Dunkles Schicksal
Kapitel 64
Merlin war nervös, als er am Abend die Treppe zu Arthurs Haus hinaufstieg. Sein Herz klopfte ihm im Hals und er schelte sich selbst einen Trottel, weil er so aufgeregt war. Es war doch nur ein Gespräch und nicht die Verabredung zu seinem ersten Date.
Oben angekommen und vor der Tür stehend, verweilte er einen Moment und schloss die Augen, um sich zu beruhigen. Er wollte nicht, das Arthur seinen schnellen Herzschlag hörte. Es half nichts und als er die Hand hob, um anzuklopfen, verharrte er.
Moment mal. Er war ein Hexer und konnte sich verschleiern, aber er konnte auch Dinge um ihn verschleiern. Aber dann schüttelte er den Kopf. Wenn Arthur gar keinen Herzschlag hörte, würde er misstrauisch werden. Also ließ er es, atmete noch einmal durch und klopfte an. Angespannt hörte er Schritte, als die Tür geöffnet wurde, war er fast erleichtert, als einer der Menschen dort stand.
„Guten Abend", sagte der junge Mann „Wir haben sie erwartet."
Merlin nickte nur und trat ein, wartete bis der Mann die Tür schloss und ihn in den Salon führte.
„Warten sie hier bitte. Arthur wird gleich kommen. Ich werde ihm sagen, das sie hier sind", lächelte er „Sie werden ungestört sein, denn ich habe einen freien Abend."
„Dann viel Spaß", sagte Merlin.
Er nickte und ging, kurz darauf hörte er die Eingangstür. Lance hatte Wort gehalten; das Haus wirkte verlassen. Er wusste, das er sich heute Abend mit Maria traf. Also waren nur Arthur und er im Haus. Das passte ihm ganz gut, denn er wollte nicht, das jeder mitbekam, was da läuft. Obwohl er sicher war, das die Vampire es alle wussten. Aber besser so.
Merlin ging zum Fenster, sah wie der junge Mann die Straße überquerte und Richtung Innenstadt ging. Wieder nahm er Luft, versuchte ruhig zu bleiben, als er die Stimme hörte, die ihn in den Träumen verfolgte.
„Es ist sehr nett, das du zugestimmt hast, mich zu sehen."
Merlin fuhr herum. Arthur stand in der Tür, lässig angelehnt, die Arme vor der Brust überkreuzt und so verflucht schön. Er trug eine dunkle Hose und ein stahlblaues Hemd. Fast die Farbe seiner Augen. Merlin war plötzlich der Meinung, das es keine gute Idee war, hierher zu kommen. Aber zu spät. Ruhig bleiben, mahnte er sich selbst. Es ist nur ein Gespräch. Er nahm Luft.
„Okay, hier bin ich. Was willst du mir sagen?"
Arthur stieß sich von dem Türrahmen ab, ließ die Arme fallen und kam auf ihn zu. Merlin konnte den Blick nicht von ihm nehmen, so vollkommen elegant und leicht wie er auf ihn zukam, ohne das Merlin dafür sorgte, das er wie ein Trottel herum fiel. Er war jede Sünde wert.
„Willst du etwas trinken?"
„Nein", antwortete Merlin „Dafür bin ich nicht gekommen."
„Und warum bist du gekommen?", fragte Arthur.
„Weiß nicht. Sag du es mir. Oder vielleicht, weil du mich darum gebeten hast oder weil ich wieder ein idiotisches Angebot von dir hören wollte."
„Angebot?"
„Ja, das du nur einmal in der Woche herum vögelst, wenn ich dein Gefährte werde. So etwas in der Art."
Arthur grinste, doch dann schüttelte er den Kopf.
„Nein."
„Nein? Was dann? Nur einmal im Monat?"
Er kam auf Merlin zu und blieb vor ihm stehen. Merlin schluckte, als er in diese verdammten, blauen Augen schaute. Wie hatte er ihn vermisst. Und er roch so verdammt gut. Er wusste, das Vampire eine natürliche Anziehungskraft hatte, die er jetzt körperlich spürte. Der Drang ihm noch näher zu sein, wurde übermächtig und er drehte sich um, schloss für Sekunden die Augen. Einen Moment sprachen sie nicht, doch dann sagte Arthur.
„Merlin, ich wollte mich aufrichtig entschuldigen. Es tut mir leid. Alles was ich dir angetan habe, tut mir leid. Leider kann ich es nicht mehr rückgängig machen. Und ich möchte, das du mir verzeihst."
Der junge Hexer drehte sich überrascht um, doch er blieb skeptisch.
„Wieso diese Einsicht? Und so plötzlich? Du willst ja schließlich nicht, das jemand dir dein Leben vorschreibt. Verzeih mir, aber ich bin misstrauisch. Vor drei Tagen hast du mich noch dumm angemacht und jetzt so? Wieso? Was hat sich geändert?"
Arthur hob die Arme.
„Weil ich nicht mehr weiter weiß. Weil ich dich so sehr vermisse. Weil ich dich liebe und mich nach dir sehne. Such dir etwas aus, Merlin. Du und ich, wir gehören zusammen. Haben wir immer. Und wir können nicht loslassen. Und wir leiden und leiden und leiden. Ich will nicht mehr leiden und mich sehnen. Und du auch nicht."
„Was ist mit deinem Lebenswandel?", wollte Merlin wissen.
Er lachte leise und ging an die Bar, machte sich einen Bourbon.
„Schön gesagt", meinte der Vampir „Richtig ausgedrückt meinst du wohl meine sexuellen Aktionen. Oder?"
„Ja", antwortete Merlin „Und du weißt auch, was ich möchte. Bist du denn bereit dafür...nur mir zu gehören? Ich werde diesbezüglich keine Kompromisse machen; das weißt du."
Arthur sah ihm in die Augen, als er antwortete.
„Ja, das ist mir mehr als bewusst. Ich liebe dich Merlin und wenn das die Bedingung ist, damit du endlich mir gehörst, dann werde ich das tun. Wir haben sowieso schon so viel Zeit verschwendet und ich habe nachgedacht. Ich kann dich nicht aufgeben; ich liebe dich und bin bereit, alles dafür zu tun."
Merlin schaute ihn einen Moment an. Das Ganze war viel zu schön, um wahr zu sein. Arthur stellte das Glas ab, von dem er noch nicht getrunken hatte und kam auf Merlin zu. Er blieb so dicht vor ihm stehen, das sich fast ihre Füße berührten.
„Ich kann keinen Atemzug machen, ohne daran zu denken, dich in meinen Armen zu halten", sagte er leise zu Merlin und schaute ihm in die Augen.
„Du atmest nicht", merkte Merlin an, ohne den Blick von ihm zu lassen.
Arthur grinste. Ihre Münder waren sich so nah. Die ganze Atmosphäre war angespannt und Merlin wusste, das er nicht hätte herkommen sollen. Wie sollte er Arthur widerstehen? Etwas Unmögliches. Er war zum Greifen nahe.
„Musst du immer alles auf die Goldwaage legen? Das war eine Metapher."
„Ach, wirklich?"
„Ja." Nur noch ein paar Zentimeter, bis sich ihre Lippen berührten.
Merlins Gefühle flatterten in seinem Bauch wie hundert Schmetterlinge. Arthur war so nah, so verflucht nah. Er bräuchte sich nur vorzubeugen und ihre Lippen würden sich berühren. Doch mit letzter Kraft wandte er sich ab und ging zwei Schritte zum Fenster. Sein Herz schrie auf. Und doch war er stolz, das er es konnte, doch sehr zuversichtlich war er nicht. Der Abend war ja noch nicht zu Ende.
„Ich weiß nicht. Ist das so eine Verführungssache von Vampiren? Ich weiß, das man euch schlecht widerstehen kann", sagte er, nachdem er einen Blick aus dem Fenster warf und sich wieder zu Arthur umdrehte, der noch dort stand, wo sie beide gestanden hatten. Abstand; das war besser.
„Nein", sagte Arthur brüskiert „Es ist mein voller Ernst. Ich will dich und sonst niemanden und ich schwöre, ich werde keinen anderen mehr ansehen. Bitte, glaube mir. Und was das „nicht widerstehen „ angeht, das ist normal für Vampire. Aber ich denke, das ich dich anziehe, weil du mich liebst."
Merlin sagte nichts. Er würde ihm gerne glauben, der Himmel wusste, wie sehr er ihm glauben wollte.
„Und du bist sicher, das du das kannst, denn ich werde das nicht verzeihen. Ich kann so nicht leben. Wenn du dir nicht sicher bist , dann sag es und ich gehe. Eine andere Option gibt es nicht. Also frage ich dich noch einmal...Bist du bereit dazu?"
„Ja. Merlin, wir können so nicht weitermachen. Du nicht und ich auch nicht. Auf Dauer macht uns das kaputt. Ich liebe dich und du liebst mich. Wir werden Gefährten und glücklich sein. Gib mir eine Chance, das ich es dir beweisen kann. Oder liebst du mich nicht mehr? Sag es mir und ich werde dich in Ruhe lassen."
Merlin nahm Luft. Es wäre einfach zu sagen, das er nichts für Arthur empfand. Doch er würde sich selbst anlügen. Arthur war seine große Liebe, jetzt und für immer. Und für immer bekam nun, da er unsterblich war, eine ganz andere Bedeutung. Er würde sich wohl sein unsterbliches Leben lang nach dem blonden Vampir sehnen und niemand könnte ihn jemals ersetzen. Niemand! Eine Hoffnung keimte in ihm auf, eine Hoffnung, das er jetzt die Chance hatte, seinem Schmerz ein Ende zu setzen. Er hatte den Blick gesengt und sah jetzt auf und in das attraktive Gesicht von Arthur.
„Du weißt, das ich dich liebe. Was wohl mein Fluch ist, denn ich kann dich einfach nicht loslassen. Du betrügst mich, verletzt mich mit Worten und tust mir sonst etwas an und trotzdem kann ich dich nicht loslassen. Und ich kann nicht mit dir leben, wenn du deinen Lebenswandel nicht änderst."
„Ja, ich weiß das. Es wird nie wieder vorkommen. Ich liebe dich, Merlin und ich hätte nie gedacht, das ich jemals wieder die Chance haben werde, mit dir zusammen zu sein. Bitte Merlin, verzeih mir doch", bat er und es klang wirklich verzweifelt.
Oder Merlin wollte, das es verzweifelt klang. Doch noch war er unschlüssig. Er wollte Arthur, doch er wollte sich auch nicht wieder verletzen lassen. Als er nichts sagte, reagierte der blonde Vampir.
Arthur kam langsam auf ihn zu und Merlin wusste; er hatte den Kampf gegen sich selbst verloren. Da kam der Traum seines Lebens auf ihn zu und er sollte wegrennen, so weit er nur konnte. Doch er konnte nicht und genau das hatte er befürchtet. Er konnte Arthur nicht abweisen und deshalb wollte er ihn nicht treffen. Und jetzt stand der Vampir wieder so dicht vor ihm, das Merlin seinen Geruch wahrnahm und er roch so gut. Nach Arthur, nach Wind und Regen, fiel Merlin sofort ein. Er sah auf seine vollen, sinnlichen Lippen und er stöhnte leise auf.
Er hatte den Kampf verloren. Eigentlich hätte er es wissen müssen.
„Merlin", sagte Arthur so leise und sanft und zog ihn an sich und Merlin war nicht imstande, ihn von sich zu stoßen. Er wollte nicht nachgeben. Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle, wenn Arthur ihn so in seinen Armen hielt.
Der Vampir beugte sich vor und strich mit seinen Lippen zart über die von Merlin, der leise keuchte. Wenn Arthur ihn jetzt küsste, war es um ihn geschehen. Und er wollte, das Arthur ihn küsste, er wollte ihn spüren. Er wollte das so sehr, all seine Sinne schrien nach Arthur. Prima, hat ja gut geklappt, was er sich vorgenommen hatte. Stark sein, unnachgiebig...Er hatte sich selbst etwas vorgemacht und auf ganzer Linie versagt. Eigentlich hatte er es immer gewusst, wenn Arthur ihn mit diesen Augen anschaute und ihm so nah kam, war er verloren; trotz guten Vorsätzen. Doch das war jetzt alles egal, denn alles was er fühlte und wollte, war Arthur nah zu sein.
Unbewusst öffnete er seine Lippen, was Arthur als Einladung nahm und ihn jetzt sanft küsste. Er zog sich wieder zurück und sah in Merlins hellblaue Augen, als er sich wortlos wieder vorbeugte und ihn wieder küsste. Sanft drang er mit seiner Zunge in Merlins Mund ein, der sich nicht wehrte. Sie küssten sich sanft, doch als der junge Hexer seine Arme um Arthur legte, als hätten sie ein Eigenleben, reagierte der Vampir und zog ihn eng und leidenschaftlich an ihn.
Und dann küssten sie sich richtig; mit all der Leidenschaft dieser unmöglichen Liebe; mit all den Entbehrungen der Zeit und mit all dem Verlangen, das so lange aufgestaut war. Arthur ließ ihn los, weil Merlin derjenige war, der auf Luft angewiesen war und jetzt heftig atmete. Doch Arthur ließ ihm nicht viel Zeit, sondern küsste ihn wieder.
Und Merlin schmolz wie Eis in der Sonne in seinen Armen. Er wusste nicht, wie lange sie so in dem Salon standen und sich küssten, als hätten sie Entzugserscheinungen, was wohl stimmte. Niemand hatte ihn je so geküsst wie Arthur und niemand hatte so viel in ihm ausgelöst wie dieser Vampir. Beide erregt, was sie deutlich spürten, sagte Arthur das, was Merlin dachte.
„Lass uns nach unten gehen."
„Du verlierst wohl keine Zeit, was?", sagte Merlin lächelnd und leckte sich über die Lippen, strich durch sein hellblondes, weiches Haar. Oh, wie hatte er das vermisst.
„Ich will mit dir schlafen", sagte Arthur „Um dich endlich zu meinem Gefährten zu machen. Du gehörst mir und ich will dich in Besitz nehmen."
Oh man, jetzt kam wieder die Nummer mit der Besitznahme. Merlin lehnte das so vehement ab wie Maria, die regelmäßig ausflippte, wenn Lance zu ihr sagte.
„Du gehörst mir."
Maria sagte zu Merlin, das sie das unbeirrbare Gefühl hatte, das er es extra tat, weil Lance wusste, das sie es nicht mochte, wenn er das sagte. Doch er sollte bei einer Hexe vorsichtig sein, wenn er sie ärgern wollte. Deshalb sagte er jetzt.
„Wir haben schon miteinander geschlafen, falls du dich erinnerst. Damals hast du das schon mit dem Besitz geklärt, also kannst du dir das sparen", erklärte jetzt Merlin.
Immer noch hielten sie sich fest, als hätten beide Angst, den anderen zu verlieren, wenn er ihn losließ.
„Nein, haben wir nicht", dementierte er mit Nachdruck „ Ich habe dich gezwungen und dich verletzt. Das war...etwas anderes. Dich in Besitz nehmen ist eine Handlung, die auf unserer Liebe beruht", er runzelte die Stirn „ Seit wann bist du so zurückhaltend?"
Merlin streichelte über seinen Rücken, als er antwortete.
„Das hast du schön gesagt, zumindest besser als den Spruch...Lass uns ficken. Und ich bin so zurückhaltend, weil ich Angst habe, das ich aufwache und das dies ein Traum war."
Arthur beugte sich wieder nach vorne und küsste ihn. Seine Augen grünlich und seine Fänge ausgefahren, biss er Merlin zart in seine Lippe, saugte die kleinen Blutstropfen auf. Er leckte sich über seine Lippen, als er Merlin wieder ansah.
„Ist das ein Traum? Und...verflucht nochmal, ich hatte vergessen, wie dein Blut schmeckt. Nektar, reiner Nektar."
Merlin sagte nichts. Hexenblut. Klar, das er eine Delikatesse für Arthur war, in jeder Beziehung. Früher dachte er eher, das er eine gute Blutgruppe hatte; heute wusste er es besser. Vampire jagten Hexen wegen ihres Blutes und schwache Hexen mit wenig Magie unterlagen, wenn sie Vampire trafen. Das konnte ihm und auch Maria nicht passieren; sie waren zu mächtig. Und sie hatten oft Vampiren gegenüber gestanden, die sie gerne bis auf den letzten Tropfen Blut ausgesaugt hätten. Anscheinend zog ihr Blut sie an wie die Motten das Licht. Doch sie alle endeten als Asche.
„Nein, kein Traum und ich habe wohl eine gute Blutgruppe", log Merlin, denn er wollte noch nicht sagen, was er ist.
Im Moment auch nicht relevant, wenn er an seine Hose dachte, die jetzt viel zu eng war. Er wollte Arthur, doch nicht so wie damals. Das war der Horror gewesen. Obwohl er sich jetzt wehren könnte, sollte er wieder die Beherrschung verlieren.
Arthur zog ihn wieder heftig an sich und küsste ihm die Seele aus dem Leib oder wollte seine letzten Zweifel zerstreuen und es schien zu funktionieren, denn als er nach dem Kuss Merlin an der Hand nahm und ihn aus dem Salon führte, folgte er ihm bereitwillig.
Er hatte seinen Kampf verloren und Merlin lächelte leicht auf dem Weg nach unten.
Nun ja, er hatte auch nur halbherzig gekämpft und war sehr schnell bereit, die weiße Fahne zu schwenken. Eigentlich war ihm das schon zu Hause klar gewesen. Wem wollte er etwas vormachen?
Er hoffte sehr, das es nicht umsonst war.
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Arthur hatte kaum die Tür zu seinem Zimmer zugemacht, als er Merlin wieder an sich zog und ihn küsste. Seltsamerweise war Merlin eher etwas passiv und fast zurückhaltend. Vielleicht, weil er es immer noch nicht glauben konnte, das er hier mit Arthur in seinem Zimmer stand und im Begriff war, mit ihm zu schlafen. Etwas, was er sich so oft vorgestellt und davon geträumt hatte. Und er stand jetzt wie ein schüchterner Teenager da und wusste nicht, was er machen sollte.
Völlig idiotisch. Er hatte mit so vielen geschlafen und was Sex anging, konnte ihm niemand mehr etwas vormachen. Na klasse. Er hatte den Mann seiner Träume in den Armen und war...irgendwie total von der Rolle.
Doch Arthur übernahm die Führung. Merlin wusste nicht, ob er es spürte, das Merlin sich etwas seltsam fühlte oder weil er als Vampir sowieso dominant war. Er sprach nicht mehr, küsste Merlin und flüsterte leise seinen Namen. Merlin wehrte sich nicht, als er begann, ihn auszuziehen. Er wollte das, mit Sicherheit und doch war er, ohne das erklären zu können, abwartend. Und auf eine seltsamen Art nervös. Lächerlich; er war doch alles andere als unerfahren. Und es waren ja nur etwas über vierzig Jahre vergangen, seit sie intim waren.
Oh ja, Merlin hatte noch so seine Schwierigkeiten, was seine Unsterblichkeit anging. Vierzig Jahre waren bei ihm immer noch eine lange Zeit; im Gegensatz zu Vampiren, die das als einen kleinen Sprung in der Zeit nannten; nicht wirklich nennenswert. Auch daran musste er sich gewöhnen, das einhundert Jahre in der Unsterblichkeit ein Klacks war.
Vielleicht reagierte er auch so, weil er immer noch das erste Mal vor Augen hatte und sich gut daran erinnerte. Merlin wollte das nicht wieder erleben, obwohl er jetzt in einer besseren Ausgangsposition war. Doch diese Angst, die irgendwo in ihm saß, meldete sich trotzdem. Nochmal würde er so eine Nacht nicht erleben wollen.
Als ob Arthur es spürte, das Merlin eher in eine abwartende Position verfallen war, trotz seiner Erregung und des Verlangens, das er fühlte, war er sehr zärtlich und einfühlsam. Immer wieder küsste er den jungen Hexer zart und sanft, während er ihn auch so entkleidete.
Endlich stand Merlin vollkommen nackt vor ihm und Arthur umfasste seine Erektion, strich zart darüber. Merlin stöhnte, anhand den wunderbaren Gefühlen, die durch seinen Körper rieselten und trotzdem war er immer noch angespannt. Als würde er auf etwas warten. Genauso hatte es damals auch angefangen, zart, leidenschaftlich und dann...dann wurde es ein Desaster, bei dem er auf der Strecke blieb. Verdammt, er stellte sich wirklich dämlich an. Er hatte endlich den Mann in den Armen, von dem er Tag und Nacht träumte und nun das. Arthur sah ihn an und küsste ihn flüchtig.
„Was ist mit dir? Du bist so angespannt. Merlin, wenn du noch warten willst..."
„Das ist es nicht", antwortete er „Ich...Ich denke zu viel an das erste Mal."
Arthur seufzte.
„Ja, ich weiß. Aber damals war ich nicht ich selbst. Das weißt du doch."
„Sicher", antwortete Merlin.
„Ich werde sehr sanft sein. Ich verspreche es", sagte Arthur und küsste ihn wieder.
Er zog Merlin an sich und sie versanken in einem langen Kuss. Merlin seufzte in seinen Mund; er war in einem Traum, der nie enden sollte. Arthur küsste seinen Hals, wanderte weiter nach unten, während er sich vor Merlin kniete. Dieser griff in des Vampirs Haare, wappnete sich davor, was jetzt kam.
Als Arthur über seine Erektion leckte und dann seinen Mund um sie schloss, stöhnte Merlin auf. Er konnte sich nicht darauf vorbereiten, das Arthur jetzt wirklich das tat, von dem er so oft geträumt hatte. Allein, das es Arthur war, der ihn dort verwöhnte, ließ ihn fast kommen. Verdammt; wo ist seine Kontrolle geblieben? Und der Vampir tat es mit so einer Leidenschaft und so verdammt gut, das er es wirklich nicht aushielt. Er hatte so lange darauf gewartet. Merlin schaute hinunter zu Arthur, der sich ganz darauf konzentrierte, Merlin viel Lust zu verschaffen. Doch als er aufsah und Merlin in seine Augen schaute, war es vorbei.
„Arthur; ich komme. Hör auf!"
Doch der Vampir dachte nicht daran und so warf Merlin den Kopf zurück, krallte sich in sein blondes Haar und kam so heftig, wie schon lange nicht mehr. Arthur hielt ihn, während er schrie und sein Sperma in Arthurs Mund freigab, der nicht aufhörte und ihn durch seinen Orgasmus weiter verwöhnte. Zitternd und wacklig auf den Beinen kam der Hexer wieder in die Realität und Arthur kam hoch und küsste ihn, während er ihn hielt, denn Merlin war etwas schwächlich auf den Beinen.
„Gut?", fragte er schelmisch.
„Wie? Was?", keuchte Merlin, denn zu mehr war er nicht fähig. Sein Verstand hatte sich kurzfristig verabschiedet.
Arthur grinste, denn er war sich nur zu bewusst, das er gut war, was seiner Arroganz neuen Stoff gab. Er sagte nichts, führte Merlin zum Bett und drückte ihn sanft darauf. Danach begann er sehr schnell und trotzdem effektiv, seine Kleider abzustreifen. Schnell stand er nackt vor dem Bett und Merlin, der jetzt auf dem Bett lag, musterte ihn unter halb geschlossenen Augen. Himmel, er hatte vergessen, wie schön Arthur doch war. Seine alabasterfarbene Haut, die keinen Makel aufwies; seine Muskeln, die unter dieser Haut spielten, abgesehen von seinem Schwanz, der groß und dick und so arrogant aufrecht stand, wie sein Besitzer war. Arthur war eine Offenbarung und er konnte verstehen, wieso er keine Mühe hatte, Bekanntschaften zu machen. Merlin hob seinen Arm.
„Komm zu mir", sagte er, denn er konnte nicht warten, über diese zarte, kühle Haut zu streicheln.
Arthur ließ sich das nicht zweimal sagen und kam über ihn, küsste ihn wieder so unverschämt und leidenschaftlich, so das all seine Sinne wieder erwachten. Niemand, wirklich niemand konnte diese Gefühle in ihm entfachen wie Arthur. Sie küssten sich, streichelten sich, wie zwei Ertrinkende, die aneinander Halt suchten und nicht genug bekommen konnten. Arthurs Hände waren überall, liebkosten ihn, sowie sein Mund. Es war wundervoll und bald war Merlin wieder hart.
Der Vampir rutschte tiefer, öffnete seine Beine, denn Arthur wollte ihn so sehr. Und doch zwang er sich zur Ruhe und Geduld und zu Zärtlichkeiten. Er musste sich zurückhalten, denn Menschen waren einfach zu verletzlich und heilten nicht sofort. Und auch, weil Merlin noch Befürchtungen hatte, denn er hatte ihn damals sehr verletzt; nach Lances Erzählungen. Also hielt er sich ruhig, trotz seines heftigen Verlangens, sich in Merlin zu vergraben und griff nach dem Öl.
Langsam und vorsichtig und mit all seiner Zärtlichkeit, die er in seinem Zustand aufbringen konnte, bereitete er Merlin vor. Arthur wollte, das es schön für ihn war und ihn auf gar keinen Fall verletzen. Wäre Merlin ein Vampir, hätte er ihn schon längst genommen, ohne viel Aufsehen. Denn sie waren nicht verletzlich und wenn doch, heilten sie sofort. Merlin nicht und er war derjenige, der sich jetzt wand und keuchend sagte.
„Genug...komm!"
„Sicher?"
„Ja." Es klang ungeduldig.
Der Vampir machte sich bereit, doch bevor er sich in Merlin verlieren würde, sah er auf.
„Merlin, ich will dir nicht weh tun. Aber sollte das der Fall sein, dann sag es mir; ich werde so vorsichtig sein, wie ich kann. Vampire neigen dazu, die Kontrolle zu verlieren, was die Heftigkeit angeht. Sollte ich in der Lust zu grob sein, dann musst du mir das sagen. Ja?"
Er nickte nur. Sollte das wieder ausarten, würde er auf seine Magie zurückgreifen. Einmal war genug für die Ewigkeit. Er hatte es am eigenen Leib erfahren, was es hieß, wenn Vampire die Kontrolle verloren. Und es würde weh tun; Arthur war sehr groß und es war meistens mit ein wenig Schmerzen verbunden, es sei denn, sie hatten nicht viel vorzuweisen. Merlin hatte schon alles erlebt. Sehr gut gebaute Männer, aber auch welche, die von der Natur nicht so begünstigt waren. In ihrem Fall war es selten mit Schmerz verbunden. Auch welche, die fertig waren, bevor es eigentlich angefangen hatte. Kurz gesagt; die ganze Palette an tollem Sex und Peinlichkeiten.
Arthur drang langsam in Merlin ein und verdammt; es tat weh, denn er weitete Merlin sehr. Merlin hielt die Luft an; es brannte und zog, doch er wollte sich nichts anmerken lassen, doch Arthur fühlte, wie er sich verkrampfte. Er stoppte.
„Du hast Schmerzen", stellte er fest.
Merlin hatte ihn durchgehend angeschaut und sagte jetzt; es klang etwas keuchend.
„Arthur, es ist meistens so und du bist ja kein Zwerg. Das weißt du und auch ich; also mach weiter. Ich bin nicht aus Zucker und es ist gleich vorbei. Hör jetzt bloß nicht auf."
Arthur nickte nur, schloss seine Augen, um sich zu konzentrieren, denn sonst würde er mit einem heftigen Stoß sich in Merlin versenken. Aber das wollte er nicht. Er schob weiter und wartete...eine Tortur.
Merlin keuchte auf, teils vor Schmerz, teils vor Lust. Arthur in sich zu fühlen, groß und hart und kühl, war für ihn die Erfüllung all seiner Träume. Unbewusst drängte er seine Hüften dem Vampir entgegen, wollte nicht warten, ihn ganz zu spüren. Endlich war Arthur in ihm, ganz und gar und er küsste Merlin innig.
Und dann begann er sich zu bewegen; sanft und sie sahen sich in die Augen. Dieser Moment war so intim, liebevoll und einzigartig, das Merlin glaubte, die Zeit stand still. Er schlang die Arme um Arthur, wollte ihn noch näher an sich. Er wollte Arthur in sich und um sich aufnehmen, alles von ihm und ihn nie mehr loslassen. Er fühlte den kühlen Körper an seinem warmen und kam Arthur mit jedem Stoß entgegen. Vergessen war der Schmerz; die Lust und die Liebe dominierten, zogen beide in einen Strudel vollkommener Lust und Verlangen. Sie küssten sich, streichelten sich, wollten jeweils den anderen fühlen, liebkosen und spüren. Und in all der Zeit stieß Arthur immer noch sanft in ihn, bis Merlin ihn anfeuerte und er begann schneller zu werden.
Das war es!
Merlin hatte mit Hunderten von Männern geschlafen, doch das hier mit Arthur war die absolute Vollendung, was Sex anging. Und es war nicht nur Sex, so wie bei all den anderen. Sie fickten nicht; nein, sie liebten sich. Für Merlin war das immer ein Unterschied gewesen. Wie es Arthur sah, wusste er nicht, doch so wie er ihn nahm, so liebevoll, zärtlich und einfühlsam, sah er das ebenso.
„Ich liebe dich, Merlin", sagte Arthur leise, während er in ihn stieß, sich zurückzog und es wieder tat, diesmal heftiger. Merlin stöhnte, seine Erektion hart und feucht an Arthurs Bauch. Dieser griff danach, umfasste Merlins Hoden und drückte sanft. Merlin schrie, als eine neue Welle der Lust über ihn rollte.
„Mehr, Arthur", keuchte er.
Und der Vampir gab ihm mehr, umfasste Merlins Härte und strich im Takt mit seinen Stößen darüber. Merlin wand sich und stöhnte; er würde gleich wieder kommen und er wusste, das es wieder sehr heftig sein würde. Arthur nahm ihn jetzt schnell und heftig, trieb sie beide zu ihrer Erlösung, die er in seinem Schwanz spürte, der verräterisch zuckte. Und noch immer hielt er sich zurück. Das war die einzige Option, wenn er mit Menschen schlief und nicht wollte, das sie verletzt wurden. Es gab immer Fälle, indem er jemanden die Rippen brach oder ihn intim verletzte, wenn auch unabsichtlich. Das wollte er mit aller Gewalt vermeiden, zumal Merlin, was das anging schon vorbelastet war. Er war nah, verdammt nah. Normalerweise war das nicht so schnell, Arthur schob es darauf, das es endlich Merlin war, der hier unter ihm lag und er es nicht abwarten konnte. Zu lange hatte er darauf verzichtet.
„Merlin?" Eine Frage in seinen jetzt dunklen, blauen von Lust vernebelten Augen.
„Ja...Oh Gott...Arthur", schrie Merlin mehr als er sagte.
Arthur beugte sich hinab und küsste seinen Hals, leckte über die pochende Halsschlagader. Er stöhnte leise, als er Merlins Blut roch. So verdammt verlockend. Er kam etwas hoch, schaute Merlin an; seine Augen grün und seine Fänge ausgefahren. In Vampirkreisen war es üblich, seinen Gefährten beim Geschlechtsakt zu beißen und sein Blut zu trinken. Es war wie eine Markierung, die jedem zeigen sollte, das Merlin sein war. Doch Arthur bat um Erlaubnis, weil er wusste, das er damals es nicht getan hatte und Merlin seines Blutes beraubt hatte. Diesmal wollte er es richtig machen. In seinen Augen stand die unausgesprochene Frage und Merlin wusste, was er wollte. Seine grünen Augen und seine scharfen Fänge zeigten das sehr deutlich.
„Du willst trinken", stellte er sachlich fest.
„Nur wenn du das willst, ansonsten halte ich mich zurück."
Er stieß wieder zu und Merlin stöhnte auf und sagte mit Anstrengung.
„Okay, aber nicht wieder die Hälfte meines Blutes. Das...Das vertrage ich nicht so gut."
Arthur lächelte.
„Nein; vertrau mir."
Er nickte nur und hob etwas seinen Kopf, um Arthur besseren Zugang zu geben. Der Vampir beugte sich wieder zu ihm hinab, leckte über seine Halsschlagader und biss zu, während er hart in ihn stieß. Merlin schrie auf, als eine neue Lustwelle über ihn schwappte und ihn seinem Ziel näher brachte. Und Arthur trank, stöhnte wohlig ein „Mhm" an seinem Hals, während er Merlin weiter nahm. Und Arthur ließ sich Merlins Blut auf der Zunge zergehen, fragte sich, wieso ausgerechnet sein Blut so gut schmeckte. Es erinnerte ihn etwas an die Hexen in New Orleans, denn auch ihr Blut war köstlich gewesen. Aber Merlin war ein Mensch und trotzdem war sein Blut wie der Nektar der Götter.
Er hob seinen Kopf und sie schauten sich an, als sie endlich an ihrem Ziel ankamen. Arthur stieß zu und kam mit einem lauten Stöhnen tief in Merlin. Er beugte sich vor und trank noch mehr Blut, als sein Schwanz immer wieder zuckte und sich in Merlin entlud, der dies fühlte und auch kam, als Arthur wieder an seinem Hals saugte. Er zog sich um Arthur zusammen, als er ein zweites Mal heftig kam, sich bewusst, das Arthur sein Blut trank. Er benetzte Arthurs Hand und seinen Bauch, als er seine Lust herausschrie, während Arthur in ihm war und ihm gab, was Merlin wollte.
Gefangen in der Spirale der Lust, der sie in höhere Sphären brachte, genossen beide die Früchte ihrer Vereinigung. Arthur hob den Kopf, sah ihm in die Augen; sein Gesicht vollkommen verzückt, während die beide ihren Höhepunkt genossen. Dieser Moment war alles, von dem Merlin so lange geträumt hatte und Arthur wohl auch. Sie hielten sich krampfhaft an den Händen, als sie ihre Lust durchlebten und die nun langsam endete, wie alles Schöne im Leben. Langsam kamen sie wieder auf dem Boden der Realität an und keuchten beide. Merlin mehr als Arthur, der nicht auf Luft angewiesen war.
Nie war Arthur schöner, als in dem Moment, in dem er seine Erlösung in Merlin fand.
Und Arthur fand das Gleiche bei Merlin, als er mit halb geschlossenen Augen zu ihm aufsah; seine schwarzen, langen Wimpern wie ein Fächer über ihnen. Nichts; nichts könnte das jemals toppen. Arthur versiegelte die Wunden mit seinem Blut und fand endlich seine Sprache wieder.
„Alles klar?"
Merlin lächelte.
„Ja, es war sehr schön. Und du hast nicht zu viel genommen."
„Nein, das würde ich nie tun. Nun ja...zumindest jetzt nie tun. Danke, Merlin für dein kostbares Blut und dein Vertrauen."
„Gern geschehen", lächelte der dunkelhaarige Mann.
Arthur küsste ihn lange und zärtlich. Noch immer in Merlin sagte er schmunzelnd.
„Das war noch nicht alles."
„Natürlich nicht", sagte Merlin. Er wollte mehr von Arthur.
„Wir haben die ganze Nacht und den Tag, wenn du willst", antwortete Arthur.
Merlin nickte leicht.
„Ich weiß, das du solange fit bist, denn du regenerierst dich ja sofort. Aber ich bin nicht wie du. Ich bin ein Mensch, also hab Erbarmen."
Arthur küsste ihn wieder.
„Also gut, ich werde dich so lange lieben, bis du mir die weiße Fahne zeigst. Und das auf alle Arten, die mir einfallen. Sanft, zart, heftig und schmutzig."
„Schmutzig?", grinste Merlin „Wie schmutzig?"
„Nun ja..."
„Schön, ich mag das", antwortete Merlin.
Arthur zog sich aus Merlin zurück und setzte sich auf ihn, seinen halb harten Schwanz vor Merlins Mund, der jetzt die letzten Spermatropfen ableckte und Arthurs Länge mit seinem Mund umschloss. Er spürte, wie der Vampir wieder bereit wurde und saugte stärker. Arthur stöhnte und sah auf Merlin hinab, der das sichtlich genoss und sich an Arthurs Geschmack erfreute.
„Mach weiter", keuchte Arthur „Ich will auch deinen Mund in Besitz nehmen; alles von dir."
Und Merlin machte weiter, konnte nicht erwarten, das Arthur wahr machte, was er sagte. Und wieder fragte er sich zwischen Lust und Erwartung, ob er das alles träumte.
Lieber Gott, lass es kein Traum sein. Doch Arthur fühlte sich groß und kühl zwischen seinen Lippen an und als er dann in Merlins Mund kam und Merlin ihn schmeckte, wusste er...
Das war kein Traum. Arthur nahm ihn vollkommen in Besitz und Merlin genoss das sehr.
Er gehörte Arthur; auf immer und ewig.
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Obwohl Lance allen Vampiren gesagt hatte, das sie es nicht wagen sollten, früh nach Hause zu kommen, waren sie doch letztendlich dazu gezwungen, nach Hause zu gehen. Denn langsam machte sich die Sonne bereit, die Menschen mit ihren warmen, hellen Strahlen zu beglücken. Sehr zum Leidwesen der Vampire, die nun Schutz vor dem aggressiven Feuerball suchen mussten, was sie anging. Nur ihre Menschen trieben sich noch draußen herum oder in den Betten von Ladys, die sie kennengelernt hatten. Für sie bestand keine Gefahr. Doch einer war immer da und öffnete ihnen jetzt die Tür, als die untote Gesellschaft langsam eintrudelte.
Es war eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang, als Lance dann auch kam. Seit er mit Maria sehr eng zusammen war, genoss er das auch ziemlich lange. Doch nie so lange, das er rennen musste, wie Arthur, um der Sonne zu entkommen. Allein Maria sorgte schon dafür, das er rechtzeitig zu Hause war. Sie hatten eine wundervolle Nacht zusammen, doch letztendlich hatte sie gedrängelt, das er endlich gehen sollte. Also ging er, wenn auch ungern. Er schnappte sich die Wodkaflasche im Salon und ging nach unten, nicht bevor er einen Blick aus dem Fenster warf und auf den Himmel, der rötlich wurde. Zeit zu verschwinden. Der junge, menschliche Mann, dessen Name Sean war, hielt ihm die Tür zum Untergeschoss auf und er fragte.
„Sind alle da?"
„Ja, Sir. Sie sind alle da. Sie waren der Letzte."
„Was ist mit Arthur?"
Keine sonderbare Frage. Arthur trieb sich immer noch draußen herum, wenn der Himmel hell und rötlich wurde, nur um dann ins Haus gestürmt zu kommen und schon leicht qualmte. Keine Seltenheit bei diesem Verrückten. Oder er tauchte gar nicht auf und Lance keinen Schlaf fand, weil er stetig daran dachte, das er seine idiotischen Wettrennen mit dem Feuerball auch mal verlieren könnte. Niemand würde wohl jemals erahnen können, was es hieß mit Arthur zu leben. Und niemand würde wohl nachfühlen können, was er alles ertragen musste.
„So wie es aussieht, war er nicht ausgegangen. Hatte er nicht Besuch? Ich kam auch erst vor zwei Stunden und niemand war hier oben."
Lance nickte und wich zurück, als die ersten Sonnenstrahlen ins Foyer schienen und ging nach unten. Sean blieb oben und kümmerte sich ums Haus; er mochte den Tag, sowie auch die Nacht. Wenn die anderen kamen und sie würden bald kommen, denn sie mussten die Sonne nicht fürchten, würden sie alle etwas schlafen, bevor sie Aufgaben erledigten, die Vampire am Tag nicht tun konnten. Und sie würden auf sie achten, das niemand Unbefugtes ins Haus kam.
Unten war noch Tumult; die meisten unterhielten sich noch in dem Raum, der einem kleinen Salon glich oder standen in den Gängen zusammen und redeten und machten Blödsinn. Nicht alle legten sich sofort zur Ruhe; sie mussten nur im Dunkeln verweilen. Da sie kein Licht brauchten, war die Beleuchtung hier unten dementsprechend gedämpft.
Einige schmunzelten und lachten leise, als er die Treppe herunter kam und sahen ihn an. Lance blieb stehen und fragte.
„Ist Arthur in seinem Zimmer?"
Noel kam zu ihm und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
„Scheint so, denn es kommen eindeutige Laute aus seinem Zimmer. Anscheinend ist er nicht allein. Wollte nicht Merlin ihn gestern Abend aufsuchen? Es sieht so aus, als wäre er geblieben."
Lance lauschte und tatsächlich hörte er gedämpfte Laute, die nur auf eines schließen ließen. Arthur war in Aktion und wahrscheinlich war sein Partner Merlin. Es sei denn, sie hätten sich wieder gestritten und Arthur wäre noch ausgegangen. Aber anscheinend nicht, denn Lance erinnerte sich an den beigen Kaschmir Mantel oben im Foyer, den er schon an Merlin gesehen hatte. Er grinste. Also hatte es Arthur doch tatsächlich geschafft, das Merlin ihm verzieh. Er hielt die Wodkaflasche hoch und sagte.
„Nun, meine Herren. Wenn das nicht ein Grund zum Feiern ist. Es wird wieder Ruhe hier einkehren. Ich für meinen Teil werde mich betrinken und dann schlafen."
Er schaute zu Noel und fragte.
„Willst du einen oder zwei mittrinken?"
„Immer doch", war die Antwort des jungen Vampirs.
Alle grinsten und Lance ging lächelnd zu seinem Zimmer, Noel im Schlepptau. Alles würde gut werden. Für alle.
Irgendwann kehrte dann Ruhe ein, selbst in Arthurs Zimmer. Wahrscheinlich hatte Merlin die weiße Fahne gehisst.
Noel war auch in sein Zimmer gegangen, nachdem sie die Wodkaflasche gekillt hatten. Beide hatten sich gutgelaunt unterhalten und getrunken. Sollten die beiden endlich zusammen sein, würde das allen gut tun. Vor allem Lance, der dann endlich Maria zu sich nehmen könnte. Und auch endlich etwas Frieden finden konnte.
Es sah alles sehr gut aus und Lance hoffte, das es so blieb.
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Merlin wachte auf und sah sich einen Moment um. Doch sofort fiel ihm ein, wo er war und was er getan hatte. Er sah neben sich und lächelte, denn der blonde Vampir, der ihn heute Nacht geliebt hatte, war noch in der Ruhephase. Und Merlin wusste, das er nicht wach werden würde, bis die Zeit kam. Also stand er auf und stellte überrascht fest, das es ihm gut ging. Es war nicht wie das letzte Mal, als er halbtot aus dem Bett gekrabbelt ist. Arthur hatte auch nur einmal von ihm getrunken, danach nicht mehr.
Keine Rippen gebrochen oder andere Verletzungen, nur eine schöne Erinnerung an letzte Nacht.
Er stand auf und suchte seine Kleider zusammen. Da er in einem Zimmer ohne Fenster war, hatte er überhaupt kein Zeitgefühl. Vielleicht war es früher Nachmittag, denn sie schliefen erst am Morgen ein. Er zog sich an und fühlte doch, das er müde war und nicht ganz so kräftig. Der Blutverlust war nicht schlimm, doch er spürte es doch etwas. Er warf noch einen Blick auf Arthur und ging zur Tür. Er musste nach Hause, denn Maria machte sich auch Sorgen.
Es war ruhig im Haus, als er durch die Gänge ging. Anscheinend ruhten alle Vampire noch. Nachdem er die Treppe hoch gestiegen war und die Tür aufmachte, trat er in das sonnendurchflutete Foyer. Einer der Menschen kam ihm entgegen.
„Guten Tag."
„Wie viel Uhr ist es?", wollte Merlin wissen.
„Zwei Uhr. Früher Nachmittag. Kann ich ihnen etwas bringen? Ein Frühstück vielleicht?"
Merlin schüttelte den Kopf.
„Nein, danke. Aber ich muss nach Hause."
„Sehr wohl", sagte der junge Mann und half ihm in den Mantel „Dann wünsche ich noch einen schönen Tag. Soll ich dem Meister etwas ausrichten?"
„Nein."
Er nickte und öffnete die Tür und Merlin trat in den hellen Sonnenschein. Einen Augenblick blieb er stehen und sah zu dem blauen Himmel. Ah, ja...die Sonne. Einer der Gründe, warum er nicht ein Vampir werden wollte. Die Welt im Schein der hellen Sonne zu sehen, war schön und die Wärme auf seinem Gesicht angenehm. Arthur lebte in den Schatten und er als sein Gefährte konnte in beiden Welten leben. In der Schattenwelt und in der hellen, von der Sonne erleuchteten Welt.
Als er nach Hause kam und im Foyer seinen Mantel ablegte, kam Maria aus der Küche. Sie lächelte und sagte.
„Da bist du ja. Ich bin am Kochen; das Essen ist bald fertig."
Er nickte und küsste sie auf die Wange.
„Gut, ich nehme schnell ein Bad, dauert nicht lange."
Sie nickte und verschwand wieder. Merlin würde ihr schon noch erzählen, wo er war.
Nach einer halben Stunde kam er die Treppe herunter. Er hatte gebadet, die Kleider gewechselt und sich rasiert. Sein dunkles, feuchtes Haar hatte er nach hinten gekämmt. Merlin ging direkt in das kleine Speisezimmer, das liebevoll gedeckt war. Er lächelte. Maria wäre eine gute Ehefrau, aber davon wollte sie nichts wissen. Sie kam mit einer Terrine Suppe herein. Merlin sagte.
„Es ist wirklich eine Verschwendung deiner Talente, wenn ich bedenke, das dein Gefährte nichts essen tut. Für ihn zu kochen, kannst du dir ja sparen. Eigentlich schade, denn es schmeckt sehr gut."
„Ich kann ja für dich kochen, denn so wie ich mir das denke, haben wir wohl jetzt beide einen Gefährten."
Merlin lächelte, als sie sich setzte und Maria ihn neugierig anschaute. Er konnte ihr nichts vormachen. Nachdem ihre Suppenteller gefüllt waren, forderte sie.
„Also sprich schon oder du bekommst nichts von dem leckeren Braten, den ich gemacht habe."
„Das ist Erpressung."
Sie lachte und sie aßen einen Moment stillschweigend die Suppe. Sie war köstlich.
„Schmeckt sehr gut. Hast du gezaubert beim Kochen?"
„Natürlich nicht", sagte sie erbost „ Das sind alles Rezepte von unserer Köchin in Sevilla. Ich habe mir das alles aufgeschrieben. Was hat Arthur gesagt?", wollte sie wissen.
Merlin nahm sich amüsiert ein Stück Brot. Frauen waren ja so neugierig.
„Er hat sich entschuldigt und mich angefleht, ihm eine Chance zu geben. Aber eigentlich war es egal, was er sagte, denn sobald er mir nah gekommen ist, war ich verloren. Und natürlich konnte ich nicht nein sagen, obwohl ich mir das so fest vorgenommen habe."
Sie kicherte.
„Zumindest hast du es versucht. Wenn auch völlig sinnlos. Du kommst nicht von dem Trottel los."
„Ja", sagte er abwesend „Aber das Endergebnis war, das wir im Bett gelandet sind und er so ein Ritual durchgeführt hat", er lächelte „Eigentlich wollte ich ja nicht, aber..."
Sie nickte übertrieben und lächelte.
„Ja...Ja, erzähl das deiner Großmutter."
„Ich habe keine."
Sie knuffte ihn und sagte.
„Ich weiß. Aber um zu dem Ritual zurückzukommen, Lance hat mir das erzählt. Vampire nehmen ihre Gefährten in Besitz...ich hasse dieses Wort", warf sie dazwischen „Indem sie mit ihr oder ihm schlafen und von ihrem Gefährten Blut trinken. Das ist so eine Art Markierung, das du jemanden gehörst. Gott, ich glaube nicht, das ich dieses Wort wirklich sage", meinte sie abfällig „Ich hasse dieses Getue mit der Besitznahme und vor allem der Spruch...Du gehörst mir."
Merlin lächelte.
„Sagt wohl Lance auch zu dir, was?"
„Nein, ich habe es ihm verboten. Das geht mir so gegen den Strich; ich gehöre niemanden. Wenn ich ihn morgen verlassen will, dann tue ich das und fertig."
„Er hätte wohl etwas dagegen. So viel ich weiß wählen Vampire nur einmal einen Gefährten für die Ewigkeit."
Sie schaute ihn überrascht an.
„Hatte Arthur nicht schon einige menschliche Gefährten?"
Er nickte.
„Ja, aber sie waren nicht die Gefährten, die er für die Ewigkeit wählte. Arthur wusste, das sie eines Tages sterben würden und hat sie als seine...nun ja, Lebenspartner angesehen. So viel ich weiß, hat er auch nie von ihnen getrunken. Das hatte mir Lance einmal gesagt. Da sie nicht die Ewigkeit mit ihm teilen wollten, führte er auch dieses Ritual nicht durch."
Maria seufzte.
„Diese ganzen Vampirsitten sind mir zu hoch. Ich liebe Lance und möchte bei ihm bleiben. Das ist einfach und in einem Satz gesagt."
Er lachte und nahm sich von dem Braten, den sie gebracht hatte. Sie schaute ihn schelmisch an.
„Und? Wie war es denn so mit dem Mann deiner Träume?"
„Es war unvergleichlich", er seufzte „Und ich wünsche mir, das er wirklich Wort hält. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er nach dieser Nacht mit anderen schläft."
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
„Was ist mit Lance?"
„Er hat nur mit Noel geschlafen, so wie er mir sagte."
„Noel? Das ist ja ganz was Neues. Ich dachte immer..."
„Anscheinend nicht und Noel ist ein süßer Kerl. Den würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen."
Merlin schüttelte den Kopf und sie lachte. Dann stand sie auf und räumte ab. Merlin ging in Gedanken in den Salon und machte sich einen Brandy. Er hatte eine wundervolle Nacht mit Arthur gehabt, doch noch immer waren da Zweifel. Vielleicht hatte er so schnell nachgegeben. Vielleicht aber auch hatte Arthur es endlich eingesehen, das er Merlin nur so haben konnte. Merlin wusste es nicht, aber er stand zu seinem Wort. Sollte Arthur sein Versprechen brechen, würde er ihm das nicht verzeihen.
Er war glücklich; das erste Mal nach langer Zeit war er wirklich glücklich. Er hatte Arthur wieder. All diese vielen Jahre, in denen er sich nach ihm sehnte und Arthur immer in seinen Gedanken war. All die vielen Jahre, in denen er das geträumt hatte, was sie letzte Nacht getan haben.
Merlin mochte das Besitznahme Getue so wenig wie Maria und doch fühlte er sich jetzt mit Arthur mehr verbunden, als jemals zuvor. Maria kam herein.
„Über was denkst du nach?"
Er drehte sich vom Fenster weg und ihr zu.
„Über diese Besitzsache der Vampire. Du hast recht, ich mag das auch nicht so. Und doch sage ich jetzt hier und jetzt...Arthur gehört mir auch."
Sie blies die Luft aus.
„Nun ja, in gewisser Weise sehen wir das auch so. Nur nicht so extrem wie die Vampire. Eigentlich heißt es ja im Klartext, das kein anderer Vampir jemals von uns trinken darf."
Merlin schnaubte abfällig.
„Als ob wir das zulassen würden. Erinnere dich an all die Vampire, die es versucht hatten, inklusive der vier, die du in diesem Park getroffen hast."
Sie grinste.
„Alle schöne Aschehäufchen geworden. Selbst schuld."
„Eben."
„Hast du Arthur von dir erzählt?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein und dabei belasse ich es auch vorerst. Es ist schon seltsam...", sinnierte er „Das er nicht darauf bestanden hatte, es zu wissen."
„Was?"
„Warum ich noch so jung bin. Er hatte nicht nachgefragt. Ich meine, jetzt, da wir im Bett gelandet sind und er diese Gefährten Sache durchgezogen hat. Für die Ewigkeit und doch weiß er eigentlich nicht, ob ich für immer leben werde. Ob er so etwas vermutet?"
„Das denke ich nicht. Vielleicht war er so sehr auf dich konzentriert, denn endlich hatte er dich dort, wo er dich haben wollte", meinte sie „Lance hatte ein paar Mal nachgefragt oder es angedeutet, das er es wissen will. Warum Arthur nicht begierig darauf ist, weiß ich nicht. Wie gesagt, er hatte wohl anderes im Kopf."
„Er weiß es nicht, da bin ich mir sicher. Lance hielt Wort", er nahm Luft „Ich weiß auch nicht. Vielleicht wartet er, das ich es ihm von mir aus erzähle."
„Kann sein", antwortete sie und sah zum Fenster.
„Gehen wir etwas in die Stadt? Draußen sitzen und Cafe trinken; vielleicht einen kleinen Einkaufsbummel machen? Es ist so ein schöner Tag."
Er nickte und sie ging hinaus, um sich fertig zu machen.
Merlin trank seinen Brandy und lächelte. Wenn die Sonne unterging, würde er wieder Arthur sehen. Sein Herz machte einen Sprung, als er daran dachte.
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Dunkles Schicksal
FantasyNach dem Tod seiner Eltern, die von Vampiren getötet wurden, wird der junge spanische Graf Merlin del la Vega zum Jäger. Sein Hauptmerkmal ist ein vermögender, hoch angesehener Vampir, den er für den Mörder seiner Eltern hält. Erbittert jagt er ihn...