Dunkles Schicksal Kapitel 11

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Dunkles Schicksal


Kapitel 11



Vor Marseille bogen sie etwas nach Westen ab in Richtung Italien. Nächster Anlaufpunkt war Mailand. Das waren alles Städte, in denen Arthur schon war. Sechshundert Jahre durch die Welt reisen, da war er schon an vielen Orten. Im Gegensatz zu anderen Vampiren lebte sein Clan und er nicht im Untergrund, geheim und versteckt. Sie hatten sich schon immer unter Menschen gemischt und offen gelebt, versuchten nicht aufzufallen. Das hatte allerdings ein Nachteil. Sie mussten nach einiger Zeit weiterziehen. Die Zeit blieb nicht stehen und es würde auffallen, wenn sie nicht älter wurden. Dementsprechend sprach er viele Sprachen.

Merlin studierte die Landkarte, als sie in einer verlassenen Hütte Unterschlupf suchten. Sie waren am frühen Morgen, so um fünf Uhr darauf gestoßen und beschlossen, hier den Tag zu verbringen.

Sie hatten alle Läden geschlossen und saßen bei Kerzenlicht am Tisch.

„Noch drei Tage, dann werden wir Mailand erreichen", sagte Merlin in die Stille.

„Warst du schon mal dort?"

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, ich war sehr wenig auf Reisen, seit das mit meinen Eltern geschah. Ich musste mich um Maria und mein Erbe kümmern. Aber meine Jägerfreunde erzählten mir, als sie das letzte Mal zu Besuch waren, das es eine schöne Stadt ist."

Arthur schaute ihn perplex an.

„Du hast Freunde, die Jäger sind?"

Merlin hob nicht den Blick von der Karte und plauderte so locker, als würden sie über das Wetter sprechen, vollkommen emotionslos. Arthur bemerkte das schon und es gefiel ihm nicht.

„Ja, sie streifen durch die Welt und jagen Vampire. Sie haben mich vor einem Jahr besucht und fragten an, ob ich den Vampir in Sevilla schon getötet habe. Ich sagte nein, es wäre eine Frage der Zeit. Sie wollten mir helfen, doch ich sagte nein. Nach vier Wochen zogen sie weiter nach Rom.

Er sagte das wirklich so emotionslos, das Arthur ihn immer noch ungläubig anschaute, während Merlin die Karte studierte. Er wusste, das der Vampir in Sevilla er war. Verdammt, er saß hier, ihm gegenüber und er sprach so unpersöhnlich über ihn. All seine Hoffnungen versanken im Nichts und er fühlte sich, als würde er fallen. Warum? Warum zum Teufel fand er Merlin nur so anziehend? Es gab Hunderte; nein, tausende Männer auf dieser Welt. Aber nein, er musste sich einen Vampirjäger aussuchen. Lance hatte recht, er war verrückt. Und doch konnte er nicht, so sehr er es auch wollte, damit aufhören daran zu denken, ihn zu berühren, zu küssen und all diese Dinge tun, die er mit anderen tat. Und eine Nacht würde nicht ausreichen.

Er wollte ihn und nun, da sie schon so lange zusammen waren noch mehr wie zuvor. Er hatte ihn besser kennengelernt und so viele liebenswerte Eigenschaften an Merlin festgestellt. Doch Merlin behandelte ihn gerade wieder wie seine Beute und nicht wie ein Mann, der er eigentlich noch war. Er hatte sich nicht verändert, seit er ein Vampir war und Lance auch nicht. Lance war immer noch der vorsichtige Mann, der früher ihnen eher abriet, wenn sie etwas Gefährliches taten, als sie noch Menschen waren. Schließlich sagte Merlin, immer noch auf die Karte schauend und gab ihm den Rest.

„Tja, sie wären sehr erfreut darüber, das ich genau mit diesem Vampir eine Reise mache. Sie würden mich für verrückt oder lebensmüde erklären. Oder mich töten, weil sie denken, das ich den Verstand verloren habe."

Arthurs Herz würde sich zusammenziehen, wenn das noch möglich wäre. Es tat ihm weh, das der dunkelhaarige Mann so sprach. Er hatte ihm in all der Zeit keinen Grund gegeben, ihn zu verabscheuen. Eine Leere breitete sich in ihm aus, die man auch als hoffnungslos bezeichnen könnte. Er wusste schon lange, das er mehr für Merlin fühlte, als nur eine Schwärmerei. Seine Art wie er sich bewegte, seine Augen, wenn sie ihn auch kalt ansahen. Er liebte ihn dafür, das er mutig war und auch verrückt, sich dem Vampir zu stellen. Das er ein Ziel hatte, wie falsch es auch war. Er hatte kein Ziel, er lebte schon so lange und vieles hatte seinen Reiz verloren. Und er war so verflucht einsam, das es schon weh tat.

Eigentlich sollte er nach über sechshundert Jahren sich daran gewöhnt haben, doch Arthur sehnte sich nach Zärtlichkeiten. Er sehnte sich danach, das ihn jemand liebevoll anblickte und nicht die Augen in Schrecken weitete. Er sehnte sich danach, das jemand auf ihn wartete, wenn er nach Hause kam. Und er triftete in eine Stimmung, die zwischen Zorn und etwas, was er nicht eindeutig bestimmen konnte war. Resignation? Vielleicht lebte er schon zu lange. Er fuhr Merlin an, frustriert, zornig und etwas zerbrach in ihm.

„Du lebst doch. Was willst du noch? Das ich mich in die Sonne stürze? Vielleicht wärst du dann glücklich, denn bisher weißt du nicht, was das Wort bedeutet. Du lebst nur in diesem Wahn, alles zu töten, was du nach deiner Ansicht nicht normal findest und denkst, du wärst der Retter der Menschheit, weil du ein paar Vampire getötet hast? Falsch, die Menschen zerstören sich selbst, da brauchen keine Vampire zu kommen. Jeden Tag werden Hunderte von ihresgleichen getötet, meistens aus primitiven Gründen, wie Hass, Gier oder weil es ihnen Spaß macht zu töten. Ich töte, um mich zu ernähren und wenn ich bedroht werde. Nie aus Spaß und nie aus primitiven Gründen."

Er beugte sich etwas vor, Merlin sah nicht einmal auf. Doch er wusste, er hörte ihm zu, wenn er auch desinteressiert schien.

„Du lebst, bist jung und reich und weißt nichts mit deinem Leben anzufangen. Nur immer dieser Wahn zu töten und das soll dein Leben sein? Du hast nur eines, mein Lieber. Und das verschwendest du, indem du denkst, das du den Menschen einen Dienst erweist, wenn du uns tötest? Keine Angst, das erledigen sie schon selbst."

Er schnaubte frustriert.

„Wirklich tolles Leben. Hast du dich mal gefragt, was aus Maria wird, wenn Alexej dich tötet? Denn das ist nicht so unwahrscheinlich. Sie wird ganz allein sein, mit dem Schmerz, ihre ganze Familie verloren zu haben. Deine Eltern sind tot und es tut mir leid, aber sie werden nie mehr wiederkommen, egal was du tust."

Jetzt sah Merlin hoch, Zorn in seinen Augen.

„Was mit meiner Familie ist, geht dich nichts an, Vampir. Meine Eltern waren wunderbare Menschen, liebevoll und nicht so verstockt wie die anderen Affen meiner Gesellschaft. Sie haben solch einen Tod und auch so früh nicht verdient. Also...kümmere dich um deine Sache und lass mich in Ruhe. Oder reite zurück und warte auf mich", zischte Merlin aggressiv.

Sie ritten schon so lange zusammen und noch immer war Merlin kühl und reserviert, fast feindselig. Und hatte jetzt Freunde, die Jäger wie er waren. Das waren wirklich tolle Neuigkeiten. Frustrierend schaute er den dunkelhaarigen Mann an.

„Okay, dann wäre es das Beste, das ich mich in die Sonne stürze. Dann wärst du vielleicht einmal im Leben glücklich."

„Nicht bevor wir Alexej erledigt haben", antwortete Merlin unbeeindruckt und kühl.

Arthur sprang auf, es reichte ihm. Er wollte einfach nicht sehen, warum Arthur ihm half. Er verzehrte sich nach Merlin, doch er registrierte das einfach nicht. Und jetzt konnte er das unbekannte Gefühl einordnen; es war Resignation. Vielleicht sollte er dem allem ein Ende machen. Arthur hatte manchmal daran gedacht, doch nun fand er die Chance, endlich Ruhe und Frieden zu finden nicht so schlecht. Merlin würde ihn nie lieben. Na gut, genug war genug.

„Du siehst es einfach nicht. Oder du willst es nicht sehen. Okay, du willst das ich in die Sonne gehe? Na schön", sagte er frustrierend.

Er stampfte zur Tür und Merlin sprang auf, als er sie öffnete und die Arme hob, weil die Sonne schon aufgegangen war und ihn nun verbrannte. Es tat höllisch weh und er spürte wie sie sein Gesicht verbrannte, als sie ihr vernichtendes Werk begann. Arthur hob die Arme, schützend vor seine Augen, es war so hell. Kein schöner Tod, dachte er flüchtig unter den alles verzehrenden Schmerzen. Doch plötzlich fühlte er eine Hand an seiner Schulter, die ihn grob zurückriss und die Tür zuknallte. Ihm dann einen Stoß gab, das er in die Hütte stolperte und er langsam die Augen öffnete. Es knisterte immer noch und Rauch stieg von ihm auf. Ein verbrannter Geruch von Fleisch schwebte in der Hütte. Merlin stand vor ihm, die Hände erhoben und mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck. Er schrie ihn fast an.

„Hast du sie nicht mehr alle? Ich hatte recht, Vampire sind Idioten."

Arthur starrte ihn an. Er fühlte, wie die Heilung einsetzte, seine Haut kribbelte. Er hätte es getan, in diesem Moment hätte er es getan. Doch Merlin hatte ihn ins Haus gezerrt. Warum? Zorn flammte in ihm auf, als er daran dachte, das er lieber das Vergnügen wollte, ihm einen Pfahl ins Herz zu rammen. Er schrie Merlin an, der ihn immer noch anstarrte. Merlins Augen sahen ihn zornig an und auch geschockt. Wahrscheinlich sah er furchtbar aus, mit all diesen Verbrennungen.

„Das ist es doch was du willst. Was du dir immer ausgemalt hast, in all der Zeit. Wieder einer weniger von den Monstern. Ist es nicht so? Warum hast du mich gerettet? Warum?"

Merlin sagte zuerst nichts. Er hatte schon einen Schreck bekommen, als Arthur nach draußen ging. Und er wunderte sich etwas, er hatte recht. War es nicht das, was er die ganze Zeit wollte? Und doch dachte er keinen Augenblick nach, als er ihn zurückriss. Und mit schrecklicher Gewissheit wusste er plötzlich, das er nicht wollte, das Arthur starb. Er würde sarkastisch auflachen, wenn diese Situation es zuließe und er griff sich an den Kopf. Was war los mit ihm? Doch das sagte er ihm nicht, sondern antwortete.

„Wir haben eine Mission."

Arthur schüttelte den Kopf.

„Nein, du hast eine Mission. Ich bot dir meine Hilfe an, weil..."

Er winkte ab und drehte sich um, seine Verbrennungen heilten bereits. Was sollte er sagen? Weil ich dich liebe? Er fand das plötzlich lächerlich, so etwas zu sagen. Und Merlin würde ihn auslachen und fragen, ob er verrückt wäre. Und er würde ihm sagen, das er nie ein Monster lieben könnte. Und das wollte Arthur nicht aus seinem Mund hören und diese Angst, das er es eines Tages sagen könnte, war sehr präsent.

Du wirst nur wieder verletzt werden, wenn er dich verächtlich ablehnt.

Das hatte Lance zu ihm gesagt und langsam dachte Arthur, das sein Freund damit recht hatte. Er hatte zwei Gefährten gehabt, Menschen, die wussten was er war. Und trotzdem hatten sie ihn geliebt und begleiteten ihn ein Stück in seinem Dasein. Beide wollten keine Vampire werden und Arthur wusste, das er sie eines Tages verlieren würde. Und so kam es auch, sie starben in seinen Armen, Arthur über ihnen mit rosaroten Tränen, die ihm über sein Gesicht liefen. Die Zeit danach war hart, die Erinnerung an seinen Verlust tief und schmerzvoll. Aber sie wollten ihr sterbliches Leben leben und er akzeptierte das, weil er sie liebte. Merlin riss ihn aus seinen Gedanken.

„Weil was?"

„Nichts. Lass uns ruhen", sagte er nur frustriert und ging zu seinem Lager. Merlin schüttelte den Kopf.

„Wehe, du ziehst so etwas wieder ab. Du hast dich entschlossen mit mir zu reisen, dann tue das gefälligst auch und zieh jetzt nicht den Schwanz ein", sagte er hart zu ihm.

Arthur sagte nichts, machte sein Lager bereit.

Er konnte nicht nachvollziehen, was Arthur sich hier abhielt. Er wollte doch tatsächlich in die Sonne oder er rechnete damit, das Merlin ihn daran hinderte. Trotz allem war es ein Risiko gewesen. Vampire waren bösartige Kreaturen, doch Arthur war nicht einmal bösartig zu ihm. Das musste er ehrlich zugeben. Er schaute zu dem Vampir, der sein Lager zurecht machte.

Was wollte Arthur von ihm? Nicht sein Blut, das hätte er leicht haben können. Merlin wurde nicht schlau aus ihm. Er ging wortlos zu ihm und sagte etwas sanfter.

„Tut mit leid. Lass mich deine Wunden sehen."

Arthur stand aus der Hocke auf und fragte.

„Welche Wunden?"

Merlin schaute ihn überrascht an, nichts war mehr zu sehen. Er sah aus wie eh und je und so schön wie eh und je. Einen Moment sahen sie sich nur an, bis Merlin weg sah und zu seinem Lager ging.
Verdammt, er sollte ihn nicht so ansehen, doch das war nicht so einfach. Inzwischen würde er lügen, wenn er sagen würde, das Arthur ihn nicht anzog. Doch er verwehrte sich solche Gedanken, das war nicht richtig. Und doch konnte er sie nicht verbannen.

Nachdem sie geruht hatten, saßen sie in der Hütte und warteten auf den Sonnenuntergang. Sie sprachen nicht, Arthur schaute auf die Karte ohne sie wirklich zu sehen. Er sah auf, als die Sonne unterging und Merlin aufstand und sagte.

„Ich denke, wir sollten aufbrechen.", und ging nach draußen, um nach den Pferden zu sehen. Im Wald war es schon etwas dunkler und Arthur folgte ihm. Doch als er herauskam, blieb er überrascht stehen. Denn dort standen sieben Männer, Menschen. Er konnte ihr Herz schlagen hören. Sie hatten Merlin und einer hielt ihm ein Messer an den Hals. Ein anderer trat siegessicher vor.

„Das ist unsere Hütte, unser Versteck. Nun gut, Geld und Wertsachen heraus und die schicken Pferdchen nehmen wir auch, wenn du nicht willst, das wir deinem Freund die Kehle durchschneiden", er grinste „Wir waren auf Raubzug, aber nicht sehr erfolgreich. Ihr beide seht nach Geld aus, das Schicksal kann schon gnädig sein."

Er sprach italienisch, doch Arthur verstand ihn sehr gut. Er lächelte böse. Ja, das Schicksal konnte gnädig sein. Es brachte ihm sein Abendessen vor die Tür. Und das würde er ihm jetzt mitteilen.

„Tja, ist wirklich gut gelaufen. Das erspart mir heute die Jagd und ich werde mich wirklich satt trinken. Ich hoffe doch sehr, das euer Blut so gut schmeckt wie die italienischen Weine.", sagte Arthur auf italienisch, in seinen Augen grüne Schlieren. Es war nicht der Durst, das dies auslöste, sondern sein Zorn, als er sah, das sie Merlin bedrohten. Ein sardonischer Zug kam über seine Lippen „Und ich mag die italienischen Weine sehr."

Merlin verstand nicht, was sie sagten, nicht alles, obwohl die Sprache etwas mit seiner verwandt war, doch er wusste, sie waren alle bereits tot. Wie sie da standen und sicher, das sie gute Beute machten, waren sie eigentlich schon Geschichte. Er kannte den Vampir, er würde nicht gnädig sein. Und Arthur hatte gestern nicht gejagt und es war ein absoluter Fehler, einen hungrigen Vampir zu provozieren.

Und Merlin war zornig, das war das zweite Mal in kurzer Zeit, das ihm jemand ein Messer an die Kehle hielt. Und es war das dritte Mal, das Arthur ihm nun seinen Arsch retten würde. Mit erschreckender Gewissheit wusste er plötzlich, das er eigentlich schon tot wäre, wenn Arthur nicht wäre. Er würde heute das zweite Mal durch Halunken sterben, die ihn überrumpelt hatten, heute wie das letzte Mal. Er beobachte weiter das Geschehen, die scharfe Klinge an seinem Hals.

„Was soll das Gequatsche, Idiot", schrie der Bandit ihn an.

Natürlich verstand er nicht, was Arthur ihm sagte. Er war wohl nicht sehr clever, doch die Gier und Mordlust roch Arthur an ihm. Diese Gerüche waren bitter, sauer oder übelriechend wie alle negativen Emotionen. Angst gehörte nicht dazu, er war sich sehr sicher, das er heute gute Beute machte. Und wieder bemerkte Merlin, das Arthur bewegungslos vor ihm stand, wie es nur Vampire konnten. Er glich einer Statue, die in der Dämmerung wie in Marmor gemeißelt wirkte. Trotz der bewussten Gefahr und dem scharfen Messer am Hals starrte Merlin ihn fasziniert an. Und stellte fest, das er faszinierend und totbringend zugleich war.

Der Bandit starrte ihn an, ein siegessicheres Lächeln um die Lippen und bemerkte das alles nicht. Die Aussicht auf gute Beute und zwei edlen Pferden ließ ihn den Blick für das Offensichtliche nicht sehen. Das er einem Gegner gegenüber stand, den er nie bezwingen könnte. Natürlich würde er die beiden töten und im Wald verscharren. Er konnte nicht riskieren, das sie zur Polizei gingen und er gejagt wurde. Seine übliche Vorgehensweise.

„ Genug gequatscht", sagte er gedehnt und drehte etwas den Kopf zu seinen Kumpels „Schneidet ihm die Kehle durch und schnappt euch den da auch. Knallt ihn meinetwegen ab und macht danach sauber. Ich will keine Zeugen, der Tag war beschissen genug. Und ich habe keine Lust mich mit den Schwachköpfen abzugeben. Ich bin müde und möchte etwas trinken. Nehmt alles was sie besitzen und bringt es in die Hütte. Tja", er wandte sich an Arthur „Das war es, ihr hättet eine andere Hütte suchen sollen. Wir hatten heute kein Glück auf Raubzug, haben nur ein paar gekillt, die allerdings nicht viel bei sich hatten. Ihr seid besser ausgerüstet. Okay, wünsche einen angenehmen Tod, Arschloch."

Arthur grinste wieder so sardonisch und der Bandit zog die Stirn in Falten. Das erste Mal fiel ihm auf, das der Mann keine Angst hatte, wie die anderen armen Personen, die er eiskalt ermordet hatte.

Diesmal hatte er wohl den Falschen erwischt, nur wusste er das noch nicht.

„Ich bin schon tot, du Vollidiot und was die Hütte angeht...", er grinste diabolisch „War wohl mein Glückstag heute."

Merlin bemerkte, wenn er auch nicht viel verstand, er sprach sehr sanft, seine Stimme fast schmeichelnd und doch hörte Merlin den drohenden Unterton, der Tod und Unheil verkündete. Und dann war Arthur verschwunden. Es sah aus, als wäre er einfach verschwunden, als hätte er sich entmateralisiert. Der Anführer starrte auf die leere Stelle, wo Arthur gestanden hatte und murmelte.

„Was zum Teufel..."

Und plötzlich brach die Hölle aus, ohne das sie alle wussten, was eigentlich los war. Seine Leute schrien, lagen plötzlich auf dem Boden, teilweise tot. Arthur war überall und nirgends. Er stand auf der rechten Seite, drehte einem der Halunken den Hals um, dann eine Sekunde später auf der anderen Seite, warf den Kerl an den Baum, es knackte unangenehm, als sein Rückgrat brach. Der Anführer konnte ihn mit seinen Blicken nicht folgen, es schien als wäre er überall, als gäbe es mehrere von ihm. Doch plötzlich war es still. Merlin stand immer noch an der Stelle, wo sie ihn geschnappt hatten, doch seine Angreifer auf dem Boden, schauten ihn mit toten Augen an, die noch den Schrecken ihres Todes spiegelten.

Der Chef der Banditen schaute sich geschockt um, was zum Teufel war passiert? Alle seine Leute lagen mit verrenkten Gliedern auf dem Boden, teilweise ohne Kopf. Und alle waren tot, das war unverkennbar. Nur er stand immer noch dort, wo er gestanden hatte. Das Ganze hatte einen Augenaufschlag gedauert und er schaute wirklich verwirrt drein, unfähig zu reagieren.

Arthur stand plötzlich vor ihm und er zuckte zusammen. Er starrte ihn mit großen Augen an. Wer war er oder sollte er sich besser fragen; was war er? Er hatte in Sekundenschnelle sieben Leute getötet und er trug keine einzige Waffe.

„Okay, soweit so gut", sagte Arthur und grinste böse „Und weißt du was? Ich bekomme immer so großen Hunger, wenn ich mich in den frühen Abendstunden anstrengen muss und...", seine Augen wurden smaragdgrün, seine Fänge verlängerten sich „Und du bist mir sehr willkommen."

Der verkommene Kerl rammte ihm ohne Vorwarnung ein Messer in den Bauch, grinste, als er sah, wie Arthurs Hemd sich rot färbte. Doch sein Grinsen erstarb auf seinen Lippen, als Arthur nur zuckte und nicht wankte, ihn bedrohlich ansah. Noch immer sprach er so sanft und ruhig, doch es klang trotzdem unheilvoll.

„Das hat weh getan, du Arschloch und du hast mein Hemd ruiniert."

„Was...wie?", stammelte er, ungläubig wieso Arthur nicht starb.

Und er riss seine Augen auf, als der blonde Mann die lange Klinge aus sich herauszog und sie auf den Boden schleuderte. Wieder schaute er den Mann an, seine Augen jetzt leuchtend grün, seine Fänge bedrohlich lang, als er lächelte.

„Leider kein Silber. Genug gespielt, jetzt ist Essenszeit."

Ohne Warnung griff er den Mann und riss ihm das Hemd entzwei, zerrte ihn an sich und biss ihm in seinen Hals. Er wehrte sich, wollte sich losreißen, doch Arthur hielt ihn eisern fest. Seine Bewegungen wurden immer langsamer, während Arthur mit großen Schlucken aus seiner Halsschlagader trank. Über die Schulter seiner Beute schaute er zu Merlin, der wieder wie gebannt ihn anblickte, wie er den Mann aussaugte. Es hatte etwas...Erotisches, ging es Merlin durch den Kopf. Nein, was dachte er da? Und trotzdem konnte er den Blick nicht abwenden, als Arthur ihn mit seinen grünen Augen ansah und noch immer saugte.

Er wollte sich nicht zurückhalten. Er war, was er war und Merlin sollte das akzeptieren. Er konnte ihm nicht vorgaukeln, was er nicht war und nie sein wird. Ein Mensch! Doch andere hatten ihn geliebt, warum nicht auch Merlin?

Plötzlich ließ er den Halunken los, der achtlos zu Boden fiel und zischte in seiner typischen schnellen Geschwindigkeit zu dem Kerl, der sich hinter Merlin mit einem Messer angeschlichen hatte. Er hatte wohl überlebt, aber nicht mehr sehr lange und wollte Merlin mit in den Tod reißen. Arthur fiel ihn an, biss ihm in den Hals. Merlin wirbelte herum, er hatte ihn nicht bemerkt. Der Typ gab gurgelnde Laute von sich und ließ das Messer fallen, während Arthur dort weitermachte, wo er zuvor aufgehört hatte.

Endlich ließ Arthur ab und er fiel unbeachtet von dem Vampir zu Boden. Er war tot oder im Begriff gleich tot zu sein. Merlin schaute sich um, überall lagen die Leichen der Banditen. Ein Kopf lag blutig in seiner Nähe, die toten Augen in Schrecken geweitet. Sie waren alle tot. Arthur trat neben ihn, seine Lippen blutig und sein Hemd, die Wunde jedoch nicht mehr zu sehen. Sie war in Sekunden geheilt, nachdem er soviel Blut aufgenommen hatte. Merlin starrte ihn an, er stand hier vor ihm, schaurig schön mit all dem Blut an sich, seine Augen jetzt wieder in dem strahlenden Blau und seine Fänge nur leicht sichtbar. Und das erste Mal sah er, welche Macht er hatte. Es hatte keine drei Minuten gedauert, sieben bewaffnete Männer und den Anführer zu töten.

„Danke", sagte Arthur nach einem Moment abfällig und ging in die Hütte, als Merlin nichts sagte.

Merlin folgte ihm in der Hütte, in der Arthur das Hemd auszog und es auf den Boden warf. Er drehte sich um, als Merlin hereinkam und ihn schon wieder anstarrte. Er stand wieder so bewegungslos da und schaute Merlin an. Sein Oberkörper alabasterweis und glatt, harte Muskeln und Sehnen unter seiner perfekten Haut, die so glatt und kühl war, wie Merlin sich erinnerte. Er sah einfach wunderbar aus und Merlin musste sich beherrschen, um nicht die Hand auszustrecken, um ihm über die Brust zu streicheln, diese Muskeln zu spüren und diese wunderbare, kühle Haut. Sich bewusst, das er ihn immer noch anstarrte, schaute er weg und fragte.

„Danke?"

„Ja, danke, das du mir das Leben gerettet hast, Arthur", sagte der Vampir, der sich jetzt umdrehte und ein anderes Hemd aus der Tasche nahm. Es war rot wie Blut „Schon wieder", fügte er hinzu.

Er könnte ihm ruhig etwas Dankbarkeit zeigen, dieser sture Jäger. Es war schließlich das zweite Mal, das sie ihn aufschlitzen wollten und Arthur das verhindert hatte.

„Du hast sie alle getötet."

Es klang vorwurfsvoll und der Vampir presste seine Lippen zusammen, als er das Hemd überzog. Danach zog er seinen dunklen Mantel an und drehte sich um. Merlin stand immer noch dort und schaute ihn an, seine helle Haut ein starker Kontrast zu dem blutrotem Hemd. Arthur starrte ihn wortlos an. Er rettete ihm seinen Hals, im wahrsten Sinne des Wortes und er machte ihm Vorwürfe? Er griff nach seinen Satteltaschen und kam mit großen Schritten auf ihn zu, fuhr ihn grob an.

„Ja, habe ich und zwei ausgesaugt. Was willst du noch? Sie waren Diebe und Mörder und hätten uns getötet."

Er schnaubte abfällig und schaute Merlin auch so an.

„Was bist du? Der barmherzige Samarita? Du wirst es nie mit Alexej aufnehmen können, wenn du sanft wie ein Engel bist. Die Welt ist schlecht, merk dir das. Und jeder will dein Geld und deinen Tod. Da ist kein Platz für Barmherzigkeit. Töte oder werde getötet, das Gesetz der Natur. Du machst ja auch kein großes Aufsehen, wenn du uns Vampire tötest."

Dann ging er nach draußen zu seinem Pferd. Merlin starrte die Wand an. Das waren klare Worte und mit absoluter Gewissheit wusste er, das der Vampir recht hatte. Er hätte sie nicht getötet und die Kerle hätten ihm das nicht gedankt. Sie hätten ihn bei der nächsten Gelegenheit gekillt, ohne Reue. Doch er hatte nicht mit allem recht, die Welt war nicht nur schlecht, aber ein Paradies war sie auch nicht. Er war dankbar, das er noch lebte. Und ja, er hatte ein Danke verdient, trotz allem. Merlin nahm seine Taschen, ging nach draußen. Arthur saß schon auf seinem Pferd. Merlin vermied es, die Leichen anzusehen, die überall herumlagen. Der Anführer starrte ihn mit bleichem Gesicht an, seine Augen immer noch ungläubig, selbst im Tod. Merlin wendete den Blick ab und stieg auf, schaute zu Arthur, der ihn ernst musterte. Zumindest hatte er schon gegessen, dachte er sarkastisch und trat seinem Pferd leicht in die Flanken. Er galoppierte los, ohne ein Wort zu sagen, Arthur folgte ihm.

Und diese Kerle taten ihm nicht wirklich leid, sie waren Diebe und Mörder und Merlin war sich sicher, das dies nicht ihr erster Mord gewesen wäre. Und ja, er hatte das vorwurfsvoll gesagt, ein kläglicher Rest von seinem Mitleid für andere. Doch er bemerkte auch, das er sich veränderte. Der Schock über Tote war nicht mehr so ausgeprägt wie am Anfang der Reise. Er wurde härter und abgebrühter. Vielleicht musste er das sein, wenn er dem Mörder seiner Eltern gegenüber stand.

Sie galoppierten davon, Richtung Mailand und Merlin fragte sich, was noch so alles passierte bis sie an ihrem Zielort waren. Das hier war fast eine Abenteuerreise mit einem Touch Horrortrip, was die Leichen anging, die sie hinter sich ließen. Und anscheinend hatte er nicht nur einen Reisebegleiter, sondern auch noch einen Schutzengel, in Gestalt eines Vampirs.

Ein dunkler, äußerst attraktiver Engel.

Merlin wurde härter und kälter, je mehr Tote sie hinter sich ließen. Arthur hatte recht. Die Welt war nicht nur schön, sie hatte viele dunkle Seiten, von denen er nur einen kleinen Einblick bekam. Und er hatte recht, er sollte nicht zimperlich sein. Er schaute zu dem Vampir, der anscheinend keinen Gedanken mehr an die Leichen im Wald verschwendete. Insgeheim war er besser dran als Merlin. Leichen gab es bei ihm schon seit seiner Existenz, sie hatten den Schrecken verloren.

Doch Arthur mit über sechshundert Jahren hatte wohl schon alles gesehen und er erinnerte sich an seine Worte.

„Ich habe die dunkelsten Seiten des Lebens gesehen. Du auch?"

Nein, hatte er nicht. Er war, wie der Vampir so schön ausdrückte, behütet und sicher aufgewachsen. Doch wenn das ein Vorgeschmack war, was die dunklen Seiten anging, dann wollte er sie nicht sehen.

Doch anscheinend war das unvermeidlich. Sie ritten nach Arthurs Aussagen zu dem Bösen auf Erden. Vielleicht musste er diese Lektion lernen, um es mit dem Vampir aufzunehmen.



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Mailand war in der Tat eine wunderschöne Stadt und voller Leben. Auch hier lebte der italienische Adel. Schicke Kutschen fuhren durch die lebendige Stadt, als sie nachts um drei an einem Samstag die Stadt erreichten. Es war Wochenende und die Stadt war im Treiben, die Menschen auf der Suche nach Vergnügen aller Art. Normale Menschen waren in den normalen Vierteln in Tavernen, aus denen Musik drang, als sie vorbeiritten. Frauen lachten und Männer grölten. Vor einer Taverne schlugen sich zwei Kerle, Schaulustige drum herum, die sie anfeuerten. Mädchen lockten sie, als sie vorbeiritten, mit heißem Sex, natürlich gegen Bezahlung. Das alles beobachtete Merlin, als sie die gehobenen Vierteln ansteuerten.

Sie suchten ein Hotel und mussten nicht aufs Geld schauen. Arthur hatte gesagt, das es vielleicht sinnvoll wäre, hier in der Stadt ein paar Tage zu bleiben und sich etwas von den Strapazen der Reise zu erholen. Er dachte nicht dabei an sich. Merlin hatte nicht abgelehnt, er war erschöpft und noch immer tat ihm alles weh, inklusive sein Hintern. Sie ritten stramm in der Nacht, die jetzt im Sommer kürzer war, um schnell vorwärts zu kommen, machten nie eine Pause, bis der Sonnenaufgang nahte.

In den reichen Gebieten der Stadt erwartete sie ein anderes Bild. Hier war alles gepflegt, die prunktvollen Häuser erleuchtet. So ganz anders als in den anderen Vierteln, keine Schlägereien und keine leichten Mädchen auf den Straßen. Kutschen fuhren an ihnen vorbei, Leute in feinen Kleider warfen ihnen im Vorbeifahren einen Blick zu.

„Da vorne ist ein Stall für Besucher", sagte Arthur, der sich wahrscheinlich in der Stadt auskannte „Schon etwas Besseres, ich denke, die Pferde haben das auch verdient."

Merlin nickte und schaute auf die dunkle Mähne seines Hengstes, der den Namen Acento hatte. Arthur hatte ihn gehört, als er mit ihm sprach und amüsiert darüber, wie liebevoll er mit dem braunen Hengst umging. Er mochte ihn wohl sehr.

Nachdem die Pferde versorgt waren, gingen sie mit den Satteltaschen, eine kleine andere Tasche, die am Sattel für gewöhnlich hing und ihren Waffen durch die Straßen. Arthur wusste wohl sehr genau, wo er hin wollte und Merlin folgte ihm. Schließlich kannte er sich nicht aus. Vor einem Hotel, das groß war und von außen schon aussah, das es nicht sehr günstig war, blieb er stehen und wandte sich an Merlin.

„Das hier ist ein besseres Hotel, nicht billig. Doch die Zimmer sehr komfortabel und das Essen gut. Ich denke, nach Höhlen und kleinen Zimmern in Tavernen wäre das mal etwas Gutes, oder nicht?"

Merlin nickte wieder wortlos, er war müde, wollte nur ein Bett. Er hatte auf furchtbaren Matrazen geschlafen, bei denen er morgens mit Rückenschmerzen aufwachte. Der Höhlenboden war nicht besser gewesen. Der Gedanke, in einem komfortablen Bett ein paar Nächte zu verbringen, war sehr verlockend. Sie gingen hinein in die Lobby.

Menschen schauten sie mit missbilligen, gehobenen Augenbrauen an, als sie auf die Rezeption zugingen. Manche tuschelten und Merlin schaute sich um. Das war ein gehobenes Hotel mit Kronleuchter und Samttapeten an den Wänden, die weinrot mit Gold abgesetzt waren. Der Boden aus glänzendem weißen Stein, die Sessel mit dunklem Holz und weinrotem Samt überzogen. Die lange Rezeption in dunklem Holz mit Verzierungen und ein tadellos angezogener Mann dahinter.

Ein Junge, gekleidet in einer Art Uniform in weinrot mit schwarz, eine Mütze auf dem Kopf stand nicht unweit der Rezeption, hinter der dieser Angstellte sie von oben nach unten musterte, als sie näher kamen. Okay, sie sahen nicht aus, wie ein Graf oder etwas Ähnliches. Sie waren schmutzig, der Staub der Reise hing an ihnen, die Stiefel verdreckt, wie auch ihre langen Mäntel. Außerdem rochen sie nicht sehr gut, zumindest Merlin nicht. Schweiß und der Geruch von Pferden ging von ihm aus und das wusste er nur zu gut. Merlin wäre überglücklich, ein Bad nehmen zu können. Als sie vor der Rezeption standen, sagte Arthur.

„Wir möchten zwei Zimmer bitte."

Der Mann hob die Augenbrauen, schaute sie abwertend an. Er räusperte sich und antwortete.

„Ich denke, Seniore", sagte er in italenisch „Sie sind wohl hier am falschen Platz. Wenn sie drei Straßen weitergehen, werden sie in Tavernen ein Zimmer bekommen. Sie sind hier in einem gehobenen Hotel und ich glaube, das sie das nicht bezahlen könnten."

Arthur schaute zu Merlin, der ihn fragte, was er sagte. Dieser sagte schon zornig.

„Er denkt, wir könnten uns dieses Hotel nicht leisten. Vollidiot!", das allerdings war an den Kerl gerichtet „Ich werde..."

Merlin griff nach seinem Arm und sagte eindringlich.

„Fang jetzt bloß nicht damit an, den Typ auszusaugen, weil er denkt, wir sind mittellos. Das fehlte jetzt noch, das in diesem Hotel eine Panik ausbricht. Ich bin müde und will nur schlafen."

Arthur grinste boshaft und schaute zu dem Mann, der sie verständnislos anschaute, weil sie spanisch sprachen.

„Die Idee ist nicht schlecht, ich habe Hunger."

„Arthur!"

Dieser schaute wieder zu Merlin, ein amüsierter Blick in seinen Augen und antwortete.

„Keine Panik", sagte er und schaute sich um, niemand war in der Nähe, als er sich wieder dem Mann zuwandte und ihn am Hemdkragen fasste, ihn etwas zu sich zog. Seine Augen grün, sagte er leise.

„Du wirst sehr erfreut sein, uns Zimmer zu geben, höflich und zuvorkommend, wie sich das gehört, ja?"

„Ja", sagte der Mann emotionslos. Arthur nickte und ließ ihn los, lächelte charmant und Merlin schüttelte den Kopf.

„Sie möchten Zimmer, meine Herren", fragte er super höflich.

„Ja, zwei bitte", antwortete Arthur.

„Auf welchen Namen bitte?"

„Conte Arthur Pendragon", sagte er.

Der Mann schrieb etwas, drehte sich um und gab ihnen zwei Schlüssel.

„Geht doch", meinte Arthur belustigt zu Merlin, der nur grummelte.

„Zumindest besser als auszusaugen."

Der Hotelangestellte lächelte unterwürfig, als er sagte.

„Ihre Zimmer sind im zweiten Stock mit Blick auf die Straße. Das Restaurant ist nicht mehr geöffnet, doch ich kann ihnen noch etwas besorgen, sollten sie hungrig sein."

Arthur schaute zu Merlin, der nickte und antwortete.

„Ja, ein Menü bitte auf Zimmer zweihundertzwölf. Ich möchte nichts", sagte er und schaute auf seine Nummer, er hatte das Zimmer nebenan. Er würde noch schnell jagen gehen, wenn sie auf ihrem Zimmer waren. Der Mann winkte dem Hotelboy, doch Arthur hob die Hand.

„Nein, danke. Wir kommen schon klar."

Dann gingen sie die geschwungene Treppe hinauf und einen Gang entlang, auch hier alles in Weinrot. Arthur schaute zu Merlin, als er vor seiner Tür stand.

„Dann mal angenehme Ruhe. Bis morgen."

Dann schloss er auf, er musste sich beeilen, wenn er noch jagen wollte. Merlin schloss auf, froh und müde. Er trat in ein großes Zimmer, das sehr geschmackvoll eingerichtet war. Ein Sofa mit Sesseln, ein dunkler kleiner Tisch mit verzierten Füssen, Spiegel in Barockart mit goldener Umrandung. Schwere, weinrote Vorhänge an den Fenstern, die bis auf den Boden reichten, weiße Gardinen, die gerafft waren. Ein Schrank passend in dem dunklen Holz, doch was er am Besten fand? Das große Himmelbett in dunklem Holz mit weinroter Decke, dicken Kissen mit Gold verziert.

Er seufzte und legte seine Satteltaschen und Waffen auf den Boden neben dem Sofa und ging ins Bad. Große Wanne mit goldenen Hähne, wie auch das Becken. Ein weißer Fussboden, der wohl Marmor war, wie auch das Zimmer, auch die Wände teilweise und auch mit weinrotem Samt überzogen. Er nickte, als er Flaschen sah, die wohl Badeessenzen enthielten. Auch im Schrank Dinge zum Rasieren und Zahnbürsten. Ja, alles was er brauchte, wie auch die weinroten und weißen Handtücher, die ordentlich zusammengefaltet auf einem Regal lagen.

Merlin ließ Wasser in die Wanne und schüttete etwas aus der Flasche hinein, als es klopfte. Er ging zur Tür, ein Mädchen lächelte und er trat zurück, ließ sie hinein. Sie stellte das Tablett ab und machte einen Knicks.

„Guten Appetit, Seniore", sagte sie und lächelte. Das hatte Merlin verstanden, nickte lächelnd und sie ging. Er hob die silberne Glocke über dem Essen. Es duftete herrlich, Fleisch, Kartoffeln und Gemüse und er nickte zufrieden. Dann schloss er es wieder und begann sich auszuziehen, er würde erst ein Bad nehmen. Er fragte sich, was Arthur jetzt gerade tat. Ob er auch ein Bad nahm?

Arthur hatte seine Sachen abgelegt und ging zielstrebig zum Fenster, öffnete die schmale Tür und ging auf den kleinen Balkon. Hier war es still, die Vergnügungsviertel waren aber nicht weit weg. Er schaute nach unten, nach rechts und links, dann sprang er in die Tiefe und landete elegant auf der Straße. Er richtete seinen Kragen des langen Mantels und ging zielstrebend die Straße entlang.

In den Vergnügungsvierteln der normalen Menschen war viel los. Er kannte sich hier gut aus, denn auch hier hatte er einige Zeit gelebt, mehrere Male sogar. Mädchen sahen ihm schmachtend nach, als er durch die Straße ging. Auch junge italenische Männer wagten einen Blick. Sie saßen draußen vor den Tavernen, denn es war eine milde Nacht. Sprachen mit anderen oder Mädchen, lachten und amüsierten sich. Menschen kamen ihm entgegen und er trat in eine Taverne, die ziemlich voll war. Musik war zu hören und er stellte sich an die Bar, der Wirt lächelte über das ganze Gesicht, als er ihn sah. Er war noch relativ jung und er war sehr gastfreundlich.

„Guten Abend. Was möchten sie trinken?"

„Gib mir einen Bourbon, mein Freund", sagte er lächelnd. Der Angesprochene nickte, stellte ihm ein Glas hin und nahm die Flasche, schüttete großzügig ein, er grinste.

„Auf ihr Wohl."

Arthur hob lächelnd das Glas und trank einen großen Schluck, drehte sich um und schaute über die Menschen. Eine Brünette kam auf ihn zu. Sie war schlank und hatte langes Haar. Sie lächelte, als sie ihn ansprach.

„So allein?", fragte sie anzüglich und musterte ihn.

Er war ihr sofort aufgefallen, als er hineinkam. Arthur schaute sie an, obwohl sie jung war, war sie schon im Gesicht gezeichnet, das sie die Nächte ausgiebig feierte. Arthur wunderte sich nicht, er wurde immer angesprochen, er zog sie einfach an. Eine Eigenart von Vampiren und machten ihm die Jagd leichter. Dazu, das wusste er sehr gut, sah er umwerfend aus. Arthur trank auch von Frauen, wenn er auch Männer bevorzugte. Und nicht nur das, er wusste, wie man sich amüsierte und dabei nebenbei noch dinierte. Er lächelte charmant.

„Sieht so aus, Süße."

„Spendierst du mir einen Drink? Danach könnten wir zu mir gehen. Was hältst du davon?", sagte sie mit einem laziven Blick, der keine Frage offen ließ, was sie wollte. Arthur bestellte ihr einen Whiskey und lächelte.

„Sicher doch, was beide Fragen angeht. Du verlierst wohl keine Zeit. Na schön."

Sie fuhr ihm mit dem Finger langsam über seine Brust.

„Du wirst es nicht bereuen, mein Süßer", sagte sie mit rauchiger Stimme.

Nein, das würde er nicht!


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Sie wohnte in einem schäbigen Haus, nicht weit von der Taverne weg. Sie gingen eine enge Treppe hoch und sie öffnete ein Zimmer, das nicht sehr groß war. Ein Tisch, zwei Stühle, ein Schrank, ein Tisch mit einem Spiegel, davor Utensilien, die Frauen gewöhnlich benutzten und ein Bett, breit genug für zwei, wie eine kleine Anrichte, was eine Küche sein sollte. Alles alt und gewöhnlich und Arthur zog den Mantel aus. Sie ging zu dem Spiegeltisch und legte ihre Tasche ab, begann sich auszuziehen. Sie verschwendete wirklich keine Zeit oder hatte lange nicht mehr so einen Mann bei sich. Arthur war ein Sahneschnittchen und wenn man so die anderen sah...na ja.

Arthur beobachtete sie, als sie jedes einzelne Stück zu Boden fallen ließ und nackt zum Tisch ging. Sie schenkte zwei Gläser ein und kam auf ihn zu, langsam, damit Arthur sie ausgehend mustern konnte.

„Gefällt dir, was du siehst?"

Nun ja, sie hatte eine gute Figur, wenn auch ihr Gesicht ihr ausschweifendes Leben und Alkohol wiederspiegelte und er nahm das Glas, trank einen Schluck, wie sie auch. Es war billiger Fusel, aber das war ihm egal, er wollte was ganz anderes. Er sagte nichts, nahm ihr das Glas aus der Hand und zog sie an sich, küsste sie leidenschaftlich. Sie stöhnte in seinen Mund, zerrte an seinen Kleidern. Arthur nahm sie hoch und trug sie zum Bett, legte sie darauf und streifte seine Kleider ab.

Nackt legte er sich zu ihr und küsste sie wieder so, das sie seufzte, fuhr mit seinen Händen ihren Körper entlang, erforschte sie und hob den Kopf. Er leckte an ihren Brustwarzen, biss zart hinein und sie bäumte sich auf, stöhnte als er mit seinem Mund tiefer ging. Sie öffnete ihre Beine, lud ihn ein, sie endlich dort zu berühren. Arthur strich hauchzart mit seiner Hand darüber und sie keuchte.

„Mehr."

„Nicht ungeduldig werden, Süße", sagte er leise und amüsiert.

Er ging tiefer, setzte sich zwischen ihre Beine und griff sie an der Hüfte, zog sie hoch zu sich und leckte über ihre Klitoris. Sie schrie spitz auf und drängte sich ihm entgegen, als er seinen Kopf zwischen ihren Beinen hatte. Und immer forscher trieb er sie zu ihrem Höhepunkt und sie schrie und zitterte, als er über sie schwappte. Arthur ließ sie los und ließ ihr keine Zeit. Immer noch zitternd durch ihren Höhepunkt, drang er mit einem Ruck in sie ein.

Wieder bäumte sie sich auf und stöhnte, ihn sehr groß und hart in sich, auch etwas kühl, doch das registrierte sie in ihrer Lust nicht. Er bewegte sich, zog sich heraus und wieder mit einem Ruck in sie, sie stöhnte. Gott, konnte der Mann ficken. Sie fühlte so intensiv, als er begann, sie hart zu nehmen. Es tat weh, doch dieser Schmerz war süß und steigerte ihre Lust. Wieder küsste er sie so, das sie fast keine Luft bekam, während er in sie stieß, immer schneller und wieder schrie sie, als der zweite Orgasmus sie überrollte. Mein Gott!

Und sie spürte im Nebel der Lust wie er ein letztes Mal in sie stieß und zitternd mit einem kehligen Stöhnen kam. Er ließ sich auf sie sinken, sie keuchte und schnappte nach Luft. Fühlte, wie Arthurs kühler Körper auf ihr lag und er zarte Küsse auf ihren Hals pflanzte. Sie streckte ihren Hals, wollte mehr und er leckte über ihre Halsschlagader, zog kleine Kreise mit seiner Zunge, seine Fänge voll ausgefahren, seine Augen smaragdgrün. Er fühlte ihre pochenden Halsschlagader und roch das Blut, als er seine Fänge in ihrem Hals versenkte. Langsam, nicht so brutal wie bei den Banditen.

Sie stöhnte auf, eine wohlige Wärme durchströmte sie, als Arthur ihr Blut trank. Die warme, proteinreiche Flüssigkeit strömte in seinen Mund, köstlich und warm versprach sie ihm Kraft. Er schloss seine Augen und Merlins Gesicht kam vor seine Augen, schaute ihn anklagend an. Arthur runzelte die Stirn, ließ von dem Mädchen ab, das mit geschlossenen Augen darlag und immer noch wohlig stöhnte.

Er schaute auf sie herunter, sie war jung, vielleicht zwanzig und eigentlich nicht hässlich, nur ihr Lebenswandel hatte Spuren hinterlassen.

„Sieh mich an", befahl er und das Mädchen hob flatternd die Lider, ihr Blick glasig, als sie in seine grünen Augen sah.

„Du wirst jetzt schlafen, du bist müde. Und du hast soviel getrunken und ich war nie hier."

Er riss sich selbst mit seinen Fängen eine Wunde am Arm und drückte sein Blut an die Wunden an ihrem Hals, sie schlossen sich und verschwanden. Dann stand er auf, zog sich an und verließ mit einem letzten Blick auf das Mädchen das Haus. Er hatte sie nicht getötet, das erste Mal, das ein Mensch noch atmete, wenn er ging. Und er hatte nicht genug getrunken, sie wäre gestorben, hätte er es getan.

Nachdenklich ging er zurück. Merlins anklagendes Gesicht hatte ihn dazu gebracht, aufzuhören. Er schüttelte grimmig den Kopf, er würde noch einen barmherzigen Samarita aus ihm machen. In Gedanken lachte er leise, es klang grimmig, wenn er daran dachte, was Lance sagen würde.

„Hey du!"

Arthur blieb stehen, ein junger Mann schaute ihn an, hielt eine Hand vor sich.

„Hast du ein bisschen Geld für mich?"

Arthur ging langsam auf ihn zu, blieb vor ihm stehen. Er lächelte. Na also, da kam die Nachspeise. Er würde nicht hungrig nach Hause gehen. Blitzschnell, so das der junge Mann nicht wusste, wie ihm geschah, drückte er ihn in die dunkle Ecke und schlug seine Fänge in ihn, saugte gierig sein Blut. Der junge Mann stöhnte und bekam weiche Knie, doch Arthur hielt ihn. Er ließ von ihm ab, als sein Herz unregelmäßig und langsamer schlug und verschloss seine Wunden, griff in die Tasche und gab ihm Geld. Dann schaute er ihn mit seinen Vampiraugen an.

„Du hast das Geld gefunden. Es lag auf der Straße und niemand hat dich gesehen, als du es aufgehoben hast."

Er nickte und Arthur ließ ihn los, ging mit schnellem Schritt weiter. Er schaute sich nicht um, als der blonde Mann kraftlos an der Mauer zu Boden sank. Er würde es überleben und wenn nicht, sein Pech. Er warf einen prüfenden Blick zum Himmel, der langsam hell wurde. Es war Zeit. Vor dem Hotel war alles ruhig, die meisten schliefen jetzt. Arthur sprang auf seinen Balkon, schaute sich nochmal um, dann ging er hinein, schloss die Tür und zog die schweren, blickdichten Vorhänge zu.

Im Bad ließ er sich Wasser ein und zog sich aus, stieg in das gut duftende Wasser und seufzte wohlig. Sexuell befriedigt und satt lehnte er sich zurück und schloss seine Augen. Er hatte getrunken und nicht getötet. Klar, er musste zweimal trinken, doch beide lebten. Und wenn sie doch starben, würde er sich nicht die Haare ausreißen. So etwas tat er noch nie. Er machte ein grimmiges Gesicht.

Merlin hatte keinen guten Einfluss auf ihn, er mischte sich unbewusst in seine Natur ein. Oder er wollte, das Merlin ihn nicht mehr als das Monster sah, das Menschen tötete, indem er sie aussaugte. Er seufzte, fragte sich, ob er bereit dafür war. Obwohl er sich sicher war, das Merlin das nicht beeindruckte.

Er wollte Merlin, doch konnte und wollte er sich nicht ändern. Er war ein Vampir und nichts konnte das ändern.

Und doch schien Merlin genau das mit ihm zu machen.


Dunkles SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt