
Zwei Tage später war alles vorbereitet. Arthur tobte immer noch in seiner Zelle herum und verfluchte sie alle. Drohte ihnen Tod und Teufel an, was alle inzwischen nicht mehr zu ernst nahmen. Inzwischen war es schon fast normal. In den letzten beiden Tagen war es still im Haus geworden. Die Hexen bereiteten sich auf den Zauber vor. Wenn es eine Benotung geben würde, was die Schwierigkeit anging, auf einer Skala von eins bis zehn wohl bei fünfzehn sein würde. Doch Serena sah man keine Nervosität an, obwohl vieles schief gehen könnte. Sie war eine Hexe mit genügend Macht und professionell, auch wenn der Zauber auf schwarze Magie beruhte. Das Wohnzimmer glich jetzt eher einem Beschwörungsraum mit schwarzen Kerzen, die in einem Kreis aufgestellt waren.
Sie standen in einer bestimmten Reihe dort auf der Linie des Kreises, der mit roter Farbe gezogen war und fremdartige Zeichen trug. Runen hatte Serena erklärt, als Anchar fragte. Sie würden Sethos den Weg weisen und ihr ermöglichen, ihn wieder herauszuholen. Es war eine schöne Nacht. Vollmond, als Serena die Läden schloss. Anchar war nervös, während Sethos Ruhe ausstrahlte.
„Du bist so ruhig. Wie machst du das?", fragte sie, als sie am Kreis standen.
„Es nützt mir wenig, wenn ich jetzt im Dreieck springen würde. Ich muss in Arthurs Kopf Arthur finden, was sich etwas seltsam anhört. Und eine Panikattacke wäre wohl nicht sehr hilfreich, wenn ich den Arthur, der nicht kämpfen will dazu überreden soll, zu kämpfen. Und um ehrlich zu sein, bin ich natürlich neugierig, was mich erwartet", er lächelte leicht „Viertausend Jahre und das Leben hat wirklich noch Überraschungen für mich."
Sie seufzte nur. Sethos erinnerte sie an ein Kind, das nach Abenteuer suchte. Vampire waren unnatürlich. Tote, die trotzdem lebten und sich von Blut ernährten, unsterblich und nicht leicht zu töten waren. Und sie langweilten sich schnell, suchten immer Herausforderungen. Und diese kam jetzt in Form von Magie. Doch von Magie hatten sie keine Ahnung und eher Respekt davor. Anchar sah, wie Serena an Arthurs Tür eine Bewegung mit der Hand machte, etwas murmelte und der Vampir brach zusammen. In diesem Moment schwor sie sich, sich nie mit einer Hexe anzulegen. Sie waren ihnen mit ihren schwarzen Künsten im Vorteil, wenn man bedachte, das sie einen Vampir zwingen konnten, in die Sonne zu spazieren.
Zwei Liegen standen im Kreis, auf einer lag Arthur. Sein Gesicht bleich und wie tot. Serena sagte, das er in einem magischen Schlaf lag und nur aufwachen würde, wenn sie den Zauber sprach. Ihn hier so liegen zu sehen, ohne Fesseln oder sonstigen Sicherheitsmaßnahmen war ein beunruhigendes Gefühl, doch er schien nicht wach zu werden.
Neben ihm stand eine zweite Liege, auf der Sethos Platz nehmen würde, während sein Geist in Arthurs Kopf war. In dieser Zeit war er angreifbar, doch er vertraute Serena und seine Gefährtin würde auf ihn aufpassen. Er wusste, das sie ihn mit ihrem Leben verteidigen würde.
Die Tür ging auf und die jungen Hexen kamen herein. Alle in blutroten Gewänder gekleidet, die Kapuzen tief im Gesicht. Schweigend kamen sie mit ernsten Gesichter näher. Eine der Hexen zündete die schwarzen Kerzen an, danach standen sie um den Kreis herum. Da jetzt nur noch Kerzen brannten und alles still war, war es eine unheimliche Szene. Die Vampire beobachteten alles mit gemischten Gefühlen. Magie war für sie so unverständlich wie bedrohlich. Serena kam herein, auch sie trug eine rote Robe. Ihr rotes Haar leuchtete im flackerndem Licht der Kerzen, grüne Augen, in denen es zu leuchten schien, sahen Sethos an.
„Bereit?"
Er nickte und legte sich auf die Liege neben Arthur und nahm seine Hand. Serena sagte, das es wichtig war, das er auch körperlichen Kontakt hatte. Sie wickelte ein schwarzes Tuch mit seltsamen Symbolen um ihre Hände, so das sie aneinander gefesselt waren.
„Denk daran, was ich sagte", wandte sie sich an ihn „Verliere dich nicht in seinem Geist. Du wirst vielleicht schlimme Dinge sehen, doch das ist alles nicht real. Und halte dich raus. Arthur muss sich selbst besiegen. Ich werde die Verbindung zu dir halten und dich herausholen, wenn du in Gefahr bist."
Sie gab ihm einen Becher. Blut schimmerte in ihm.
„Trink mein Blut, so kann ich die Verbindung halten und werde dich immer finden. In meinem Blut ist die Magie...mein Blut ist Magie."
Er setzte sich auf und nahm den Becher. Er trank ihn leer und nickte, legte sich wieder zurück. Süß wie Nektar war ihr Blut und er fühlte die Macht, die in dem Blut war, ohne das er damit etwas anfangen könnte. Er vermutete, das Vampire eher von dem süßen Geschmack von Hexenblut angezogen wurden. Serena sprach wieder beschwörende Worte und Sethos fiel in einen unnatürlichen Schlaf. Jetzt trat sie zurück und reihte sich in den Kreis ein. Alle Hexen setzten sich um den Kreis und gaben sich die Hand. Serena bildete den Mittelpunkt, Anchar trat zurück vom Kreis und setzte sich auf einen Stuhl. Sie knetete unruhig ihre Hände. Es gab nichts mehr zu sagen.
Serena nickte ihren Hexen zu und alle schlossen ihre Augen, entfalteten ihre Macht und ließen sie strömen. Und Serena fing sie auf, kanalisierte sie plus ihrer eigenen Macht. Kurz verzog sie das Gesicht, als die Wucht der Magie auf sie prallte und sie diese kanalisierte. Dann begann sie zu murmeln. Beschwörungen, die immer lauter wurden, die Hexen stimmten ein. Eine Art Singsang. Anchar starrte das alles gebannt an, es war fast unheimlich und sie fühlte die geballte Macht, die nur ein unnatürliches Wesen spüren konnte. Sie hatte schon früher Magie gespürt. Damals, als die Zeit der Hohepriester war. Sethos lag mit geschlossenen Augen auf der Liege, verbunden mit Arthurs Hand. Er hörte sie und doch hatte er das Gefühl, zu schweben. Die Stimmen wurden immer leiser und Wirbel entstanden vor seinen Augen, immer schneller und dann war es vorbei.
Er sah sich um. Er stand in einem Raum. Draußen war es Tag, die Sonne schien und er zuckte unwillkürlich zurück. Der angeborene Fluchtreflex vor der Sonne, den jeder Vampir hatte, machte sich bemerkbar. Doch diese Sonne verbrannte ihn nicht und er ging langsam näher. Aus dem Fenster blickend sah er ein kleines Dorf, dahinter grüne Hügel und Wald. Sethos tippte auf die typische Landschaft in England. Kinder spielten im Vorgarten und eine Frau rief.
„Kommt rein zum Essen."
Ein blonder Junge, ungefähr fünfzehn und ein Mädchen stürmten zur Tür. Der Junge sah Arthur verflucht ähnlich. Seine Familie, sein Heim? Bevor alles seinen Verlauf nahm? Sethos war sich sicher und wandte sich ab. Arthurs tief vergrabene Erinnerung an seine Jugend. Das war persöhnlich und Sethos ging weiter. Er verließ den Raum und ging einen Gang entlang, der komplett weiß war. Von den Wänden über den Boden und die Decke. Er blickte an sich herunter und befühlte sich. Er war hier, doch Serena sagte, das er durch die Magie einen realen Körper hatte, was wiederum nicht real war. Das sollte mal einer verstehen. Magie war ein Rätsel.
Bilder zuckten an den Wänden, als er den weißen Gang entlang ging, der unendlich schien. Arthur in verschiedenen Stadiums seines Lebens als Mensch. Teilweise als Kind, als Halbwüchsiger oder Teenager in verschiedenen Situationen. Weihnachten und Schlitten fahren. Geburtstage mit der Familie, Streit mit einem jungen Mädchen und anderes. Er ging weiter, bis der lange Gang in einen anderen Raum endete. Er sah zurück, der Gang schien sich zu winden und ging um eine Ecke. Seltsam. Sethos war sich sicher, das er nur geradeaus gegangen war. Das alles war verwirrend und wieder hörte er Schreie. Was war das denn? Schließlich stand er in einem eingerichtetes Zimmer, allerdings mit Gittern vor den Fenstern. Ein Feuer brannte im Kamin, was keine Hitze auswarf. Irritierend. Sethos griff in die Flammen, es brannte nicht. Der Raum glich dem Zimmer, in dem er vorhin war, allerdings mit einigen Veränderungen. Er zuckte herum, als er wieder Schreie hörte, entfernt, doch es hörte sich nicht gut an. Sethos starrte gebannt in diese Richtung, aus der die furchtbaren Schreie kam und bemerkte nicht, das jemand hier war.
„Das ist er", sagte eine Stimme hinter ihm und er wirbelte herum „Das ist er in seinem dunklen Reich."
Arthur stand in einer Tür. Wo zum Teufel war er hergekommen? Er war gekleidet in einer schwarzen Hose mit weißem Hemd. Seine blauen Augen blickten traurig und auch gehetzt. Er kam näher und Sethos spannte sich an. Alles an Arthur schien ihm vertraut. War das der Arthur, den er finden musste? Doch anscheinend hatte er Sethos gefunden oder Serena wies ihm den Weg. Arthur lächelte traurig.
„Sethos? Wie bist du hierher gekommen?"
„Welcher Arthur bist du?", fragte er, ohne auf die Frage einzugehen „Der, dem ich gerne den Hals umdrehen möchte oder..."
„Ich bin Arthur und nicht er."
„Er?"
„Du weißt, wen ich meine. Derjenige, der mich hier gefangen hält und diese...diese furchtbaren Dinge tut. Ich kann ihn nicht aufhalten."
Sethos entspannte sich. Anscheinend hatte er Arthur gefunden. Sein Arthur und wie Serena sagte, seine gute Seite von ihm. Er hob beide Hände und sah sich um, dann wieder zu Arthur.
„Was ist das hier?"
„Meine Erinnerungen. Das hier war unser Salon in meinem Elternhaus. Und...Moment mal", er kam näher „Was tust du hier? Das sind meine Erinnerungen, bevor ich..."
Er verstummte. Sethos sprach weiter.
„Bevor du ein Vampir wurdest? Dachte ich mir schon. Ich bin in deinem Kopf, Arthur."
Er schaute ihn verständnislos an. Sethos sprach weiter.
„Ich kenne eine Hexe. Sie hat mich mit Magie in deinen Kopf gebracht."
„Eine Hexe? Gibt es die wirklich?"
Sethos nickte.
„Ja, das ganze Leben ist Magie. In uns...um uns. In der Erde. Was denkst du, wieso wir leben, obwohl wir tot sind? Auch das ist eine Art von Magie. Ja, es gibt sie, das kannst du sehen, da ich ja jetzt hier bin."
„Und was willst du? Das letzte Mal wollte er dich töten. Kommst du, um dich zu rächen?"
„Rächen? Verdammt, Arthur. Ich bin in deinem Kopf, nichts davon existiert, außer du. Und ich denke, ich muss nicht in jemandes Kopf hinein, um ihn umzulegen, das schaffe ich auch so. Ich bin gekommen, um dich zu unterstützen, wenn du...ihn besiegst."
Sethos hatte sehr wohl bemerkt, das er die Bestie nur mit er oder ihn betitelte. Und er hatte aus seiner Stimme Arthurs Angst gespürt, als er von ihm sprach. Jetzt sah ihn der Arthur, den er kannte sprachlos an. In seinen Augen flackerte Angst. Er schüttelte den Kopf.
„Nein, das geht nicht", es klang hektisch „Ich habe es versucht und er hat mich hier eingesperrt. Er ist zu stark."
Sethos sah sich um und dann kapierte er es. Niemand konnte jemand in einem Geist einsperren. Das hier war alles nicht real, keine festen Mauern oder Räume. Das hier war aus Arthurs Erinnerung entstanden, ein Ort, wo er sich wohl fühlte, sicher. Sethos glaubte, das er eher dahin geflüchtet ist, anstatt eingesperrt zu sein.
„Wo ist er?"
Arthur rieb sich die Hände. Er wirkte nervös. Auch er war nicht real, ein Abbild von dem Mann, der in der Welt so aussah, wie Sethos ihn in Erinnerung hatte. Keine Augen in zornigem Rot, sondern strahlend blau. Arthur war schön, hier und jetzt, wo keine dunkle Seite ihn entstellte. Kein zorniges, hasserfülltes Gesicht, aus denen die Fänge bleckten und er fragte sich kurz, warum er es abgelehnt hatte, mit ihm zu schlafen? Arthur war eine Versuchung, trotz allem.
„Er ist an diesen...dunklen Ort. Dort geschehen schlimme Dinge. Diese Bilder...so grausam und so viel Blut und diese Schreie. Es ist wie in der Hölle. Ich möchte nicht dort hingehen. Er ist dort, lauert."
Sethos nahm Luft, etwas völlig Untypisches für einen Vampir, wenn man auch bedenkt, das er nicht real hier war. Serena hatte recht. Arthurs gute Seite wirkte schwächlich. Er hatte Angst, Unsicherheit ging von ihm aus. Nervosität und kein Wille, etwas dagegen zu tun. Zu kämpfen und zu gewinnen. All die negativen Eigenschaften fehlten, die aus einem Menschen etwas Böses werden lassen konnte oder die er unbedingt brauchte, um sein Leben zu meistern. Alle, auch Vampire. Der Arthur, der jetzt vor ihm stand, wäre keine hundert Jahre alt geworden, ohne den Zorn, den Kampfgeist und den Willen zu leben.
„Weißt du denn, was er tut?", wollte der Vampir wissen. Arthur nickte.
„Ich weiß alles. Ich erlebe es mit, wenn ich schlafe. Er hat Merlin verletzt und viele andere Menschen. Er...er hat Vampire getötet und..."Arthur sah ihn panisch an „All diese schrecklichen Dinge. Ich habe versucht, ihn davon abzubringen, doch er lachte nur dieses grausame Lachen und ich bin geflohen. Hierher kommt er nicht, wenn ich mich still verhalte."
Wieder hörte Sethos Schreie, gequälte Schreie. Arthur zuckte zusammen. Na prima. Er war hier mit einem Teil von Arthur, der vor Angst bald zusammenklappte, sich versteckte und den Schwanz einzog. Total verwirrt und unentschlossen, was er tun wollte. Sethos wollte nicht glauben, das auch ein Teil von ihm so war. Niemand konnte lange überleben, wenn er so ein Schwächling war. Doch alles was Serena sagte, schien wahr zu sein. Arthurs Kampfgeist, Entschlossenheit und Wille, alles zu schaffen, was ihn herausforderte waren keine hellen Eigenschaften, sondern gehörten auf die dunkle Seite und dort mussten sie hin. Und das Monster, das aus Hass entstanden war, aus Schmerzen und Demütigungen, töten. Er verstand so ungefähr, was hier vor sich ging. Arthurs dunkle Seite war von ihm gespalten, dort nährte sich das Böse und schnitt diese sogenannte helle Seite von der dunklen Seite ab, die immer schwächer wurde ohne diese. Beide Seiten schienen fließend übereinander zu gehen und ergänzten sich. Doch im Moment dominierte die dunkle Seite, weil der Hass in Person dort regierte. Irgendwann würde dieser Arthur hier verkümmern, verschwinden und er wäre der Psychopath schlechthin, der mordend durch die Welt zog.
„Arthur", sagte Sethos eindringlich „Wenn du nicht dorthin gehst und ihn tötest, wird er Merlin sehr weh tun und ihn töten. Willst du das? Abgesehen davon, das du auch langsam verschwindest und nichts übrig bleibt außer er. Und er wird weiter grausam töten. Und du wirst schuld sein, weil du ihn nicht aufgehalten hast."
Er appellierte an eine Emotion, die er hatte. An Liebe und Schuldgefühle. Und Arthurs Augen wurden weich, als er Merlins Namen nannte und Panik flackerte darin, als er von Töten sprach. Er schüttelte den Kopf.
„Nein, das will ich nicht. Ich habe ja versucht ihn aufzuhalten, in dieser Nacht mit Merlin. Doch er war so stark, so böse. Ich habe geschrien, doch niemand hörte mich, außer er. Er sagte, wenn ich still wäre, würde er ihn nicht töten. Aber ich kann nicht dorthin gehen. Er wird schlimme Dinge tun und Merlin doch töten. Es ist besser, wenn wir hier bleiben."
Sethos griff an seine Schultern und schüttelte ihn.
„Er wird alles töten, was du liebst. Du darfst ihm nicht trauen, er lügt. Merlin, Lance, Maria, all deine Vampire und dein Clan. Du musst ihn vernichten, sonst vernichtet er dich. Ich bin gekommen, um dir beizustehen, doch wenn du nicht kämpfst, werde ich dich töten. Dann stirbt nicht nur er, sondern du auch. Und Merlin wird allein sein, mit all der Trauer."
Arthur sah ihn einen Moment an, seine Lippen schmal aufeinander gepresst. Er war die sanfte Seite, die Seite, die liebte und auch Mitgefühl hatte, wenn auch nicht immer als Vampir. Die Seite, die Freunde schätzte und sie beschützen wollte.
Schließlich nickte er.
„Ich werde es versuchen."
Der ägyptische Vampir schüttelte den Kopf.
„Nein, es gibt kein Versuchen. Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen und wenn du versagst, wird alles sterben, was du liebst. Du musst dich ihm stellen und ihn töten. Und ein für alle Mal vergessen, was du jemals bei Alexej erlebt hast. Es ist vorbei. Er ist tot und du gehst vorwärts, nicht zurück. Verstanden?"
Arthur nickte, doch diese Entschlossenheit, dieser Wille etwas zu schaffen, fehlte in seinen Augen. Dieser Wille, Merlin zu besitzen, als er ihn damals in der Bar in Prag traf, war nicht vorhanden. Sethos könnte schreien. So schwierig hatte er sich das nicht vorgestellt und er erinnerte sich an Serenas Worte.
Er muss kämpfen, nicht du. Denke daran, sonst kannst du ihm schaden. Er muss seine eigene Bestie vernichten.
Na prima. Wenn er etwas tun könnte, würde er sich ein Schwert schnappen und dem Scheißkerl den Kopf abschlagen. Aber diese Aufgabe war Arthur zugedacht und er bezweifelte stark, das es klappen wird. Er war ja jetzt schon ein zittriges Etwas und sie waren noch nicht dort. Sethos schlug ihm ins Gesicht. Eher eine Verzweiflungstat als Zorn.
„Jetzt reiß dich zusammen, gehe dorthin und schlage dem Monster den Kopf ab. Oder alle werden sterben, einschließlich du selbst. Denn ich werde nicht zögern, dir den Kopf abzureißen, wenn du noch irgendjemand bedrohst oder tötest. Sei jetzt der Mann, den jeder in dir sieht."
„Ich werde es versuc..."
Er korrigierte sich.
„Ich werde es tun."
Sethos ließ ihn los und schaute ihn skeptisch an. Er glaubte nicht daran, trotz allem. Arthur war ein Vampir, er sah seine Fänge, doch er wirkte schwächer als ein Mensch. Er seufzte.
„Also gut. Ich werde immer an deiner Seite sein, doch du musst ihn vernichten. Ich kann dir nicht helfen, nicht mit Waffen. Waffen...ja", sagte er nachdenklich „Was ist mit Waffen?"
Arthur hielt plötzlich ein Messer in der Hand und lächelte schwach.
„Du bist hier in meiner Welt, wie das aussieht. Alles was ich mir wünsche, werde ich haben, zumindest in meinem Kopf. So habe ich auch den Raum gestaltet und alles andere. Aus meiner Erinnerung, wie du schon bemerkt hast."
Na wenigstens etwas, dachte Sethos und schaute auf das Messer.
„Etwas Längeres, Schärferes vielleicht?"
Das Messer verschwand und er hielt ein Schwert in den Händen und betrachtete es.
„Mein Silberschwert, schließlich ist er ein Vampir", er schüttelte den Kopf „ Es ist irgendwie seltsam, das du in meinem Kopf bist. Es ist unwirklich."
„Ja", antwortete Sethos „Es ist Magie und seltsam, aber frage mich nicht, wie es funktioniert. Ich glaube, selbst Serena weiß es nicht so genau. Wir sollten das auch nicht hinterfragen, sondern zusehen, das wir Erfolg haben. Serena hat gesagt, es ist ein schwieriger Zauber und sie hat nicht unendlich die Kraft, ihn aufrecht zu erhalten. Packen wir es an."
Seltsam traf es nicht annähernd. Sethos kam es vor wie ein Traum. In gewisser Weise war es das auch. Er wandelte in Arthurs Erinnerungen und traf ihn dort auch. Doch das alles zu erklären, er seufzte. Nein, das ließ er lieber.
„Und was tun wir jetzt?", fragte Arthur.
Unentschlossen stand er seinem Ahnherrn gegenüber. Sethos schaute sich um, erst jetzt bemerkte er, das der Raum keine Türen hatte. Was zum Teufel sollte das denn jetzt?
„Wir sind eingesperrt", sagte Arthur „Ich sagte ja schon, das ich nicht weg kann."
Doch Sethos hatte eine Ahnung. Er war nicht eingesperrt, eher hatte er sich selbst barrikadiert. Arthur machte sich nur vor, eingesperrt zu sein. Das hier war sein Zufluchtsort und eher eine Ausrede, nicht woanders hinzugehen. Er hatte sich unbewusst abgeschottet. Arthur konnte sich nicht in seinem Kopf einsperren. So etwas war unmöglich.
„Das ist Blödsinn. Hast du dir nicht gerade ein Schwert gewünscht? Wünsche dir eine Tür. Und ich will nichts anderes hören", sagte er, als Arthur widersprechen wollte.
Plötzlich war eine Tür da. Na also. Er war besser als er dachte. Und immer erinnerte er sich daran, das das hier alles nicht real war. Arthur nicht, denn er sprach eigentlich mit seinem Geist, dem guten Teil. Auch nicht dieses Zimmer oder die Aussicht aus den von der Sonne hellerleuchteten Fenstern. Er war in Arthurs Geist.
Nur nicht darüber nachdenken, sonst würde er verrückt werden. Das hier war wohl das Absurdeste, was er jemals getan hatte. Er schnappte sich Arthur und sie gingen durch die Tür in einen langen Gang. Bilder schwappten über die Wände in einer schnellen Abfolge oder auch langsam. Sethos schaute sie im Vorbeigehen an. Vergangenheit, alles flimmerte wie eine Geschichte über die Wände.
Arthurs Erinnerungen, seine Träume und Hoffnungen.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Sie sprachen nicht, als sie durch den Gang gingen, an denen jetzt Sexszenen sehr deutlich zu sehen waren. Arthur mit Männer und Frauen in eindeutigem Zusammenspiel. Arthur mit seinem Gesicht zwischen den Schenkeln von einer Frau, Arthur kniend vor einem Mann, den er verwöhnte, er selbst, als er sich vor Vergnügen wand, während ein Mann vor ihm kniete. Sethos wollte nicht hinschauen und doch tat er es. Doch als er Arthurs Blick spürte, wandte er den Blick von den Wänden und schaute ihn an. Arthur senkte etwas verlegen den Kopf.
Arthur und verlegen? Etwas Unmögliches. Normalerweise nahm er das sehr leicht, was Sex anging. Wahrscheinlich war seine gute Seite da etwas schüchterner. Sethos räusperte sich unangenehm und Arthur sagte.
„Tut mir leid. Aber ich habe keinen Einfluss darauf. Es passiert einfach. Das sind Erinnerungen, die dort an der Wand sind."
„An so etwas scheinst du dich ausgiebig zu erinnern. Die ganze Wänden zeigen dich in Aktion. Es scheint der Teil zu sein, der deine Sexualität steuert und wahrscheinlich alles gute Erinnerungen."
„Ja, anscheinend", sagte er etwas zerknirscht. So wie das aussah, war er nicht begeistert, das Sethos seine Erinnerungen der Freude und des Spaßes sah. Der ägyptische Vampir musste trotz der Lage, in der sie waren, schmunzeln. So kannte er den blonden Vampir gar nicht.
Nun ja, zumindest wusste er jetzt, das Arthur verdammt gut gebaut war. Sein Schwanz war riesig. Was hatte er nochmal gesagt, warum er nicht mit ihm schlafen wollte? Er wusste, das Anchar ihn auch nicht aus ihrem gemeinsamen Bett herauswerfen würde. Sie hatte sowieso eine Schwäche für ihn, was er gut verstand. Denn auch er mochte ihn, sonst hätte er das alles nicht getan. Was zum Teufel dachte er da? Sie waren hier auf einer wir wollen das Monster töten Mission und er dachte an Sex?
Er hatte wahrlich Entzugserscheinungen.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Lance brachte Maria etwas zu trinken. Sie war in die Stadt gefahren, um ihn zu sehen. Merlin blieb auf der Hazienda, schickte nur seinen Verwalter mit, der in der Stadt noch zu tun hatte. Eigentlich war er dagegen, das sie zu dem Vampir fuhr, doch er sagte nichts. Sie hatten vereinbart, das sie ihr Leben leben konnte, wie sie wollte. Und wenn Lance das war, was sie wollte, dann war das ihre Entscheidung. Merlin wusste, das sein Vater das nicht gut geheißen hätte, doch die Zeiten änderten sich. Frauen forderten langsam ihr Recht, ihr Leben selbst zu bestimmen und nicht ein Vater oder Brüder. Zumal Maria sehr selbstbewusst war und wusste, was sie wollte, im Gegensatz zu ihm. Merlin war verunsichert, was Arthur anging und doch ging er ihm nicht aus dem Kopf. Er dachte ständig an ihn und machte sich Sorgen, denn er hörte wie Lance zu einem der Vampire sagte, das Sethos Arthur töten würde, wenn nichts mehr half.
Schweigend saß Maria in Lances Haus im Untergeschoss in seinem Zimmer, denn es war Nachmittag. Er stellte den heißen Tee vor ihr ab.
„Wie geht es Merlin?"
„Schon besser. Er zuckt nicht mehr bei jedem Geräusch zusammen oder springt vor seinem Schatten davon."
Lance seufzte, als er sich gegenüber auf das Sofa setzte.
„Ich wünschte, ich hätte das alles verhindern können."
Sie schaute ihn an.
„Wieso? Du kannst doch nichts dafür."
Lance senkte den Blick, was sie aufmerksam werden ließ. Nach einer Weile sagte er.
„Ich denke, wenn wir wirklich zusammen bleiben, solltest du alles wissen. Ich bin schuld an Arthurs Zustand."
Sie setzte die Tasse ab, denn er sprach weiter. Er erzählte ihr, was damals geschah, in der verhängnisvollen Nacht, als Gwaine starb. Sie hörte zu, unterbrach ihn nicht einmal, bis er fertig war. Einen Moment sprach niemand, aber dann sagte Maria.
„Und du denkst jetzt, das ich das verdamme?"
Er sah auf.
„Tust du es?"
Ihre Antwort kam sofort.
„Nein. Ich will nicht sagen, das es richtig war, was du getan hast. Du hast deinen Freund in all seinem Elend einfach stehen gelassen und bist abgehauen. Mag sein, das er nie nach Moskau gegangen wäre, aber es ist seine Sache gewesen, das zu tun. Wir sind alle nicht perfekt und machen Fehler, manche mit verheerenden Folgen. Doch so wie ich das sehe, hat Arthur dir verziehen, denn sonst würdet ihr nicht zusammen sein. Das Ganze hat keinen Einfluss auf uns, aus Fehlern lernt man und ich bin der Meinung, das dies nur Arthur und dich angeht. Kläre das mit ihm."
Lance schaute sie einen Moment an, er lächelte leicht. Wie Maria reagieren würde, hatte ihm schon Sorgen gemacht und er fühlte sich jetzt wirklich gut.
„Ich habe dich nicht verdient."
„Nein, eigentlich nicht", sagte sie schmunzelnd „Aber ich will mal gnädig sein."
„Ich liebe dich", sagte er unverblümt „Und ich will endlich mit dir zusammen sein."
Sie nickte.
„Ja, aber wir müssen erst alle Probleme aus der Welt schaffen. Wenn Arthur zurück kommt, dann haben wir wahrscheinlich ein anderes Problem."
„Welches?"
„Merlin. Er hinterfragt seine Liebe zu Arthur. Ich denke, das es vorübergehend sein wird, denn er war ziemlich fertig. Er erzählte mir von seinen Erlebnissen und es klang furchtbar. Ich habe wirklich Angst, wenn er zurück ist und Merlin sich abwendet. Was dann?"
„Dann ist das eine Katastrophe", sagte Lance nachdenklich „Ich weiß, das Arthur ihn abartig liebt. Ich habe ihn selten so verliebt gesehen, nicht einmal mit seinen Gefährten. Wenn Merlin ihn ablehnt, dann...", er seufzte „Scheiße, verdammt nochmal. Wann hört das endlich auf. Ich habe die Schnauze voll. Ein Problem jagt das andere. Können wir nicht endlich mal zur Ruhe kommen?"
Maria stand auf und setzte sich neben ihn auf das Sofa. Sie strich ihm zärtlich durch sein Haar. Er sagte leise.
„Wie kannst du nur so ein Monster wie mich lieben. Sieh doch selbst, wie grausam unsere Welt ist. Vielleicht hat Merlin ja recht, wenn er denkt, das er nicht dorthin passt."
„Das ist doch Unsinn", widersprach sie „Menschen können auch grausam sein und foltern tun sie auch. Sie sind nicht viel besser. Ich weiß, das Merlin Arthur liebt, denn er war am Boden zerstört, als er dachte, das er tot ist. Er war da noch schlimmer dran, hatte getrunken und ich dachte, er erholt sich nie wieder. Doch dann war Arthur plötzlich da und er war ein anderer Mensch. Ich denke, wenn er Arthur so liebt, wird er das auch überstehen. Also mach dir jetzt keinen Kopf über Dinge, die wir unmöglich voraussagen können."
Lance hob den Kopf und zog sie an sich, küsste sie.
„Was habe ich getan, das ich dich gefunden habe?"
„Ich weiß nicht", sagte sie lächelnd, während sie ihn im Nacken streichelte „Ich weiß nur, das ich auf dich gewartet habe. Auf einen Mann, der eigentlich tot ist und Blut trinkt und niemals mit mir einen Spaziergang in der Sonne machen kann."
„Und das stört dich nicht?"
„Nein, es gibt Schlimmeres", sagte sie und er lachte.
Maria schaffte es, das er sich etwas besser fühlte. Sie war seine Liebe und Balsam für seine Seele, wenn er so etwas überhaupt besaß. Und er würde sich ändern. Als erstes würde er mit Arthur reden, wenn er zurück kam.
Wenn.
Denn er wusste, wenn Arthur nicht zu retten wäre, würde Sethos tun was er tun musste und würde Arthur töten.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Es wurde dunkler, die Schreie lauter, als sie weitergingen. Arthur sagte nichts mehr, doch in seinen Augen flackerte Angst. Sethos hatte ihn noch nie so gesehen. Arthur war wild und kämpferisch, leicht erregbar und schamlos. All das, was seine gute Seite nicht hatte. Die Wände nahmen jetzt einen dunklen Grauton an, die ganze Atmosphäre wurde düster.
Auch hier waren Bilder an der Wand und sie waren nicht so angenehm wie vorhin. Sethos blieb stehen und betrachtete das Geschehen darauf. Es zeigte Arthur, der in Ketten hing und ausgepeitscht wurde. Andere, in denen Männer sich schamlos an ihm gütlich taten und Alexej daneben stand und sich amüsierte. Folterungen der grausigsten Art, die Arthur erdulden musste. Sethos schaute ihn an, doch Arthur sah unter sich.
„Es ist nicht deine Schuld", sagte Sethos „Doch du hast überlebt."
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, er hat überlebt. Ich wäre zugrunde gegangen, doch er hielt mich. Und nun ist er zu dem geworden, was ich erdulden musste und ich bin ihm im Weg. Er wird mich töten und dann wird er als ein Monster durch die Welt streifen und alles das tun, was ich erleiden musste, was wir erleiden mussten. Er hat mich gerettet, sein Hass und seine Grausamkeit haben mich gerettet. Doch nun bin ich im Weg. Das letzte Überbleibsel von meiner Menschlichkeit."
„Ja", antwortete Sethos „Doch nun wird er zu einem Problem und er möchte dich loswerden. Wenn das geschieht, steht ihm nichts mehr im Weg und wird er zu einem mordgierigen Psychopath, der tötet und verstümmelt. Er muss vernichtet werden, selbst wenn du ihm alles verdankst."
Arthur nickte nur und Sethos wusste, das er verstand, was er tun musste. Die Frage war, würde er es schaffen, es zu tun. Er durfte nicht eingreifen. Die düstere Atmosphäre und diese Schreckensbilder an den Wänden, die Arthurs Tortur wiedergaben, die Schreie von unsäglichen Schmerzen und Gelächter der Peiniger machten das Ganze nicht besser.
Die Bilder zeigten jetzt Arthur in Schwarz, wie er tötet und verstümmelt. Sethos erkannte die Frau in dem Hotel, nun ja, eher das Zimmer, denn von der Frau war nicht mehr viel übrig, was man erkennen konnte. Bilder von brutalem Sex und Tötungen waren zu sehen. Schreie und Jammern. Ja, das war eindeutig die Welt von dem Hass in Arthur.
„Wo ist er?", fragte Sethos.
„Er ist hier", sagte Arthur kleinlaut. Seine Stimme zitterte „ Und er ist wütend, weil du ihn eingesperrt hast. Ich fühle seinen Zorn und seine Gier, euch alle zu töten. Er ist so verdammt wütend, weil diese Hexe ihn zwang zu schlafen und er kann nicht aufwachen."
Der magische Schlaf. Ja, Serena sagte ja, das er erst aufwacht, wenn sie den Gegenzauber sprach. Anscheinend wusste er, das er ruhig gestellt wurde und das passte ihm gar nicht.
Arthur blieb stehen und schüttelte den Kopf.
„Dieser Hass und diese Bösartigkeit...Ich...Ich kann nicht weitergehen. Er wird mich auslöschen."
Sethos riss ihn zu sich.
„Nein, du wirst deine Bestie vernichten und er wird nicht wiederkommen. Töte diesen Hass auf die Vergangenheit und begrabe ihn für immer. Du willst mit Merlin ein Leben führen? Er wird das verhindern. Er wird Merlin versklaven und diese schlimmen Dinge verlangen, die er selbst tut. Willst du wirklich, das er Merlin zu dem macht, was er ist?"
„Nein", sagte Arthur, es klang nicht sehr ermutigend „Ich will ihn als meinen Gefährten und nicht als ein Monster."
„Dann besiege dich selbst. Besiege den Hass in dir. Und versuche keine Angst zu haben. Du musst das wollen. Willst du nicht siegen?"
Arthur nickte leicht und sagte.
„Doch."
„Dann tu es verdammt nochmal. Ich werde noch wahnsinnig", sagte Sethos und hob die Hände „Schlag ihm den Kopf ab und dann kann ich wieder in meinen Kopf."
Arthur presste die Lippen zusammen und straffte sich. Er griff das Schwert fester und ging weiter. Sethos blieb an seiner Seite, bis sie ihn sahen. Auch Arthurs Hass und Bösartigkeit, der aus der dunklen Seite geboren wurde, hatte eine fiktive Form angenommen, als den Arthur, den Sethos schon kannte. Ganz in Schwarz gekleidet mit einem langen Mantel stand er in der Dunkelheit, in der er lebte. Sethos hörte Arthur leise sagen.
„Da ist er. Oh Gott."
Sie blieben stehen. Der dunkle Arthur grinste.
„Na sieh mal an, der Schwächling wagt sich wirklich von seiner hellen Seite zu mir. Willst du mir einen Besuch abstatten?"
Er zeigte auf die Bilder, die die Erinnerung von Alexejs Grausamkeit zeigten.
„Sieh dir an, was sie mit uns getan haben. Sie haben uns gequält und besudelt. Ich werde das Gleiche mit anderen tun."
Arthur schüttelte den Kopf.
„Nein, wirst du nicht. Ich bin gekommen, um dich auszulöschen. Es ist genug. Alexej hat dafür mit seinem Leben gebüßt und es ist vorbei. Wir können nicht nur im Hass leben."
Er lachte.
„Du nicht, das weiß ich. Du bist schwach und wirst bald nicht mehr hier sein. Du hast kein Wille zu leben, zu überleben. Du schließt dich auf deiner Seite ein und du bist schwach. Du hast keine starken Verbündete, ich habe den Hass und das Böse. Du hast nur Liebe. Liebe für einen schwachen Menschen, der längst ein Vampir wäre, wenn dieser Arsch nicht wäre."
Er zeigte auf Sethos, der ihn gleichmütig ansah. Doch das täuschte, denn Sethos hätte ihm schon lange den Kopf abgeschlagen. Immer diese Rederei, bevor sie handeln. In der Werft hatte er auch nur geschwafelt, bis es Sethos gereicht und er ihm das Genick gebrochen hatte. Was hatte es damit auf sich in der heutigen Zeit, das sie erst reden und dann töten? Sethos hatte immer zuerst zugeschlagen und dann gefragt, wenn sein Gegenüber noch in der Lage war zu antworten.
„Hey, ich rede mit dir, du verfluchter Bastard", schrie der dunkle Arthur. Sethos zeigte auf sich.
„Ja, mit dir, Idiot. Wieso sehe ich dich auch noch hier? Scheinbar bekomme ich dich nicht mehr los. Wecke mich auf und lass mich gehen, vielleicht töte ich euch dann nicht."
„Du wirst nie wieder aufwachen", sagte Sethos. Arthur verzog hasserfüllt das Gesicht.
„Ah, ich verstehe das jetzt. Diese Hexe ermöglichst dir hier zu sein, in unserem Kopf und sie sorgt dafür, das ich nicht aufwache. Na schön, aber du wirst scheitern, Vampir und alle, die in diesem Haus sind, werden sterben. Arthur gehört mir, sein Hass bin ich und sein Gefährte wird derjenige sein, der in meine Fußstapfen treten wird. Ich werde ihn ficken, bis er nicht mehr kann. Werde ihn foltern und ihn dazu zwingen, das auch anderen anzutun. Ich werde all das mit ihm machen, was Alexej mit mir getan hatte und werde ihn gut unterweisen. Wie einst Alexej mich."
„Nein!", schrie Arthur und sprang vor. Das Böse, aus Hass entstanden, hatte ein Schwert in der Hand, bevor Arthur ihn erreichte. Lauernd standen sie sich gegenüber.
„Du hast Angst", stellte der dunkle Arthur fest und lachte „Eigentlich willst du nicht kämpfen. Nicht wahr? Dann komm, du kleiner Engel, rette deinen Gefährten", sagte er spöttisch und krümmte einen Finger lockend.
Arthur schaute sich um nach Sethos. In seinen Augen flackerte Unsicherheit. Na prima! Sethos schnaufte genervt. Er hatte wenig Hoffnung, das dieses elende, gute Etwas von Arthur siegen könnte. Er konnte wirklich nicht glauben, das er auch so eine Seite hatte. So eine schwache Seite, die wirklich kümmerlich war.
Sein Arthur sprang plötzlich vor und schwang das Schwert. Metall klirrte, als beide Klingen sich trafen und Arthur zurück wirbelte, als der dunkle Prinz angriff. Sethos hob eine Augenbraue. Vielleicht hatte er sich getäuscht? Doch im nächsten Moment wich sein Arthur zurück, kam ins Stocken.
„Verdammt", schrie Sethos „Beweg deinen Arsch und schlag der Schlange den Kopf ab."
Der dunkle Arthur lachte. Seine gute Seite schaute immer noch unsicher und Sethos hätte am liebsten laut geschrien. Er schwor sich, das er Arthur, falls das zu seinen Gunsten ausging, in den Boden schlagen würde. Seine liebenswerte, zarte, helle Seite von sich machte ihn wirklich sauer. Arthur sprang wieder vor, etwas halbherzig und Sethos trommelte mit den Fingern auf seinen Arm, die er vor seiner Brust verschränkt hatte.
Wenn er das überlebt, werde ich ihn umbringen.
Nicht das er hier in einem fremden Geist herumstolzierte. Nein, er musste auch noch einen verweichlichen Arthur dazu bringen, sein böses Ich in sich selbst zu töten. Je länger er darüber nachdachte, umso absurder kam ihm das vor.
Nicht nachdenken. Konzentriere dich auf den Kampf.
Und das tat er dann auch.
DU LIEST GERADE
Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...